Die Nordsee und der Theil des atlantischen Oceans, welcher von der amerikanischen Küste begränzt wird, stellt nur ein einziges großes Wassergebiet dar, in welchem die Seehunde (Pho- cida), die Stockfische (Gadida), die Häringe noch vorwiegen, der Lump aber fast gänzlich zurücktritt. Die Kopffüßler treten häufig, doch nur mit wenigen Arten auf. Unter den Crustaceen zeichnen sich nament- lich Spitzkrabben (Oxyrhyncha), große Hummern und Taschenkrebse (Cancer) aus. Der Pfahlwurm (Teredo) richtet in dieser Gegend vorzüglich seine Verheerungen an und unter den Stachelhäutern, die in dem Polarmeere fast ganz fehlten, zeichnen sich Schlangen- (Ophiu- rida), Haar- (Comatulida) und Seesterne (Asterida), Herz- (Spatan- gida) und Seeigel (Cidarida) besonders aus.
So wie seine Ufer, so hat auch das Becken des Mittel- meeres seine eigenthümlichen Bewohner. Zahlreiche Delphine und Meerschweine, so wie einzelne Lederschildkröten (Sphargis) zeigen sich statt der mangelnden Seehunde, unter den Fischen treten besonders die Makreelen (Scomberida), die Schwertfische (Xiphioida), die Meer- brassen (Sparida), die Zitterrochen (Torpedo); unter den Crustaceen die Scham- (Calappa) und Wollkrabben (Dromia), die Gattungen Homola, Scyllarus und Squilla hervor. Das Papierboot (Argonauta) gesellt sich zu vielfachen Arten der Kopffüßler, während die ganze Unterklasse der Heteropoden, die Pfeilschnecken (Sagitta), die Loch- muscheln (Terebratula) und Bohrmuscheln (Pholax), die Feuerzapfen (Pyrosoma) und Gürtelquallen (Cestum), die Medusenhäupter (Eu- ryale), die Segelquallen (Velella) und viele Arten von Röhrenquallen und Quallenpolypen hier zum ersten Male auftreten.
Die beiden Küsten des südlichen Oceans, der einerseits von der Westküste Afrikas, anderseits von der Ostküste Amerikas be- gränzt wird, gleichen sich in vieler Beziehung, obgleich auch hier meist verschiedene Arten sich wechselseitig vertreten. So ist die Seekuh (Manatus), welche in der Nähe der großen Flußmündungen Afrikas weidet, eine andere, als die Seekuh vom Amazonenstrome, und wäh- rend die afrikanische Küste sich durch ihren Reichthum von Schildigeln (Clypeaster) auszeichnet, wiegen die Scheibenigel (Laganum) und Nuß- igel (Cassidulida) an der amerikanischen Küste vor, wo zugleich in der Tiefe die einzigen gestielten Haarsterne (Holopus; Pentacrinus) unserer Schöpfung vorkommen.
Die Nordſee und der Theil des atlantiſchen Oceans, welcher von der amerikaniſchen Küſte begränzt wird, ſtellt nur ein einziges großes Waſſergebiet dar, in welchem die Seehunde (Pho- cida), die Stockfiſche (Gadida), die Häringe noch vorwiegen, der Lump aber faſt gänzlich zurücktritt. Die Kopffüßler treten häufig, doch nur mit wenigen Arten auf. Unter den Cruſtaceen zeichnen ſich nament- lich Spitzkrabben (Oxyrhyncha), große Hummern und Taſchenkrebſe (Cancer) aus. Der Pfahlwurm (Teredo) richtet in dieſer Gegend vorzüglich ſeine Verheerungen an und unter den Stachelhäutern, die in dem Polarmeere faſt ganz fehlten, zeichnen ſich Schlangen- (Ophiu- rida), Haar- (Comatulida) und Seeſterne (Asterida), Herz- (Spatan- gida) und Seeigel (Cidarida) beſonders aus.
