daß nähere Untersuchungen hierüber angestellt wären, den Nerven der Fische dieselben Funktionen zuschreiben, welche bei den höheren Wir- belthieren nachgewiesen sind.
Die Sinnesorgane des Kopfes sind bei fast allen Fischen vorhanden und zeigen nur äußerst selten eine rudimentäre Ausbildung, ob sie gleich in ihrer Struktur denjenigen der höheren Thiere nach- stehen. Bei den niedersten Fischen, den Lanzettfischen und Rundmäu- lern, ist die Nase nur einfach und bildet entweder eine becherförmige Grube oder ein tiefes, bald häutiges, bald knorpeliges Rohr, welches bei den Neunaugen geschlossen -- bei den Ingern (Myxine) aber hin- ten in die Mundhöhle geöffnet ist. Bei allen übrigen Fischen liegt die gewöhnlich zierliche Sternfalten bildende Nasenschleimhaut jeder- seits in einer Grube, welche vorn an der Schnauze in dem Kopfknor- pel angebracht ist und bald mit einer Klappe geschlossen werden kann, bei den Knochenfischen aber meistens zwei hinter einander liegende Oeffnungen hat, von denen die vordere zuweilen eine durch eine Kno- chenplatte gestützte Klappe besitzt. Das Auge ist meistens sehr groß, vorn abgeplattet nnd scheint niemals zu fehlen, ist aber bei den blin- den Fischen mit undurchsichtiger Körperhaut überzogen und entbehrt dann auch der Augenmuskeln, die sonst fast stets in der Sechszahl, vier gerade und zwei schiefe, vorhanden sind. Augenlider kommen nur selten vor und erscheinen dann gewöhnlich nur als Falten, die unbeweglich sind. Die äußere weiße Augenhaut (Sclerotica) ist mei- stens in ihrem Inneren durch Knorpel oder Knochenplatten gestützt und gewöhnlich durch einen sehnigen oder knorpeligen Stiel an der Hinterwand der Augenhöhle befestigt; sie hat die Form eines nach außen gerichteten Bechers und trägt in dem Falze ihres äußeren Ran- des die platte, in der Mitte dünnere Hornhaut; sie wird von hinten her in der Mitte durch den Sehnerven durchbrochen, welcher sich in- nen im Auge zu der becherförmigen Netzhaut (Retina) ausbreitet. Zwischen der Netzhaut und der weißen Augenhaut liegt die aus meh- reren Schichten bestehende Aderhaut (Choroidea), welche nach vorn an dem Falze der Hornhaut sich befestigt und sich nach Innen als Regenbogenhaut (Iris) fortsetzt, die gewöhnlich äußerst lebhaft glän- zende Metallfarben besitzt. An der inneren Seite geht dem ursprüng- lichen Augenspalte entsprechend eine sichelförmige Falte der Aderhaut nach Innen, welche die Netzhaut und den Glaskörper durchbricht und sich an die hintere Fläche der Linse festsetzt. Diese ist ungemein groß, gewöhnlich fast kugelrund und liegt in einer vorderen Grube des
daß nähere Unterſuchungen hierüber angeſtellt wären, den Nerven der Fiſche dieſelben Funktionen zuſchreiben, welche bei den höheren Wir- belthieren nachgewieſen ſind.
Die Sinnesorgane des Kopfes ſind bei faſt allen Fiſchen vorhanden und zeigen nur äußerſt ſelten eine rudimentäre Ausbildung, ob ſie gleich in ihrer Struktur denjenigen der höheren Thiere nach- ſtehen. Bei den niederſten Fiſchen, den Lanzettfiſchen und Rundmäu- lern, iſt die Naſe nur einfach und bildet entweder eine becherförmige Grube oder ein tiefes, bald häutiges, bald knorpeliges Rohr, welches bei den Neunaugen geſchloſſen — bei den Ingern (Myxine) aber hin- ten in die Mundhöhle geöffnet iſt. Bei allen übrigen Fiſchen liegt die gewöhnlich zierliche Sternfalten bildende Naſenſchleimhaut jeder- ſeits in einer Grube, welche vorn an der Schnauze in dem Kopfknor- pel angebracht iſt und bald mit einer Klappe geſchloſſen werden kann, bei den Knochenfiſchen aber meiſtens zwei hinter einander liegende Oeffnungen hat, von denen die vordere zuweilen eine durch eine Kno- chenplatte geſtützte Klappe beſitzt. Das Auge iſt meiſtens ſehr groß, vorn abgeplattet nnd ſcheint niemals zu fehlen, iſt aber bei den blin- den Fiſchen mit undurchſichtiger Körperhaut überzogen und entbehrt dann auch der Augenmuskeln, die ſonſt faſt ſtets in der Sechszahl, vier gerade und zwei ſchiefe, vorhanden ſind. Augenlider kommen nur