Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

Bild:
<< vorherige Seite

ganze Bildung der Kiefer und Zähne schließt diese Thiere zunächst an
die Warneidechsen an; wie sich aber einerseits Beziehungen zu den
Krokodilen finden, so zeigen sich merkwürdiger Weise unter diesen Ur-
echsen einige Arten (Dicynodon), die vielleicht bei näherer Bekannt-
schaft Typen einer eigenen Familie werden müssen und durch die
Schädelform, die völlig umgränzten Augenhöhlen, die schnabelartig
comprimirten Kieferränder, an denen keine Zähne sitzen, den Schild-
kröten sich anschließen, von denen sie sich wieder durch den gänzlichen
Mangel eines Panzers und durch die Existenz eines Paares großer
Fangzähne unterscheiden, die unter den Augenhöhlen hervorstehen.
Palaeosaurus; Proterosaurus; Thecodontosaurus; Sphenosaurus.

Eine andere Familie urweltlicher Eidechsen wird von den soge-
nannten Maasechsen (Mosasaurida) gebildet, meist riesenmäßig großen
Thieren mit langem Schädel, weit gespaltenem Rachen und flügelför-
mig gebogenen Gaumenbeinen, die mit Zähnen bewaffnet sind. Die
Zähne der Kiefer, die eine lange geschlossene Reihe bilden, sind kegel-
förmig, seitlich etwas zusammengedrückt, mit schneidender, außen ge-
streifter Krone und stehen in einer flachen Zahnrinne auf Sockeln, die
selbst wieder von seichten Gruben umgeben sind; die Ersatzzähne wach-
sen durch die Sockel der alten Zähne hervor. Die Extremitäten sind
nicht genau bekannt, der Schwanz war ein zusammengedrückter Ru-
derschwanz, ähnlich demjenigen der Krokodile, deren Größe die Thiere
um ein bedeutendes übertrafen; -- ihre Ueberreste finden sich vorzugs-
weise in der Kreide von England, Nordamerika und namentlich in
dem Petersberge von Maestricht. Mosasaurus; Geosaurus; Leiodon;
Rhaphiosaurus
.

[Abbildung] Fig. 1183.

Das gemeine Chamäleon (Chamaeleo africanus).

Eine höchst eigenthümliche Familie, die sich durch eine Menge von
Eigenthümlichkeiten ganz außerhalb der übrigen stellt, ist diejenige der

ganze Bildung der Kiefer und Zähne ſchließt dieſe Thiere zunächſt an
die Warneidechſen an; wie ſich aber einerſeits Beziehungen zu den
Krokodilen finden, ſo zeigen ſich merkwürdiger Weiſe unter dieſen Ur-
echſen einige Arten (Dicynodon), die vielleicht bei näherer Bekannt-
ſchaft Typen einer eigenen Familie werden müſſen und durch die
Schädelform, die völlig umgränzten Augenhöhlen, die ſchnabelartig
comprimirten Kieferränder, an denen keine Zähne ſitzen, den Schild-
kröten ſich anſchließen, von denen ſie ſich wieder durch den gänzlichen
Mangel eines Panzers und durch die Exiſtenz eines Paares großer
Fangzähne unterſcheiden, die unter den Augenhöhlen hervorſtehen.
Palaeosaurus; Proterosaurus; Thecodontosaurus; Sphenosaurus.

Eine andere Familie urweltlicher Eidechſen wird von den ſoge-
nannten Maasechſen (Mosasaurida) gebildet, meiſt rieſenmäßig großen
Thieren mit langem Schädel, weit geſpaltenem Rachen und flügelför-
mig gebogenen Gaumenbeinen, die mit Zähnen bewaffnet ſind. Die
Zähne der Kiefer, die eine lange geſchloſſene Reihe bilden, ſind kegel-
förmig, ſeitlich etwas zuſammengedrückt, mit ſchneidender, außen ge-
ſtreifter Krone und ſtehen in einer flachen Zahnrinne auf Sockeln, die
ſelbſt wieder von ſeichten Gruben umgeben ſind; die Erſatzzähne wach-
ſen durch die Sockel der alten Zähne hervor. Die Extremitäten ſind
nicht genau bekannt, der Schwanz war ein zuſammengedrückter Ru-
derſchwanz, ähnlich demjenigen der Krokodile, deren Größe die Thiere
um ein bedeutendes übertrafen; — ihre Ueberreſte finden ſich vorzugs-
weiſe in der Kreide von England, Nordamerika und namentlich in
dem Petersberge von Maeſtricht. Mosasaurus; Geosaurus; Leiodon;
Rhaphiosaurus
.

[Abbildung] Fig. 1183.

Das gemeine Chamäleon (Chamaeleo africanus).

