loren gehen. Durch dieses beständige Abnutzen und Ersetzen, das sich bis in das hohe Alter der Thiere ununterbrochen fortsetzt, wird ein ziemlicher Wechsel in der Bezahnung, je nach den verschiedenen Altersperioden des Thieres herbeigeführt. Die Rüsselthiere schließen sich durch diesen Zahnwechsel äußerst nahe an die Seekühe an, bei welchen ein ähn- licher Ersatz der abgenutzten Zähne beobachtet wird. Außer diesen Backenzähnen, die bei den alten Thieren in dem Unterkiefer einzig vorhanden sind, (bei den Mastodonten allein existiren in der Jugend zwei kurze Milch-Stoßzähne im Unterkiefer), finden sich in dem Ober- kiefer zwei Stoßzähne, welche lang, konisch zugespitzt, leicht gekrümmt und bei dem Männchen weit mehr entwickelt sind, als bei dem Weib- chen. Diese Stoßzähne, die oft eine gewaltige Länge und ein Gewicht von einem Centner erreichen, stehen zu beiden Seiten aus dem Maule, den Rüssel umfassend, hervor und liefern das bekannte Elfenbein. Das äußere Ohr der Rüsselthiere ist bedeutend, die Füße plump, säu- lenförmig und mit fünf kleinen platten Hufen versehen, die den fünf wohlausgebildeten Zehen entsprechen, welche aber ganz in Sehnenge- webe eingehüllt und von der Haut umschlossen sind. Der Fuß stellt so einen mit dicker Schwielenmasse getäfelten Ballen vor, auf dessen oberer Fläche die Hufe aufliegen. Das Weibchen hat nur zwei Zitzen, welche an der Brust liegen, der Schwanz ist kurz, mit steifen Borsten besetzt.
Die Familie der Rüsselträger ist jetzt einzig auf die alte Welt und zwar auf die Gegend innerhalb der Wendekreise beschränkt, wäh- rend sie in der Diluvialzeit nicht nur über den kälteren Theil der alten Welt so sehr ausgebreitet war, daß das Elfenbein des fossilen Ele- phanten oder des Mammuth einen wesentlichen Handelsartikel Sibi- riens bildet, sondern daß auch in Amerika namentlich die Ueberreste der Mastodonten häufig genug vorkommen. Die Thiere leben gesellig in Heerden, besonders in den sumpfigen Wäldern der tropischen Ge- genden Asiens und Afrika's und wird vorzugsweise der asiatische Ele- phant seit den ältesten Zeiten in gezähmten Zustande zu mancherlei Zwecken, namentlich aber als Lastthier benutzt. Elephas; Mastodon.
loren gehen. Durch dieſes beſtändige Abnutzen und Erſetzen, das ſich bis in das hohe Alter der Thiere ununterbrochen fortſetzt, wird ein ziemlicher Wechſel in der Bezahnung, je nach den verſchiedenen Altersperioden des Thieres herbeigeführt. Die Rüſſelthiere ſchließen ſich durch dieſen Zahnwechſel äußerſt nahe an die Seekühe an, bei welchen ein ähn- licher Erſatz der abgenutzten Zähne beobachtet wird. Außer dieſen Backenzähnen, die bei den alten Thieren in dem Unterkiefer einzig vorhanden ſind, (bei den Maſtodonten allein exiſtiren in der Jugend zwei kurze Milch-Stoßzähne im Unterkiefer), finden ſich in dem Ober- kiefer zwei Stoßzähne, welche lang, koniſch zugeſpitzt, leicht gekrümmt und bei dem Männchen weit mehr entwickelt ſind, als bei dem Weib- chen. Dieſe Stoßzähne, die oft eine gewaltige Länge und ein Gewicht von einem Centner erreichen, ſtehen zu beiden Seiten aus dem Maule, den Rüſſel umfaſſend, hervor und liefern das bekannte Elfenbein. Das äußere Ohr der Rüſſelthiere iſt bedeutend, die Füße plump, ſäu- lenförmig und mit fünf kleinen platten Hufen verſehen, die den fünf wohlausgebildeten Zehen entſprechen, welche aber ganz in Sehnenge- webe eingehüllt und von der Haut umſchloſſen ſind. Der Fuß ſtellt ſo einen mit dicker Schwielenmaſſe getäfelten Ballen vor, auf deſſen oberer Fläche die Hufe aufliegen. Das Weibchen hat nur zwei Zitzen, welche an der Bruſt liegen, der Schwanz iſt kurz, mit ſteifen Borſten beſetzt.
