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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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die aber gewöhnlich hinten nicht ganz übergreifen und so einen ge-
körnten Streifen übrig lassen. Manche Arten dieser Familie, die im
Allgemeinen ziemlich eintönig gefärbt ist, und von denen sich die ein-
heimischen Arten durch einen schwarzen horizontalen Streif durch das
Auge auszeichnen, wissen die Stimmen anderer Vögel täuschend nach-
zuahmen. Lanius; Edolius (Dicrourus); Pycnonotus; Pachycephala.

Die Familie der Buschsänger (Sylvida) besteht aus kleinen leb-

[Abbildung] Fig 1225.

Die Kohlmeise (Parus major).

haften, meist von Insekten lebenden
Vögeln, deren Schnabel gerade, ko-
nisch, bald mehr zusammengedrückt
und stark, bald pfriemenförmig, fein
und spitz ist und ovale Nasenlöcher
zeigt, die entweder durch lockere Fe-
derchen verdeckt oder durch Haut
halbgeschlossen sind. Der Oberkiefer
ist bald seicht gekerbt, bald durchaus
geradlinig an seiner unteren Schnei-
defläche; die Flügel haben stets zehn Handschwingen, wovon die erste
oft ziemlich lang ist und die vierte gewöhnlich die Spitze des Flügels
bildet; die Läufe sind vorn getäfelt, seitlich gestiefelt, die Bartborsten
nur unbedeutend. Sie leben hauptsächlich von Insekten und zeigen
oft einen ziemlich kunstvollen Nestbau. Es gehören hierher die Gras-
mücken mit meist eintönigem, röthlichgrauem Gefieder, und die Meisen
mit stärkerem Schnabel und kräftigeren Füßen, die gewöhnlich lebhafte
Farben bänderartig vertheilt zeigen. Sylvia; Calamoherpe; Malurus;
Parus; Regulus; Troglodytes
.

Der vorigen Familie sehr nahe steht die Familie der Waldsänger
(Sylvicolida), welche ganz denselben Bau der Füße, dieselbe Verschie-
denheit im Baue des Schnabels zeigt, sich aber dadurch wesentlich
unterscheidet, daß nur neun Handschwingen vorhanden sind und daß
die Schilder des Vorderlaufes zuweilen so stark mit einander verwach-
sen, daß man einen vollständigen Stiefel zu sehen glaubt. Man kann
auch hier zwei größere Gruppen unterscheiden, die europäischen Bach-
stelzen
(Motacillida) mit feinem, dünnem, vorn hakig gekrümmtem
Schnabel und langen dünnzehigen Füßen, die sich besonders auf Wie-
sengründen und in der Umgebung von Gewässern umhertreiben, und

die aber gewöhnlich hinten nicht ganz übergreifen und ſo einen ge-
körnten Streifen übrig laſſen. Manche Arten dieſer Familie, die im
Allgemeinen ziemlich eintönig gefärbt iſt, und von denen ſich die ein-
heimiſchen Arten durch einen ſchwarzen horizontalen Streif durch das
Auge auszeichnen, wiſſen die Stimmen anderer Vögel täuſchend nach-
zuahmen. Lanius; Edolius (Dicrourus); Pycnonotus; Pachycephala.

Die Familie der Buſchſänger (Sylvida) beſteht aus kleinen leb-

[Abbildung] Fig 1225.

Die Kohlmeiſe (Parus major).

haften, meiſt von Inſekten lebenden
Vögeln, deren Schnabel gerade, ko-
niſch, bald mehr zuſammengedrückt
und ſtark, bald pfriemenförmig, fein
und ſpitz iſt und ovale Naſenlöcher
zeigt, die entweder durch lockere Fe-
derchen verdeckt oder durch Haut
halbgeſchloſſen ſind. Der Oberkiefer
iſt bald ſeicht gekerbt, bald durchaus
geradlinig an ſeiner unteren Schnei-
defläche; die Flügel haben ſtets zehn Handſchwingen, wovon die erſte
oft ziemlich lang iſt und die vierte gewöhnlich die Spitze des Flügels
bildet; die Läufe ſind vorn getäfelt, ſeitlich geſtiefelt, die Bartborſten
nur unbedeutend. Sie leben hauptſächlich von Inſekten und zeigen
oft einen ziemlich kunſtvollen Neſtbau. Es gehören hierher die Gras-
mücken mit meiſt eintönigem, röthlichgrauem Gefieder, und die Meiſen
mit ſtärkerem Schnabel und kräftigeren Füßen, die gewöhnlich lebhafte
Farben bänderartig vertheilt zeigen. Sylvia; Calamoherpe; Malurus;
Parus; Regulus; Troglodytes
.

