funktion übernimmt und der Nabel vernarbt bald gänzlich, ohne eine Spur zu hinterlassen.
Viele Reptilien, wie die meisten Schildkröten, die Seeschlangen, sind vermöge der Organisation ihrer Bewegungswerkzeuge lediglich auf das Wasser angewiesen und verlassen dasselbe nur, um ihre Eier auf dem festen Lande abzulegen. Es ist namentlich von den Schild- kröten bekannt, daß gewisse Sandbänke ihnen zum allgemeinen Rendez- vous dienen, wo dann das Einsammeln der Millionen Eier einen besonderen Erwerbszweig für die Anwohner zur Laichzeit bildet. An- dere, worunter namentlich viele Schlangen, halten sich gern an feuchten Orten und in der Nähe des Wassers auf, oder lauern auch im Wasser selbst auf ihre Beute. Die meisten Eidechsen und einige Schlangen hingegen ziehen trockenes Land vor, bergen sich in Erdlöchern und jagen theils auf dem Boden, theils auch auf den Bäumen. Die klei- neren Arten nähren sich vorzugsweise von Insekten, während die großen gefährliche Raubthiere sind und einige Arten sogar den Menschen an- fallen. Man will in dem südlichen Amerika die Beobachtung gemacht haben, daß dieselbe Art von Krokodilen, die in den großen Flüssen und den Lagunen wimmeln, in dem einen Flusse durchaus unschädlich ist, ja sogar den Menschen flieht, während sie in dem anderen ihn mit Hartnäckigkeit angreift und verfolgt. Die Reptilien sind vorzugsweise Bewohner heißer Länder. Die Zahl ihrer Arten, die Mannigfaltig- keit ihrer Formen, so wie die Größe der Typen nimmt mit schnellen Schritten zu, je mehr man sich dem Aequator nähert. Die Krokodile sind gänzlich auf die heiße Zone eingeschränkt; ihr nördlichster Ver- breitungsbezirk ist auf unserem Kontinente der Nil, auf dem amerika- nischen Florida und Texas. Von den Schildkröten geht nur eine Art, die europäische Sumpfschildkröte, bis zu den Ufern des baltischen Meeres, während sonst das Mittelmeer der Ordnung ihr Ziel steckt. Am weitesten nach Norden verbreiten sich noch Schlangen und schlan- genähnliche Eidechsen, Otter und Blindschleiche, welche bis nach Schweden hinauf sich ausdehnen, Die kletternden Arten der Schlan- gen und Eidechsen sind lediglich auf die wärmeren Zonen beschränkt.
Die geologische Entwicklung dieser Klasse ist um so interessanter, als ähnlich wie bei den Fischen in den fossilen Formen eine Reihe von Typen auftreten, welche jetzt vollständig verschwunden sind. Sie beginnen mit echten Eidechsen im Kupferschiefergebirge, zu denen dann in der Trias sich die sonderbaren Formen der älteren Meerdrachen
funktion übernimmt und der Nabel vernarbt bald gänzlich, ohne eine Spur zu hinterlaſſen.
Viele Reptilien, wie die meiſten Schildkröten, die Seeſchlangen, ſind vermöge der Organiſation ihrer Bewegungswerkzeuge lediglich auf das Waſſer angewieſen und verlaſſen daſſelbe nur, um ihre Eier auf dem feſten Lande abzulegen. Es iſt namentlich von den Schild- kröten bekannt, daß gewiſſe Sandbänke ihnen zum allgemeinen Rendez- vous dienen, wo dann das Einſammeln der Millionen Eier einen beſonderen Erwerbszweig für die Anwohner zur Laichzeit bildet. An- dere, worunter namentlich viele Schlangen, halten ſich gern an feuchten Orten und in der Nähe des Waſſers auf, oder lauern auch im Waſſer ſelbſt auf ihre Beute. Die meiſten Eidechſen und einige Schlangen hingegen ziehen trockenes Land vor, bergen ſich in Erdlöchern und jagen theils auf dem Boden, theils auch auf den Bäumen. Die klei- neren Arten nähren ſich vorzugsweiſe von Inſekten, während die großen gefährliche Raubthiere ſind und einige Arten ſogar den Menſchen an- fallen. Man will in dem ſüdlichen Amerika die Beobachtung gemacht haben, daß dieſelbe Art von Krokodilen, die in den großen Flüſſen und den Lagunen wimmeln, in dem einen Fluſſe durchaus unſchädlich iſt, ja ſogar den Menſchen flieht, während ſie in dem anderen ihn mit Hartnäckigkeit angreift und verfolgt. Die Reptilien ſind vorzugsweiſe Bewohner heißer Länder. Die Zahl ihrer Arten, die Mannigfaltig- keit ihrer Formen, ſo wie die Größe der Typen nimmt mit ſchnellen Schritten zu, je mehr man ſich dem Aequator nähert. Die Krokodile ſind gänzlich auf die heiße Zone eingeſchränkt; ihr nördlichſter Ver- breitungsbezirk iſt auf unſerem Kontinente der Nil, auf dem amerika- niſchen Florida und Texas. Von den Schildkröten geht nur eine Art, die europäiſche Sumpfſchildkröte, bis zu den Ufern des baltiſchen Meeres, während ſonſt das Mittelmeer der Ordnung ihr Ziel ſteckt. Am weiteſten nach Norden verbreiten ſich noch Schlangen und ſchlan- genähnliche Eidechſen, Otter und Blindſchleiche, welche bis nach Schweden hinauf ſich ausdehnen, Die kletternden Arten der Schlan- gen und Eidechſen ſind lediglich auf die wärmeren Zonen beſchränkt.
