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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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einzigen Knochen, der übrigens deutlich die Verschmelzung aus zwei
seitlichen Hälften zeigt. Bei den Wiederkäuern erscheinen diese Knochen
getrennt als Stützpunkte der beiden ausgebildeten Zehen und man sieht
wie allmälig mit den Afterzehen sich zugleich auch die ihnen entspre-
chenden Mittelknochen ausbilden, bis die vollständige Zahl von fünf
erreicht ist. Die Gliederzahl der Zehen ist gewöhnlich drei und nur
bei einigen Walthieren wird dieselbe überschritten, während sie auf
der anderen Seite für den Daumen fast immer sich auf zwei beschränkt.
In der Entwickelung der Extremität überhaupt kann man wohl zwei
Reihen unterscheiden, die eine von den schwimmenden, die andere von
den nur laufenden Landsäugethieren begonnen. In der ersten Reihe
ist die Tendenz auf Herstellung einer breiten Flosse gerichtet; die ein-
zelnen Knochen werden deßhalb sehr kurz, breit, verbinden sich fest mit
einander und die langen Finger, die anfangs eine unbestimmte Zahl
von Gliedern zeigen, werden durch Haut mit einander vereinigt; allmälig
werden die Finger freier, bleiben aber noch durch Flossenhäute verbunden
und die Verbreitung zeigt sich noch ebenfalls stark entwickelt bei den-
jenigen Extremitäten, welche zum Graben bestimmt sind. Die andere
Reihe geht von den einhufigen Säugethieren, den Pferden, aus und
drückt sich durch stete Befreiung der Zehen und durch Vermehrung
derselben aus, so wie durch Verkürzung der Mittelfußknochen, die
vorher eine ungemessene Länge erreichen. Hinsichtlich der Stellung der
Zehen unterscheidet man eigentliche Füße, bei welchen die Zehen auf
einer und derselben Linie stehen, und Hände, bei welchen der Daumen
entgegengesetzt und so die Hand zum Greifen benutzt werden kann.
Die Hände sind häufiger an den hinteren Extremitäten, als an den
vorderen entwickelt. Viele Beutelthiere, alle Affen und die meisten
Halbaffen besitzen an den hinteren Extremitäten Hände, während nur
der Mensch und die eigentlichen Affen an den vorderen Extremitäten
Hände besitzen und der Mensch die einzige Gattung bildet, bei welcher vorn
nur Hände, hinten nur Füße entwickelt sind. Das Maß des Auftre-
tens ist ebenfalls sehr verschieden. Die wenigsten Säugethiere nur
setzen so wie der Mensch die ganze Fläche der Fußknochen von der
Handwurzel bis zur Spitze der Zehen auf den Boden auf. Man
nennt solche Sohlengänger (Plantigrada); -- der Bär, die Affen,
viele Beutelthiere sind in diesem Falle. Alle übrigen berühren entwe-
der nur mit der halben Sohle oder auch nur mit der Spitze der Ze-
hen den Boden; man nennt sie Zehengänger (Digitigrada), wie
z. B. Hunde und Katzen. In diesem Falle, wo nur die letzten Ze-
henglieder den Boden berühren, aber mit ihrer unteren Fläche, auf

einzigen Knochen, der übrigens deutlich die Verſchmelzung aus zwei
ſeitlichen Hälften zeigt. Bei den Wiederkäuern erſcheinen dieſe Knochen
getrennt als Stützpunkte der beiden ausgebildeten Zehen und man ſieht
wie allmälig mit den Afterzehen ſich zugleich auch die ihnen entſpre-
chenden Mittelknochen ausbilden, bis die vollſtändige Zahl von fünf
erreicht iſt. Die Gliederzahl der Zehen iſt gewöhnlich drei und nur
bei einigen Walthieren wird dieſelbe überſchritten, während ſie auf
der anderen Seite für den Daumen faſt immer ſich auf zwei beſchränkt.
In der Entwickelung der Extremität überhaupt kann man wohl zwei
Reihen unterſcheiden, die eine von den ſchwimmenden, die andere von
den nur laufenden Landſäugethieren begonnen. In der erſten Reihe
iſt die Tendenz auf Herſtellung einer breiten Floſſe gerichtet; die ein-
zelnen Knochen werden deßhalb ſehr kurz, breit, verbinden ſich feſt mit
einander und die langen Finger, die anfangs eine unbeſtimmte Zahl
von Gliedern zeigen, werden durch Haut mit einander vereinigt; allmälig
werden die Finger freier, bleiben aber noch durch Floſſenhäute verbunden
und die Verbreitung zeigt ſich noch ebenfalls ſtark entwickelt bei den-
jenigen Extremitäten, welche zum Graben beſtimmt ſind. Die andere
Reihe geht von den einhufigen Säugethieren, den Pferden, aus und
drückt ſich durch ſtete Befreiung der Zehen und durch Vermehrung
derſelben aus, ſo wie durch Verkürzung der Mittelfußknochen, die
vorher eine ungemeſſene Länge erreichen. Hinſichtlich der Stellung der
Zehen unterſcheidet man eigentliche Füße, bei welchen die Zehen auf
einer und derſelben Linie ſtehen, und Hände, bei welchen der Daumen
entgegengeſetzt und ſo die Hand zum Greifen benutzt werden kann.
Die Hände ſind häufiger an den hinteren Extremitäten, als an den
vorderen entwickelt. Viele Beutelthiere, alle Affen und die meiſten
Halbaffen beſitzen an den hinteren Extremitäten Hände, während nur
der Menſch und die eigentlichen Affen an den vorderen Extremitäten
Hände beſitzen und der Menſch die einzige Gattung bildet, bei welcher vorn
nur Hände, hinten nur Füße entwickelt ſind. Das Maß des Auftre-
tens iſt ebenfalls ſehr verſchieden. Die wenigſten Säugethiere nur
ſetzen ſo wie der Menſch die ganze Fläche der Fußknochen von der
Handwurzel bis zur Spitze der Zehen auf den Boden auf. Man
nennt ſolche Sohlengänger (Plantigrada); — der Bär, die Affen,
viele Beutelthiere ſind in dieſem Falle. Alle übrigen berühren entwe-
der nur mit der halben Sohle oder auch nur mit der Spitze der Ze-
hen den Boden; man nennt ſie Zehengänger (Digitigrada), wie
z. B. Hunde und Katzen. In dieſem Falle, wo nur die letzten Ze-
henglieder den Boden berühren, aber mit ihrer unteren Fläche, auf

