Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

Bild:
<< vorherige Seite

indem sie es wieder hervorwürgen, den Jungen ein. Die zu dieser
Abtheilung gehörigen Vögel zeichnen sich alle vorwiegend durch bedeu-
tendere Entwickelung des Flugvermögens aus, während die Füße hin-
sichtlich ihrer Ausbildung mehr zurücktreten; umgekehrt verhält es sich
mit der anderen größeren Gruppe, den sogenannten Nestflüchtern
oder Pippeln (Autophagi), welche meistens unmittelbar nach dem
Verlassen der Eischale schon befähigt sind, das Nest zu verlassen und
unter Anleitung der Eltern das Futter aufzusuchen. Bei diesen beob-
achten wir eine allmälige Verkümmerung des Flugvermögens, das bei
vielen Gattungen freilich außerordentlich entwickelt ist, und eine Aus-
bildung der Füße, welche im umgekehrten Verhältnisse zu diejenigen
der Flügel steht.

Reihe der Nesthocker. (Insessores.)

Wir unterscheiden in dieser Reihe die Ordnung der Tauben
(Columbae)
mit Schreitfüßen, knorpelschuppigem Schnabel und
ohne Singmuskelapparat; die Singvögel (Oscines) mit ausge-
bildetem Singmuskelapparate und meist deutlicher Stiefelung der Lauf-
seiten; die Schreivögel (Clamatores) ohne Singmuskelapparat,
mit seitlich getäfeltem oder gekörntem Laufe; die Klettervögel
(Scansores)
mit Kletterfüßen, und die Raubvögel (Rapta-
tores)
mit hakenförmig gekrümmtem Schnabel und starken Raubfüßen.

Ordnung der Tauben. (Columbae.)

Dieselbe bestand bisher nur aus einer einzigen Familie, der alten
Gattung Columba von Linne, von welcher die meisten Arten als
Hausvögel gehalten werden. Die Familie der Tauben (Colum-

[Abbildung] Fig. 1220.

Kopf einer Taube.

bida) ist scharf begränzt durch die
ausgezeichnete Bildung des Schna-
bels, welcher ziemlich lang und
schwach ist, eine vordere Kuppe hat,
dann abgesetzt ist und sich mit einer
neuen kuppenförmigen Wölbung er-
hebt, die durch eine Knorpelschuppe
bedingt ist, welche die Nasenlöcher
bedeckt und selbst wieder von einer
nackten, weichen, meist warzigen

indem ſie es wieder hervorwürgen, den Jungen ein. Die zu dieſer
Abtheilung gehörigen Vögel zeichnen ſich alle vorwiegend durch bedeu-
tendere Entwickelung des Flugvermögens aus, während die Füße hin-
ſichtlich ihrer Ausbildung mehr zurücktreten; umgekehrt verhält es ſich
mit der anderen größeren Gruppe, den ſogenannten Neſtflüchtern
oder Pippeln (Autophagi), welche meiſtens unmittelbar nach dem
Verlaſſen der Eiſchale ſchon befähigt ſind, das Neſt zu verlaſſen und
unter Anleitung der Eltern das Futter aufzuſuchen. Bei dieſen beob-
achten wir eine allmälige Verkümmerung des Flugvermögens, das bei
vielen Gattungen freilich außerordentlich entwickelt iſt, und eine Aus-
bildung der Füße, welche im umgekehrten Verhältniſſe zu diejenigen
der Flügel ſteht.

Reihe der Neſthocker. (Insessores.)

Wir unterſcheiden in dieſer Reihe die Ordnung der Tauben
(Columbae)
mit Schreitfüßen, knorpelſchuppigem Schnabel und
ohne Singmuskelapparat; die Singvögel (Oscines) mit ausge-
bildetem Singmuskelapparate und meiſt deutlicher Stiefelung der Lauf-
ſeiten; die Schreivögel (Clamatores) ohne Singmuskelapparat,
mit ſeitlich getäfeltem oder gekörntem Laufe; die Klettervögel
(Scansores)
mit Kletterfüßen, und die Raubvögel (Rapta-
tores)
mit hakenförmig gekrümmtem Schnabel und ſtarken Raubfüßen.

