Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

Bild:
<< vorherige Seite

ununterbrochene Wirbelsaite vorkommt, deren Scheide außen faserig,
innen verknorpelt ist und von welcher aus nach oben wie unten knö-
cherne Bogen abgehen, die eines Theils das Nervenrohr, anderen
Theils die Blutgefäße umschließen. In der Bauchgegend sind die
unteren Bogen nicht geschlossen, sondern rippenartig nach der Seite
ausgezogen; -- eigentliche Rippen fehlen aber hier, wie bei allen
übrigen Amphibien vollkommen. Bei den Schleichenlurchen, sowie bei
den Kiemenmolchen finden sich Wirbel, welche in ihrer Gestalt sich
von Fischwirbeln nicht unterscheiden lassen und ebenso, wie diese, Höh-
lungen in Doppelkegelform besitzen, in welchen die Ueberreste der Wir-
belsaite als gallertartige Massen eingeschlossen liegen. Bei den eigent-
lichen Molchen finden sich vollständig ausgebildete Wirbel vor, welche
vorn einen rundlichen Gelenkkopf, hinten eine Pfanne tragen, wodurch
die verschiedenen Wirbel mit einander eingelenkt sind. Bei allen diesen
Amphibien mit langgestrecktem Körper ist auch die Zahl der Wirbel
sehr bedeutend, während bei den froschartigen Thieren nur sehr wenige

[Abbildung] Fig. 1104.

Skelett des gemeinen Frosches.

Rückenwirbel (sieben bis neun) vorkommen, dagegen ein langes Kreuz-
bein vorhanden ist, das aus der Verschmelzung mehrerer Wirbel ent-
standen scheint und mit einem langen, säbelförmigem Knochen in Ver-
bindung steht, der die Wirbelsäule bis zum After fortsetzt. Die
Querfortsätze der Wirbel sind bei allen Amphibien wohl ausgebildet,
zuweilen ungemein lang und ersetzen auf diese Weise die Rippen, welche
zuweilen nur durch ganz kleine Knorpelanhänge vertreten sind. Auch
hinsichtlich der Bildung des Kopfskelettes zeigen sich verschiedene
Stufen in der Reihe der Amphibien, die sich namentlich auf das all-
mälige Verschwinden der ursprünglichen Knorpelgebilde beziehen. Bei
den Schuppenlurchen ist der knorpelige Urschädel noch vollständig vor-
handen, ein Hinterhauptgelenk fehlt gänzlich und die Wirbelsaite setzt
sich unmittelbar in die Schädelbasis fort. Das Keilbein bildet eine
einfache, sehr verlängerte Deckplatte auf der Unterfläche des Schädels,

ununterbrochene Wirbelſaite vorkommt, deren Scheide außen faſerig,
innen verknorpelt iſt und von welcher aus nach oben wie unten knö-
cherne Bogen abgehen, die eines Theils das Nervenrohr, anderen
Theils die Blutgefäße umſchließen. In der Bauchgegend ſind die
unteren Bogen nicht geſchloſſen, ſondern rippenartig nach der Seite
ausgezogen; — eigentliche Rippen fehlen aber hier, wie bei allen
übrigen Amphibien vollkommen. Bei den Schleichenlurchen, ſowie bei
den Kiemenmolchen finden ſich Wirbel, welche in ihrer Geſtalt ſich
von Fiſchwirbeln nicht unterſcheiden laſſen und ebenſo, wie dieſe, Höh-
lungen in Doppelkegelform beſitzen, in welchen die Ueberreſte der Wir-
belſaite als gallertartige Maſſen eingeſchloſſen liegen. Bei den eigent-
lichen Molchen finden ſich vollſtändig ausgebildete Wirbel vor, welche
vorn einen rundlichen Gelenkkopf, hinten eine Pfanne tragen, wodurch
die verſchiedenen Wirbel mit einander eingelenkt ſind. Bei allen dieſen
Amphibien mit langgeſtrecktem Körper iſt auch die Zahl der Wirbel
ſehr bedeutend, während bei den froſchartigen Thieren nur ſehr wenige

[Abbildung] Fig. 1104.

