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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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es außerordentlich schwer, die Entwicklungsstufen und die jungen
Thiere höher organisirter Klassen, sowie die zweifelhaften Pflanzen-
arten abzutrennen, von welchen man sich durch weitere Beobachtung
noch nicht genau hat überzeugen können, in welches der beiden Reiche
sie gehören. Nachdem man aus der Klasse der Infusorien, wie sie der
umfassendste Beobachter dieser Klasse, Ehrenberg, im Jahre 1838 um-
schrieb, die Räderthiere als weit höher organisirte, zu dem Typus der
Würmer gehörige Thiere abgeschieden, die unzweifelhaften Pflanzen,
wie die Closterinen, Bacillarien, Volvocinen abgetrennt hat, so blei-
ben noch eine ganze Menge von Organismen, bei denen man außer
der Beweglichkeit durch einen fadenförmigen Rüssel und der Existenz
eines rothen Punktes, die auch unzweifelhaften Pflanzengebilde zukom-
men, noch keine thierische Charaktere, wie namentlich Zusammenziehung
der Leibeswand oder innere contractile Räume hat wahrnehmen kön-
nen. Wir haben auch diese Organismen, wohin viele Arten der
Ehrenberg'schen Monaden und alle Panzenmonaden gehören, für so
lange ausgeschieden, bis der präcise Beweis ihrer thierischen Natur
hergestellt sein wird. Ebenso erscheint es unzweifelhaft, daß die Vi-
brionen oder Zitterthierchen theilweise bewegliche Schimmelfäden, theil-
weise junge Würmer sind, die mit den Infusorien nichts gemein ha-
ben. Nach dieser Sichtung der Klasse kann man mit Rücksicht der
Verdauungs- und Bewegungsorgane folgende Eintheilung begründen:

Die erste Ordnung, die mundlosen Infusorien (Astoma) um-
faßt alle Thiere, welche keinen Mund besitzen, niemals zur Aufnahme fester
Nahrungsmittel gebracht werden können und sich entweder durch einen
peitschenförmigen Rüssel oder durch Wimperorgane fort bewegen. Die

[Abbildung] Fig. 57--60.

Euglena viridis.
Verschiedene Contractionszustände
der Euglena viridis. a der Rüssel.
b der Augenfleck. c der Kern.

Familie der Aenderlinge (Astasida)
zeichnet sich durch einen äußerst contrac-
tilen Körper, meist von grüner oder ro-
ther Farbe und länglicher spindelförmi-
ger Gestalt aus, welcher bei den eigent-
lichen Aenderlingen frei ist, während bei
der Unterfamilie der gepanzerten Aen-
derlinge
(Dinobryida) ein horniges
Büchschen vorhanden ist, in welches der
festsitzende Körper sich zurückziehen kann.
Die meisten Thiere dieser Familie be-
sitzen einen rothen, sogenannten Augen-
punkt, nur den Aenderlingen und den Hermenthierchen (Epipyxis) geht
derselbe ab. Eine Gattung die Augenthierchen (Euglena) mit spindel-
förmig geschwänztem grünem oder rothem Körper und rothem Punkte

es außerordentlich ſchwer, die Entwicklungsſtufen und die jungen
Thiere höher organiſirter Klaſſen, ſowie die zweifelhaften Pflanzen-
arten abzutrennen, von welchen man ſich durch weitere Beobachtung
noch nicht genau hat überzeugen können, in welches der beiden Reiche
ſie gehören. Nachdem man aus der Klaſſe der Infuſorien, wie ſie der
umfaſſendſte Beobachter dieſer Klaſſe, Ehrenberg, im Jahre 1838 um-
ſchrieb, die Räderthiere als weit höher organiſirte, zu dem Typus der
Würmer gehörige Thiere abgeſchieden, die unzweifelhaften Pflanzen,
wie die Closterinen, Bacillarien, Volvocinen abgetrennt hat, ſo blei-
ben noch eine ganze Menge von Organismen, bei denen man außer
der Beweglichkeit durch einen fadenförmigen Rüſſel und der Exiſtenz
eines rothen Punktes, die auch unzweifelhaften Pflanzengebilde zukom-
men, noch keine thieriſche Charaktere, wie namentlich Zuſammenziehung
der Leibeswand oder innere contractile Räume hat wahrnehmen kön-
nen. Wir haben auch dieſe Organismen, wohin viele Arten der
Ehrenberg’ſchen Monaden und alle Panzenmonaden gehören, für ſo
lange ausgeſchieden, bis der präciſe Beweis ihrer thieriſchen Natur
hergeſtellt ſein wird. Ebenſo erſcheint es unzweifelhaft, daß die Vi-
brionen oder Zitterthierchen theilweiſe bewegliche Schimmelfäden, theil-
weiſe junge Würmer ſind, die mit den Infuſorien nichts gemein ha-
ben. Nach dieſer Sichtung der Klaſſe kann man mit Rückſicht der
Verdauungs- und Bewegungsorgane folgende Eintheilung begründen:

Die erſte Ordnung, die mundloſen Infuſorien (Astoma) um-
faßt alle Thiere, welche keinen Mund beſitzen, niemals zur Aufnahme feſter
Nahrungsmittel gebracht werden können und ſich entweder durch einen
peitſchenförmigen Rüſſel oder durch Wimperorgane fort bewegen. Die

[Abbildung] Fig. 57—60.

