und mit denen anderer Perioden; man suchte so näher zu ergründen, wie das Leben überhaupt sich in jenen Zeiten gestaltet und in welcher Weise es bis zu seinem jetzigen Ziele fortgeschritten sei. So gewann man nach und nach eine Reihe einzelner Bilder, bestimmte abgegränzte Epochen in aufeinanderfolgender Reihe zeigend, jedes folgende verschie- den von dem vorhergehenden, vollständiger in seiner Ausführung, reicher in seinen Einzelnheiten; -- Bilder, die sich endlich in harmo- nischer Uebereinstimmung mit der jetzigen Schöpfung zu einem gemein- samen Ganzen gruppiren. Es ergab sich aber daraus auch die Noth- wendigkeit, untergegangene und bestehende Schöpfung nicht wie früher getrennt von einander zu halten, sondern im Gegentheile bei der Be- trachtung der Lebensformen mit einander zu verschmelzen und als un- zertrennbares Ganze zu betrachten. Unsere Kenntniß der Versteine- rungen ist jetzt wenigstens so weit fortgeschritten, daß wir zu den meisten fossilen Formen Anhaltspunkte kennen gelernt haben, welche uns erlauben, ihre wahrscheinliche Lebensart und ihre Beziehungen zu der Umgebung zu erschließen. Wir haben deßhalb in den folgenden Darstellungen die Todten den Lebenden ganz gleich gestellt und beiden dasselbe Recht zu erhalten gesucht, indem es uns unmöglich scheint, eine klare Einsicht in die Entwickelung des Thierreiches überhaupt zu gewinnen, wenn man nicht die vergangenen Generationen zu Hülfe nimmt. Bei der speciellen Betrachtung der einzelnen Formen, sowie bei der Classification sind deßhalb überall die Versteinerungen an der ihnen zukommenden Stelle des Systemes eingereiht und von allen Klassen, Ord- nungen und Familien ist in kurzen Zügen die tellurische Geschichte angegeben.
Die Perioden der Erdgeschichte, als deren Ausdruck stets die sie belebenden Schöpfungen dienen, sind mannigfaltig in ihrer Aufeinan- derfolge. Es existiren indessen einzelne größere Gruppen, welche man be- sonders festhalten und scharf charakterisiren kann. Es erscheint nöthig, dieselben kurz zu erwähnen, da wir bei jeder einzelnen Familie auf die Zeit zurückgehen werden, wo dieselbe ihren Ursprung nahm.
Als älteste Belebungsperiode der Erde kennen wir die Ueber- gangsgebilde, die man besonders zu beiden Seiten des Rhein's, in Rußland, Schweden, England, in der Bretagne und in Nordamerika reich entwickelt findet. Grauwacke, Schiefer, schwärzliche Kalke und dunkle Sandsteine setzen vorzüglich die Schichten zusammen, in welchen man die Versteinerungen antrifft. Diese finden sich oft in ungeheuren Mengen, wenn auch nicht immer so wohl erhalten, daß bei ihrer ab- weichenden Form eine genaue Ermittelung ihrer Natur möglich wäre. Die Untersuchung der Versteinerungen der Uebergangsgebilde, unter
und mit denen anderer Perioden; man ſuchte ſo näher zu ergründen, wie das Leben überhaupt ſich in jenen Zeiten geſtaltet und in welcher Weiſe es bis zu ſeinem jetzigen Ziele fortgeſchritten ſei. So gewann man nach und nach eine Reihe einzelner Bilder, beſtimmte abgegränzte Epochen in aufeinanderfolgender Reihe zeigend, jedes folgende verſchie- den von dem vorhergehenden, vollſtändiger in ſeiner Ausführung, reicher in ſeinen Einzelnheiten; — Bilder, die ſich endlich in harmo- niſcher Uebereinſtimmung mit der jetzigen Schöpfung zu einem gemein- ſamen Ganzen gruppiren. Es ergab ſich aber daraus auch die Noth- wendigkeit, untergegangene und beſtehende Schöpfung nicht wie früher getrennt von einander zu halten, ſondern im Gegentheile bei der Be- trachtung der Lebensformen mit einander zu verſchmelzen und als un- zertrennbares Ganze zu betrachten. Unſere Kenntniß der Verſteine- rungen iſt jetzt wenigſtens ſo weit fortgeſchritten, daß wir zu den meiſten foſſilen Formen Anhaltspunkte kennen gelernt haben, welche uns erlauben, ihre wahrſcheinliche Lebensart und ihre Beziehungen zu der Umgebung zu erſchließen. Wir haben deßhalb in den folgenden Darſtellungen die Todten den Lebenden ganz gleich geſtellt und beiden daſſelbe Recht zu erhalten geſucht, indem es uns unmöglich ſcheint, eine klare Einſicht in die Entwickelung des Thierreiches überhaupt zu gewinnen, wenn man nicht die vergangenen Generationen zu Hülfe nimmt. Bei der ſpeciellen Betrachtung der einzelnen Formen, ſowie bei der Claſſification ſind deßhalb überall die Verſteinerungen an der ihnen zukommenden Stelle des Syſtemes eingereiht und von allen Klaſſen, Ord- nungen und Familien iſt in kurzen Zügen die telluriſche Geſchichte angegeben.
