Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.Die Familie der Schmetterlingsfliegen (Phryganida), hat einen [Abbildung]
Fig. 813. kleinen, etwas gebeugtenGeaderte Schmetterlingsfliege (Phryganea venata.) Kopf, lange borstenför- mige Fühler, mittelgroße Augen und drei Neben- augen, von denen zwei zwischen den Augen, eines zwischen den Fühlern steht. Die Kauwerkzeuge sind stets verkümmert; die Kiefer fehlen ganz; die Kinnladen sind in der Mitte verwachsen, tragen aber große, meist fünfgliedrige Taster beim Weibchen, während das Männchen oft nur drei oder vier Glieder daran hat. Die Un- terlippe ist schmal gekerbt, die Lippentaster kurz und dreigliedrig. Die Flügel sind groß, stets am Rande behaart, mit feinen Längsadern ver- sehen, die keine netzartige Verzweigung zeigen; die hinteren werden fächerartig gefaltet; die oberen bilden in der Ruhe ein Dach, so daß die Thiere manchen kleineren Nachtschmetterlingen entfernt ähneln. Füße fein, Tarsen fünfgliedrig. Am Hinterleibe der Weibchen findet sich eine rundliche, ziemlich bedeutende, mit hornigen Klappen umge- bene Grube, worin sie Eierpakete herumtragen. Die Larven leben [Abbildung]
Fig. 814. 815. 816. im Wasser, haben einen weichenLarven von Schmetterlingsfliegen. rundlichen Leib mit seitlichen Haken am Ende, ziemlich lange behaarte Füße, einen hornigen Kopf und bauen sich aus Steinchen, Muschel- chen, Holzstückchen eine Röhre, die sie beständig mit sich herumschleppen und worin sie sich ganz zurückzie- hen können. Zur Verpuppung spin- nen sie auf beiden Seiten der Röhre einen gegitterten Deckel und wan- deln sich in eine ruhende Puppe um, die aber wieder sehr lebendig wird, wenn die Fliege auskriechen soll. Die Puppen sprengen dann den Deckel, kriechen an Wasserpflanzen in die Höhe und kommen selbst ganz auf's Trockne, um auszuschlüpfen. Phryganea; Limnephila; Mystacida; Trichostoma; Sericostoma; Hy- dropsyche. Familie der Sumpflibellen (Sialida), kleine Netzflügler mit klei- Die Familie der Schmetterlingsfliegen (Phryganida), hat einen [Abbildung]
Fig. 813. kleinen, etwas gebeugtenGeaderte Schmetterlingsfliege (Phryganea venata.) Kopf, lange borſtenför- mige Fühler, mittelgroße Augen und drei Neben- augen, von denen zwei zwiſchen den Augen, eines zwiſchen den Fühlern ſteht. Die Kauwerkzeuge ſind ſtets verkümmert; die Kiefer fehlen ganz; die Kinnladen ſind in der Mitte verwachſen, tragen aber große, meiſt fünfgliedrige Taſter beim Weibchen, während das Männchen oft nur drei oder vier Glieder daran hat. Die Un- terlippe iſt ſchmal gekerbt, die Lippentaſter kurz und dreigliedrig. Die Flügel ſind groß, ſtets am Rande behaart, mit feinen Längsadern ver- ſehen, die keine netzartige Verzweigung zeigen; die hinteren werden fächerartig gefaltet; die oberen bilden in der Ruhe ein Dach, ſo daß die Thiere manchen kleineren Nachtſchmetterlingen entfernt ähneln. Füße fein, Tarſen fünfgliedrig. Am Hinterleibe der Weibchen findet ſich eine rundliche, ziemlich bedeutende, mit hornigen Klappen umge- bene Grube, worin ſie Eierpakete herumtragen. Die Larven leben [Abbildung]
Fig. 814. 815. 816. im Waſſer, haben einen weichenLarven von Schmetterlingsfliegen. rundlichen Leib mit ſeitlichen Haken am Ende, ziemlich lange behaarte Füße, einen hornigen Kopf und bauen ſich aus Steinchen, Muſchel- chen, Holzſtückchen eine Röhre, die ſie beſtändig mit ſich herumſchleppen und worin ſie ſich ganz zurückzie- hen können. Zur Verpuppung ſpin- nen ſie auf beiden Seiten der Röhre einen gegitterten Deckel und wan- deln ſich in eine ruhende Puppe um, die aber wieder ſehr lebendig wird, wenn die Fliege auskriechen ſoll. Die Puppen ſprengen dann den Deckel, kriechen an Waſſerpflanzen in die Höhe und kommen ſelbſt ganz auf’s Trockne, um auszuſchlüpfen. Phryganea; Limnephila; Mystacida; Trichostoma; Sericostoma; Hy- dropsyche. Familie der Sumpflibellen (Sialida), kleine Netzflügler mit klei- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0644" n="638"/> <p>Die Familie der <hi rendition="#b">Schmetterlingsfliegen</hi> (<hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Phryganida</hi></hi>), hat einen<lb/><figure><head>Fig. 813. </head><p>Geaderte Schmetterlingsfliege <hi rendition="#aq">(Phryganea venata.)