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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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aber auch bei allen ohne Ausnahme vorkommen und durch deren
Absonderung das Junge einige Zeit hindurch ernährt wird. Es liegen
diese Drüsen unter der Haut des Bauches oder der Brust gewöhnlich
in vieles Fett eingehüllt und meistens treten ihre Ausführungsgänge
in einen kolbigen Vorsprung, eine sogenannte Zitze ein, welche das
Junge mit seinen Lippen umfaßt. Bei den Kloakenthieren einzig fehlen
die Zitzen ganz und bei den Walen sind sie äußerst kurz und in einer
rinnenartigen Vertiefung eingesenkt, während sie bei den Beutelthieren
oft ungemein lang und bandartig erscheinen. Die Lagerung der
Zitzen ist mannigfaltig verschieden und im Allgemeinen bemerkt man
eine allmälige Wanderung derselben von hinten nach vorn, so daß sie
bei höherer Stellung der Thiere der beim Menschen vorhandenen
Lagerung sich allmälig annähern. So liegen sie bei den Walen und
den Einhufern ganz hinten in der Nähe der Schamspalte, bei den
meisten übrigen Ordnungen an dem Bauche, bei den Fledermäusen,
den Affen, den Elephanten, Faulthieren und Seekühen an der Brust,
und bei diesen letzteren finden sich stets auch nur zwei Brustdrüsen,
während besonders bei den kleineren Raubthieren, bei Insektenfressern
und Nagern sogar bis zu zehn und mehr vorkommen können. Es
versteht sich von selbst, daß diese Brustdrüsen während der Zeit der
Trächtigkeit sich mehr entwickeln und anschwellen, während sie nach
Beendigung der Säugung nach und nach zurücksinken.

Die Entwickelungsgeschichte der Säugethiere und des Men-
schen mußte so lange gänzlich im Dunkeln sein, als man, wie die älteren
Anatomen bis zum Anfange unseres Jahrhunderts allgemein, das
wahre Ei der Säugethiere noch nicht kannte und das Graf'sche Bläs-
chen, in welchem dasselbe eingebettet liegt, für dieses Ei selber hielt.
Später brachten die Kleinheit dieses Eies, die Schwierigkeit, es in den
Schleimhautfalten des Eileiters und des Fruchthälters zu finden, bevor
es eine gewisse Größe erreicht hatte, und der Umstand der inneren Ent-
wicklung überhaupt eine Reihe von Hindernissen mit sich, die erst in der
neuesten Zeit mit Erfolg besiegt wurden. Jetzt kennen wir das Ei
der Säugethiere auch in den ersten Zeiten seiner Entwicklung ebenso
genau, als das irgend einer andern Klasse und können uns hierdurch
auch über die ersten Entwicklungsmomente des menschlichen Embryos
durch Analogie genügende Kunde verschaffen. Bei allen Säugethieren
findet die Brunst nur zu einer gewissen Zeit statt und wiederholt sich
periodisch in Epochen, die bei den kleineren im Durchschnitte häufiger
wiederkehren, während sie sonst bei den meisten die Dauer eines Jah-

aber auch bei allen ohne Ausnahme vorkommen und durch deren
Abſonderung das Junge einige Zeit hindurch ernährt wird. Es liegen
dieſe Drüſen unter der Haut des Bauches oder der Bruſt gewöhnlich
in vieles Fett eingehüllt und meiſtens treten ihre Ausführungsgänge
in einen kolbigen Vorſprung, eine ſogenannte Zitze ein, welche das
Junge mit ſeinen Lippen umfaßt. Bei den Kloakenthieren einzig fehlen
die Zitzen ganz und bei den Walen ſind ſie äußerſt kurz und in einer
rinnenartigen Vertiefung eingeſenkt, während ſie bei den Beutelthieren
oft ungemein lang und bandartig erſcheinen. Die Lagerung der
Zitzen iſt mannigfaltig verſchieden und im Allgemeinen bemerkt man
eine allmälige Wanderung derſelben von hinten nach vorn, ſo daß ſie
bei höherer Stellung der Thiere der beim Menſchen vorhandenen
Lagerung ſich allmälig annähern. So liegen ſie bei den Walen und
den Einhufern ganz hinten in der Nähe der Schamſpalte, bei den
meiſten übrigen Ordnungen an dem Bauche, bei den Fledermäuſen,
den Affen, den Elephanten, Faulthieren und Seekühen an der Bruſt,
und bei dieſen letzteren finden ſich ſtets auch nur zwei Bruſtdrüſen,
während beſonders bei den kleineren Raubthieren, bei Inſektenfreſſern
und Nagern ſogar bis zu zehn und mehr vorkommen können. Es
verſteht ſich von ſelbſt, daß dieſe Bruſtdrüſen während der Zeit der
Trächtigkeit ſich mehr entwickeln und anſchwellen, während ſie nach
Beendigung der Säugung nach und nach zurückſinken.