So wie ſeine Ufer, ſo hat auch das Becken des Mittel- meeres ſeine eigenthümlichen Bewohner. Zahlreiche Delphine und Meerſchweine, ſo wie einzelne Lederſchildkröten (Sphargis) zeigen ſich ſtatt der mangelnden Seehunde, unter den Fiſchen treten beſonders die Makreelen (Scomberida), die Schwertfiſche (Xiphioida), die Meer- braſſen (Sparida), die Zitterrochen (Torpedo); unter den Cruſtaceen die Scham- (Calappa) und Wollkrabben (Dromia), die Gattungen Homola, Scyllarus und Squilla hervor. Das Papierboot (Argonauta) geſellt ſich zu vielfachen Arten der Kopffüßler, während die ganze Unterklaſſe der Heteropoden, die Pfeilſchnecken (Sagitta), die Loch- muſcheln (Terebratula) und Bohrmuſcheln (Pholax), die Feuerzapfen (Pyrosoma) und Gürtelquallen (Cestum), die Meduſenhäupter (Eu- ryale), die Segelquallen (Velella) und viele Arten von Röhrenquallen und Quallenpolypen hier zum erſten Male auftreten.
Die beiden Küſten des ſüdlichen Oceans, der einerſeits von der Weſtküſte Afrikas, anderſeits von der Oſtküſte Amerikas be- gränzt wird, gleichen ſich in vieler Beziehung, obgleich auch hier meiſt verſchiedene Arten ſich wechſelſeitig vertreten. So iſt die Seekuh (Manatus), welche in der Nähe der großen Flußmündungen Afrikas weidet, eine andere, als die Seekuh vom Amazonenſtrome, und wäh- rend die afrikaniſche Küſte ſich durch ihren Reichthum von Schildigeln (Clypeaster) auszeichnet, wiegen die Scheibenigel (Laganum) und Nuß- igel (Cassidulida) an der amerikaniſchen Küſte vor, wo zugleich in der Tiefe die einzigen geſtielten Haarſterne (Holopus; Pentacrinus) unſerer Schöpfung vorkommen.
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cida), die Stockfiſche (Gadida), die Häringe noch vorwiegen, der Lump
aber faſt gänzlich zurücktritt. Die Kopffüßler treten häufig, doch nur
mit wenigen Arten auf. Unter den Cruſtaceen zeichnen ſich nament-
lich Spitzkrabben (Oxyrhyncha), große Hummern und Taſchenkrebſe
(Cancer) aus. Der Pfahlwurm (Teredo) richtet in dieſer Gegend
vorzüglich ſeine Verheerungen an und unter den Stachelhäutern, die
in dem Polarmeere faſt ganz fehlten, zeichnen ſich Schlangen- (Ophiu-
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gida) und Seeigel (Cidarida) beſonders aus.
So wie ſeine Ufer, ſo hat auch das Becken des Mittel-
meeres ſeine eigenthümlichen Bewohner. Zahlreiche Delphine und
Meerſchweine, ſo wie einzelne Lederſchildkröten (Sphargis) zeigen ſich
ſtatt der mangelnden Seehunde, unter den Fiſchen treten beſonders
die Makreelen (Scomberida), die Schwertfiſche (Xiphioida), die Meer-
braſſen (Sparida), die Zitterrochen (Torpedo); unter den Cruſtaceen
die Scham- (Calappa) und Wollkrabben (Dromia), die Gattungen
Homola, Scyllarus und Squilla hervor. Das Papierboot (Argonauta)
geſellt ſich zu vielfachen Arten der Kopffüßler, während die ganze
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muſcheln (Terebratula) und Bohrmuſcheln (Pholax), die Feuerzapfen
(Pyrosoma) und Gürtelquallen (Cestum), die Meduſenhäupter (Eu-
ryale), die Segelquallen (Velella) und viele Arten von Röhrenquallen
und Quallenpolypen hier zum erſten Male auftreten.
Die beiden Küſten des ſüdlichen Oceans, der einerſeits
von der Weſtküſte Afrikas, anderſeits von der Oſtküſte Amerikas be-
gränzt wird, gleichen ſich in vieler Beziehung, obgleich auch hier meiſt
verſchiedene Arten ſich wechſelſeitig vertreten. So iſt die Seekuh
(Manatus), welche in der Nähe der großen Flußmündungen Afrikas
weidet, eine andere, als die Seekuh vom Amazonenſtrome, und wäh-
rend die afrikaniſche Küſte ſich durch ihren Reichthum von Schildigeln
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 589. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/595>, abgerufen am 25.11.2024.
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