Klappe versehen ist, welche das Zuströmen von Flüssigkeit aus dem Reservoir in die Hohlvene erlaubt, anderseits aber dem Austritte des Blutes aus der Hohlvene in das Säckchen sich entgegenstemmt. Der Kanal, der offenbar mit zum Lymphsysteme gehört, vielleicht aber auch dazu bestimmt ist, von außen her Wasser aufzunehmen und in das Blut überzuführen, erstreckt sich nach vorn bis unter den Schulter- gürtel und öffnet sich dort in die beiden großen Hohlvenen, die in die Vorkammer eintreten, wo sich ein ähnlicher Klappenapparat, wie an seinem hinteren Ende findet.
Als wesentliche Absonderungsorgane zeigen sich bei den Fi- schen vornehmlich nur die Nieren, welche unmittelbar unter der Wirbelsäule, über allen Eingeweiden liegend, sich gewöhnlich durch die ganze Länge der Bauchhöhle von vorn nach hinten erstrecken und nur auf ihrer vorderen Fläche von einer besonderen Faserhaut und dann von dem Bauchfelle überzogen sind. Die Harnleiter zeigen sich meist baumförmig verästelt auf der vorderen Fläche dieser Nieren, die oft in größerer oder geringerer Erstreckung in der Mittellinie mit einan- der verwachsen sind. An dem hinteren Ende der Bauchhöhle vereinigen sich die Harnleiter gewöhnlich in der Mittellinie in einen einzigen Gang, welcher zu einer Harnblase anschwillt, die sich entweder hinter dem After auf einer besonderen Warze, wie bei den Knochenfischen, oder in die hintere Wand des Mastdarmes, wie bei den Knorpel- fischen, mündet. Auf der Vorderfläche der Nieren sieht man außerdem mehr oder minder bedeutende weißliche oder gelbliche Körperchen, welche offenbar den Nebennieren entsprechen. Der Harn ist flüssig und wasserhell.
Die Geschlechtstheile sind stets nach demselben Grundtypus angeordnet, so daß sie auch in ihrer äußeren Form sich oft sehr glei- chen und bei einzelnen Fischen nur durch mikroskopische Untersuchung ihre spezifische Natur festgestellt werden kann. Die keimbereitenden Geschlechtstheile, Eierstöcke und Hoden, liegen stets innerhalb der Bauchhöhle unmittelbar unter den Nieren und über den Darmwin- dungen und wechseln sehr in ihrem Volumen je nach der Jahreszeit, indem sie gegen die Fortpflanzungsperiode hin durch die Ausbildung ihres Inhaltes ungemein anschwellen, nachher aber zusammenfallen. Die Eierstöcke und Eileiter zeigen verschiedenes Verhalten. Bei den Rundmäulern, den Aalen und den Lachsen besteht der Eierstock bald nur aus einer mittleren, bald aus zwei seitlichen häutigen Platten,
Klappe verſehen iſt, welche das Zuſtrömen von Flüſſigkeit aus dem Reſervoir in die Hohlvene erlaubt, anderſeits aber dem Austritte des Blutes aus der Hohlvene in das Säckchen ſich entgegenſtemmt. Der Kanal, der offenbar mit zum Lymphſyſteme gehört, vielleicht aber auch dazu beſtimmt iſt, von außen her Waſſer aufzunehmen und in das Blut überzuführen, erſtreckt ſich nach vorn bis unter den Schulter- gürtel und öffnet ſich dort in die beiden großen Hohlvenen, die in die Vorkammer eintreten, wo ſich ein ähnlicher Klappenapparat, wie an ſeinem hinteren Ende findet.
Als weſentliche Abſonderungsorgane zeigen ſich bei den Fi- ſchen vornehmlich nur die Nieren, welche unmittelbar unter der Wirbelſäule, über allen Eingeweiden liegend, ſich gewöhnlich durch die ganze Länge der Bauchhöhle von vorn nach hinten erſtrecken und nur auf ihrer vorderen Fläche von einer beſonderen Faſerhaut und dann von dem Bauchfelle überzogen ſind. Die Harnleiter zeigen ſich meiſt baumförmig veräſtelt auf der vorderen Fläche dieſer Nieren, die oft in größerer oder geringerer Erſtreckung in der Mittellinie mit einan- der verwachſen ſind. An dem hinteren Ende der Bauchhöhle vereinigen ſich die Harnleiter gewöhnlich in der Mittellinie in einen einzigen Gang, welcher zu einer Harnblaſe anſchwillt, die ſich entweder hinter dem After auf einer beſonderen Warze, wie bei den Knochenfiſchen, oder in die hintere Wand des Maſtdarmes, wie bei den Knorpel- fiſchen, mündet. Auf der Vorderfläche der Nieren ſieht man außerdem mehr oder minder bedeutende weißliche oder gelbliche Körperchen, welche offenbar den Nebennieren entſprechen. Der Harn iſt flüſſig und waſſerhell.
