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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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[Abbildung] Fig. 1382.

Der Tapir (Tapirus americanus).

Die Familie der Tapire (Nasuta) entspricht in ihrem jetzigen
Auftreten gewissermaßen der vorigen, da der größte Dickhäuter der
Tropengegenden Amerikas ihr angehört, obgleich sie nicht auf die neue
Welt beschränkt ist, sondern eine eigenthümliche Art auch in Indien
vorkömmt. Der Schädel dieser Thiere ist lang, pyramidal, nicht zellig
wie derjenige der Elephanten, der Kopf demjenigen der Schweine ähn-
lich, die Nase in einen kurzen aber äußerst beweglichen Rüssel verlän-
gert, mit welchem das Thier nach allen Seiten hin tastet. Die Na-
senbeine zum Ansatz der starken Rüsselmuskeln hoch gewölbt. Das
Zahnsystem entfernt sich bedeutend von demjenigen der Rüsselthiere,
zumal bei den fossilen Gattungen dieser Familie, die mancherlei Ver-
schiedenheiten von dem jetzigen Tapir darbieten. Bei allen der Fa-
milie angehörigen Thieren finden sich oben und unten in den Kiefern
sechs Schneidezähne und dann ein kurzer, nicht sehr bedeutend ent-
wickelter Eckzahn, welchem in der Oberkinnlade sieben, in der unteren
sechs Backzähne folgen, die mit einfachen oder doppelten Querjochen
versehen sind. Diese quergejochten Zähne des jetzt lebenden Tapir
gleichen so sehr den Zähnen des Dinotheriums, daß man anfangs, als
man nur einzelne Exemplare von den Backzähnen des letzteren kannte,
es für einen riesigen Tapir ansprach. Die Füße der Tapire sind
schlank, die Zehen, deren sich vier an den Vorderfüßen, drei an den
Hinterfüßen befinden, wohl getrennt und mit glatten Hufklauen ver-
sehen. Die Thiere leben in sumpfigen Wäldern, an Morästen und
Flußufern in Heerden und flüchten sich bei Gefahr gern ins Wasser,
da sie vortrefflich schwimmen und tauchen. Tapirus; Lophiodon;
Anthracotherium
.



[Abbildung] Fig. 1382.

Der Tapir (Tapirus americanus).

Die Familie der Tapire (Nasuta) entſpricht in ihrem jetzigen
Auftreten gewiſſermaßen der vorigen, da der größte Dickhäuter der
Tropengegenden Amerikas ihr angehört, obgleich ſie nicht auf die neue
Welt beſchränkt iſt, ſondern eine eigenthümliche Art auch in Indien
vorkömmt. Der Schädel dieſer Thiere iſt lang, pyramidal, nicht zellig
wie derjenige der Elephanten, der Kopf demjenigen der Schweine ähn-
lich, die Naſe in einen kurzen aber äußerſt beweglichen Rüſſel verlän-
gert, mit welchem das Thier nach allen Seiten hin taſtet. Die Na-
ſenbeine zum Anſatz der ſtarken Rüſſelmuskeln hoch gewölbt. Das
Zahnſyſtem entfernt ſich bedeutend von demjenigen der Rüſſelthiere,
zumal bei den foſſilen Gattungen dieſer Familie, die mancherlei Ver-
ſchiedenheiten von dem jetzigen Tapir darbieten. Bei allen der Fa-
milie angehörigen Thieren finden ſich oben und unten in den Kiefern
ſechs Schneidezähne und dann ein kurzer, nicht ſehr bedeutend ent-
wickelter Eckzahn, welchem in der Oberkinnlade ſieben, in der unteren
ſechs Backzähne folgen, die mit einfachen oder doppelten Querjochen
verſehen ſind. Dieſe quergejochten Zähne des jetzt lebenden Tapir
gleichen ſo ſehr den Zähnen des Dinotheriums, daß man anfangs, als
man nur einzelne Exemplare von den Backzähnen des letzteren kannte,
es für einen rieſigen Tapir anſprach. Die Füße der Tapire ſind
ſchlank, die Zehen, deren ſich vier an den Vorderfüßen, drei an den
Hinterfüßen befinden, wohl getrennt und mit glatten Hufklauen ver-
ſehen. Die Thiere leben in ſumpfigen Wäldern, an Moräſten und
Flußufern in Heerden und flüchten ſich bei Gefahr gern ins Waſſer,
da ſie vortrefflich ſchwimmen und tauchen. Tapirus; Lophiodon;
Anthracotherium
.


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[460/0466] [Abbildung Fig. 1382. Der Tapir (Tapirus americanus). ] Die Familie der Tapire (Nasuta) entſpricht in ihrem jetzigen Auftreten gewiſſermaßen der vorigen, da der größte Dickhäuter der Tropengegenden Amerikas ihr angehört, obgleich ſie nicht auf die neue Welt beſchränkt iſt, ſondern eine eigenthümliche Art auch in Indien vorkömmt. Der Schädel dieſer Thiere iſt lang, pyramidal, nicht zellig wie derjenige der Elephanten, der Kopf demjenigen der Schweine ähn- lich, die Naſe in einen kurzen aber äußerſt beweglichen Rüſſel verlän- gert, mit welchem das Thier nach allen Seiten hin taſtet. Die Na- ſenbeine zum Anſatz der ſtarken Rüſſelmuskeln hoch gewölbt. Das Zahnſyſtem entfernt ſich bedeutend von demjenigen der Rüſſelthiere, zumal bei den foſſilen Gattungen dieſer Familie, die mancherlei Ver- ſchiedenheiten von dem jetzigen Tapir darbieten. Bei allen der Fa- milie angehörigen Thieren finden ſich oben und unten in den Kiefern ſechs Schneidezähne und dann ein kurzer, nicht ſehr bedeutend ent- wickelter Eckzahn, welchem in der Oberkinnlade ſieben, in der unteren ſechs Backzähne folgen, die mit einfachen oder doppelten Querjochen verſehen ſind. Dieſe quergejochten Zähne des jetzt lebenden Tapir gleichen ſo ſehr den Zähnen des Dinotheriums, daß man anfangs, als man nur einzelne Exemplare von den Backzähnen des letzteren kannte, es für einen rieſigen Tapir anſprach. Die Füße der Tapire ſind ſchlank, die Zehen, deren ſich vier an den Vorderfüßen, drei an den Hinterfüßen befinden, wohl getrennt und mit glatten Hufklauen ver- ſehen. Die Thiere leben in ſumpfigen Wäldern, an Moräſten und Flußufern in Heerden und flüchten ſich bei Gefahr gern ins Waſſer, da ſie vortrefflich ſchwimmen und tauchen. Tapirus; Lophiodon; Anthracotherium.

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 460. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/466>, abgerufen am 25.11.2024.