Diese Ordnung bildet unter den Insekten mit vollkommener Metamorphose die zahlreichste und am besten gekannte Gruppe. Die Mannigfaltigkeit der Formen, welche diese Thiere bieten, die Schönheit ihrer Farben, die Härte ihrer äußeren Theile, welche ihre Erhaltung leicht machen, haben dieser Ordnung von jeher die Vorliebe der Sammler und Liebhaber gesichert. Weit weniger, als die vollkom- menen Insekten, sind die Larven und deren Haushalt bekannt; weniger selbst, als bei den Schmetterlingen, wo das Interesse, unversehrte Exemplare zu erhalten, zur Zucht der Raupen und Puppen auf- forderte.
Man unterscheidet bei den Käfern stets deutlich die drei Hauptab- theilungen des Körpers, Kopf, Brust und Hinterleib. Der meist rundliche oder dreieckige Kopf, der oft schildförmig erweitert ist, steht meistens horizontal vor und ist oft durch eine Art Hals von dem ersten Brustringe getrennt, zuweilen aber ganz in denselben eingefügt oder selbst unter ihm verborgen. Die Augen, welche nur in sehr sel- tenen Fällen bei einigen unter der Erde lebenden Arten (Claviger) fehlen, sind stets zusammengesetzt und mit mehr oder minder großen Facetten versehen. Sie stehen auf der Seite des Kopfes, ragen oft wie kleine Halbkugeln hervor, sind aber auch oft nierenförmig und zuweilen so tief ausgeschnitten, daß sie in zwei hintereinandergelegene Theile getrennt sind. Bei manchen Gattungen springt von oben her eine trennende Hornleiste in das Auge vor, bei den Taumelkäfern (Gyrinus) existiren gar zwei zusammengesetzte, übereinander liegende Augen auf jeder Seite, von denen die höheren nach oben, die niederen nach unten in das Wasser gerichtet sind. Kein Käfer hat einfache Nebenaugen. Die Fühler stehen auf der Oberseite des Kopfes oder am Stinrande und haben meist 9 bis 11 Glieder, deren Formen außerordentlich wechseln und oft sehr charakteristisch für viele natür- liche Abtheilungen sind.
Alle Käfer haben beißende Mundtheile, die stets aus den nor-
Ordnung der Käfer (Coleoptera).
Dieſe Ordnung bildet unter den Inſekten mit vollkommener Metamorphoſe die zahlreichſte und am beſten gekannte Gruppe. Die Mannigfaltigkeit der Formen, welche dieſe Thiere bieten, die Schönheit ihrer Farben, die Härte ihrer äußeren Theile, welche ihre Erhaltung leicht machen, haben dieſer Ordnung von jeher die Vorliebe der Sammler und Liebhaber geſichert. Weit weniger, als die vollkom- menen Inſekten, ſind die Larven und deren Haushalt bekannt; weniger ſelbſt, als bei den Schmetterlingen, wo das Intereſſe, unverſehrte Exemplare zu erhalten, zur Zucht der Raupen und Puppen auf- forderte.
Man unterſcheidet bei den Käfern ſtets deutlich die drei Hauptab- theilungen des Körpers, Kopf, Bruſt und Hinterleib. Der meiſt rundliche oder dreieckige Kopf, der oft ſchildförmig erweitert iſt, ſteht meiſtens horizontal vor und iſt oft durch eine Art Hals von dem erſten Bruſtringe getrennt, zuweilen aber ganz in denſelben eingefügt oder ſelbſt unter ihm verborgen. Die Augen, welche nur in ſehr ſel- tenen Fällen bei einigen unter der Erde lebenden Arten (Claviger) fehlen, ſind ſtets zuſammengeſetzt und mit mehr oder minder großen Facetten verſehen. Sie ſtehen auf der Seite des Kopfes, ragen oft wie kleine Halbkugeln hervor, ſind aber auch oft nierenförmig und zuweilen ſo tief ausgeſchnitten, daß ſie in zwei hintereinandergelegene Theile getrennt ſind. Bei manchen Gattungen ſpringt von oben her eine trennende Hornleiſte in das Auge vor, bei den Taumelkäfern (Gyrinus) exiſtiren gar zwei zuſammengeſetzte, übereinander liegende Augen auf jeder Seite, von denen die höheren nach oben, die niederen nach unten in das Waſſer gerichtet ſind. Kein Käfer hat einfache Nebenaugen. Die Fühler ſtehen auf der Oberſeite des Kopfes oder am Stinrande und haben meiſt 9 bis 11 Glieder, deren Formen außerordentlich wechſeln und oft ſehr charakteriſtiſch für viele natür- liche Abtheilungen ſind.
Alle Käfer haben beißende Mundtheile, die ſtets aus den nor-
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[642/0648]
Ordnung der Käfer (Coleoptera).
Dieſe Ordnung bildet unter den Inſekten mit vollkommener
Metamorphoſe die zahlreichſte und am beſten gekannte Gruppe. Die
Mannigfaltigkeit der Formen, welche dieſe Thiere bieten, die Schönheit
ihrer Farben, die Härte ihrer äußeren Theile, welche ihre Erhaltung
leicht machen, haben dieſer Ordnung von jeher die Vorliebe der
Sammler und Liebhaber geſichert. Weit weniger, als die vollkom-
menen Inſekten, ſind die Larven und deren Haushalt bekannt; weniger
ſelbſt, als bei den Schmetterlingen, wo das Intereſſe, unverſehrte
Exemplare zu erhalten, zur Zucht der Raupen und Puppen auf-
forderte.
Man unterſcheidet bei den Käfern ſtets deutlich die drei Hauptab-
theilungen des Körpers, Kopf, Bruſt und Hinterleib. Der meiſt
rundliche oder dreieckige Kopf, der oft ſchildförmig erweitert iſt, ſteht
meiſtens horizontal vor und iſt oft durch eine Art Hals von dem
erſten Bruſtringe getrennt, zuweilen aber ganz in denſelben eingefügt
oder ſelbſt unter ihm verborgen. Die Augen, welche nur in ſehr ſel-
tenen Fällen bei einigen unter der Erde lebenden Arten (Claviger)
fehlen, ſind ſtets zuſammengeſetzt und mit mehr oder minder großen
Facetten verſehen. Sie ſtehen auf der Seite des Kopfes, ragen oft
wie kleine Halbkugeln hervor, ſind aber auch oft nierenförmig und
zuweilen ſo tief ausgeſchnitten, daß ſie in zwei hintereinandergelegene
Theile getrennt ſind. Bei manchen Gattungen ſpringt von oben her
eine trennende Hornleiſte in das Auge vor, bei den Taumelkäfern
(Gyrinus) exiſtiren gar zwei zuſammengeſetzte, übereinander liegende
Augen auf jeder Seite, von denen die höheren nach oben, die niederen
nach unten in das Waſſer gerichtet ſind. Kein Käfer hat einfache
Nebenaugen. Die Fühler ſtehen auf der Oberſeite des Kopfes oder
am Stinrande und haben meiſt 9 bis 11 Glieder, deren Formen
außerordentlich wechſeln und oft ſehr charakteriſtiſch für viele natür-
liche Abtheilungen ſind.
Alle Käfer haben beißende Mundtheile, die ſtets aus den nor-
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 642. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/648>, abgerufen am 23.11.2024.
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