Ordnung der Tauben. (Columbae.)

Dieſelbe beſtand bisher nur aus einer einzigen Familie, der alten
Gattung Columba von Linn, von welcher die meiſten Arten als
Hausvögel gehalten werden. Die Familie der Tauben (Colum-

[Abbildung] Fig. 1220.

Kopf einer Taube.

bida) iſt ſcharf begränzt durch die
ausgezeichnete Bildung des Schna-
bels, welcher ziemlich lang und
ſchwach iſt, eine vordere Kuppe hat,
dann abgeſetzt iſt und ſich mit einer
neuen kuppenförmigen Wölbung er-
hebt, die durch eine Knorpelſchuppe
bedingt iſt, welche die Naſenlöcher
bedeckt und ſelbſt wieder von einer
nackten, weichen, meiſt warzigen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0334" n="328"/>
indem &#x017F;ie es wieder hervorwürgen, den Jungen ein. Die zu die&#x017F;er<lb/>
Abtheilung gehörigen Vögel zeichnen &#x017F;ich alle vorwiegend durch bedeu-<lb/>
tendere Entwickelung des Flugvermögens aus, während die Füße hin-<lb/>
&#x017F;ichtlich ihrer Ausbildung mehr zurücktreten; umgekehrt verhält es &#x017F;ich<lb/>
mit der anderen größeren Gruppe, den &#x017F;ogenannten <hi rendition="#g">Ne&#x017F;tflüchtern</hi><lb/>
oder <hi rendition="#g">Pippeln</hi> <hi rendition="#aq">(Autophagi)</hi>, welche mei&#x017F;tens unmittelbar nach dem<lb/>
Verla&#x017F;&#x017F;en der Ei&#x017F;chale &#x017F;chon befähigt &#x017F;ind, das Ne&#x017F;t zu verla&#x017F;&#x017F;en und<lb/>
unter Anleitung der Eltern das Futter aufzu&#x017F;uchen. Bei die&#x017F;en beob-<lb/>
achten wir eine allmälige Verkümmerung des Flugvermögens, das bei<lb/>
vielen Gattungen freilich außerordentlich entwickelt i&#x017F;t, und eine Aus-<lb/>
bildung der Füße, welche im umgekehrten Verhältni&#x017F;&#x017F;e zu diejenigen<lb/>
der Flügel &#x017F;teht.</p><lb/>
            <div n="4">
              <head>Reihe der Ne&#x017F;thocker. <hi rendition="#aq">(Insessores.)</hi></head><lb/>
              <p>Wir unter&#x017F;cheiden in die&#x017F;er Reihe die Ordnung der <hi rendition="#g">Tauben<lb/><hi rendition="#aq">(Columbae)</hi></hi> mit Schreitfüßen, knorpel&#x017F;chuppigem Schnabel und<lb/>
ohne Singmuskelapparat; die <hi rendition="#g">Singvögel <hi rendition="#aq">(Oscines)</hi></hi> mit ausge-<lb/>
bildetem Singmuskelapparate und mei&#x017F;t deutlicher Stiefelung der Lauf-<lb/>
&#x017F;eiten; die <hi rendition="#g">Schreivögel <hi rendition="#aq">(Clamatores)</hi></hi> ohne Singmuskelapparat,<lb/>
mit &#x017F;eitlich getäfeltem oder gekörntem Laufe; die <hi rendition="#g">Klettervögel<lb/><hi rendition="#aq">(Scansores)</hi></hi> mit Kletterfüßen, und die <hi rendition="#g">Raubvögel <hi rendition="#aq">(Rapta-<lb/>
tores)</hi></hi> mit hakenförmig gekrümmtem Schnabel und &#x017F;tarken Raubfüßen.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Ordnung der Tauben. <hi rendition="#aq">(Columbae.)</hi></hi> </head><lb/>
              <p>Die&#x017F;elbe be&#x017F;tand bisher nur aus einer einzigen Familie, der alten<lb/>