Die Perioden der Erdgeſchichte, als deren Ausdruck ſtets die ſie belebenden Schöpfungen dienen, ſind mannigfaltig in ihrer Aufeinan- derfolge. Es exiſtiren indeſſen einzelne größere Gruppen, welche man be- ſonders feſthalten und ſcharf charakteriſiren kann. Es erſcheint nöthig, dieſelben kurz zu erwähnen, da wir bei jeder einzelnen Familie auf die Zeit zurückgehen werden, wo dieſelbe ihren Urſprung nahm.
Als älteſte Belebungsperiode der Erde kennen wir die Ueber- gangsgebilde, die man beſonders zu beiden Seiten des Rhein’s, in Rußland, Schweden, England, in der Bretagne und in Nordamerika reich entwickelt findet. Grauwacke, Schiefer, ſchwärzliche Kalke und dunkle Sandſteine ſetzen vorzüglich die Schichten zuſammen, in welchen man die Verſteinerungen antrifft. Dieſe finden ſich oft in ungeheuren Mengen, wenn auch nicht immer ſo wohl erhalten, daß bei ihrer ab- weichenden Form eine genaue Ermittelung ihrer Natur möglich wäre. Die Unterſuchung der Verſteinerungen der Uebergangsgebilde, unter
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und mit denen anderer Perioden; man ſuchte ſo näher zu ergründen,
wie das Leben überhaupt ſich in jenen Zeiten geſtaltet und in welcher
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man nach und nach eine Reihe einzelner Bilder, beſtimmte abgegränzte
Epochen in aufeinanderfolgender Reihe zeigend, jedes folgende verſchie-
den von dem vorhergehenden, vollſtändiger in ſeiner Ausführung,
reicher in ſeinen Einzelnheiten; — Bilder, die ſich endlich in harmo-
niſcher Uebereinſtimmung mit der jetzigen Schöpfung zu einem gemein-
ſamen Ganzen gruppiren. Es ergab ſich aber daraus auch die Noth-
wendigkeit, untergegangene und beſtehende Schöpfung nicht wie früher
getrennt von einander zu halten, ſondern im Gegentheile bei der Be-
trachtung der Lebensformen mit einander zu verſchmelzen und als un-
zertrennbares Ganze zu betrachten. Unſere Kenntniß der Verſteine-
rungen iſt jetzt wenigſtens ſo weit fortgeſchritten, daß wir zu den
meiſten foſſilen Formen Anhaltspunkte kennen gelernt haben, welche
uns erlauben, ihre wahrſcheinliche Lebensart und ihre Beziehungen zu
der Umgebung zu erſchließen. Wir haben deßhalb in den folgenden
Darſtellungen die Todten den Lebenden ganz gleich geſtellt und beiden
daſſelbe Recht zu erhalten geſucht, indem es uns unmöglich ſcheint,
eine klare Einſicht in die Entwickelung des Thierreiches überhaupt zu
gewinnen, wenn man nicht die vergangenen Generationen zu Hülfe
nimmt. Bei der ſpeciellen Betrachtung der einzelnen Formen, ſowie
bei der Claſſification ſind deßhalb überall die Verſteinerungen an der ihnen
zukommenden Stelle des Syſtemes eingereiht und von allen Klaſſen, Ord-
nungen und Familien iſt in kurzen Zügen die telluriſche Geſchichte angegeben.
Die Perioden der Erdgeſchichte, als deren Ausdruck ſtets die ſie
belebenden Schöpfungen dienen, ſind mannigfaltig in ihrer Aufeinan-
derfolge. Es exiſtiren indeſſen einzelne größere Gruppen, welche man be-
ſonders feſthalten und ſcharf charakteriſiren kann. Es erſcheint nöthig,
dieſelben kurz zu erwähnen, da wir bei jeder einzelnen Familie auf
die Zeit zurückgehen werden, wo dieſelbe ihren Urſprung nahm.
Als älteſte Belebungsperiode der Erde kennen wir die Ueber-
gangsgebilde, die man beſonders zu beiden Seiten des Rhein’s,
in Rußland, Schweden, England, in der Bretagne und in Nordamerika
reich entwickelt findet. Grauwacke, Schiefer, ſchwärzliche Kalke und
dunkle Sandſteine ſetzen vorzüglich die Schichten zuſammen, in welchen
man die Verſteinerungen antrifft. Dieſe finden ſich oft in ungeheuren
Mengen, wenn auch nicht immer ſo wohl erhalten, daß bei ihrer ab-
weichenden Form eine genaue Ermittelung ihrer Natur möglich wäre.
Die Unterſuchung der Verſteinerungen der Uebergangsgebilde, unter
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/78>, abgerufen am 05.12.2024.
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