ſelten vor und erſcheinen dann gewöhnlich nur als Falten, die unbeweglich ſind. Die äußere weiße Augenhaut (Sclerotica) iſt mei- ſtens in ihrem Inneren durch Knorpel oder Knochenplatten geſtützt und gewöhnlich durch einen ſehnigen oder knorpeligen Stiel an der Hinterwand der Augenhöhle befeſtigt; ſie hat die Form eines nach außen gerichteten Bechers und trägt in dem Falze ihres äußeren Ran- des die platte, in der Mitte dünnere Hornhaut; ſie wird von hinten her in der Mitte durch den Sehnerven durchbrochen, welcher ſich in- nen im Auge zu der becherförmigen Netzhaut (Retina) ausbreitet. Zwiſchen der Netzhaut und der weißen Augenhaut liegt die aus meh- reren Schichten beſtehende Aderhaut (Choroidea), welche nach vorn an dem Falze der Hornhaut ſich befeſtigt und ſich nach Innen als Regenbogenhaut (Iris) fortſetzt, die gewöhnlich äußerſt lebhaft glän- zende Metallfarben beſitzt. An der inneren Seite geht dem urſprüng- lichen Augenſpalte entſprechend eine ſichelförmige Falte der Aderhaut nach Innen, welche die Netzhaut und den Glaskörper durchbricht und ſich an die hintere Fläche der Linſe feſtſetzt. Dieſe iſt ungemein groß, gewöhnlich faſt kugelrund und liegt in einer vorderen Grube des
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daß nähere Unterſuchungen hierüber angeſtellt wären, den Nerven der
Fiſche dieſelben Funktionen zuſchreiben, welche bei den höheren Wir-
belthieren nachgewieſen ſind.
Die Sinnesorgane des Kopfes ſind bei faſt allen Fiſchen
vorhanden und zeigen nur äußerſt ſelten eine rudimentäre Ausbildung,
ob ſie gleich in ihrer Struktur denjenigen der höheren Thiere nach-
ſtehen. Bei den niederſten Fiſchen, den Lanzettfiſchen und Rundmäu-
lern, iſt die Naſe nur einfach und bildet entweder eine becherförmige
Grube oder ein tiefes, bald häutiges, bald knorpeliges Rohr, welches
bei den Neunaugen geſchloſſen — bei den Ingern (Myxine) aber hin-
ten in die Mundhöhle geöffnet iſt. Bei allen übrigen Fiſchen liegt
die gewöhnlich zierliche Sternfalten bildende Naſenſchleimhaut jeder-
ſeits in einer Grube, welche vorn an der Schnauze in dem Kopfknor-
pel angebracht iſt und bald mit einer Klappe geſchloſſen werden kann,
bei den Knochenfiſchen aber meiſtens zwei hinter einander liegende
Oeffnungen hat, von denen die vordere zuweilen eine durch eine Kno-
chenplatte geſtützte Klappe beſitzt. Das Auge iſt meiſtens ſehr groß,
vorn abgeplattet nnd ſcheint niemals zu fehlen, iſt aber bei den blin-
den Fiſchen mit undurchſichtiger Körperhaut überzogen und entbehrt
dann auch der Augenmuskeln, die ſonſt faſt ſtets in der Sechszahl,
vier gerade und zwei ſchiefe, vorhanden ſind. Augenlider kommen
nur ſelten vor und erſcheinen dann gewöhnlich nur als Falten, die
unbeweglich ſind. Die äußere weiße Augenhaut (Sclerotica) iſt mei-
ſtens in ihrem Inneren durch Knorpel oder Knochenplatten geſtützt
und gewöhnlich durch einen ſehnigen oder knorpeligen Stiel an der
Hinterwand der Augenhöhle befeſtigt; ſie hat die Form eines nach
außen gerichteten Bechers und trägt in dem Falze ihres äußeren Ran-
des die platte, in der Mitte dünnere Hornhaut; ſie wird von hinten
her in der Mitte durch den Sehnerven durchbrochen, welcher ſich in-
nen im Auge zu der becherförmigen Netzhaut (Retina) ausbreitet.
Zwiſchen der Netzhaut und der weißen Augenhaut liegt die aus meh-
reren Schichten beſtehende Aderhaut (Choroidea), welche nach vorn
an dem Falze der Hornhaut ſich befeſtigt und ſich nach Innen als
Regenbogenhaut (Iris) fortſetzt, die gewöhnlich äußerſt lebhaft glän-
zende Metallfarben beſitzt. An der inneren Seite geht dem urſprüng-
lichen Augenſpalte entſprechend eine ſichelförmige Falte der Aderhaut
nach Innen, welche die Netzhaut und den Glaskörper durchbricht und
ſich an die hintere Fläche der Linſe feſtſetzt. Dieſe iſt ungemein groß,
gewöhnlich faſt kugelrund und liegt in einer vorderen Grube des
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/69>, abgerufen am 30.11.2024.
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