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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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[Abbildung] Fig. 1209.

Hirn des Straußes von oben.
c Hemisphären des großen Gehirns.
o Sehhügel. cv Kleines Gehirn. e Ver-
längertes Mark.

Fortbildung über dasjenige der
Reptilien nicht verkennen. Das
Gehirn ist ungleich bedeutender im
Verhältnisse zu dem Rückenmarke,
das in seinem Verlaufe zwei An-
schwellungen zeigt, die dem Aus-
tritte der Extremitätennerven ent-
sprechen. An der hinteren An-
schwellung weichen die Stränge auf
der Rückenfläche so auseinander,
daß der Rückenmarkkanal in Form
einer rautenförmigen Grube (Sinus
rhomboidalis)
bloßgelegt wird. Der
Uebergang des Rückenmarkes in das Gehirn geschieht unter einem
starken Winkel, Resultat der Nackenbeuge des Embryo's und der eigen-
thümlichen Stellung des Kopfes auf dem Halse. Während nämlich bei
den Reptilien die Grundfläche des Schädels mit dem Rückenmarke in
derselben horizontalen Linie sich fortsetzt, wird bei den Vögeln der
horizontal gestellte Kopf auf dem von unten her stützenden Halse ge-
tragen, so daß beide einen stumpfen Winkel mit einander bilden. Das
Gehirn ist stets ziemlich bedeutend in die Breite entwickelt, rundlich
und füllt die Schädelhöhle gänzlich aus. Es ist so zusammengeschoben,
daß die starken Anschwellungen des Vorderhirnes, die großen Hemi-
sphären, in der Mittellinie unmittelbar an das kleine Gehirn anstoßen
und die Anschwellungen des Mittelhirnes, die Vierhügel, gänzlich auf
die Seite und nach unten gedrängt sind, eine ganz besondere Eigen-
thümlichkeit des Vogelgehirnes. Die Hemisphären selbst sind glatt
und windungslos, ihre Höhlen bedeutend, auf dem Boden derselben
aber nur die gestreiften Körper entwickelt. Sie tragen vorn auf ihrer
Unterfläche die kleinen hohlen Anschwellungen der Riechnerven und auf
ihrer oberen Fläche in der Ecke, wo sie zusammenstoßen, die Zirbel-
drüse. Die Vierhügel sind einfach, hohl, stehen in deutlicher Verbin-
dung mit dem Sehnerven und zeigen hinten den sehr kleinen, gewöhn-
lich länglichen Hirnanhang. Das kleine Gehirn ist deutlich aus queren
Blättern zusammengesetzt, bedeutend größer als bei den Reptilien,
und die untere Anschwellung des verlängerten Markes von unten her
durch einen tiefen Querschlitz, in welchen ursprünglich der mittlere
Schädelbalken paßte, von dem Mittelhirne geschieden. Die Hirnnerven
sind alle vorhanden und der sympathische Nerv dadurch ausgezeichnet,
daß sein Stamm an dem Halse in dem Wirbelkanale verläuft.

Unter den Sinnesorganen ist die Nase verhältnißmäßig am


[Abbildung] Fig. 1209.

Hirn des Straußes von oben.
c Hemiſphären des großen Gehirns.
o Sehhügel. cv Kleines Gehirn. e Ver-
längertes Mark.

