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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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gesellen. Im Jura werden die Typen häufiger; die Schildkröten, die
Großechsen, die Flugechsen, die Krokodile und jüngeren Meerdrachen
entfalten hier ihre oft gigantischen Formen, so daß man nicht mit
unrecht den Jura das Reich der Reptilien genannt hat. Auch in der
Kreide erhalten sich noch einige gigantische Formen der Eidechsen. In
dem Tertiärgebirge aber, in welchem zuerst die Ueberreste ächter Schlan-
gen auftreten, ist alles auf das jetzt gewöhnliche Maß zurückgebracht
und die Seedrachen gänzlich verschwunden, nachdem sie schon in der
Kreide nur sehr geringe Repräsentanten aufgezeigt hatten. Unter den
jetzigen Reptilien sind nur einige Schildkröten auf das Meer ange-
wiesen, während im Jura und in der Trias die mit Flossenfüßen
versehenen Drachen nur das Meer bewohnten und sich, wie die ver-
steinerten Ueberreste ihrer Nahrung lehren, von Fischen nährten.

Schon früher wurde angeführt, daß die Art und Weise der Auf-
fassung der Charaktere lange Zeit bei denjenigen Thieren, welche die
beiden Klassen der Amphibien und Reptilien zusammensetzen, eine
äußerst verfehlte war und daß es vielfacher Anstrengungen bedurfte,
um die großen Unterschiede der Organisation, welche zwischen den ver-
schiedenen vierfüßigen Gattungen dieser Thiere existiren, auch durch
die Classifikation entsprechend auszudrücken. Man konnte sich nur
schwer entschließen, die Salamander und Molche von den Eidechsen
zu trennen, mit denen sie doch nur in der äußeren Körpergestalt einige
entfernte Aehnlichkeit besitzen; und auch jetzt noch ist es trotz aller
Kenntniß der inneren Organisation und der Entwicklungsgeschichte
noch nicht gelungen, den konservativen Troß der meisten und besonders
der deutschen Naturforscher zu überzeugen, daß man endlich einmal
die alte Leier von den vier Wirbelthierklassen aufgeben und die Am-
phibien und Reptilien als zwei streng gesonderte Klassen hinstellen
müsse. Es kann bei diesem Stande der Sache auch nicht befremden,
daß die großen und wichtigen Unterschiede, welche zwischen einzelnen
Gruppen der Reptilien selbst vorhanden sind, noch nicht in entspre-
chender Weise durch die Classifikation anerkannt wurden, da man einer-
seits zu hartnäckig an dem Hergebrachten festhielt und andererseits die
Berücksichtigung der Fossilen zurückwies, die gerade bei dieser an Ge-
stalt und Organisation so wechselnden Klasse von ganz besonderer
Erheblichkeit sein mußten.

Betrachtet man die äußere Körperform, so scheinen sich bei dem
ersten flüchtigen Ueberblicke drei Hauptgruppen in der Klasse der Rep-

geſellen. Im Jura werden die Typen häufiger; die Schildkröten, die
Großechſen, die Flugechſen, die Krokodile und jüngeren Meerdrachen
entfalten hier ihre oft gigantiſchen Formen, ſo daß man nicht mit
unrecht den Jura das Reich der Reptilien genannt hat. Auch in der
Kreide erhalten ſich noch einige gigantiſche Formen der Eidechſen. In
dem Tertiärgebirge aber, in welchem zuerſt die Ueberreſte ächter Schlan-
gen auftreten, iſt alles auf das jetzt gewöhnliche Maß zurückgebracht
und die Seedrachen gänzlich verſchwunden, nachdem ſie ſchon in der
Kreide nur ſehr geringe Repräſentanten aufgezeigt hatten. Unter den
jetzigen Reptilien ſind nur einige Schildkröten auf das Meer ange-
wieſen, während im Jura und in der Trias die mit Floſſenfüßen
verſehenen Drachen nur das Meer bewohnten und ſich, wie die ver-
ſteinerten Ueberreſte ihrer Nahrung lehren, von Fiſchen nährten.

