Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851.O mein deutsches Vaterland, wie sehr gleichst du den Bienenstaaten! Herrlich ist die ausgiebige Sorgfalt, womit für die Jugend und für die darbenden Bürger gesorgt wird. Hier ist dem Staate kein Opfer zu groß, kein Honig zu süß, daß er ihn nicht in reichem Maße hingeben sollte. Die Erzieher der Jugend, die Wartfrauen, welche daheim die Kleinen warten, werden genährt von den Laufmägden und den eintragenden Arbeitern - ihre Stellung ist eine vollkommen unabhängige, sorgenfreie, dem hohen Berufe, dem sie obliegen, durchaus angemessene. Denn die Bienen betrachten eine tüchtige, sorgfältige Erziehung der Jugend als die heiligste Pflicht des Staates, ja selbst als den ersten Zweck seiner Existenz, und sie ehren und belohnen die Jugendlehrer nach dem Maße ihrer Einsicht. Das Amt der Wartfrau, der erziehenden Arbeiterbienen ist ihnen ein geheiligtes, ehrenvolles - denn auf der gehörigen Erfüllung dieses Amtes beruht für sie die Zukunft des Staates, die ungehemmte Entwicklung seiner Geschichte. Bei den Menschen möchte es noch lange dauern, bis gleiche Verhältnisse eintreten. Nur einzelne Republiken, in welchen fluchwürdiger Weise durch die Radikalen aller Boden unterwühlt ist, sind so unverständig gewesen, dem Bienenvolke nachzuahmen und den größten Antheil ihrer Einnahmen auf die Erziehung der Jugend zu verwenden, während die Monarchien, den Bienen entgegengesetzt, kaum den zehnten Theil dessen, was das stehende Heer kostet, für die Erziehung der Jugend aufbieten. Freilich ist dann auch das Resultat darnach! In den Republiken (vor welchen der Himmel Deutschland bewahren möge,) herrscht Ordnung und Gesetz, in den Monarchien Säbel und Standrecht; in O mein deutsches Vaterland, wie sehr gleichst du den Bienenstaaten! Herrlich ist die ausgiebige Sorgfalt, womit für die Jugend und für die darbenden Bürger gesorgt wird. Hier ist dem Staate kein Opfer zu groß, kein Honig zu süß, daß er ihn nicht in reichem Maße hingeben sollte. Die Erzieher der Jugend, die Wartfrauen, welche daheim die Kleinen warten, werden genährt von den Laufmägden und den eintragenden Arbeitern – ihre Stellung ist eine vollkommen unabhängige, sorgenfreie, dem hohen Berufe, dem sie obliegen, durchaus angemessene. Denn die Bienen betrachten eine tüchtige, sorgfältige Erziehung der Jugend als die heiligste Pflicht des Staates, ja selbst als den ersten Zweck seiner Existenz, und sie ehren und belohnen die Jugendlehrer nach dem Maße ihrer Einsicht. Das Amt der Wartfrau, der erziehenden Arbeiterbienen ist ihnen ein geheiligtes, ehrenvolles – denn auf der gehörigen Erfüllung dieses Amtes beruht für sie die Zukunft des Staates, die ungehemmte Entwicklung seiner Geschichte. Bei den Menschen möchte es noch lange dauern, bis gleiche Verhältnisse eintreten. Nur einzelne Republiken, in welchen fluchwürdiger Weise durch die Radikalen aller Boden unterwühlt ist, sind so unverständig gewesen, dem Bienenvolke nachzuahmen und den größten Antheil ihrer Einnahmen auf die Erziehung der Jugend zu verwenden, während die Monarchien, den Bienen entgegengesetzt, kaum den zehnten Theil dessen, was das stehende Heer kostet, für die Erziehung der Jugend aufbieten. Freilich ist dann auch das Resultat darnach! In den Republiken (vor welchen der Himmel Deutschland bewahren möge,) herrscht Ordnung und Gesetz, in den Monarchien Säbel und Standrecht; in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0112" n="86"/> <p>O mein deutsches Vaterland, wie sehr gleichst du den Bienenstaaten!</p> <p>Herrlich ist die ausgiebige Sorgfalt, womit für die Jugend und für die darbenden Bürger gesorgt wird. 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Nur einzelne Republiken, in welchen fluchwürdiger Weise durch die Radikalen aller Boden unterwühlt ist, sind so unverständig gewesen, dem Bienenvolke nachzuahmen und den größten Antheil ihrer Einnahmen auf die Erziehung der Jugend zu verwenden, während die Monarchien, den Bienen entgegengesetzt, kaum den zehnten Theil dessen, was das stehende Heer kostet, für die Erziehung der Jugend aufbieten. Freilich ist dann auch das Resultat darnach! In den Republiken (vor welchen der Himmel Deutschland bewahren möge,) herrscht Ordnung und Gesetz, in den Monarchien Säbel und Standrecht; in </p> </div> </body> </text> </TEI> [86/0112]
O mein deutsches Vaterland, wie sehr gleichst du den Bienenstaaten!
Herrlich ist die ausgiebige Sorgfalt, womit für die Jugend und für die darbenden Bürger gesorgt wird. Hier ist dem Staate kein Opfer zu groß, kein Honig zu süß, daß er ihn nicht in reichem Maße hingeben sollte. Die Erzieher der Jugend, die Wartfrauen, welche daheim die Kleinen warten, werden genährt von den Laufmägden und den eintragenden Arbeitern – ihre Stellung ist eine vollkommen unabhängige, sorgenfreie, dem hohen Berufe, dem sie obliegen, durchaus angemessene. Denn die Bienen betrachten eine tüchtige, sorgfältige Erziehung der Jugend als die heiligste Pflicht des Staates, ja selbst als den ersten Zweck seiner Existenz, und sie ehren und belohnen die Jugendlehrer nach dem Maße ihrer Einsicht. Das Amt der Wartfrau, der erziehenden Arbeiterbienen ist ihnen ein geheiligtes, ehrenvolles – denn auf der gehörigen Erfüllung dieses Amtes beruht für sie die Zukunft des Staates, die ungehemmte Entwicklung seiner Geschichte.
Bei den Menschen möchte es noch lange dauern, bis gleiche Verhältnisse eintreten. Nur einzelne Republiken, in welchen fluchwürdiger Weise durch die Radikalen aller Boden unterwühlt ist, sind so unverständig gewesen, dem Bienenvolke nachzuahmen und den größten Antheil ihrer Einnahmen auf die Erziehung der Jugend zu verwenden, während die Monarchien, den Bienen entgegengesetzt, kaum den zehnten Theil dessen, was das stehende Heer kostet, für die Erziehung der Jugend aufbieten. Freilich ist dann auch das Resultat darnach! In den Republiken (vor welchen der Himmel Deutschland bewahren möge,) herrscht Ordnung und Gesetz, in den Monarchien Säbel und Standrecht; in
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