Die Familie der Rüſſelträger iſt jetzt einzig auf die alte Welt und zwar auf die Gegend innerhalb der Wendekreiſe beſchränkt, wäh- rend ſie in der Diluvialzeit nicht nur über den kälteren Theil der alten Welt ſo ſehr ausgebreitet war, daß das Elfenbein des foſſilen Ele- phanten oder des Mammuth einen weſentlichen Handelsartikel Sibi- riens bildet, ſondern daß auch in Amerika namentlich die Ueberreſte der Maſtodonten häufig genug vorkommen. Die Thiere leben geſellig in Heerden, beſonders in den ſumpfigen Wäldern der tropiſchen Ge- genden Aſiens und Afrika’s und wird vorzugsweiſe der aſiatiſche Ele- phant ſeit den älteſten Zeiten in gezähmten Zuſtande zu mancherlei Zwecken, namentlich aber als Laſtthier benutzt. Elephas; Mastodon.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><p><pbfacs="#f0465"n="459"/>
loren gehen. Durch dieſes beſtändige Abnutzen und Erſetzen, das ſich bis<lb/>
in das hohe Alter der Thiere ununterbrochen fortſetzt, wird ein ziemlicher<lb/>
Wechſel in der Bezahnung, je nach den verſchiedenen Altersperioden des<lb/>
Thieres herbeigeführt. Die Rüſſelthiere ſchließen ſich durch dieſen<lb/>
Zahnwechſel äußerſt nahe an die Seekühe an, bei welchen ein ähn-<lb/>
licher Erſatz der abgenutzten Zähne beobachtet wird. Außer dieſen<lb/>
Backenzähnen, die bei den alten Thieren in dem Unterkiefer einzig<lb/>
vorhanden ſind, (bei den Maſtodonten allein exiſtiren in der Jugend<lb/>
zwei kurze Milch-Stoßzähne im Unterkiefer), finden ſich in dem Ober-<lb/>
kiefer zwei Stoßzähne, welche lang, koniſch zugeſpitzt, leicht gekrümmt<lb/>
und bei dem Männchen weit mehr entwickelt ſind, als bei dem Weib-<lb/>
chen. Dieſe Stoßzähne, die oft eine gewaltige Länge und ein Gewicht<lb/>
von einem Centner erreichen, ſtehen zu beiden Seiten aus dem Maule,<lb/>
den Rüſſel umfaſſend, hervor und liefern das bekannte Elfenbein.<lb/>
Das äußere Ohr der Rüſſelthiere iſt bedeutend, die Füße plump, ſäu-<lb/>
lenförmig und mit fünf kleinen platten Hufen verſehen, die den fünf<lb/>
wohlausgebildeten Zehen entſprechen, welche aber ganz in Sehnenge-<lb/>
webe eingehüllt und von der Haut umſchloſſen ſind. Der Fuß ſtellt<lb/>ſo einen mit dicker Schwielenmaſſe getäfelten Ballen vor, auf deſſen<lb/>
oberer Fläche die Hufe aufliegen. Das Weibchen hat nur zwei<lb/>
Zitzen, welche an der Bruſt liegen, der Schwanz iſt kurz, mit ſteifen<lb/>
Borſten beſetzt.</p><lb/><p>Die Familie der Rüſſelträger iſt jetzt einzig auf die alte Welt<lb/>
und zwar auf die Gegend innerhalb der Wendekreiſe beſchränkt, wäh-<lb/>
rend ſie in der Diluvialzeit nicht nur über den kälteren Theil der alten<lb/>
Welt ſo ſehr ausgebreitet war, daß das Elfenbein des foſſilen Ele-<lb/>
phanten oder des Mammuth einen weſentlichen Handelsartikel Sibi-<lb/>
riens bildet, ſondern daß auch in Amerika namentlich die Ueberreſte<lb/>
