Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.Der Kiefergaumenapparat zeigt denselben Wechsel in der [Abbildung]
Fig. 1143. Befestigung. Bei denSchädel einer Riesenschlange (Python) von unten. Schlangen ist er in allen seinen Theilen beweglich und überall durch laxe Gelenkverbindungen mit dem festen Schädel ver- bunden, während bei den Krokodilen und Schildkröten alle Theile desselben unbeweglich mit dem Schädel verbunden sind und nur der Un- terkiefer ein Gelenk be- sitzt. So ist der Zwi- schenkiefer, der bald ein- fach, bald paarig er- scheint, bei den Schlan- gen durch ein Gelenk mit den Nasenbeinen und der Pflugschaar verbun- den, während er bei al- len übrigen zwischen die Oberkiefer eingekeilt ist und gleicherweise sind die bei den Schlangen bald längeren, bald verkürzten Oberkieferbeine hier mit dem vorderen Stirnbeine eingelenkt, während sie bei den übrigen fest mit dem Schä- del verbunden sind. Die Gaumenbeine bilden jederseits Knochenplat- ten, welche den Boden der Augenhöhle und das Gaumengewölbe selbst mehr oder minder vervollständigen; auch sie sind bei den Schlangen beweglich, bei allen übrigen fest. Die Flügelbeine sind meistens be- weglich, berühren sich aber in der Mitte durch Naht bei den Kroko- dilen und Schildkröten und enthalten hier die hinteren Nasengänge, welche hinter ihnen in den Rachen münden; sie sind durch das Quer- bein, welches nur den Schildkröten fehlt, einerseits mit dem Oberkie- fer, andererseits mit dem Gaumenbeine verbunden und stellen so eine feste Stütze für daß Quadratbein und für das Unterkiefergelenk her. Die beiden Aeste des Unterkiefers selbst sind bei den Schlangen nur durch Sehnen und gekreuzte Muskeln mit einander verbunden, so daß sie nach Willkür einander genähert oder auch weit entfernt werden können. Bei den Eidechsen geschieht die Verbindung durch Faserknor- Der Kiefergaumenapparat zeigt denſelben Wechſel in der [Abbildung]
Fig. 1143. Befeſtigung. Bei denSchädel einer Rieſenſchlange (Python) von unten. Schlangen iſt er in allen ſeinen Theilen beweglich und überall durch laxe Gelenkverbindungen mit dem feſten Schädel ver- bunden, während bei den Krokodilen und Schildkröten alle Theile deſſelben unbeweglich mit dem Schädel verbunden ſind und nur der Un- terkiefer ein Gelenk be- ſitzt. So iſt der Zwi- ſchenkiefer, der bald ein- fach, bald paarig er- ſcheint, bei den Schlan- gen durch ein Gelenk mit den Naſenbeinen und der Pflugſchaar verbun- den, während er bei al- len übrigen zwiſchen die Oberkiefer eingekeilt iſt und gleicherweiſe ſind die bei den Schlangen bald längeren, bald verkürzten Oberkieferbeine hier mit dem vorderen Stirnbeine eingelenkt, während ſie bei den übrigen feſt mit dem Schä- del verbunden ſind. Die Gaumenbeine bilden jederſeits Knochenplat- ten, welche den Boden der Augenhöhle und das Gaumengewölbe ſelbſt mehr oder minder vervollſtändigen; auch ſie ſind bei den Schlangen beweglich, bei allen übrigen feſt. Die Flügelbeine ſind meiſtens be- weglich, berühren ſich aber in der Mitte durch Naht bei den Kroko- dilen und Schildkröten und enthalten hier die hinteren Naſengänge, welche hinter ihnen in den Rachen münden; ſie ſind durch das Quer- bein, welches nur den Schildkröten fehlt, einerſeits mit dem Oberkie- fer, andererſeits mit dem Gaumenbeine verbunden und ſtellen ſo eine feſte Stütze für daß Quadratbein und für das Unterkiefergelenk her. Die beiden Aeſte des Unterkiefers ſelbſt ſind bei den Schlangen nur durch Sehnen und gekreuzte Muskeln mit einander verbunden, ſo daß ſie nach Willkür einander genähert oder auch weit entfernt werden können. Bei den Eidechſen geſchieht die Verbindung durch Faſerknor- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0237" n="231"/> <p>Der <hi rendition="#g">Kiefergaumenapparat</hi> zeigt denſelben Wechſel in der<lb/><figure><head>Fig. 1143.</head><lb/><p>Schädel einer Rieſenſchlange <hi rendition="#aq">(Python)</hi> von unten.<lb/> Unterkiefer und Quadratbein ſind abgenommen.