Betrachtet man die Entwickelung dieser Typen, deren steter Fort- schritt zu höherer Ausbildung nicht geläugnet werden kann, in der Erdgeschichte, so ergiebt sich hier eine Succession, welche im Ganzen mit der organischen Entwickelung übereinstimmt. In dem Uebergangs- gebirge sind die Fische die einzigen Repräsentanten der Wirbelthiere, ebenso in der Kohlenperiode; in dem permischen System, im Kupfer- schiefer treten zuerst die Reptilien auf, die niederen Anfänge der höheren Gruppe; ihnen folgen die Amphibien in der Trias, vom bunten Sandsteine an, die den höheren Typus der niederen Gruppe darstellen, während die Vögel in der Kreide beginnen, die Säugethiere aber schon, wenn auch nur selten und nur in zwei Arten ihrer niedersten Unterklasse im Jura auftreten, aber erst in der Tertiärperiode, eine bedeutsame Entwickelung erreichen.
Niedere Wirbelthiere.
Wenn es auf den ersten Blick scheint, daß Fische und Amphibien, welche beide dieser Gruppe angehören, sehr weit von einander ver- schieden sind, indem die Einen durch ihre Flossen, die Anderen durch ihre Füße schon einen genügenden Haltpunkt zur Unterscheidung bie- ten, so haben die Entdeckungen der neueren Zeit gezeigt, daß gerade die Grenzlinie zwischen diesen beiden Klassen kaum mit Sicherheit gelegt werden kann, indem es Wesen giebt, deren Charaktere so sehr in der Wage liegen, daß das Zünglein nach der einen oder anderen Seite hin überschlägt, je nachdem man diese oder jene Eigenthümlich- keit stärker beschwert. Dagegen hält es um so leichter, die Scheide- linie zwischen Amphibien und Reptilien, welche letztere der anderen Gruppe angehören, mit Sicherheit und Bestimmtheit zu ziehen, so daß man sich in der That verwundern muß, wie noch immer die meisten Forscher in Folge des althergebrachten Schlendrians beide so äußerst verschiedene Typen in einer einzigen Klasse zusammenfassen. Wir haben die charakteristischen Unterschiede zwischen den beiden angegebenen Hauptgruppen der Wirbelthiere schon des Näheren vorgeführt und gezeigt, daß sie namentlich in dem Mangel besonderer vom Embryo
Betrachtet man die Entwickelung dieſer Typen, deren ſteter Fort- ſchritt zu höherer Ausbildung nicht geläugnet werden kann, in der Erdgeſchichte, ſo ergiebt ſich hier eine Succeſſion, welche im Ganzen mit der organiſchen Entwickelung übereinſtimmt. In dem Uebergangs- gebirge ſind die Fiſche die einzigen Repräſentanten der Wirbelthiere, ebenſo in der Kohlenperiode; in dem permiſchen Syſtem, im Kupfer- ſchiefer treten zuerſt die Reptilien auf, die niederen Anfänge der höheren Gruppe; ihnen folgen die Amphibien in der Trias, vom bunten Sandſteine an, die den höheren Typus der niederen Gruppe darſtellen, während die Vögel in der Kreide beginnen, die Säugethiere aber ſchon, wenn auch nur ſelten und nur in zwei Arten ihrer niederſten Unterklaſſe im Jura auftreten, aber erſt in der Tertiärperiode, eine bedeutſame Entwickelung erreichen.
Niedere Wirbelthiere.
Wenn es auf den erſten Blick ſcheint, daß Fiſche und Amphibien, welche beide dieſer Gruppe angehören, ſehr weit von einander ver- ſchieden ſind, indem die Einen durch ihre Floſſen, die Anderen durch ihre Füße ſchon einen genügenden Haltpunkt zur Unterſcheidung bie- ten, ſo haben die Entdeckungen der neueren Zeit gezeigt, daß gerade die Grenzlinie zwiſchen dieſen beiden Klaſſen kaum mit Sicherheit gelegt werden kann, indem es Weſen giebt, deren Charaktere ſo ſehr in der Wage liegen, daß das Zünglein nach der einen oder anderen Seite hin überſchlägt, je nachdem man dieſe oder jene Eigenthümlich- keit ſtärker beſchwert. Dagegen hält es um ſo leichter, die Scheide- linie zwiſchen Amphibien und Reptilien, welche letztere der anderen Gruppe angehören, mit Sicherheit und Beſtimmtheit zu ziehen, ſo daß man ſich in der That verwundern muß, wie noch immer die meiſten Forſcher in Folge des althergebrachten Schlendrians beide ſo äußerſt verſchiedene Typen in einer einzigen Klaſſe zuſammenfaſſen. Wir haben die charakteriſtiſchen Unterſchiede zwiſchen den beiden angegebenen Hauptgruppen der Wirbelthiere ſchon des Näheren vorgeführt und gezeigt, daß ſie namentlich in dem Mangel beſonderer vom Embryo
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Betrachtet man die Entwickelung dieſer Typen, deren ſteter Fort-
ſchritt zu höherer Ausbildung nicht geläugnet werden kann, in der
Erdgeſchichte, ſo ergiebt ſich hier eine Succeſſion, welche im Ganzen
mit der organiſchen Entwickelung übereinſtimmt. In dem Uebergangs-
gebirge ſind die Fiſche die einzigen Repräſentanten der Wirbelthiere,
ebenſo in der Kohlenperiode; in dem permiſchen Syſtem, im Kupfer-
ſchiefer treten zuerſt die Reptilien auf, die niederen Anfänge der höheren
Gruppe; ihnen folgen die Amphibien in der Trias, vom bunten
Sandſteine an, die den höheren Typus der niederen Gruppe darſtellen,
während die Vögel in der Kreide beginnen, die Säugethiere aber
ſchon, wenn auch nur ſelten und nur in zwei Arten ihrer niederſten
Unterklaſſe im Jura auftreten, aber erſt in der Tertiärperiode, eine
bedeutſame Entwickelung erreichen.
Niedere Wirbelthiere.
Wenn es auf den erſten Blick ſcheint, daß Fiſche und Amphibien,
welche beide dieſer Gruppe angehören, ſehr weit von einander ver-
ſchieden ſind, indem die Einen durch ihre Floſſen, die Anderen durch
ihre Füße ſchon einen genügenden Haltpunkt zur Unterſcheidung bie-
ten, ſo haben die Entdeckungen der neueren Zeit gezeigt, daß gerade
die Grenzlinie zwiſchen dieſen beiden Klaſſen kaum mit Sicherheit
gelegt werden kann, indem es Weſen giebt, deren Charaktere ſo ſehr
in der Wage liegen, daß das Zünglein nach der einen oder anderen
Seite hin überſchlägt, je nachdem man dieſe oder jene Eigenthümlich-
keit ſtärker beſchwert. Dagegen hält es um ſo leichter, die Scheide-
linie zwiſchen Amphibien und Reptilien, welche letztere der anderen
Gruppe angehören, mit Sicherheit und Beſtimmtheit zu ziehen, ſo daß
man ſich in der That verwundern muß, wie noch immer die meiſten
Forſcher in Folge des althergebrachten Schlendrians beide ſo äußerſt
verſchiedene Typen in einer einzigen Klaſſe zuſammenfaſſen. Wir
haben die charakteriſtiſchen Unterſchiede zwiſchen den beiden angegebenen
Hauptgruppen der Wirbelthiere ſchon des Näheren vorgeführt und
gezeigt, daß ſie namentlich in dem Mangel beſonderer vom Embryo
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/32>, abgerufen am 22.12.2024.
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