Die Entwickelungsgeſchichte der Säugethiere und des Men-
ſchen mußte ſo lange gänzlich im Dunkeln ſein, als man, wie die älteren
Anatomen bis zum Anfange unſeres Jahrhunderts allgemein, das
wahre Ei der Säugethiere noch nicht kannte und das Graf’ſche Bläs-
chen, in welchem daſſelbe eingebettet liegt, für dieſes Ei ſelber hielt.
Später brachten die Kleinheit dieſes Eies, die Schwierigkeit, es in den
Schleimhautfalten des Eileiters und des Fruchthälters zu finden, bevor
es eine gewiſſe Größe erreicht hatte, und der Umſtand der inneren Ent-
wicklung überhaupt eine Reihe von Hinderniſſen mit ſich, die erſt in der
neueſten Zeit mit Erfolg beſiegt wurden. Jetzt kennen wir das Ei
der Säugethiere auch in den erſten Zeiten ſeiner Entwicklung ebenſo
genau, als das irgend einer andern Klaſſe und können uns hierdurch
auch über die erſten Entwicklungsmomente des menſchlichen Embryos
durch Analogie genügende Kunde verſchaffen. Bei allen Säugethieren
findet die Brunſt nur zu einer gewiſſen Zeit ſtatt und wiederholt ſich
periodiſch in Epochen, die bei den kleineren im Durchſchnitte häufiger
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[413/0419] aber auch bei allen ohne Ausnahme vorkommen und durch deren Abſonderung das Junge einige Zeit hindurch ernährt wird. Es liegen dieſe Drüſen unter der Haut des Bauches oder der Bruſt gewöhnlich in vieles Fett eingehüllt und meiſtens treten ihre Ausführungsgänge in einen kolbigen Vorſprung, eine ſogenannte Zitze ein, welche das Junge mit ſeinen Lippen umfaßt. Bei den Kloakenthieren einzig fehlen die Zitzen ganz und bei den Walen ſind ſie äußerſt kurz und in einer rinnenartigen Vertiefung eingeſenkt, während ſie bei den Beutelthieren oft ungemein lang und bandartig erſcheinen. Die Lagerung der Zitzen iſt mannigfaltig verſchieden und im Allgemeinen bemerkt man eine allmälige Wanderung derſelben von hinten nach vorn, ſo daß ſie bei höherer Stellung der Thiere der beim Menſchen vorhandenen Lagerung ſich allmälig annähern. So liegen ſie bei den Walen und den Einhufern ganz hinten in der Nähe der Schamſpalte, bei den meiſten übrigen Ordnungen an dem Bauche, bei den Fledermäuſen, den Affen, den Elephanten, Faulthieren und Seekühen an der Bruſt, und bei dieſen letzteren finden ſich ſtets auch nur zwei Bruſtdrüſen, während beſonders bei den kleineren Raubthieren, bei Inſektenfreſſern und Nagern ſogar bis zu zehn und mehr vorkommen können. Es verſteht ſich von ſelbſt, daß dieſe Bruſtdrüſen während der Zeit der Trächtigkeit ſich mehr entwickeln und anſchwellen, während ſie nach Beendigung der Säugung nach und nach zurückſinken. Die Entwickelungsgeſchichte der Säugethiere und des Men- ſchen mußte ſo lange gänzlich im Dunkeln ſein, als man, wie die älteren Anatomen bis zum Anfange unſeres Jahrhunderts allgemein, das wahre Ei der Säugethiere noch nicht kannte und das Graf’ſche Bläs- chen, in welchem daſſelbe eingebettet liegt, für dieſes Ei ſelber hielt. Später brachten die Kleinheit dieſes Eies, die Schwierigkeit, es in den Schleimhautfalten des Eileiters und des Fruchthälters zu finden, bevor es eine gewiſſe Größe erreicht hatte, und der Umſtand der inneren Ent- wicklung überhaupt eine Reihe von Hinderniſſen mit ſich, die erſt in der neueſten Zeit mit Erfolg beſiegt wurden. Jetzt kennen wir das Ei der Säugethiere auch in den erſten Zeiten ſeiner Entwicklung ebenſo genau, als das irgend einer andern Klaſſe und können uns hierdurch auch über die erſten Entwicklungsmomente des menſchlichen Embryos durch Analogie genügende Kunde verſchaffen. Bei allen Säugethieren findet die Brunſt nur zu einer gewiſſen Zeit ſtatt und wiederholt ſich periodiſch in Epochen, die bei den kleineren im Durchſchnitte häufiger wiederkehren, während ſie ſonſt bei den meiſten die Dauer eines Jah-

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/419>, abgerufen am 22.11.2024.