Der vorigen Familie ſehr nahe ſteht die Familie der Waldſänger
(Sylvicolida), welche ganz denſelben Bau der Füße, dieſelbe Verſchie-
denheit im Baue des Schnabels zeigt, ſich aber dadurch weſentlich
unterſcheidet, daß nur neun Handſchwingen vorhanden ſind und daß
die Schilder des Vorderlaufes zuweilen ſo ſtark mit einander verwach-
ſen, daß man einen vollſtändigen Stiefel zu ſehen glaubt. Man kann
auch hier zwei größere Gruppen unterſcheiden, die europäiſchen Bach-
ſtelzen
(Motacillida) mit feinem, dünnem, vorn hakig gekrümmtem
Schnabel und langen dünnzehigen Füßen, die ſich beſonders auf Wie-
ſengründen und in der Umgebung von Gewäſſern umhertreiben, und

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[334/0340] die aber gewöhnlich hinten nicht ganz übergreifen und ſo einen ge- körnten Streifen übrig laſſen. Manche Arten dieſer Familie, die im Allgemeinen ziemlich eintönig gefärbt iſt, und von denen ſich die ein- heimiſchen Arten durch einen ſchwarzen horizontalen Streif durch das Auge auszeichnen, wiſſen die Stimmen anderer Vögel täuſchend nach- zuahmen. Lanius; Edolius (Dicrourus); Pycnonotus; Pachycephala. Die Familie der Buſchſänger (Sylvida) beſteht aus kleinen leb- [Abbildung Fig 1225. Die Kohlmeiſe (Parus major).] haften, meiſt von Inſekten lebenden Vögeln, deren Schnabel gerade, ko- niſch, bald mehr zuſammengedrückt und ſtark, bald pfriemenförmig, fein und ſpitz iſt und ovale Naſenlöcher zeigt, die entweder durch lockere Fe- derchen verdeckt oder durch Haut halbgeſchloſſen ſind. Der Oberkiefer iſt bald ſeicht gekerbt, bald durchaus geradlinig an ſeiner unteren Schnei- defläche; die Flügel haben ſtets zehn Handſchwingen, wovon die erſte oft ziemlich lang iſt und die vierte gewöhnlich die Spitze des Flügels bildet; die Läufe ſind vorn getäfelt, ſeitlich geſtiefelt, die Bartborſten nur unbedeutend. Sie leben hauptſächlich von Inſekten und zeigen oft einen ziemlich kunſtvollen Neſtbau. Es gehören hierher die Gras- mücken mit meiſt eintönigem, röthlichgrauem Gefieder, und die Meiſen mit ſtärkerem Schnabel und kräftigeren Füßen, die gewöhnlich lebhafte Farben bänderartig vertheilt zeigen. Sylvia; Calamoherpe; Malurus; Parus; Regulus; Troglodytes. Der vorigen Familie ſehr nahe ſteht die Familie der Waldſänger (Sylvicolida), welche ganz denſelben Bau der Füße, dieſelbe Verſchie- denheit im Baue des Schnabels zeigt, ſich aber dadurch weſentlich unterſcheidet, daß nur neun Handſchwingen vorhanden ſind und daß die Schilder des Vorderlaufes zuweilen ſo ſtark mit einander verwach- ſen, daß man einen vollſtändigen Stiefel zu ſehen glaubt. Man kann auch hier zwei größere Gruppen unterſcheiden, die europäiſchen Bach- ſtelzen (Motacillida) mit feinem, dünnem, vorn hakig gekrümmtem Schnabel und langen dünnzehigen Füßen, die ſich beſonders auf Wie- ſengründen und in der Umgebung von Gewäſſern umhertreiben, und

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/340>, abgerufen am 22.11.2024.