Fortbildung über dasjenige der
Reptilien nicht verkennen. Das
Gehirn iſt ungleich bedeutender im
Verhältniſſe zu dem Rückenmarke,
das in ſeinem Verlaufe zwei An-
ſchwellungen zeigt, die dem Aus-
tritte der Extremitätennerven ent-
ſprechen. An der hinteren An-
ſchwellung weichen die Stränge auf
der Rückenfläche ſo auseinander,
daß der Rückenmarkkanal in Form
einer rautenförmigen Grube (Sinus
rhomboidalis)
bloßgelegt wird. Der
Uebergang des Rückenmarkes in das Gehirn geſchieht unter einem
ſtarken Winkel, Reſultat der Nackenbeuge des Embryo’s und der eigen-
thümlichen Stellung des Kopfes auf dem Halſe. Während nämlich bei
den Reptilien die Grundfläche des Schädels mit dem Rückenmarke in
derſelben horizontalen Linie ſich fortſetzt, wird bei den Vögeln der
horizontal geſtellte Kopf auf dem von unten her ſtützenden Halſe ge-
tragen, ſo daß beide einen ſtumpfen Winkel mit einander bilden. Das
Gehirn iſt ſtets ziemlich bedeutend in die Breite entwickelt, rundlich
und füllt die Schädelhöhle gänzlich aus. Es iſt ſo zuſammengeſchoben,
daß die ſtarken Anſchwellungen des Vorderhirnes, die großen Hemi-
ſphären, in der Mittellinie unmittelbar an das kleine Gehirn anſtoßen
und die Anſchwellungen des Mittelhirnes, die Vierhügel, gänzlich auf
die Seite und nach unten gedrängt ſind, eine ganz beſondere Eigen-
thümlichkeit des Vogelgehirnes. Die Hemiſphären ſelbſt ſind glatt
und windungslos, ihre Höhlen bedeutend, auf dem Boden derſelben
aber nur die geſtreiften Körper entwickelt. Sie tragen vorn auf ihrer
Unterfläche die kleinen hohlen Anſchwellungen der Riechnerven und auf
ihrer oberen Fläche in der Ecke, wo ſie zuſammenſtoßen, die Zirbel-
drüſe. Die Vierhügel ſind einfach, hohl, ſtehen in deutlicher Verbin-
dung mit dem Sehnerven und zeigen hinten den ſehr kleinen, gewöhn-
lich länglichen Hirnanhang. Das kleine Gehirn iſt deutlich aus queren
Blättern zuſammengeſetzt, bedeutend größer als bei den Reptilien,
und die untere Anſchwellung des verlängerten Markes von unten her
durch einen tiefen Querſchlitz, in welchen urſprünglich der mittlere
Schädelbalken paßte, von dem Mittelhirne geſchieden. Die Hirnnerven
ſind alle vorhanden und der ſympathiſche Nerv dadurch ausgezeichnet,
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[311/0317] [Abbildung Fig. 1209. Hirn des Straußes von oben. c Hemiſphären des großen Gehirns. o Sehhügel. cv Kleines Gehirn. e Ver- längertes Mark.] Fortbildung über dasjenige der Reptilien nicht verkennen. Das Gehirn iſt ungleich bedeutender im Verhältniſſe zu dem Rückenmarke, das in ſeinem Verlaufe zwei An- ſchwellungen zeigt, die dem Aus- tritte der Extremitätennerven ent- ſprechen. An der hinteren An- ſchwellung weichen die Stränge auf der Rückenfläche ſo auseinander, daß der Rückenmarkkanal in Form einer rautenförmigen Grube (Sinus rhomboidalis) bloßgelegt wird. Der Uebergang des Rückenmarkes in das Gehirn geſchieht unter einem ſtarken Winkel, Reſultat der Nackenbeuge des Embryo’s und der eigen- thümlichen Stellung des Kopfes auf dem Halſe. Während nämlich bei den Reptilien die Grundfläche des Schädels mit dem Rückenmarke in derſelben horizontalen Linie ſich fortſetzt, wird bei den Vögeln der horizontal geſtellte Kopf auf dem von unten her ſtützenden Halſe ge- tragen, ſo daß beide einen ſtumpfen Winkel mit einander bilden. Das Gehirn iſt ſtets ziemlich bedeutend in die Breite entwickelt, rundlich und füllt die Schädelhöhle gänzlich aus. Es iſt ſo zuſammengeſchoben, daß die ſtarken Anſchwellungen des Vorderhirnes, die großen Hemi- ſphären, in der Mittellinie unmittelbar an das kleine Gehirn anſtoßen und die Anſchwellungen des Mittelhirnes, die Vierhügel, gänzlich auf die Seite und nach unten gedrängt ſind, eine ganz beſondere Eigen- thümlichkeit des Vogelgehirnes. Die Hemiſphären ſelbſt ſind glatt und windungslos, ihre Höhlen bedeutend, auf dem Boden derſelben aber nur die geſtreiften Körper entwickelt. Sie tragen vorn auf ihrer Unterfläche die kleinen hohlen Anſchwellungen der Riechnerven und auf ihrer oberen Fläche in der Ecke, wo ſie zuſammenſtoßen, die Zirbel- drüſe. Die Vierhügel ſind einfach, hohl, ſtehen in deutlicher Verbin- dung mit dem Sehnerven und zeigen hinten den ſehr kleinen, gewöhn- lich länglichen Hirnanhang. Das kleine Gehirn iſt deutlich aus queren Blättern zuſammengeſetzt, bedeutend größer als bei den Reptilien, und die untere Anſchwellung des verlängerten Markes von unten her durch einen tiefen Querſchlitz, in welchen urſprünglich der mittlere Schädelbalken paßte, von dem Mittelhirne geſchieden. Die Hirnnerven ſind alle vorhanden und der ſympathiſche Nerv dadurch ausgezeichnet, daß ſein Stamm an dem Halſe in dem Wirbelkanale verläuft. Unter den Sinnesorganen iſt die Naſe verhältnißmäßig am

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/317>, abgerufen am 22.11.2024.