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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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spitzt, hinten breit und gewöhnlich deutlich von dem Halse abgesetzt.
Der Rachen weit gespalten, die beiden Kieferbogen und die Gaumen-
beine, zuweilen selbst der Zwischenkiefer mit Zähnen besetzt, die alle
derb und ihrer Größe nach so geordnet sind, daß der zweite oder
dritte Zahn in der Reihe der größte ist und die übrigen successiv nach
hinten abnehmen. Die Flügelbeine sind S förmig gekrümmt und nur
in ihrer vorderen Hälfte mit Zähnen besetzt. Zu beiden Seiten des
Afters finden sich zwei hornige stumpfe Klauen, welche das Rudiment
der hinteren Extremität beenden. Der Kopf ist meistens mit Schil-
dern bekleidet, die Kehle dagegen mit Schuppen, ein wesentlicher Un-
terschied von der vorigen Familie. Der Bauch zeigt Schilder, die
gewöhnlich einfach sind, aber eine bedeutende Breite besitzen, die
Unterfläche des Schwanzes zeigt gewöhnlich doppelte, ziemlich
schmale Schilder. Man kann in dieser Familie einige Unterfamilien
unterscheiden: Die Schlinger (Pythonida), welche hakenförmige
Fangzähne im Zwischenkiefer und auf der Außenseite der Kieferschilder
tiefe dreieckige Gruben zeigen (Python; Morelia; Nardoa). Die Kö-
nigsschlangen (Boida)
ohne Zähne im Zwischenkiefer, ohne äu-
ßere Gruben an dem Maule, aber wie die vorigen mit weit gespal-
tenem Rachen, scharf abgesetztem Kopfe, kurzem Schwanze, der zuweilen
hakenförmig gekrümmt und zum Umgreifen der Aeste geeignet ist. Die
Arten dieser beiden Familien lauern theilweise im Wasser, meist
aber auf Bäumen oder in Gebüschen; manche erreichen eine Länge
von vierzig Fuß und darüber und die Dicke eines kräftigen Manns-
schenkels (Boa; Epicrates; Platygaster; Enygrus; Eunectes). Eine
dritte Unterfamilie bilden die Rollschlangen (Erycida) mit
rundlichem, nicht abgesetztem Kopfe, stark vortretenden Fußstummeln,
sehr kurzem, stumpfem Schwanz und kleiner, enger, wenig ausdehn-
barer Mundspalte; letztere erreichen nur eine unbedeutende Größe und
finden sich vorzugsweise in den türkischen Besitzungen am Mittelmeere,
während die Riesenschlangen nur die tropischen Gegenden beider Erd-
hälften bewohnen. Eryx.

Eine dritte Familie bilden die Wickelschlangen (Tortricida), kleine
Schlangen von wurmförmiger Gestalt und fast überall gleichdickem
Körper, die eine nur sehr kleine, unbedeutende Mundspalte haben.
Die Aeste des Oberkiefers sind kurz, hoch in der Mitte und nur halb
so lang, als der Kopf, so daß die Mundspalte nur kaum bis unter
die Augen reicht; Oberkiefer und Flügelknochen sind beide ziemlich fest
mit dem Schädel verbunden und ebenso die Unterkieferäste, obgleich

ſpitzt, hinten breit und gewöhnlich deutlich von dem Halſe abgeſetzt.
Der Rachen weit geſpalten, die beiden Kieferbogen und die Gaumen-
beine, zuweilen ſelbſt der Zwiſchenkiefer mit Zähnen beſetzt, die alle
derb und ihrer Größe nach ſo geordnet ſind, daß der zweite oder
dritte Zahn in der Reihe der größte iſt und die übrigen ſucceſſiv nach
hinten abnehmen. Die Flügelbeine ſind S förmig gekrümmt und nur
in ihrer vorderen Hälfte mit Zähnen beſetzt. Zu beiden Seiten des
Afters finden ſich zwei hornige ſtumpfe Klauen, welche das Rudiment
der hinteren Extremität beenden. Der Kopf iſt meiſtens mit Schil-
dern bekleidet, die Kehle dagegen mit Schuppen, ein weſentlicher Un-
terſchied von der vorigen Familie. Der Bauch zeigt Schilder, die
gewöhnlich einfach ſind, aber eine bedeutende Breite beſitzen, die
Unterfläche des Schwanzes zeigt gewöhnlich doppelte, ziemlich
ſchmale Schilder. Man kann in dieſer Familie einige Unterfamilien
unterſcheiden: Die Schlinger (Pythonida), welche hakenförmige
Fangzähne im Zwiſchenkiefer und auf der Außenſeite der Kieferſchilder
tiefe dreieckige Gruben zeigen (Python; Morelia; Nardoa). Die Kö-
nigsſchlangen (Boida)
ohne Zähne im Zwiſchenkiefer, ohne äu-
ßere Gruben an dem Maule, aber wie die vorigen mit weit geſpal-
tenem Rachen, ſcharf abgeſetztem Kopfe, kurzem Schwanze, der zuweilen
hakenförmig gekrümmt und zum Umgreifen der Aeſte geeignet iſt. Die
Arten dieſer beiden Familien lauern theilweiſe im Waſſer, meiſt
aber auf Bäumen oder in Gebüſchen; manche erreichen eine Länge
von vierzig Fuß und darüber und die Dicke eines kräftigen Manns-
ſchenkels (Boa; Epicrates; Platygaster; Enygrus; Eunectes). Eine
dritte Unterfamilie bilden die Rollſchlangen (Erycida) mit
rundlichem, nicht abgeſetztem Kopfe, ſtark vortretenden Fußſtummeln,
ſehr kurzem, ſtumpfem Schwanz und kleiner, enger, wenig ausdehn-
barer Mundſpalte; letztere erreichen nur eine unbedeutende Größe und
finden ſich vorzugsweiſe in den türkiſchen Beſitzungen am Mittelmeere,
während die Rieſenſchlangen nur die tropiſchen Gegenden beider Erd-
hälften bewohnen. Eryx.