</hi></p></figure><lb/> kleinen, etwas gebeugten<lb/> Kopf, lange borſtenför-<lb/> mige Fühler, mittelgroße<lb/> Augen und drei Neben-<lb/> augen, von denen zwei<lb/> zwiſchen den Augen, eines<lb/> zwiſchen den Fühlern<lb/> ſteht. Die Kauwerkzeuge<lb/> ſind ſtets verkümmert;<lb/> die Kiefer fehlen ganz; die Kinnladen ſind in der Mitte verwachſen,<lb/> tragen aber große, meiſt fünfgliedrige Taſter beim Weibchen, während<lb/> das Männchen oft nur drei oder vier Glieder daran hat. Die Un-<lb/> terlippe iſt ſchmal gekerbt, die Lippentaſter kurz und dreigliedrig. Die<lb/> Flügel ſind groß, ſtets am Rande behaart, mit feinen Längsadern ver-<lb/> ſehen, die keine netzartige Verzweigung zeigen; die hinteren werden<lb/> fächerartig gefaltet; die oberen bilden in der Ruhe ein Dach, ſo daß<lb/> die Thiere manchen kleineren Nachtſchmetterlingen entfernt ähneln.<lb/> Füße fein, Tarſen fünfgliedrig. Am Hinterleibe der Weibchen findet<lb/> ſich eine rundliche, ziemlich bedeutende, mit hornigen Klappen umge-<lb/> bene Grube, worin ſie Eierpakete herumtragen. Die <hi rendition="#g">Larven</hi> leben<lb/><figure><head>Fig. 814. 815. 816.</head><lb/><p>Larven von Schmetterlingsfliegen.<lb/> Fig. 814. Die Larve in ihrem Ge-<lb/> häuſe. Fig. 815. Das Gehäuſe einer an-<lb/> dern Art von der Seite. Fig. 816. Die<lb/> Larve aus dem Gehäuſe genommen.</p></figure><lb/> im Waſſer, haben einen weichen<lb/> rundlichen Leib mit ſeitlichen Haken<lb/> am Ende, ziemlich lange behaarte<lb/> Füße, einen hornigen Kopf und<lb/> bauen ſich aus Steinchen, Muſchel-<lb/> chen, Holzſtückchen eine Röhre, die<lb/> ſie beſtändig mit ſich herumſchleppen<lb/> und worin ſie ſich ganz zurückzie-<lb/> hen können. Zur Verpuppung ſpin-<lb/> nen ſie auf beiden Seiten der Röhre<lb/> einen gegitterten Deckel und wan-<lb/> deln ſich in eine ruhende Puppe um,<lb/> die aber wieder ſehr lebendig wird, wenn die Fliege auskriechen ſoll.<lb/> Die Puppen ſprengen dann den Deckel, kriechen an Waſſerpflanzen in<lb/> die Höhe und kommen ſelbſt ganz auf’s Trockne, um auszuſchlüpfen.<lb/><hi rendition="#aq">Phryganea; Limnephila; Mystacida; Trichostoma; Sericostoma; Hy-<lb/> dropsyche.</hi></p><lb/> <p>Familie der <hi rendition="#b">Sumpflibellen</hi> (<hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Sialida</hi>)</hi>, kleine Netzflügler mit klei-<lb/> nem Kopf ohne vorſpringenden Mund; borſtenförmigen Fühlern, deut-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [638/0644]
Die Familie der Schmetterlingsfliegen (Phryganida), hat einen
[Abbildung Fig. 813. Geaderte Schmetterlingsfliege (Phryganea venata.)]
kleinen, etwas gebeugten
Kopf, lange borſtenför-
mige Fühler, mittelgroße
Augen und drei Neben-
augen, von denen zwei
zwiſchen den Augen, eines
zwiſchen den Fühlern
ſteht. Die Kauwerkzeuge
ſind ſtets verkümmert;
die Kiefer fehlen ganz; die Kinnladen ſind in der Mitte verwachſen,
tragen aber große, meiſt fünfgliedrige Taſter beim Weibchen, während
das Männchen oft nur drei oder vier Glieder daran hat. Die Un-
terlippe iſt ſchmal gekerbt, die Lippentaſter kurz und dreigliedrig. Die
Flügel ſind groß, ſtets am Rande behaart, mit feinen Längsadern ver-
ſehen, die keine netzartige Verzweigung zeigen; die hinteren werden
fächerartig gefaltet; die oberen bilden in der Ruhe ein Dach, ſo daß
die Thiere manchen kleineren Nachtſchmetterlingen entfernt ähneln.
Füße fein, Tarſen fünfgliedrig. Am Hinterleibe der Weibchen findet
ſich eine rundliche, ziemlich bedeutende, mit hornigen Klappen umge-
bene Grube, worin ſie Eierpakete herumtragen. Die Larven leben
[Abbildung Fig. 814. 815. 816.
Larven von Schmetterlingsfliegen.
Fig. 814. Die Larve in ihrem Ge-
häuſe. Fig. 815. Das Gehäuſe einer an-
dern Art von der Seite. Fig. 816. Die
Larve aus dem Gehäuſe genommen.]
im Waſſer, haben einen weichen
rundlichen Leib mit ſeitlichen Haken
am Ende, ziemlich lange behaarte
Füße, einen hornigen Kopf und
bauen ſich aus Steinchen, Muſchel-
chen, Holzſtückchen eine Röhre, die
ſie beſtändig mit ſich herumſchleppen
und worin ſie ſich ganz zurückzie-
hen können. Zur Verpuppung ſpin-
nen ſie auf beiden Seiten der Röhre
einen gegitterten Deckel und wan-
deln ſich in eine ruhende Puppe um,
die aber wieder ſehr lebendig wird, wenn die Fliege auskriechen ſoll.
Die Puppen ſprengen dann den Deckel, kriechen an Waſſerpflanzen in
die Höhe und kommen ſelbſt ganz auf’s Trockne, um auszuſchlüpfen.
Phryganea; Limnephila; Mystacida; Trichostoma; Sericostoma; Hy-
dropsyche.
Familie der Sumpflibellen (Sialida), kleine Netzflügler mit klei-
nem Kopf ohne vorſpringenden Mund; borſtenförmigen Fühlern, deut-
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