der Maſtodonten häufig genug vorkommen. Die Thiere leben geſellig<lb/>
in Heerden, beſonders in den ſumpfigen Wäldern der tropiſchen Ge-<lb/>
genden Aſiens und Afrika’s und wird vorzugsweiſe der aſiatiſche Ele-<lb/>
phant ſeit den älteſten Zeiten in gezähmten Zuſtande zu mancherlei<lb/>
Zwecken, namentlich aber als Laſtthier benutzt. <hirendition="#aq">Elephas; <hirendition="#g">Mastodon</hi></hi>.</p><lb/></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[459/0465]
loren gehen. Durch dieſes beſtändige Abnutzen und Erſetzen, das ſich bis
in das hohe Alter der Thiere ununterbrochen fortſetzt, wird ein ziemlicher
Wechſel in der Bezahnung, je nach den verſchiedenen Altersperioden des
Thieres herbeigeführt. Die Rüſſelthiere ſchließen ſich durch dieſen
Zahnwechſel äußerſt nahe an die Seekühe an, bei welchen ein ähn-
licher Erſatz der abgenutzten Zähne beobachtet wird. Außer dieſen
Backenzähnen, die bei den alten Thieren in dem Unterkiefer einzig
vorhanden ſind, (bei den Maſtodonten allein exiſtiren in der Jugend
zwei kurze Milch-Stoßzähne im Unterkiefer), finden ſich in dem Ober-
kiefer zwei Stoßzähne, welche lang, koniſch zugeſpitzt, leicht gekrümmt
und bei dem Männchen weit mehr entwickelt ſind, als bei dem Weib-
chen. Dieſe Stoßzähne, die oft eine gewaltige Länge und ein Gewicht
von einem Centner erreichen, ſtehen zu beiden Seiten aus dem Maule,
den Rüſſel umfaſſend, hervor und liefern das bekannte Elfenbein.
Das äußere Ohr der Rüſſelthiere iſt bedeutend, die Füße plump, ſäu-
lenförmig und mit fünf kleinen platten Hufen verſehen, die den fünf
wohlausgebildeten Zehen entſprechen, welche aber ganz in Sehnenge-
webe eingehüllt und von der Haut umſchloſſen ſind. Der Fuß ſtellt
ſo einen mit dicker Schwielenmaſſe getäfelten Ballen vor, auf deſſen
oberer Fläche die Hufe aufliegen. Das Weibchen hat nur zwei
Zitzen, welche an der Bruſt liegen, der Schwanz iſt kurz, mit ſteifen
Borſten beſetzt.
Die Familie der Rüſſelträger iſt jetzt einzig auf die alte Welt
und zwar auf die Gegend innerhalb der Wendekreiſe beſchränkt, wäh-
rend ſie in der Diluvialzeit nicht nur über den kälteren Theil der alten
Welt ſo ſehr ausgebreitet war, daß das Elfenbein des foſſilen Ele-
phanten oder des Mammuth einen weſentlichen Handelsartikel Sibi-
riens bildet, ſondern daß auch in Amerika namentlich die Ueberreſte
der Maſtodonten häufig genug vorkommen. Die Thiere leben geſellig
in Heerden, beſonders in den ſumpfigen Wäldern der tropiſchen Ge-
genden Aſiens und Afrika’s und wird vorzugsweiſe der aſiatiſche Ele-
phant ſeit den älteſten Zeiten in gezähmten Zuſtande zu mancherlei
Zwecken, namentlich aber als Laſtthier benutzt. Elephas; Mastodon.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/465>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.