Die Geſchlechtstheile ſind ſtets nach demſelben Grundtypus angeordnet, ſo daß ſie auch in ihrer äußeren Form ſich oft ſehr glei- chen und bei einzelnen Fiſchen nur durch mikroſkopiſche Unterſuchung ihre ſpezifiſche Natur feſtgeſtellt werden kann. Die keimbereitenden Geſchlechtstheile, Eierſtöcke und Hoden, liegen ſtets innerhalb der Bauchhöhle unmittelbar unter den Nieren und über den Darmwin- dungen und wechſeln ſehr in ihrem Volumen je nach der Jahreszeit, indem ſie gegen die Fortpflanzungsperiode hin durch die Ausbildung ihres Inhaltes ungemein anſchwellen, nachher aber zuſammenfallen. Die Eierſtöcke und Eileiter zeigen verſchiedenes Verhalten. Bei den Rundmäulern, den Aalen und den Lachſen beſteht der Eierſtock bald nur aus einer mittleren, bald aus zwei ſeitlichen häutigen Platten,
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Klappe verſehen iſt, welche das Zuſtrömen von Flüſſigkeit aus dem
Reſervoir in die Hohlvene erlaubt, anderſeits aber dem Austritte des
Blutes aus der Hohlvene in das Säckchen ſich entgegenſtemmt. Der
Kanal, der offenbar mit zum Lymphſyſteme gehört, vielleicht aber auch
dazu beſtimmt iſt, von außen her Waſſer aufzunehmen und in das
Blut überzuführen, erſtreckt ſich nach vorn bis unter den Schulter-
gürtel und öffnet ſich dort in die beiden großen Hohlvenen, die in die
Vorkammer eintreten, wo ſich ein ähnlicher Klappenapparat, wie an
ſeinem hinteren Ende findet.
Als weſentliche Abſonderungsorgane zeigen ſich bei den Fi-
ſchen vornehmlich nur die Nieren, welche unmittelbar unter der
Wirbelſäule, über allen Eingeweiden liegend, ſich gewöhnlich durch die
ganze Länge der Bauchhöhle von vorn nach hinten erſtrecken und nur
auf ihrer vorderen Fläche von einer beſonderen Faſerhaut und dann
von dem Bauchfelle überzogen ſind. Die Harnleiter zeigen ſich meiſt
baumförmig veräſtelt auf der vorderen Fläche dieſer Nieren, die oft
in größerer oder geringerer Erſtreckung in der Mittellinie mit einan-
der verwachſen ſind. An dem hinteren Ende der Bauchhöhle vereinigen
ſich die Harnleiter gewöhnlich in der Mittellinie in einen einzigen
Gang, welcher zu einer Harnblaſe anſchwillt, die ſich entweder hinter
dem After auf einer beſonderen Warze, wie bei den Knochenfiſchen,
oder in die hintere Wand des Maſtdarmes, wie bei den Knorpel-
fiſchen, mündet. Auf der Vorderfläche der Nieren ſieht man außerdem
mehr oder minder bedeutende weißliche oder gelbliche Körperchen, welche
offenbar den Nebennieren entſprechen. Der Harn iſt flüſſig und
waſſerhell.
Die Geſchlechtstheile ſind ſtets nach demſelben Grundtypus
angeordnet, ſo daß ſie auch in ihrer äußeren Form ſich oft ſehr glei-
chen und bei einzelnen Fiſchen nur durch mikroſkopiſche Unterſuchung
ihre ſpezifiſche Natur feſtgeſtellt werden kann. Die keimbereitenden
Geſchlechtstheile, Eierſtöcke und Hoden, liegen ſtets innerhalb der
Bauchhöhle unmittelbar unter den Nieren und über den Darmwin-
dungen und wechſeln ſehr in ihrem Volumen je nach der Jahreszeit,
indem ſie gegen die Fortpflanzungsperiode hin durch die Ausbildung
ihres Inhaltes ungemein anſchwellen, nachher aber zuſammenfallen.
Die Eierſtöcke und Eileiter zeigen verſchiedenes Verhalten. Bei den
Rundmäulern, den Aalen und den Lachſen beſteht der Eierſtock bald
nur aus einer mittleren, bald aus zwei ſeitlichen häutigen Platten,
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/86>, abgerufen am 28.11.2024.
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