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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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und sehr schlanken Gliedmaßen, die Paviane und Meerkatzen enthält (Cy-
nocephalus; Macacus; Inuus; Cercopithecus; Semnopithecus; Colobus)
,
während die zweite die ungeschwänzten Affen ohne Backentaschen und mit

[Abbildung] Fig. 1478.

Der Orang-Utang (Simia satyrus).

gar keinen oder nur sehr kleinen Gesäßschwielen umfaßt, die sogenannten
Waldmenschen, von welchen der Orang (Simia s. Pithecus), der Chim-
panse (Troglodytes) und der Gibbon (Hylobates) die bekanntesten Arten
sind. Die wesentlichsten äußeren Charaktere, welche diese Affen von dem
Menschen unterscheiden, beruhen in der Bildung der vier Hände und in der
Proportion der Arme, welche wenigstens bis zum Knie, bei den meisten
aber bis auf die Knöchel hinab reichen, und in der Kürze des Oberschen-
kelbeins, das beim Menschen verhältnißmäßig die größte Länge unter allen
Thieren erreicht. Das neckische Naturell, welches die übrigen Affen zu einer
ekelhaften Karrikatur des Menschen macht, ist hier verschwunden und hat
einer ruhigen, ja selbst melancholischen Gemüthsstimmung Platz gemacht.
Die Intelligenz der Jungen ist sehr bedeutend und ihre Handlungen in
vieler Beziehung denjenigen eines Kindes außerordentlich ähnlich. Im
Alter werden die Thiere boshaft und die Veränderung ihres Schädel-
baues ist so bedeutend, daß man lange Zeit die alten Individuen des
Orangs für eine besondere Art hielt und sie unter dem Namen Pongo
unterschied.


und ſehr ſchlanken Gliedmaßen, die Paviane und Meerkatzen enthält (Cy-
nocephalus; Macacus; Inuus; Cercopithecus; Semnopithecus; Colobus)
,
während die zweite die ungeſchwänzten Affen ohne Backentaſchen und mit

[Abbildung] Fig. 1478.

Der Orang-Utang (Simia satyrus).

gar keinen oder nur ſehr kleinen Geſäßſchwielen umfaßt, die ſogenannten
Waldmenſchen, von welchen der Orang (Simia s. Pithecus), der Chim-
panſe (Troglodytes) und der Gibbon (Hylobates) die bekannteſten Arten
ſind. Die weſentlichſten äußeren Charaktere, welche dieſe Affen von dem
Menſchen unterſcheiden, beruhen in der Bildung der vier Hände und in der
Proportion der Arme, welche wenigſtens bis zum Knie, bei den meiſten
aber bis auf die Knöchel hinab reichen, und in der Kürze des Oberſchen-
kelbeins, das beim Menſchen verhältnißmäßig die größte Länge unter allen
Thieren erreicht. Das neckiſche Naturell, welches die übrigen Affen zu einer
ekelhaften Karrikatur des Menſchen macht, iſt hier verſchwunden und hat
einer ruhigen, ja ſelbſt melancholiſchen Gemüthsſtimmung Platz gemacht.
Die Intelligenz der Jungen iſt ſehr bedeutend und ihre Handlungen in
vieler Beziehung denjenigen eines Kindes außerordentlich ähnlich. Im
Alter werden die Thiere boshaft und die Veränderung ihres Schädel-
baues iſt ſo bedeutend, daß man lange Zeit die alten Individuen des
Orangs für eine beſondere Art hielt und ſie unter dem Namen Pongo
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[533/0539] und ſehr ſchlanken Gliedmaßen, die Paviane und Meerkatzen enthält (Cy- nocephalus; Macacus; Inuus; Cercopithecus; Semnopithecus; Colobus), während die zweite die ungeſchwänzten Affen ohne Backentaſchen und mit [Abbildung Fig. 1478. Der Orang-Utang (Simia satyrus).] gar keinen oder nur ſehr kleinen Geſäßſchwielen umfaßt, die ſogenannten Waldmenſchen, von welchen der Orang (Simia s. Pithecus), der Chim- panſe (Troglodytes) und der Gibbon (Hylobates) die bekannteſten Arten ſind. Die weſentlichſten äußeren Charaktere, welche dieſe Affen von dem Menſchen unterſcheiden, beruhen in der Bildung der vier Hände und in der Proportion der Arme, welche wenigſtens bis zum Knie, bei den meiſten aber bis auf die Knöchel hinab reichen, und in der Kürze des Oberſchen- kelbeins, das beim Menſchen verhältnißmäßig die größte Länge unter allen Thieren erreicht. Das neckiſche Naturell, welches die übrigen Affen zu einer ekelhaften Karrikatur des Menſchen macht, iſt hier verſchwunden und hat einer ruhigen, ja ſelbſt melancholiſchen Gemüthsſtimmung Platz gemacht. Die Intelligenz der Jungen iſt ſehr bedeutend und ihre Handlungen in vieler Beziehung denjenigen eines Kindes außerordentlich ähnlich. Im Alter werden die Thiere boshaft und die Veränderung ihres Schädel- baues iſt ſo bedeutend, daß man lange Zeit die alten Individuen des Orangs für eine beſondere Art hielt und ſie unter dem Namen Pongo unterſchied.

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 533. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/539>, abgerufen am 24.11.2024.