Gattung <hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">Columba</hi></hi> von Linn<hi rendition="#aq">e&#x0307;</hi>, von welcher die mei&#x017F;ten Arten als<lb/>
Hausvögel gehalten werden. Die Familie der <hi rendition="#g">Tauben <hi rendition="#aq">(Colum-</hi></hi><lb/><figure><head>Fig. 1220.</head><lb/><p>Kopf einer Taube.</p></figure><lb/><hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">bida)</hi></hi> i&#x017F;t &#x017F;charf begränzt durch die<lb/>
ausgezeichnete Bildung des Schna-<lb/>
bels, welcher ziemlich lang und<lb/>
&#x017F;chwach i&#x017F;t, eine vordere Kuppe hat,<lb/>
dann abge&#x017F;etzt i&#x017F;t und &#x017F;ich mit einer<lb/>
neuen kuppenförmigen Wölbung er-<lb/>
hebt, die durch eine Knorpel&#x017F;chuppe<lb/>
bedingt i&#x017F;t, welche die Na&#x017F;enlöcher<lb/>
bedeckt und &#x017F;elb&#x017F;t wieder von einer<lb/>
nackten, weichen, mei&#x017F;t warzigen<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[328/0334] indem ſie es wieder hervorwürgen, den Jungen ein. Die zu dieſer Abtheilung gehörigen Vögel zeichnen ſich alle vorwiegend durch bedeu- tendere Entwickelung des Flugvermögens aus, während die Füße hin- ſichtlich ihrer Ausbildung mehr zurücktreten; umgekehrt verhält es ſich mit der anderen größeren Gruppe, den ſogenannten Neſtflüchtern oder Pippeln (Autophagi), welche meiſtens unmittelbar nach dem Verlaſſen der Eiſchale ſchon befähigt ſind, das Neſt zu verlaſſen und unter Anleitung der Eltern das Futter aufzuſuchen. Bei dieſen beob- achten wir eine allmälige Verkümmerung des Flugvermögens, das bei vielen Gattungen freilich außerordentlich entwickelt iſt, und eine Aus- bildung der Füße, welche im umgekehrten Verhältniſſe zu diejenigen der Flügel ſteht. Reihe der Neſthocker. (Insessores.) Wir unterſcheiden in dieſer Reihe die Ordnung der Tauben (Columbae) mit Schreitfüßen, knorpelſchuppigem Schnabel und ohne Singmuskelapparat; die Singvögel (Oscines) mit ausge- bildetem Singmuskelapparate und meiſt deutlicher Stiefelung der Lauf- ſeiten; die Schreivögel (Clamatores) ohne Singmuskelapparat, mit ſeitlich getäfeltem oder gekörntem Laufe; die Klettervögel (Scansores) mit Kletterfüßen, und die Raubvögel (Rapta- tores) mit hakenförmig gekrümmtem Schnabel und ſtarken Raubfüßen. Ordnung der Tauben. (Columbae.) Dieſelbe beſtand bisher nur aus einer einzigen Familie, der alten Gattung Columba von Linnė, von welcher die meiſten Arten als Hausvögel gehalten werden. Die Familie der Tauben (Colum- [Abbildung Fig. 1220. Kopf einer Taube.] bida) iſt ſcharf begränzt durch die ausgezeichnete Bildung des Schna- bels, welcher ziemlich lang und ſchwach iſt, eine vordere Kuppe hat, dann abgeſetzt iſt und ſich mit einer neuen kuppenförmigen Wölbung er- hebt, die durch eine Knorpelſchuppe bedingt iſt, welche die Naſenlöcher bedeckt und ſelbſt wieder von einer nackten, weichen, meiſt warzigen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/334
Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/334>, abgerufen am 25.11.2024.