Die geologiſche Entwicklung dieſer Klaſſe iſt um ſo intereſſanter, als ähnlich wie bei den Fiſchen in den foſſilen Formen eine Reihe von Typen auftreten, welche jetzt vollſtändig verſchwunden ſind. Sie beginnen mit echten Eidechſen im Kupferſchiefergebirge, zu denen dann in der Trias ſich die ſonderbaren Formen der älteren Meerdrachen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0255"n="249"/>
funktion übernimmt und der Nabel vernarbt bald gänzlich, ohne eine<lb/>
Spur zu hinterlaſſen.</p><lb/><p>Viele Reptilien, wie die meiſten Schildkröten, die Seeſchlangen,<lb/>ſind vermöge der Organiſation ihrer Bewegungswerkzeuge lediglich<lb/>
auf das Waſſer angewieſen und verlaſſen daſſelbe nur, um ihre Eier<lb/>
auf dem feſten Lande abzulegen. Es iſt namentlich von den Schild-<lb/>
kröten bekannt, daß gewiſſe Sandbänke ihnen zum allgemeinen Rendez-<lb/>
vous dienen, wo dann das Einſammeln der Millionen Eier einen<lb/>
beſonderen Erwerbszweig für die Anwohner zur Laichzeit bildet. An-<lb/>
dere, worunter namentlich viele Schlangen, halten ſich gern an feuchten<lb/>
Orten und in der Nähe des Waſſers auf, oder lauern auch im Waſſer<lb/>ſelbſt auf ihre Beute. Die meiſten Eidechſen und einige Schlangen<lb/>
hingegen ziehen trockenes Land vor, bergen ſich in Erdlöchern und<lb/>
jagen theils auf dem Boden, theils auch auf den Bäumen. Die klei-<lb/>
neren Arten nähren ſich vorzugsweiſe von Inſekten, während die großen<lb/>
gefährliche Raubthiere ſind und einige Arten ſogar den Menſchen an-<lb/>
fallen. Man will in dem ſüdlichen Amerika die Beobachtung gemacht<lb/>
haben, daß dieſelbe Art von Krokodilen, die in den großen Flüſſen<lb/>
und den Lagunen wimmeln, in dem einen Fluſſe durchaus unſchädlich<lb/>
iſt, ja ſogar den Menſchen flieht, während ſie in dem anderen ihn mit<lb/>
Hartnäckigkeit angreift und verfolgt. Die Reptilien ſind vorzugsweiſe<lb/>
Bewohner heißer Länder. Die Zahl ihrer Arten, die Mannigfaltig-<lb/>
keit ihrer Formen, ſo wie die Größe der Typen nimmt mit ſchnellen<lb/>
Schritten zu, je mehr man ſich dem Aequator nähert. Die Krokodile<lb/>ſind gänzlich auf die heiße Zone eingeſchränkt; ihr nördlichſter Ver-<lb/>
breitungsbezirk iſt auf unſerem Kontinente der Nil, auf dem amerika-<lb/>
niſchen Florida und Texas. Von den Schildkröten geht nur eine<lb/>
Art, die europäiſche Sumpfſchildkröte, bis zu den Ufern des baltiſchen<lb/>
Meeres, während ſonſt das Mittelmeer der Ordnung ihr Ziel ſteckt.<lb/>
Am weiteſten nach Norden verbreiten ſich noch Schlangen und ſchlan-<lb/>
genähnliche Eidechſen, Otter und Blindſchleiche, welche bis nach<lb/>
Schweden hinauf ſich ausdehnen, Die kletternden Arten der Schlan-<lb/>
gen und Eidechſen ſind lediglich auf die wärmeren Zonen beſchränkt.</p><lb/><p>Die geologiſche Entwicklung dieſer Klaſſe iſt um ſo intereſſanter,<lb/>
als ähnlich wie bei den Fiſchen in den foſſilen Formen eine Reihe<lb/>
von Typen auftreten, welche jetzt vollſtändig verſchwunden ſind. Sie<lb/>
beginnen mit echten Eidechſen im Kupferſchiefergebirge, zu denen dann<lb/>
in der Trias ſich die ſonderbaren Formen der älteren Meerdrachen<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[249/0255]
funktion übernimmt und der Nabel vernarbt bald gänzlich, ohne eine
Spur zu hinterlaſſen.