Skelett des gemeinen Froſches.

Rückenwirbel (ſieben bis neun) vorkommen, dagegen ein langes Kreuz-
bein vorhanden iſt, das aus der Verſchmelzung mehrerer Wirbel ent-
ſtanden ſcheint und mit einem langen, ſäbelförmigem Knochen in Ver-
bindung ſteht, der die Wirbelſäule bis zum After fortſetzt. Die
Querfortſätze der Wirbel ſind bei allen Amphibien wohl ausgebildet,
zuweilen ungemein lang und erſetzen auf dieſe Weiſe die Rippen, welche
zuweilen nur durch ganz kleine Knorpelanhänge vertreten ſind. Auch
hinſichtlich der Bildung des Kopfſkelettes zeigen ſich verſchiedene
Stufen in der Reihe der Amphibien, die ſich namentlich auf das all-
mälige Verſchwinden der urſprünglichen Knorpelgebilde beziehen. Bei
den Schuppenlurchen iſt der knorpelige Urſchädel noch vollſtändig vor-
handen, ein Hinterhauptgelenk fehlt gänzlich und die Wirbelſaite ſetzt
ſich unmittelbar in die Schädelbaſis fort. Das Keilbein bildet eine
einfache, ſehr verlängerte Deckplatte auf der Unterfläche des Schädels,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0198" n="192"/>
ununterbrochene Wirbel&#x017F;aite vorkommt, deren Scheide außen fa&#x017F;erig,<lb/>
innen verknorpelt i&#x017F;t und von welcher aus nach oben wie unten knö-<lb/>
cherne Bogen abgehen, die eines Theils das Nervenrohr, anderen<lb/>
Theils die Blutgefäße um&#x017F;chließen. In der Bauchgegend &#x017F;ind die<lb/>
unteren Bogen nicht ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;ondern rippenartig nach der Seite<lb/>
ausgezogen; &#x2014; eigentliche Rippen fehlen aber hier, wie bei allen<lb/>
übrigen Amphibien vollkommen. Bei den Schleichenlurchen, &#x017F;owie bei<lb/>
den Kiemenmolchen finden &#x017F;ich Wirbel, welche in ihrer Ge&#x017F;talt &#x017F;ich<lb/>
von Fi&#x017F;chwirbeln nicht unter&#x017F;cheiden la&#x017F;&#x017F;en und eben&#x017F;o, wie die&#x017F;e, Höh-<lb/>
lungen in Doppelkegelform be&#x017F;itzen, in welchen die Ueberre&#x017F;te der Wir-<lb/>
bel&#x017F;aite als gallertartige Ma&#x017F;&#x017F;en einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en liegen. Bei den eigent-<lb/>
lichen Molchen finden &#x017F;ich voll&#x017F;tändig ausgebildete Wirbel vor, welche<lb/>
vorn einen rundlichen Gelenkkopf, hinten eine Pfanne tragen, wodurch<lb/>
die ver&#x017F;chiedenen Wirbel mit einander eingelenkt &#x017F;ind. Bei allen die&#x017F;en<lb/>
Amphibien mit langge&#x017F;trecktem Körper i&#x017F;t auch die Zahl der Wirbel<lb/>
&#x017F;ehr bedeutend, während bei den fro&#x017F;chartigen Thieren nur &#x017F;ehr wenige<lb/><figure><head>Fig. 1104.</head><lb/><p>Skelett des gemeinen Fro&#x017F;ches.</p></figure><lb/>
Rückenwirbel (&#x017F;ieben bis neun) vorkommen, dagegen ein langes Kreuz-<lb/>
bein vorhanden i&#x017F;t, das aus der Ver&#x017F;chmelzung mehrerer Wirbel ent-<lb/>
&#x017F;tanden &#x017F;cheint und mit einem langen, &#x017F;äbelförmigem Knochen in Ver-<lb/>
bindung &#x017F;teht, der die Wirbel&#x017F;äule bis zum After fort&#x017F;etzt. Die<lb/>
Querfort&#x017F;ätze der Wirbel &#x017F;ind bei allen Amphibien wohl ausgebildet,<lb/>
