Dottergang gehalten in der Flüssigkeit, welche den Sack der Schafhaut erfüllt. Diese ist, wie aus der bisherigen Darstellung hervorgeht, ein reines Produkt der embryonalen Entwickelung und bei den niederen Wirbelthieren läßt sich auch nicht eine Spur von ihr wahrnehmen.
Schon vor der Entstehung und vollständigen Ausbildung der Schafhaut sind auch die übrigen organischen Systeme angelegt worden. In dem undurchsichtigen Theile der Keimhaut, in dem sogenannten Gefäßhofe haben sich die Lückenräume der ersten Gefäße, sowie die ersten Blutzellen gebildet und zugleich ist in der Halsgegend, versteckt durch die Kopfbeuge, eine Zellenanhäufung entstanden, welche sich allmälig zum schlauchförmigen Herzen aushöhlt. Hinter dem Herzen liegt anfangs der ganze Körper des Embryo platt auf dem Dotter auf, so daß die Stelle des Darmes durch eine lange, flache Rinne ersetzt ist, die von dem Dotter bespült wird. Die Bauchwandungen schließen sich aber allmälig immer mehr und mehr zusammen, die Darmrinne wölbt sich zu und stellt sich bald zu einem Rohre her, das nur noch an einer gewissen Stelle durch einen offenen Gang mit dem Dottersacke in Zusammenhang steht. Indem sich nun Darm- wie Bauchwände gegen den Dotter hin mehr und mehr zusammenschließen, bleibt endlich nur noch als letzter Zusammenhang zwischen Embryo und Dotter der Nabel übrig, der sich erst bei der Geburt vollständig schließt. Mit dem Beginne des Darmschlusses dagegen tritt bei den
[Abbildung]
Fig. 1154. Fig. 1155. Fig. 1156.
Ein älterer Embryo, bei dem die Extremitäten und die Harnhaut zu sproffen heginnen, von der Seite. Fig. 1155. Der Kopf desselben, senkrecht durchschnitten, besonders um das Verhältniß des mittleren Schädelbalkens zur Kovfbeuge zu zeigen. Fig. 1156. Noch älterer Embryo von der Seite.
Reptilien, wie bei den übrigen höheren Wirbelthieren eine neue eigen- thümliche Bildung ein, diejenige der Harnhaut oder Allantois.
Dottergang gehalten in der Flüſſigkeit, welche den Sack der Schafhaut erfüllt. Dieſe iſt, wie aus der bisherigen Darſtellung hervorgeht, ein reines Produkt der embryonalen Entwickelung und bei den niederen Wirbelthieren läßt ſich auch nicht eine Spur von ihr wahrnehmen.
Schon vor der Entſtehung und vollſtändigen Ausbildung der Schafhaut ſind auch die übrigen organiſchen Syſteme angelegt worden. In dem undurchſichtigen Theile der Keimhaut, in dem ſogenannten Gefäßhofe haben ſich die Lückenräume der erſten Gefäße, ſowie die erſten Blutzellen gebildet und zugleich iſt in der Halsgegend, verſteckt durch die Kopfbeuge, eine Zellenanhäufung entſtanden, welche ſich allmälig zum ſchlauchförmigen Herzen aushöhlt. Hinter dem Herzen liegt anfangs der ganze Körper des Embryo platt auf dem Dotter auf, ſo daß die Stelle des Darmes durch eine lange, flache Rinne erſetzt iſt, die von dem Dotter beſpült wird. Die Bauchwandungen ſchließen ſich aber allmälig immer mehr und mehr zuſammen, die Darmrinne wölbt ſich zu und ſtellt ſich bald zu einem Rohre her, das nur noch an einer gewiſſen Stelle durch einen offenen Gang mit dem Dotterſacke in Zuſammenhang ſteht. Indem ſich nun Darm- wie Bauchwände gegen den Dotter hin mehr und mehr zuſammenſchließen, bleibt endlich nur noch als letzter Zuſammenhang zwiſchen Embryo und Dotter der Nabel übrig, der ſich erſt bei der Geburt vollſtändig ſchließt. Mit dem Beginne des Darmſchluſſes dagegen tritt bei den
[Abbildung]
Fig. 1154. Fig. 1155. Fig. 1156.
Ein älterer Embryo, bei dem die Extremitäten und die Harnhaut zu ſproffen heginnen, von der Seite. Fig. 1155. Der Kopf deſſelben, ſenkrecht durchſchnitten, beſonders um das Verhältniß des mittleren Schädelbalkens zur Kovfbeuge zu zeigen. Fig. 1156. Noch älterer Embryo von der Seite.