Viele Reptilien, wie die meiſten Schildkröten, die Seeſchlangen,
ſind vermöge der Organiſation ihrer Bewegungswerkzeuge lediglich
auf das Waſſer angewieſen und verlaſſen daſſelbe nur, um ihre Eier
auf dem feſten Lande abzulegen. Es iſt namentlich von den Schild-
kröten bekannt, daß gewiſſe Sandbänke ihnen zum allgemeinen Rendez-
vous dienen, wo dann das Einſammeln der Millionen Eier einen
beſonderen Erwerbszweig für die Anwohner zur Laichzeit bildet. An-
dere, worunter namentlich viele Schlangen, halten ſich gern an feuchten
Orten und in der Nähe des Waſſers auf, oder lauern auch im Waſſer
ſelbſt auf ihre Beute. Die meiſten Eidechſen und einige Schlangen
hingegen ziehen trockenes Land vor, bergen ſich in Erdlöchern und
jagen theils auf dem Boden, theils auch auf den Bäumen. Die klei-
neren Arten nähren ſich vorzugsweiſe von Inſekten, während die großen
gefährliche Raubthiere ſind und einige Arten ſogar den Menſchen an-
fallen. Man will in dem ſüdlichen Amerika die Beobachtung gemacht
haben, daß dieſelbe Art von Krokodilen, die in den großen Flüſſen
und den Lagunen wimmeln, in dem einen Fluſſe durchaus unſchädlich
iſt, ja ſogar den Menſchen flieht, während ſie in dem anderen ihn mit
Hartnäckigkeit angreift und verfolgt. Die Reptilien ſind vorzugsweiſe
Bewohner heißer Länder. Die Zahl ihrer Arten, die Mannigfaltig-
keit ihrer Formen, ſo wie die Größe der Typen nimmt mit ſchnellen
Schritten zu, je mehr man ſich dem Aequator nähert. Die Krokodile
ſind gänzlich auf die heiße Zone eingeſchränkt; ihr nördlichſter Ver-
breitungsbezirk iſt auf unſerem Kontinente der Nil, auf dem amerika-
niſchen Florida und Texas. Von den Schildkröten geht nur eine
Art, die europäiſche Sumpfſchildkröte, bis zu den Ufern des baltiſchen
Meeres, während ſonſt das Mittelmeer der Ordnung ihr Ziel ſteckt.
Am weiteſten nach Norden verbreiten ſich noch Schlangen und ſchlan-
genähnliche Eidechſen, Otter und Blindſchleiche, welche bis nach
Schweden hinauf ſich ausdehnen, Die kletternden Arten der Schlan-
gen und Eidechſen ſind lediglich auf die wärmeren Zonen beſchränkt.
Die geologiſche Entwicklung dieſer Klaſſe iſt um ſo intereſſanter,
als ähnlich wie bei den Fiſchen in den foſſilen Formen eine Reihe
von Typen auftreten, welche jetzt vollſtändig verſchwunden ſind. Sie
beginnen mit echten Eidechſen im Kupferſchiefergebirge, zu denen dann
in der Trias ſich die ſonderbaren Formen der älteren Meerdrachen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/255>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.