<lb/><hi rendition="#aq">b</hi> Columella der Paukenhöhle.</p></figure><lb/> Befeſtigung. Bei den<lb/> Schlangen iſt er in allen<lb/> ſeinen Theilen beweglich<lb/> und überall durch laxe<lb/> Gelenkverbindungen mit<lb/> dem feſten Schädel ver-<lb/> bunden, während bei<lb/> den Krokodilen und<lb/> Schildkröten alle Theile<lb/> deſſelben unbeweglich mit<lb/> dem Schädel verbunden<lb/> ſind und nur der Un-<lb/> terkiefer ein Gelenk be-<lb/> ſitzt. So iſt der Zwi-<lb/> ſchenkiefer, der bald ein-<lb/> fach, bald paarig er-<lb/> ſcheint, bei den Schlan-<lb/> gen durch ein Gelenk<lb/> mit den Naſenbeinen und<lb/> der Pflugſchaar verbun-<lb/> den, während er bei al-<lb/> len übrigen zwiſchen die<lb/> Oberkiefer eingekeilt iſt und gleicherweiſe ſind die bei den Schlangen<lb/> bald längeren, bald verkürzten Oberkieferbeine hier mit dem vorderen<lb/> Stirnbeine eingelenkt, während ſie bei den übrigen feſt mit dem Schä-<lb/> del verbunden ſind. Die Gaumenbeine bilden jederſeits Knochenplat-<lb/> ten, welche den Boden der Augenhöhle und das Gaumengewölbe ſelbſt<lb/> mehr oder minder vervollſtändigen; auch ſie ſind bei den Schlangen<lb/> beweglich, bei allen übrigen feſt. Die Flügelbeine ſind meiſtens be-<lb/> weglich, berühren ſich aber in der Mitte durch Naht bei den Kroko-<lb/> dilen und Schildkröten und enthalten hier die hinteren Naſengänge,<lb/> welche hinter ihnen in den Rachen münden; ſie ſind durch das Quer-<lb/> bein, welches nur den Schildkröten fehlt, einerſeits mit dem Oberkie-<lb/> fer, andererſeits mit dem Gaumenbeine verbunden und ſtellen ſo eine<lb/> feſte Stütze für daß Quadratbein und für das Unterkiefergelenk her.<lb/> Die beiden Aeſte des Unterkiefers ſelbſt ſind bei den Schlangen nur<lb/> durch Sehnen und gekreuzte Muskeln mit einander verbunden, ſo daß<lb/> ſie nach Willkür einander genähert oder auch weit entfernt werden<lb/> können. Bei den Eidechſen geſchieht die <choice><sic>Verbinduug</sic><corr>Verbindung</corr></choice> durch Faſerknor-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [231/0237]
Der Kiefergaumenapparat zeigt denſelben Wechſel in der
[Abbildung Fig. 1143.
Schädel einer Rieſenſchlange (Python) von unten.
Unterkiefer und Quadratbein ſind abgenommen.
b Columella der Paukenhöhle.]
Befeſtigung. Bei den
Schlangen iſt er in allen
ſeinen Theilen beweglich
und überall durch laxe
Gelenkverbindungen mit
dem feſten Schädel ver-
bunden, während bei
den Krokodilen und
Schildkröten alle Theile
deſſelben unbeweglich mit
dem Schädel verbunden
ſind und nur der Un-
terkiefer ein Gelenk be-
ſitzt. So iſt der Zwi-
ſchenkiefer, der bald ein-
fach, bald paarig er-
ſcheint, bei den Schlan-
gen durch ein Gelenk
mit den Naſenbeinen und
der Pflugſchaar verbun-
den, während er bei al-
len übrigen zwiſchen die
Oberkiefer eingekeilt iſt und gleicherweiſe ſind die bei den Schlangen
bald längeren, bald verkürzten Oberkieferbeine hier mit dem vorderen
Stirnbeine eingelenkt, während ſie bei den übrigen feſt mit dem Schä-
del verbunden ſind. Die Gaumenbeine bilden jederſeits Knochenplat-
ten, welche den Boden der Augenhöhle und das Gaumengewölbe ſelbſt
mehr oder minder vervollſtändigen; auch ſie ſind bei den Schlangen
beweglich, bei allen übrigen feſt. Die Flügelbeine ſind meiſtens be-
weglich, berühren ſich aber in der Mitte durch Naht bei den Kroko-
dilen und Schildkröten und enthalten hier die hinteren Naſengänge,
welche hinter ihnen in den Rachen münden; ſie ſind durch das Quer-
bein, welches nur den Schildkröten fehlt, einerſeits mit dem Oberkie-
fer, andererſeits mit dem Gaumenbeine verbunden und ſtellen ſo eine
feſte Stütze für daß Quadratbein und für das Unterkiefergelenk her.
Die beiden Aeſte des Unterkiefers ſelbſt ſind bei den Schlangen nur
durch Sehnen und gekreuzte Muskeln mit einander verbunden, ſo daß
ſie nach Willkür einander genähert oder auch weit entfernt werden
können. Bei den Eidechſen geſchieht die Verbindung durch Faſerknor-
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