Reptilien, wie bei den übrigen höheren Wirbelthieren eine neue eigen- thümliche Bildung ein, diejenige der Harnhaut oder Allantois.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0251"n="245"/>
Dottergang gehalten in der Flüſſigkeit, welche den Sack der Schafhaut<lb/>
erfüllt. Dieſe iſt, wie aus der bisherigen Darſtellung hervorgeht,<lb/>
ein reines Produkt der embryonalen Entwickelung und bei den niederen<lb/>
Wirbelthieren läßt ſich auch nicht eine Spur von ihr wahrnehmen.</p><lb/><p>Schon vor der Entſtehung und vollſtändigen Ausbildung der<lb/>
Schafhaut ſind auch die übrigen organiſchen Syſteme angelegt worden.<lb/>
In dem undurchſichtigen Theile der Keimhaut, in dem ſogenannten<lb/>
Gefäßhofe haben ſich die Lückenräume der erſten Gefäße, ſowie die<lb/>
erſten Blutzellen gebildet und zugleich iſt in der Halsgegend, verſteckt<lb/>
durch die Kopfbeuge, eine Zellenanhäufung entſtanden, welche ſich<lb/>
allmälig zum ſchlauchförmigen Herzen aushöhlt. Hinter dem Herzen<lb/>
liegt anfangs der ganze Körper des Embryo platt auf dem Dotter<lb/>
auf, ſo daß die Stelle des Darmes durch eine lange, flache Rinne<lb/>
erſetzt iſt, die von dem Dotter beſpült wird. Die Bauchwandungen<lb/>ſchließen ſich aber allmälig immer mehr und mehr zuſammen, die<lb/>
Darmrinne wölbt ſich zu und ſtellt ſich bald zu einem Rohre her, das<lb/>
nur noch an einer gewiſſen Stelle durch einen offenen Gang mit dem<lb/>
Dotterſacke in Zuſammenhang ſteht. Indem ſich nun Darm- wie<lb/>
Bauchwände gegen den Dotter hin mehr und mehr zuſammenſchließen,<lb/>
bleibt endlich nur noch als letzter Zuſammenhang zwiſchen Embryo<lb/>
und Dotter der Nabel übrig, der ſich erſt bei der Geburt vollſtändig<lb/>ſchließt. Mit dem Beginne des Darmſchluſſes dagegen tritt bei den<lb/><figure><head>Fig. 1154. Fig. 1155. Fig. 1156.</head><lb/><p>Ein älterer Embryo, bei dem die Extremitäten und die Harnhaut zu<lb/>ſproffen heginnen, von der Seite. Fig. 1155. Der Kopf deſſelben, ſenkrecht<lb/>
durchſchnitten, beſonders um das Verhältniß des mittleren Schädelbalkens zur<lb/>
Kovfbeuge zu zeigen. Fig. 1156. Noch älterer Embryo von der Seite.</p></figure><lb/>
Reptilien, wie bei den übrigen höheren Wirbelthieren eine neue eigen-<lb/>
thümliche Bildung ein, diejenige der <hirendition="#g">Harnhaut</hi> oder <hirendition="#g">Allantois</hi>.<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[245/0251]
Dottergang gehalten in der Flüſſigkeit, welche den Sack der Schafhaut
erfüllt. Dieſe iſt, wie aus der bisherigen Darſtellung hervorgeht,
ein reines Produkt der embryonalen Entwickelung und bei den niederen
Wirbelthieren läßt ſich auch nicht eine Spur von ihr wahrnehmen.
Schon vor der Entſtehung und vollſtändigen Ausbildung der
Schafhaut ſind auch die übrigen organiſchen Syſteme angelegt worden.
In dem undurchſichtigen Theile der Keimhaut, in dem ſogenannten
Gefäßhofe haben ſich die Lückenräume der erſten Gefäße, ſowie die
erſten Blutzellen gebildet und zugleich iſt in der Halsgegend, verſteckt
durch die Kopfbeuge, eine Zellenanhäufung entſtanden, welche ſich
allmälig zum ſchlauchförmigen Herzen aushöhlt. Hinter dem Herzen
liegt anfangs der ganze Körper des Embryo platt auf dem Dotter
auf, ſo daß die Stelle des Darmes durch eine lange, flache Rinne
erſetzt iſt, die von dem Dotter beſpült wird. Die Bauchwandungen
ſchließen ſich aber allmälig immer mehr und mehr zuſammen, die
Darmrinne wölbt ſich zu und ſtellt ſich bald zu einem Rohre her, das
nur noch an einer gewiſſen Stelle durch einen offenen Gang mit dem
Dotterſacke in Zuſammenhang ſteht. Indem ſich nun Darm- wie
Bauchwände gegen den Dotter hin mehr und mehr zuſammenſchließen,
bleibt endlich nur noch als letzter Zuſammenhang zwiſchen Embryo
und Dotter der Nabel übrig, der ſich erſt bei der Geburt vollſtändig
ſchließt. Mit dem Beginne des Darmſchluſſes dagegen tritt bei den
[Abbildung Fig. 1154. Fig. 1155. Fig. 1156.
Ein älterer Embryo, bei dem die Extremitäten und die Harnhaut zu
ſproffen heginnen, von der Seite. Fig. 1155. Der Kopf deſſelben, ſenkrecht
durchſchnitten, beſonders um das Verhältniß des mittleren Schädelbalkens zur
Kovfbeuge zu zeigen. Fig. 1156. Noch älterer Embryo von der Seite.]
Reptilien, wie bei den übrigen höheren Wirbelthieren eine neue eigen-
thümliche Bildung ein, diejenige der Harnhaut oder Allantois.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/251>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.