zuweilen ungemein lang und er&#x017F;etzen auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e die Rippen, welche<lb/>
zuweilen nur durch ganz kleine Knorpelanhänge vertreten &#x017F;ind. Auch<lb/>
hin&#x017F;ichtlich der Bildung des <hi rendition="#g">Kopf&#x017F;kelettes</hi> zeigen &#x017F;ich ver&#x017F;chiedene<lb/>
Stufen in der Reihe der Amphibien, die &#x017F;ich namentlich auf das all-<lb/>
mälige Ver&#x017F;chwinden der ur&#x017F;prünglichen Knorpelgebilde beziehen. Bei<lb/>
den Schuppenlurchen i&#x017F;t der knorpelige Ur&#x017F;chädel noch voll&#x017F;tändig vor-<lb/>
handen, ein Hinterhauptgelenk fehlt gänzlich und die Wirbel&#x017F;aite &#x017F;etzt<lb/>
&#x017F;ich unmittelbar in die Schädelba&#x017F;is fort. Das Keilbein bildet eine<lb/>
einfache, &#x017F;ehr verlängerte Deckplatte auf der Unterfläche des Schädels,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[192/0198] ununterbrochene Wirbelſaite vorkommt, deren Scheide außen faſerig, innen verknorpelt iſt und von welcher aus nach oben wie unten knö- cherne Bogen abgehen, die eines Theils das Nervenrohr, anderen Theils die Blutgefäße umſchließen. In der Bauchgegend ſind die unteren Bogen nicht geſchloſſen, ſondern rippenartig nach der Seite ausgezogen; — eigentliche Rippen fehlen aber hier, wie bei allen übrigen Amphibien vollkommen. Bei den Schleichenlurchen, ſowie bei den Kiemenmolchen finden ſich Wirbel, welche in ihrer Geſtalt ſich von Fiſchwirbeln nicht unterſcheiden laſſen und ebenſo, wie dieſe, Höh- lungen in Doppelkegelform beſitzen, in welchen die Ueberreſte der Wir- belſaite als gallertartige Maſſen eingeſchloſſen liegen. Bei den eigent- lichen Molchen finden ſich vollſtändig ausgebildete Wirbel vor, welche vorn einen rundlichen Gelenkkopf, hinten eine Pfanne tragen, wodurch die verſchiedenen Wirbel mit einander eingelenkt ſind. Bei allen dieſen Amphibien mit langgeſtrecktem Körper iſt auch die Zahl der Wirbel ſehr bedeutend, während bei den froſchartigen Thieren nur ſehr wenige [Abbildung Fig. 1104. Skelett des gemeinen Froſches.] Rückenwirbel (ſieben bis neun) vorkommen, dagegen ein langes Kreuz- bein vorhanden iſt, das aus der Verſchmelzung mehrerer Wirbel ent- ſtanden ſcheint und mit einem langen, ſäbelförmigem Knochen in Ver- bindung ſteht, der die Wirbelſäule bis zum After fortſetzt. Die Querfortſätze der Wirbel ſind bei allen Amphibien wohl ausgebildet, zuweilen ungemein lang und erſetzen auf dieſe Weiſe die Rippen, welche zuweilen nur durch ganz kleine Knorpelanhänge vertreten ſind. Auch hinſichtlich der Bildung des Kopfſkelettes zeigen ſich verſchiedene Stufen in der Reihe der Amphibien, die ſich namentlich auf das all- mälige Verſchwinden der urſprünglichen Knorpelgebilde beziehen. Bei den Schuppenlurchen iſt der knorpelige Urſchädel noch vollſtändig vor- handen, ein Hinterhauptgelenk fehlt gänzlich und die Wirbelſaite ſetzt ſich unmittelbar in die Schädelbaſis fort. Das Keilbein bildet eine einfache, ſehr verlängerte Deckplatte auf der Unterfläche des Schädels,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/198
Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/198>, abgerufen am 23.11.2024.