Euglena viridis.
Verſchiedene Contractionszuſtände
der Euglena viridis. a der Rüſſel.
b der Augenfleck. c der Kern.

Familie der Aenderlinge (Astasida)
zeichnet ſich durch einen äußerſt contrac-
tilen Körper, meiſt von grüner oder ro-
ther Farbe und länglicher ſpindelförmi-
ger Geſtalt aus, welcher bei den eigent-
lichen Aenderlingen frei iſt, während bei
der Unterfamilie der gepanzerten Aen-
derlinge
(Dinobryida) ein horniges
Büchschen vorhanden iſt, in welches der
feſtſitzende Körper ſich zurückziehen kann.
Die meiſten Thiere dieſer Familie be-
ſitzen einen rothen, ſogenannten Augen-
punkt, nur den Aenderlingen und den Hermenthierchen (Epipyxis) geht
derſelbe ab. Eine Gattung die Augenthierchen (Euglena) mit ſpindel-
förmig geſchwänztem grünem oder rothem Körper und rothem Punkte

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[93/0099] es außerordentlich ſchwer, die Entwicklungsſtufen und die jungen Thiere höher organiſirter Klaſſen, ſowie die zweifelhaften Pflanzen- arten abzutrennen, von welchen man ſich durch weitere Beobachtung noch nicht genau hat überzeugen können, in welches der beiden Reiche ſie gehören. Nachdem man aus der Klaſſe der Infuſorien, wie ſie der umfaſſendſte Beobachter dieſer Klaſſe, Ehrenberg, im Jahre 1838 um- ſchrieb, die Räderthiere als weit höher organiſirte, zu dem Typus der Würmer gehörige Thiere abgeſchieden, die unzweifelhaften Pflanzen, wie die Closterinen, Bacillarien, Volvocinen abgetrennt hat, ſo blei- ben noch eine ganze Menge von Organismen, bei denen man außer der Beweglichkeit durch einen fadenförmigen Rüſſel und der Exiſtenz eines rothen Punktes, die auch unzweifelhaften Pflanzengebilde zukom- men, noch keine thieriſche Charaktere, wie namentlich Zuſammenziehung der Leibeswand oder innere contractile Räume hat wahrnehmen kön- nen. Wir haben auch dieſe Organismen, wohin viele Arten der Ehrenberg’ſchen Monaden und alle Panzenmonaden gehören, für ſo lange ausgeſchieden, bis der präciſe Beweis ihrer thieriſchen Natur hergeſtellt ſein wird. Ebenſo erſcheint es unzweifelhaft, daß die Vi- brionen oder Zitterthierchen theilweiſe bewegliche Schimmelfäden, theil- weiſe junge Würmer ſind, die mit den Infuſorien nichts gemein ha- ben. Nach dieſer Sichtung der Klaſſe kann man mit Rückſicht der Verdauungs- und Bewegungsorgane folgende Eintheilung begründen: Die erſte Ordnung, die mundloſen Infuſorien (Astoma) um- faßt alle Thiere, welche keinen Mund beſitzen, niemals zur Aufnahme feſter Nahrungsmittel gebracht werden können und ſich entweder durch einen peitſchenförmigen Rüſſel oder durch Wimperorgane fort bewegen. Die [Abbildung Fig. 57—60. Euglena viridis. Verſchiedene Contractionszuſtände der Euglena viridis. a der Rüſſel. b der Augenfleck. c der Kern.] Familie der Aenderlinge (Astasida) zeichnet ſich durch einen äußerſt contrac- tilen Körper, meiſt von grüner oder ro- ther Farbe und länglicher ſpindelförmi- ger Geſtalt aus, welcher bei den eigent- lichen Aenderlingen frei iſt, während bei der Unterfamilie der gepanzerten Aen- derlinge (Dinobryida) ein horniges Büchschen vorhanden iſt, in welches der feſtſitzende Körper ſich zurückziehen kann. Die meiſten Thiere dieſer Familie be- ſitzen einen rothen, ſogenannten Augen- punkt, nur den Aenderlingen und den Hermenthierchen (Epipyxis) geht derſelbe ab. Eine Gattung die Augenthierchen (Euglena) mit ſpindel- förmig geſchwänztem grünem oder rothem Körper und rothem Punkte

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/99>, abgerufen am 24.11.2024.