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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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aufgenommen würde. Sollte diese Beobachtung sich erwahren, so müßte
man diese Räume als erste Spuren von Athemorganen auffassen.

Die Fortpflanzung der Infusorien geschieht durch Knospung,
Theilung oder durch eine höchst eigenthümliche Art von Ammenbildung,
welche indeß nur bei wenigen Gattungen und auch hier nicht ganz
vollständig beobachtet worden ist. Die Knospung hat man bis jetzt

[Abbildung] Fig. 54. Fig. 55. Fig. 56.

Glockenthierchen (Vorticella), die sich durch Theilung
und Knospung fortpflanzen.
Das Thierchen Fig. 54 ist eben in der
Theilung begriffen, der Kern b ist schon voll-
kommen doppelt; Fig. 55 will sich von seinem
Stiele loslösen; Fig. 56 bildet an der Basis
des Stieles eine seitliche Knospe, die noch un-
vollkommen ist. Bei allen dreien ist a der
Mund mit der Wimperkrone, b der Kern, d
die gefüllten Magenblasen, e die contractile
Blase, f der Stiel, i der accessorische Wimper-
kranz, den die sich loslösenden Individuen wäh-
rend ihrer freien Beweglichkeit haben.

nur bei festsitzenden Thieren aus
der Familie der Glockenthierchen
beobachtet. An dem Stiele der-
selben bilden sich seitliche Aus-
wüchse, welche allmälig mehr und
mehr die Form des Glockenthier-
chens erhalten und nach ihrer
Loslösung, mittelst eines eigenen
Wimperkranzes am hintern Ende
davon schwimmen. Solche los-
gelöste Knospen setzen sich dann
wieder fest und bilden neue Glok-
kenthierchen.

Die Theilung der Infu-
sorien wird durch den feinkörni-
gen Kern, der sich in allen diesen
Thieren vorfindet, eingeleitet und
kommt sowohl bei kleinen noch
nicht ausgewachsenen, wie bei
den größten Individuen vor. Der
Kern ist bald rundlich, bald in
Form eines Rosenkranzes oder
eines langen, graden oder ge-
wundenen Bandes ausgebildet.
Meistens erscheint er fest mit dem
umliegenden Gewebe verbunden,
oft aber auch sieht man, daß der Leib des Infusoriums, während der
Kern still liegt, sich um ihn wie ein Mittelpunkt herumdreht; wahr-
scheinlich ist diese Erscheinung die Einleitung zu jenem Vorgange der
Fortpflanzung, bei welcher der Kern als selbstständiges Individuum
auftritt. Bei der Theilung schnürt sich zuerst der Kern in der Mitte
durch und der übrige Körper folgt nach. Bei einigen Jufusorien hat
man bis jetzt nur Längstheilung, bei andern Quertheilung, bei an-
dern beide Arten der Fortpflanzung zugleich beobachtet.


aufgenommen würde. Sollte dieſe Beobachtung ſich erwahren, ſo müßte
man dieſe Räume als erſte Spuren von Athemorganen auffaſſen.

Die Fortpflanzung der Infuſorien geſchieht durch Knospung,
Theilung oder durch eine höchſt eigenthümliche Art von Ammenbildung,
welche indeß nur bei wenigen Gattungen und auch hier nicht ganz
vollſtändig beobachtet worden iſt. Die Knospung hat man bis jetzt

[Abbildung] Fig. 54. Fig. 55. Fig. 56.

Glockenthierchen (Vorticella), die ſich durch Theilung
und Knospung fortpflanzen.
Das Thierchen Fig. 54 iſt eben in der
Theilung begriffen, der Kern b iſt ſchon voll-
kommen doppelt; Fig. 55 will ſich von ſeinem
Stiele loslöſen; Fig. 56 bildet an der Baſis
des Stieles eine ſeitliche Knospe, die noch un-
vollkommen iſt. Bei allen dreien iſt a der
Mund mit der Wimperkrone, b der Kern, d
die gefüllten Magenblaſen, e die contractile
Blaſe, f der Stiel, i der acceſſoriſche Wimper-
kranz, den die ſich loslöſenden Individuen wäh-
rend ihrer freien Beweglichkeit haben.

nur bei feſtſitzenden Thieren aus
der Familie der Glockenthierchen
beobachtet. An dem Stiele der-
ſelben bilden ſich ſeitliche Aus-
wüchſe, welche allmälig mehr und
mehr die Form des Glockenthier-
chens erhalten und nach ihrer
Loslöſung, mittelſt eines eigenen
Wimperkranzes am hintern Ende
davon ſchwimmen. Solche los-
gelöſte Knospen ſetzen ſich dann
wieder feſt und bilden neue Glok-
kenthierchen.

