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Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851.

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der Geschichte bemerkt schon sehr witzig und scharfsinnig von einem Volke in Kleinasien, das seine Stammbäume nach den Müttern aufstellte, daß hier gewiß weit weniger Gelegenheit, besonders zu unwissentlichen Irrthümern vorliege, als bei der griechischen männlichen Stammbaumfolge. Die Bienen waren so klug wie Herodot - sie wußten, daß der Stamm nur in weiblicher Erbfolge ganz rein erhalten werden könne. Um den King-consort bekümmern sie sich durchaus nicht - es ist ihnen völlig gleichgültig, ob er Prinz Albert, Serrano oder Munoz heißt - sie betrachten dieß als reine Privatsache der Königin und gehen sogar so weit in ihrer abstrakten Unterscheidung, daß er nicht einmal offiziell bekannt wird, und daß sie über seinen manchmal höchst grausamen Tod nicht einmal sprechen. Aber sie vermeiden durch ihr besonnenes Verhalten das Verderben der Race, was sonst bei Herrscherfamilien so gewöhnlich ist. Jede Königin gleicht der andern bis in die kleinsten Familienzüge - man sieht nicht jene disparaten Bildungen, die in manchen Herrscherfamilien so sonderbar auffallen - es ist noch nie vorgekommen, daß die eine Königin blondes Haar, blaue Augen, feinen weißen Teint, hohen Wuchs, große Füße; die andere schwarzes Haar, schwarze Augen, braunen Teint, kleinen Wuchs und kleine Füße gehabt hätte. Freilich haben auch die Väter stets gleichen Wuchs und Haarfarbe.

Es gibt Fälle, wo die Familie ausstirbt. Die Erben in Seitenlinien, die nachgeborenen, werden ja alle unbarmherzig ermordet - die Zukunft der Monarchie steht meistens nur auf zwei Augen. Zwar verläßt die verheirathete Königin, welche jetzt sich alle Mühe gibt, die Erinnerung an ihre Unthaten durch Sanftmuth, Güte und Wohlwollen zu verwischen, den Stock nimmer, oder nur in dem Falle,

der Geschichte bemerkt schon sehr witzig und scharfsinnig von einem Volke in Kleinasien, das seine Stammbäume nach den Müttern aufstellte, daß hier gewiß weit weniger Gelegenheit, besonders zu unwissentlichen Irrthümern vorliege, als bei der griechischen männlichen Stammbaumfolge. Die Bienen waren so klug wie Herodot – sie wußten, daß der Stamm nur in weiblicher Erbfolge ganz rein erhalten werden könne. Um den King-consort bekümmern sie sich durchaus nicht – es ist ihnen völlig gleichgültig, ob er Prinz Albert, Serrano oder Munoz heißt – sie betrachten dieß als reine Privatsache der Königin und gehen sogar so weit in ihrer abstrakten Unterscheidung, daß er nicht einmal offiziell bekannt wird, und daß sie über seinen manchmal höchst grausamen Tod nicht einmal sprechen. Aber sie vermeiden durch ihr besonnenes Verhalten das Verderben der Raçe, was sonst bei Herrscherfamilien so gewöhnlich ist. Jede Königin gleicht der andern bis in die kleinsten Familienzüge – man sieht nicht jene disparaten Bildungen, die in manchen Herrscherfamilien so sonderbar auffallen – es ist noch nie vorgekommen, daß die eine Königin blondes Haar, blaue Augen, feinen weißen Teint, hohen Wuchs, große Füße; die andere schwarzes Haar, schwarze Augen, braunen Teint, kleinen Wuchs und kleine Füße gehabt hätte. Freilich haben auch die Väter stets gleichen Wuchs und Haarfarbe.

Es gibt Fälle, wo die Familie ausstirbt. Die Erben in Seitenlinien, die nachgeborenen, werden ja alle unbarmherzig ermordet – die Zukunft der Monarchie steht meistens nur auf zwei Augen. Zwar verläßt die verheirathete Königin, welche jetzt sich alle Mühe gibt, die Erinnerung an ihre Unthaten durch Sanftmuth, Güte und Wohlwollen zu verwischen, den Stock nimmer, oder nur in dem Falle,

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[100/0126] der Geschichte bemerkt schon sehr witzig und scharfsinnig von einem Volke in Kleinasien, das seine Stammbäume nach den Müttern aufstellte, daß hier gewiß weit weniger Gelegenheit, besonders zu unwissentlichen Irrthümern vorliege, als bei der griechischen männlichen Stammbaumfolge. Die Bienen waren so klug wie Herodot – sie wußten, daß der Stamm nur in weiblicher Erbfolge ganz rein erhalten werden könne. Um den King-consort bekümmern sie sich durchaus nicht – es ist ihnen völlig gleichgültig, ob er Prinz Albert, Serrano oder Munoz heißt – sie betrachten dieß als reine Privatsache der Königin und gehen sogar so weit in ihrer abstrakten Unterscheidung, daß er nicht einmal offiziell bekannt wird, und daß sie über seinen manchmal höchst grausamen Tod nicht einmal sprechen. Aber sie vermeiden durch ihr besonnenes Verhalten das Verderben der Raçe, was sonst bei Herrscherfamilien so gewöhnlich ist. Jede Königin gleicht der andern bis in die kleinsten Familienzüge – man sieht nicht jene disparaten Bildungen, die in manchen Herrscherfamilien so sonderbar auffallen – es ist noch nie vorgekommen, daß die eine Königin blondes Haar, blaue Augen, feinen weißen Teint, hohen Wuchs, große Füße; die andere schwarzes Haar, schwarze Augen, braunen Teint, kleinen Wuchs und kleine Füße gehabt hätte. Freilich haben auch die Väter stets gleichen Wuchs und Haarfarbe. Es gibt Fälle, wo die Familie ausstirbt. Die Erben in Seitenlinien, die nachgeborenen, werden ja alle unbarmherzig ermordet – die Zukunft der Monarchie steht meistens nur auf zwei Augen. Zwar verläßt die verheirathete Königin, welche jetzt sich alle Mühe gibt, die Erinnerung an ihre Unthaten durch Sanftmuth, Güte und Wohlwollen zu verwischen, den Stock nimmer, oder nur in dem Falle,

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_thierstaaten_1851/126>, abgerufen am 29.11.2024.