gebogene starke Haken vorhanden sind, welche sich nur auf der Bauch- fläche finden und die vollkommen wie fußartige Stützen verwendet werden, mittelst deren die Thierchen sehr geschickt an Wasserfäden, Meerlinsen, Wurzeln und ähnlichen Gegenständen unter dem Wasser umherlaufen oder springen können. Beim Schwimmen bleiben diese Borsten und Haken unbewegt.
Man hat noch bei keinem Infusorium eine abgesonderte Nerven- masse oder Sinnesorgane wahrnehmen können. Zwar entdeckt man bei vielen derselben und am häufigsten bei den niedrigsten For- men einen meist hochroth gefärbten Fleck, der mit großer Sicherheit für ein Auge angesprochen wurde. Bei einigen Arten findet man auch zwei oder drei solcher Flecke; vergebens aber hat man in der Nähe dieser Pigmentflecke nach einer Nervenmasse oder nach einem lichtbre- chenden Körper gesucht und die Entdeckung, daß viele Pflanzensporen, deren Keimen und Auswachsen in Wasserfäden man später ganz sicher beobachtete, ebenfalls solche augenartige rothe Flecken hatten, bewies zur Genüge, daß hier von einem Auge keine Rede sein könne. Im Gegentheile dürfte man aus dem Vorkommen eines röthlichen runden Fleckes bei bewegten Organismen von grüner Farbe eher auf die pflanzliche Na- tur schließen. Nichtsdestoweniger bemerkt man, daß alle, auch die voll- kommen augenlosen Infusorien, wenigstens Licht und Dunkel sehr wohl empfinden, daß sie mit ihrer Körperoberfläche tasten und nicht ohne Auswahl Nahrung einnehmen.
Die Aufnahme der Nahrungsstoffe findet in sehr verschiedener Weise statt. Die Infusorien der einen Ordnung entbehren gänzlich einer jeden Oeffnung an dem Körper, wodurch feste Stoffe eingeführt werden könnten. Die Körpersubstanz ist indessen nicht mehr so weich, wie bei den Rhizopoden, so daß, wie bei diesen, durch Eindrücken in die Masse selbst die Aufnahme fremder Körper geschehen könnte. Die mundlosen Infusorien ernähren sich demnach nur durch Einsaugen flüssiger Stoffe in die gelatinöse Körpermasse. Oft sammeln sich diese Flüssigkeiten in blasenförmigen Räumen im Innern des Gewebes an, welche zwar später spurlos verschwinden, die man aber doch, einer verkehrten Ansicht zufolge, als eben so viele Magenblasen betrachtet hat. -- Diejenigen Infusorien welche eine Mundöffnung besitzen, nähren sich besonders von festen Stoffen, mikroskopischen Thierchen und Pflanzen, die sie stets in der Nähe ihrer Wohnorte finden. Unschädliche aus dem Pflanzen- und Thierreiche entnommene Farb- stoffe wie Carmin oder Indigo werden von den meisten Arten mit Leichtigkeit in großer Menge verschluckt, so daß man nach einer
gebogene ſtarke Haken vorhanden ſind, welche ſich nur auf der Bauch- fläche finden und die vollkommen wie fußartige Stützen verwendet werden, mittelſt deren die Thierchen ſehr geſchickt an Waſſerfäden, Meerlinſen, Wurzeln und ähnlichen Gegenſtänden unter dem Waſſer umherlaufen oder ſpringen können. Beim Schwimmen bleiben dieſe Borſten und Haken unbewegt.
Man hat noch bei keinem Infuſorium eine abgeſonderte Nerven- maſſe oder Sinnesorgane wahrnehmen können. Zwar entdeckt man bei vielen derſelben und am häufigſten bei den niedrigſten For- men einen meiſt hochroth gefärbten Fleck, der mit großer Sicherheit für ein Auge angeſprochen wurde. Bei einigen Arten findet man auch zwei oder drei ſolcher Flecke; vergebens aber hat man in der Nähe dieſer Pigmentflecke nach einer Nervenmaſſe oder nach einem lichtbre- chenden Körper geſucht und die Entdeckung, daß viele Pflanzenſporen, deren Keimen und Auswachſen in Waſſerfäden man ſpäter ganz ſicher beobachtete, ebenfalls ſolche augenartige rothe Flecken hatten, bewies zur Genüge, daß hier von einem Auge keine Rede ſein könne. Im Gegentheile dürfte man aus dem Vorkommen eines röthlichen runden Fleckes bei bewegten Organismen von grüner Farbe eher auf die pflanzliche Na- tur ſchließen. Nichtsdeſtoweniger bemerkt man, daß alle, auch die voll- kommen augenloſen Infuſorien, wenigſtens Licht und Dunkel ſehr wohl empfinden, daß ſie mit ihrer Körperoberfläche taſten und nicht ohne Auswahl Nahrung einnehmen.