Eine dritte Familie bilden die Wickelſchlangen (Tortricida), kleine
Schlangen von wurmförmiger Geſtalt und faſt überall gleichdickem
Körper, die eine nur ſehr kleine, unbedeutende Mundſpalte haben.
Die Aeſte des Oberkiefers ſind kurz, hoch in der Mitte und nur halb
ſo lang, als der Kopf, ſo daß die Mundſpalte nur kaum bis unter
die Augen reicht; Oberkiefer und Flügelknochen ſind beide ziemlich feſt
mit dem Schädel verbunden und ebenſo die Unterkieferäſte, obgleich

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[263/0269] ſpitzt, hinten breit und gewöhnlich deutlich von dem Halſe abgeſetzt. Der Rachen weit geſpalten, die beiden Kieferbogen und die Gaumen- beine, zuweilen ſelbſt der Zwiſchenkiefer mit Zähnen beſetzt, die alle derb und ihrer Größe nach ſo geordnet ſind, daß der zweite oder dritte Zahn in der Reihe der größte iſt und die übrigen ſucceſſiv nach hinten abnehmen. Die Flügelbeine ſind S förmig gekrümmt und nur in ihrer vorderen Hälfte mit Zähnen beſetzt. Zu beiden Seiten des Afters finden ſich zwei hornige ſtumpfe Klauen, welche das Rudiment der hinteren Extremität beenden. Der Kopf iſt meiſtens mit Schil- dern bekleidet, die Kehle dagegen mit Schuppen, ein weſentlicher Un- terſchied von der vorigen Familie. Der Bauch zeigt Schilder, die gewöhnlich einfach ſind, aber eine bedeutende Breite beſitzen, die Unterfläche des Schwanzes zeigt gewöhnlich doppelte, ziemlich ſchmale Schilder. Man kann in dieſer Familie einige Unterfamilien unterſcheiden: Die Schlinger (Pythonida), welche hakenförmige Fangzähne im Zwiſchenkiefer und auf der Außenſeite der Kieferſchilder tiefe dreieckige Gruben zeigen (Python; Morelia; Nardoa). Die Kö- nigsſchlangen (Boida) ohne Zähne im Zwiſchenkiefer, ohne äu- ßere Gruben an dem Maule, aber wie die vorigen mit weit geſpal- tenem Rachen, ſcharf abgeſetztem Kopfe, kurzem Schwanze, der zuweilen hakenförmig gekrümmt und zum Umgreifen der Aeſte geeignet iſt. Die Arten dieſer beiden Familien lauern theilweiſe im Waſſer, meiſt aber auf Bäumen oder in Gebüſchen; manche erreichen eine Länge von vierzig Fuß und darüber und die Dicke eines kräftigen Manns- ſchenkels (Boa; Epicrates; Platygaster; Enygrus; Eunectes). Eine dritte Unterfamilie bilden die Rollſchlangen (Erycida) mit rundlichem, nicht abgeſetztem Kopfe, ſtark vortretenden Fußſtummeln, ſehr kurzem, ſtumpfem Schwanz und kleiner, enger, wenig ausdehn- barer Mundſpalte; letztere erreichen nur eine unbedeutende Größe und finden ſich vorzugsweiſe in den türkiſchen Beſitzungen am Mittelmeere, während die Rieſenſchlangen nur die tropiſchen Gegenden beider Erd- hälften bewohnen. Eryx. Eine dritte Familie bilden die Wickelſchlangen (Tortricida), kleine Schlangen von wurmförmiger Geſtalt und faſt überall gleichdickem Körper, die eine nur ſehr kleine, unbedeutende Mundſpalte haben. Die Aeſte des Oberkiefers ſind kurz, hoch in der Mitte und nur halb ſo lang, als der Kopf, ſo daß die Mundſpalte nur kaum bis unter die Augen reicht; Oberkiefer und Flügelknochen ſind beide ziemlich feſt mit dem Schädel verbunden und ebenſo die Unterkieferäſte, obgleich

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/269>, abgerufen am 25.11.2024.