Die Theilung der Infu-
ſorien wird durch den feinkörni-
gen Kern, der ſich in allen dieſen
Thieren vorfindet, eingeleitet und
kommt ſowohl bei kleinen noch
nicht ausgewachſenen, wie bei
den größten Individuen vor. Der
Kern iſt bald rundlich, bald in
Form eines Roſenkranzes oder
eines langen, graden oder ge-
wundenen Bandes ausgebildet.
Meiſtens erſcheint er feſt mit dem
umliegenden Gewebe verbunden,
oft aber auch ſieht man, daß der Leib des Infuſoriums, während der
Kern ſtill liegt, ſich um ihn wie ein Mittelpunkt herumdreht; wahr-
ſcheinlich iſt dieſe Erſcheinung die Einleitung zu jenem Vorgange der
Fortpflanzung, bei welcher der Kern als ſelbſtſtändiges Individuum
auftritt. Bei der Theilung ſchnürt ſich zuerſt der Kern in der Mitte
durch und der übrige Körper folgt nach. Bei einigen Jufuſorien hat
man bis jetzt nur Längstheilung, bei andern Quertheilung, bei an-
dern beide Arten der Fortpflanzung zugleich beobachtet.


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[91/0097] aufgenommen würde. Sollte dieſe Beobachtung ſich erwahren, ſo müßte man dieſe Räume als erſte Spuren von Athemorganen auffaſſen. Die Fortpflanzung der Infuſorien geſchieht durch Knospung, Theilung oder durch eine höchſt eigenthümliche Art von Ammenbildung, welche indeß nur bei wenigen Gattungen und auch hier nicht ganz vollſtändig beobachtet worden iſt. Die Knospung hat man bis jetzt [Abbildung Fig. 54. Fig. 55. Fig. 56. Glockenthierchen (Vorticella), die ſich durch Theilung und Knospung fortpflanzen. Das Thierchen Fig. 54 iſt eben in der Theilung begriffen, der Kern b iſt ſchon voll- kommen doppelt; Fig. 55 will ſich von ſeinem Stiele loslöſen; Fig. 56 bildet an der Baſis des Stieles eine ſeitliche Knospe, die noch un- vollkommen iſt. Bei allen dreien iſt a der Mund mit der Wimperkrone, b der Kern, d die gefüllten Magenblaſen, e die contractile Blaſe, f der Stiel, i der acceſſoriſche Wimper- kranz, den die ſich loslöſenden Individuen wäh- rend ihrer freien Beweglichkeit haben.] nur bei feſtſitzenden Thieren aus der Familie der Glockenthierchen beobachtet. An dem Stiele der- ſelben bilden ſich ſeitliche Aus- wüchſe, welche allmälig mehr und mehr die Form des Glockenthier- chens erhalten und nach ihrer Loslöſung, mittelſt eines eigenen Wimperkranzes am hintern Ende davon ſchwimmen. Solche los- gelöſte Knospen ſetzen ſich dann wieder feſt und bilden neue Glok- kenthierchen. Die Theilung der Infu- ſorien wird durch den feinkörni- gen Kern, der ſich in allen dieſen Thieren vorfindet, eingeleitet und kommt ſowohl bei kleinen noch nicht ausgewachſenen, wie bei den größten Individuen vor. Der Kern iſt bald rundlich, bald in Form eines Roſenkranzes oder eines langen, graden oder ge- wundenen Bandes ausgebildet. Meiſtens erſcheint er feſt mit dem umliegenden Gewebe verbunden, oft aber auch ſieht man, daß der Leib des Infuſoriums, während der Kern ſtill liegt, ſich um ihn wie ein Mittelpunkt herumdreht; wahr- ſcheinlich iſt dieſe Erſcheinung die Einleitung zu jenem Vorgange der Fortpflanzung, bei welcher der Kern als ſelbſtſtändiges Individuum auftritt. Bei der Theilung ſchnürt ſich zuerſt der Kern in der Mitte durch und der übrige Körper folgt nach. Bei einigen Jufuſorien hat man bis jetzt nur Längstheilung, bei andern Quertheilung, bei an- dern beide Arten der Fortpflanzung zugleich beobachtet.

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/97>, abgerufen am 24.11.2024.