Die Aufnahme der Nahrungsſtoffe findet in ſehr verſchiedener Weiſe ſtatt. Die Infuſorien der einen Ordnung entbehren gänzlich einer jeden Oeffnung an dem Körper, wodurch feſte Stoffe eingeführt werden könnten. Die Körperſubſtanz iſt indeſſen nicht mehr ſo weich, wie bei den Rhizopoden, ſo daß, wie bei dieſen, durch Eindrücken in die Maſſe ſelbſt die Aufnahme fremder Körper geſchehen könnte. Die mundloſen Infuſorien ernähren ſich demnach nur durch Einſaugen flüſſiger Stoffe in die gelatinöſe Körpermaſſe. Oft ſammeln ſich dieſe Flüſſigkeiten in blaſenförmigen Räumen im Innern des Gewebes an, welche zwar ſpäter ſpurlos verſchwinden, die man aber doch, einer verkehrten Anſicht zufolge, als eben ſo viele Magenblaſen betrachtet hat. — Diejenigen Infuſorien welche eine Mundöffnung beſitzen, nähren ſich beſonders von feſten Stoffen, mikroſkopiſchen Thierchen und Pflanzen, die ſie ſtets in der Nähe ihrer Wohnorte finden. Unſchädliche aus dem Pflanzen- und Thierreiche entnommene Farb- ſtoffe wie Carmin oder Indigo werden von den meiſten Arten mit Leichtigkeit in großer Menge verſchluckt, ſo daß man nach einer
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gebogene ſtarke Haken vorhanden ſind, welche ſich nur auf der Bauch-
fläche finden und die vollkommen wie fußartige Stützen verwendet
werden, mittelſt deren die Thierchen ſehr geſchickt an Waſſerfäden,
Meerlinſen, Wurzeln und ähnlichen Gegenſtänden unter dem Waſſer
umherlaufen oder ſpringen können. Beim Schwimmen bleiben dieſe
Borſten und Haken unbewegt.
Man hat noch bei keinem Infuſorium eine abgeſonderte Nerven-
maſſe oder Sinnesorgane wahrnehmen können. Zwar entdeckt
man bei vielen derſelben und am häufigſten bei den niedrigſten For-
men einen meiſt hochroth gefärbten Fleck, der mit großer Sicherheit
für ein Auge angeſprochen wurde. Bei einigen Arten findet man auch
zwei oder drei ſolcher Flecke; vergebens aber hat man in der Nähe
dieſer Pigmentflecke nach einer Nervenmaſſe oder nach einem lichtbre-
chenden Körper geſucht und die Entdeckung, daß viele Pflanzenſporen,
deren Keimen und Auswachſen in Waſſerfäden man ſpäter ganz ſicher
beobachtete, ebenfalls ſolche augenartige rothe Flecken hatten, bewies zur
Genüge, daß hier von einem Auge keine Rede ſein könne. Im Gegentheile
dürfte man aus dem Vorkommen eines röthlichen runden Fleckes bei
bewegten Organismen von grüner Farbe eher auf die pflanzliche Na-
tur ſchließen. Nichtsdeſtoweniger bemerkt man, daß alle, auch die voll-
kommen augenloſen Infuſorien, wenigſtens Licht und Dunkel ſehr wohl
empfinden, daß ſie mit ihrer Körperoberfläche taſten und nicht ohne
Auswahl Nahrung einnehmen.
Die Aufnahme der Nahrungsſtoffe findet in ſehr verſchiedener
Weiſe ſtatt. Die Infuſorien der einen Ordnung entbehren gänzlich
einer jeden Oeffnung an dem Körper, wodurch feſte Stoffe eingeführt
werden könnten. Die Körperſubſtanz iſt indeſſen nicht mehr ſo weich,
wie bei den Rhizopoden, ſo daß, wie bei dieſen, durch Eindrücken in
die Maſſe ſelbſt die Aufnahme fremder Körper geſchehen könnte. Die
mundloſen Infuſorien ernähren ſich demnach nur durch Einſaugen
flüſſiger Stoffe in die gelatinöſe Körpermaſſe. Oft ſammeln ſich dieſe
Flüſſigkeiten in blaſenförmigen Räumen im Innern des Gewebes an,
welche zwar ſpäter ſpurlos verſchwinden, die man aber doch, einer
verkehrten Anſicht zufolge, als eben ſo viele Magenblaſen betrachtet
hat. — Diejenigen Infuſorien welche eine Mundöffnung beſitzen,
nähren ſich beſonders von feſten Stoffen, mikroſkopiſchen Thierchen
und Pflanzen, die ſie ſtets in der Nähe ihrer Wohnorte finden.
Unſchädliche aus dem Pflanzen- und Thierreiche entnommene Farb-
ſtoffe wie Carmin oder Indigo werden von den meiſten Arten mit
Leichtigkeit in großer Menge verſchluckt, ſo daß man nach einer
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/94>, abgerufen am 23.11.2024.
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