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[402/0408] einzigen Knochen, der übrigens deutlich die Verſchmelzung aus zwei ſeitlichen Hälften zeigt. Bei den Wiederkäuern erſcheinen dieſe Knochen getrennt als Stützpunkte der beiden ausgebildeten Zehen und man ſieht wie allmälig mit den Afterzehen ſich zugleich auch die ihnen entſpre- chenden Mittelknochen ausbilden, bis die vollſtändige Zahl von fünf erreicht iſt. Die Gliederzahl der Zehen iſt gewöhnlich drei und nur bei einigen Walthieren wird dieſelbe überſchritten, während ſie auf der anderen Seite für den Daumen faſt immer ſich auf zwei beſchränkt. In der Entwickelung der Extremität überhaupt kann man wohl zwei Reihen unterſcheiden, die eine von den ſchwimmenden, die andere von den nur laufenden Landſäugethieren begonnen. In der erſten Reihe iſt die Tendenz auf Herſtellung einer breiten Floſſe gerichtet; die ein- zelnen Knochen werden deßhalb ſehr kurz, breit, verbinden ſich feſt mit einander und die langen Finger, die anfangs eine unbeſtimmte Zahl von Gliedern zeigen, werden durch Haut mit einander vereinigt; allmälig werden die Finger freier, bleiben aber noch durch Floſſenhäute verbunden und die Verbreitung zeigt ſich noch ebenfalls ſtark entwickelt bei den- jenigen Extremitäten, welche zum Graben beſtimmt ſind. Die andere Reihe geht von den einhufigen Säugethieren, den Pferden, aus und drückt ſich durch ſtete Befreiung der Zehen und durch Vermehrung derſelben aus, ſo wie durch Verkürzung der Mittelfußknochen, die vorher eine ungemeſſene Länge erreichen. Hinſichtlich der Stellung der Zehen unterſcheidet man eigentliche Füße, bei welchen die Zehen auf einer und derſelben Linie ſtehen, und Hände, bei welchen der Daumen entgegengeſetzt und ſo die Hand zum Greifen benutzt werden kann. Die Hände ſind häufiger an den hinteren Extremitäten, als an den vorderen entwickelt. Viele Beutelthiere, alle Affen und die meiſten Halbaffen beſitzen an den hinteren Extremitäten Hände, während nur der Menſch und die eigentlichen Affen an den vorderen Extremitäten Hände beſitzen und der Menſch die einzige Gattung bildet, bei welcher vorn nur Hände, hinten nur Füße entwickelt ſind. Das Maß des Auftre- tens iſt ebenfalls ſehr verſchieden. Die wenigſten Säugethiere nur ſetzen ſo wie der Menſch die ganze Fläche der Fußknochen von der Handwurzel bis zur Spitze der Zehen auf den Boden auf. Man nennt ſolche Sohlengänger (Plantigrada); — der Bär, die Affen, viele Beutelthiere ſind in dieſem Falle. Alle übrigen berühren entwe- der nur mit der halben Sohle oder auch nur mit der Spitze der Ze- hen den Boden; man nennt ſie Zehengänger (Digitigrada), wie z. B. Hunde und Katzen. In dieſem Falle, wo nur die letzten Ze- henglieder den Boden berühren, aber mit ihrer unteren Fläche, auf

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/408>, abgerufen am 22.11.2024.