Becken des Ameisenigel's (Echidna hystrix). a Kreuzbein aus verwachsenen Wirbeln bestehend. b Hüftbein. c Schambein. d Beutelknochen. e Ge- lenkpfanne des Schenkels.
Der Schädel, die Wirbel- säule und die Extremi- täten zeigen keinen durchgreifenden Charak- ter, welcher sie von denen der übrigen Säugethiere wesentlich unterscheiden ließe; dagegen findetman einen solchen in der Struktur des Beckens. Hier stehen nämlich auf dem vorderen Rande und zwar in der Nähe der Vereinigung der beiden Schambeinäste zwei meist längliche, cylindrische oder platte Knochen beweglich eingelenkt, welche man die Beutelknochen (Ossa marsupialia) ziemlich ungeeigneter Weise genannt hat, da sie auch bei den nicht mit einem Beutel versehenen Thieren dieser Unterklasse vorkommen. Es liegen diese Knochen in der Dicke der Bauchwandungen und scheinen als Verknöcherungen der Sehnen des äußeren schiefen Bauchmuskels betrachtet werden zu kön- nen; sie sind bei Männchen und Weibchen stets in gleicher Weise ent- wickelt.
Ordnung der Kloakenthiere. (Monotremata.)
Sie begreift die niedersten Säugethiere, die man sogar oft als eine eigenthümliche Klasse zwischen den Säugethieren und den Vögeln hat hinstellen wollen. Der Schädel dieser Thiere ist flach, der Raum für das Gehirn nur gering im Vergleich zu der bedeutenden Ausbil- dung des Gesichtstheiles; die Schnauze ist sehr lang, die Kiefer entweder vollkommen zahnlos oder mit hornigen Zähnen versehen, die eine Art von Platte bilden und aus senkrechten Hornfasern gebildet sind. Weiche Lippen fehlen durchaus. Die Schädelknochen verwach- sen sehr früh in ähnlicher Weise, wie bei den Vögeln, zu einer naht- losen Kapsel. Das äußere Ohr fehlt diesen Thieren durchaus und
Vogt. Zoologische Briefe. II. 28
[Abbildung]
Fig. 1342.
Becken des Ameiſenigel’s (Echidna hystrix). a Kreuzbein aus verwachſenen Wirbeln beſtehend. b Hüftbein. c Schambein. d Beutelknochen. e Ge- lenkpfanne des Schenkels.
Der Schädel, die Wirbel- ſäule und die Extremi- täten zeigen keinen durchgreifenden Charak- ter, welcher ſie von denen der übrigen Säugethiere weſentlich unterſcheiden ließe; dagegen findetman einen ſolchen in der Struktur des Beckens. Hier ſtehen nämlich auf dem vorderen Rande und zwar in der Nähe der Vereinigung der beiden Schambeinäſte zwei meiſt längliche, cylindriſche oder platte Knochen beweglich eingelenkt, welche man die Beutelknochen (Ossa marsupialia) ziemlich ungeeigneter Weiſe genannt hat, da ſie auch bei den nicht mit einem Beutel verſehenen Thieren dieſer Unterklaſſe vorkommen. Es liegen dieſe Knochen in der Dicke der Bauchwandungen und ſcheinen als Verknöcherungen der Sehnen des äußeren ſchiefen Bauchmuskels betrachtet werden zu kön- nen; ſie ſind bei Männchen und Weibchen ſtets in gleicher Weiſe ent- wickelt.
Ordnung der Kloakenthiere. (Monotremata.)
Sie begreift die niederſten Säugethiere, die man ſogar oft als eine eigenthümliche Klaſſe zwiſchen den Säugethieren und den Vögeln hat hinſtellen wollen. Der Schädel dieſer Thiere iſt flach, der Raum für das Gehirn nur gering im Vergleich zu der bedeutenden Ausbil- dung des Geſichtstheiles; die Schnauze iſt ſehr lang, die Kiefer entweder vollkommen zahnlos oder mit hornigen Zähnen verſehen, die eine Art von Platte bilden und aus ſenkrechten Hornfaſern gebildet ſind. Weiche Lippen fehlen durchaus. Die Schädelknochen verwach- ſen ſehr früh in ähnlicher Weiſe, wie bei den Vögeln, zu einer naht- loſen Kapſel. Das äußere Ohr fehlt dieſen Thieren durchaus und
Vogt. Zoologiſche Briefe. II. 28
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[Abbildung Fig. 1342.
Becken des Ameiſenigel’s (Echidna hystrix).
a Kreuzbein aus verwachſenen Wirbeln beſtehend.
b Hüftbein. c Schambein. d Beutelknochen. e Ge-
lenkpfanne des Schenkels.]
Der Schädel, die Wirbel-
ſäule und die Extremi-
täten zeigen keinen
durchgreifenden Charak-
ter, welcher ſie von denen
der übrigen Säugethiere
weſentlich unterſcheiden
ließe; dagegen findetman
einen ſolchen in der
Struktur des Beckens.
Hier ſtehen nämlich auf
dem vorderen Rande und
zwar in der Nähe der
Vereinigung der beiden
Schambeinäſte zwei meiſt
längliche, cylindriſche oder platte Knochen beweglich eingelenkt, welche
man die Beutelknochen (Ossa marsupialia) ziemlich ungeeigneter Weiſe
genannt hat, da ſie auch bei den nicht mit einem Beutel verſehenen
Thieren dieſer Unterklaſſe vorkommen. Es liegen dieſe Knochen in
der Dicke der Bauchwandungen und ſcheinen als Verknöcherungen der
Sehnen des äußeren ſchiefen Bauchmuskels betrachtet werden zu kön-
nen; ſie ſind bei Männchen und Weibchen ſtets in gleicher Weiſe ent-
wickelt.
Ordnung der Kloakenthiere. (Monotremata.)
Sie begreift die niederſten Säugethiere, die man ſogar oft als
eine eigenthümliche Klaſſe zwiſchen den Säugethieren und den Vögeln
hat hinſtellen wollen. Der Schädel dieſer Thiere iſt flach, der Raum
für das Gehirn nur gering im Vergleich zu der bedeutenden Ausbil-
dung des Geſichtstheiles; die Schnauze iſt ſehr lang, die Kiefer
entweder vollkommen zahnlos oder mit hornigen Zähnen verſehen, die
eine Art von Platte bilden und aus ſenkrechten Hornfaſern gebildet
ſind. Weiche Lippen fehlen durchaus. Die Schädelknochen verwach-
ſen ſehr früh in ähnlicher Weiſe, wie bei den Vögeln, zu einer naht-
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Vogt. Zoologiſche Briefe. II. 28
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/439>, abgerufen am 03.03.2025.
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