Eine höchſt eigenthümliche Familie, die ſich durch eine Menge von
Eigenthümlichkeiten ganz außerhalb der übrigen ſtellt, iſt diejenige der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0282" n="276"/>
ganze Bildung der Kiefer und Zähne &#x017F;chließt die&#x017F;e Thiere zunäch&#x017F;t an<lb/>
die Warneidech&#x017F;en an; wie &#x017F;ich aber einer&#x017F;eits Beziehungen zu den<lb/>
Krokodilen finden, &#x017F;o zeigen &#x017F;ich merkwürdiger Wei&#x017F;e unter die&#x017F;en Ur-<lb/>
ech&#x017F;en einige Arten <hi rendition="#aq">(Dicynodon)</hi>, die vielleicht bei näherer Bekannt-<lb/>
&#x017F;chaft Typen einer eigenen Familie werden mü&#x017F;&#x017F;en und durch die<lb/>
Schädelform, die völlig umgränzten Augenhöhlen, die &#x017F;chnabelartig<lb/>
comprimirten Kieferränder, an denen keine Zähne &#x017F;itzen, den Schild-<lb/>
kröten &#x017F;ich an&#x017F;chließen, von denen &#x017F;ie &#x017F;ich wieder durch den gänzlichen<lb/>
Mangel eines Panzers und durch die Exi&#x017F;tenz eines Paares großer<lb/>
Fangzähne unter&#x017F;cheiden, die unter den Augenhöhlen hervor&#x017F;tehen.<lb/><hi rendition="#aq">Palaeosaurus; Proterosaurus; Thecodontosaurus; Sphenosaurus</hi>.</p><lb/>
              <p>Eine andere Familie urweltlicher Eidech&#x017F;en wird von den &#x017F;oge-<lb/>
nannten <hi rendition="#b">Maasech&#x017F;en</hi> <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">Mosasaurida</hi>)</hi> gebildet, mei&#x017F;t rie&#x017F;enmäßig großen<lb/>
Thieren mit langem Schädel, weit ge&#x017F;paltenem Rachen und flügelför-<lb/>
mig gebogenen Gaumenbeinen, die mit Zähnen bewaffnet &#x017F;ind. Die<lb/>
Zähne der Kiefer, die eine lange ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;ene Reihe bilden, &#x017F;ind kegel-<lb/>
förmig, &#x017F;eitlich etwas zu&#x017F;ammengedrückt, mit &#x017F;chneidender, außen ge-<lb/>
&#x017F;treifter Krone und &#x017F;tehen in einer flachen Zahnrinne auf Sockeln, die<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t wieder von &#x017F;eichten Gruben umgeben &#x017F;ind; die Er&#x017F;atzzähne wach-<lb/>
&#x017F;en durch die Sockel der alten Zähne hervor. Die Extremitäten &#x017F;ind<lb/>
nicht genau bekannt, der Schwanz war ein zu&#x017F;ammengedrückter Ru-<lb/>
der&#x017F;chwanz, ähnlich demjenigen der Krokodile, deren Größe die Thiere<lb/>
um ein bedeutendes übertrafen; &#x2014; ihre Ueberre&#x017F;te finden &#x017F;ich vorzugs-<lb/>
wei&#x017F;e in der Kreide von England, Nordamerika und namentlich in<lb/>
dem Petersberge von Mae&#x017F;tricht. <hi rendition="#aq">Mosasaurus; Geosaurus; Leiodon;<lb/>
Rhaphiosaurus</hi>.</p><lb/>
              <figure>
                <head>Fig. 1183.</head><lb/>
                <p>Das gemeine Chamäleon <hi rendition="#aq">(Chamaeleo africanus)</hi>.</p>
              </figure><lb/>
              <p>Eine höch&#x017F;t eigenthümliche Familie, die &#x017F;ich durch eine Menge von<lb/>
Eigenthümlichkeiten ganz außerhalb der übrigen &#x017F;tellt, i&#x017F;t diejenige der<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[276/0282] ganze Bildung der Kiefer und Zähne ſchließt dieſe Thiere zunächſt an die Warneidechſen an; wie ſich aber einerſeits Beziehungen zu den Krokodilen finden, ſo zeigen ſich merkwürdiger Weiſe unter dieſen Ur- echſen einige Arten (Dicynodon), die vielleicht bei näherer Bekannt- ſchaft Typen einer eigenen Familie werden müſſen und durch die Schädelform, die völlig umgränzten Augenhöhlen, die ſchnabelartig comprimirten Kieferränder, an denen keine Zähne ſitzen, den Schild- kröten ſich anſchließen, von denen ſie ſich wieder durch den gänzlichen Mangel eines Panzers und durch die Exiſtenz eines Paares großer Fangzähne unterſcheiden, die unter den Augenhöhlen hervorſtehen. Palaeosaurus; Proterosaurus; Thecodontosaurus; Sphenosaurus. Eine andere Familie urweltlicher Eidechſen wird von den ſoge- nannten Maasechſen (Mosasaurida) gebildet, meiſt rieſenmäßig großen Thieren mit langem Schädel, weit geſpaltenem Rachen und flügelför- mig gebogenen Gaumenbeinen, die mit Zähnen bewaffnet ſind. Die Zähne der Kiefer, die eine lange geſchloſſene Reihe bilden, ſind kegel- förmig, ſeitlich etwas zuſammengedrückt, mit ſchneidender, außen ge- ſtreifter Krone und ſtehen in einer flachen Zahnrinne auf Sockeln, die ſelbſt wieder von ſeichten Gruben umgeben ſind; die Erſatzzähne wach- ſen durch die Sockel der alten Zähne hervor. Die Extremitäten ſind nicht genau bekannt, der Schwanz war ein zuſammengedrückter Ru- derſchwanz, ähnlich demjenigen der Krokodile, deren Größe die Thiere um ein bedeutendes übertrafen; — ihre Ueberreſte finden ſich vorzugs- weiſe in der Kreide von England, Nordamerika und namentlich in dem Petersberge von Maeſtricht. Mosasaurus; Geosaurus; Leiodon; Rhaphiosaurus. [Abbildung Fig. 1183. Das gemeine Chamäleon (Chamaeleo africanus). ] Eine höchſt eigenthümliche Familie, die ſich durch eine Menge von Eigenthümlichkeiten ganz außerhalb der übrigen ſtellt, iſt diejenige der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/282
Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/282>, abgerufen am 25.11.2024.