Schon früher wurde angeführt, daß die Art und Weiſe der Auf-
faſſung der Charaktere lange Zeit bei denjenigen Thieren, welche die
beiden Klaſſen der Amphibien und Reptilien zuſammenſetzen, eine
äußerſt verfehlte war und daß es vielfacher Anſtrengungen bedurfte,
um die großen Unterſchiede der Organiſation, welche zwiſchen den ver-
ſchiedenen vierfüßigen Gattungen dieſer Thiere exiſtiren, auch durch
die Claſſifikation entſprechend auszudrücken. Man konnte ſich nur
ſchwer entſchließen, die Salamander und Molche von den Eidechſen
zu trennen, mit denen ſie doch nur in der äußeren Körpergeſtalt einige
entfernte Aehnlichkeit beſitzen; und auch jetzt noch iſt es trotz aller
Kenntniß der inneren Organiſation und der Entwicklungsgeſchichte
noch nicht gelungen, den konſervativen Troß der meiſten und beſonders
der deutſchen Naturforſcher zu überzeugen, daß man endlich einmal
die alte Leier von den vier Wirbelthierklaſſen aufgeben und die Am-
phibien und Reptilien als zwei ſtreng geſonderte Klaſſen hinſtellen
müſſe. Es kann bei dieſem Stande der Sache auch nicht befremden,
daß die großen und wichtigen Unterſchiede, welche zwiſchen einzelnen
Gruppen der Reptilien ſelbſt vorhanden ſind, noch nicht in entſpre-
chender Weiſe durch die Claſſifikation anerkannt wurden, da man einer-
ſeits zu hartnäckig an dem Hergebrachten feſthielt und andererſeits die
Berückſichtigung der Foſſilen zurückwies, die gerade bei dieſer an Ge-
ſtalt und Organiſation ſo wechſelnden Klaſſe von ganz beſonderer
Erheblichkeit ſein mußten.

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erſten flüchtigen Ueberblicke drei Hauptgruppen in der Klaſſe der Rep-

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[250/0256] geſellen. Im Jura werden die Typen häufiger; die Schildkröten, die Großechſen, die Flugechſen, die Krokodile und jüngeren Meerdrachen entfalten hier ihre oft gigantiſchen Formen, ſo daß man nicht mit unrecht den Jura das Reich der Reptilien genannt hat. Auch in der Kreide erhalten ſich noch einige gigantiſche Formen der Eidechſen. In dem Tertiärgebirge aber, in welchem zuerſt die Ueberreſte ächter Schlan- gen auftreten, iſt alles auf das jetzt gewöhnliche Maß zurückgebracht und die Seedrachen gänzlich verſchwunden, nachdem ſie ſchon in der Kreide nur ſehr geringe Repräſentanten aufgezeigt hatten. Unter den jetzigen Reptilien ſind nur einige Schildkröten auf das Meer ange- wieſen, während im Jura und in der Trias die mit Floſſenfüßen verſehenen Drachen nur das Meer bewohnten und ſich, wie die ver- ſteinerten Ueberreſte ihrer Nahrung lehren, von Fiſchen nährten. Schon früher wurde angeführt, daß die Art und Weiſe der Auf- faſſung der Charaktere lange Zeit bei denjenigen Thieren, welche die beiden Klaſſen der Amphibien und Reptilien zuſammenſetzen, eine äußerſt verfehlte war und daß es vielfacher Anſtrengungen bedurfte, um die großen Unterſchiede der Organiſation, welche zwiſchen den ver- ſchiedenen vierfüßigen Gattungen dieſer Thiere exiſtiren, auch durch die Claſſifikation entſprechend auszudrücken. Man konnte ſich nur ſchwer entſchließen, die Salamander und Molche von den Eidechſen zu trennen, mit denen ſie doch nur in der äußeren Körpergeſtalt einige entfernte Aehnlichkeit beſitzen; und auch jetzt noch iſt es trotz aller Kenntniß der inneren Organiſation und der Entwicklungsgeſchichte noch nicht gelungen, den konſervativen Troß der meiſten und beſonders der deutſchen Naturforſcher zu überzeugen, daß man endlich einmal die alte Leier von den vier Wirbelthierklaſſen aufgeben und die Am- phibien und Reptilien als zwei ſtreng geſonderte Klaſſen hinſtellen müſſe. Es kann bei dieſem Stande der Sache auch nicht befremden, daß die großen und wichtigen Unterſchiede, welche zwiſchen einzelnen Gruppen der Reptilien ſelbſt vorhanden ſind, noch nicht in entſpre- chender Weiſe durch die Claſſifikation anerkannt wurden, da man einer- ſeits zu hartnäckig an dem Hergebrachten feſthielt und andererſeits die Berückſichtigung der Foſſilen zurückwies, die gerade bei dieſer an Ge- ſtalt und Organiſation ſo wechſelnden Klaſſe von ganz beſonderer Erheblichkeit ſein mußten. Betrachtet man die äußere Körperform, ſo ſcheinen ſich bei dem erſten flüchtigen Ueberblicke drei Hauptgruppen in der Klaſſe der Rep-

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/256>, abgerufen am 22.11.2024.