Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.[Abbildung]
Fig. 806. 807. 808. 809. 810. 811. 812. diesem Kopfschilde steckt das Weibchen zwischen den Hinterleibs-
Ringen der Wespen in der Weise eingeklemmt, daß der wurmförmige Leib in die Hinterleibshöhle frei hineinragt, der Vorderrand des Kopfes aber nach außen schaut. Die Thiere scheinen ganz unbeweglich. Un- tersucht man ihren Bau genauer, so findet man in der Leibeshöhle außer dem blinden Darme eine Menge von Eiern zerstreut zwischen dem Fettkörper, und längs der Bauchseite einen platten, breiten, hinten geschlossenen Kanal, der nach vorn in das Kopfschild übergeht und mit einer schlitzartigen breiten Oeffnung, die weit größer als die Mund- öffnung ist, unter dieser sich nach außen öffnet. Auf diesem Kanal stehen drei bis fünf etwas gebogene Röhren, die einerseits mit einer trompetenartig ausgeweiteten Mündung sich frei in die Leibeshöhle öffnen, anderseits in den Kanal, den wir den Brutkanal nennen, münden. Offenbar dient die unter dem Munde befindliche Schlitzöff- nung dieses Kanals, die zwischen den Hinterleibsringen der Wespen hervorsteht, als Begattungsöffnung, durch welche das Männchen sein hakenförmiges Glied von außen einführt. Die in der Leibeshöhle des Weibchens frei befindlichen Eier ent- [Abbildung]
Fig. 806. 807. 808. 809. 810. 811. 812. dieſem Kopfſchilde ſteckt das Weibchen zwiſchen den Hinterleibs-
Ringen der Wespen in der Weiſe eingeklemmt, daß der wurmförmige Leib in die Hinterleibshöhle frei hineinragt, der Vorderrand des Kopfes aber nach außen ſchaut. Die Thiere ſcheinen ganz unbeweglich. Un- terſucht man ihren Bau genauer, ſo findet man in der Leibeshöhle außer dem blinden Darme eine Menge von Eiern zerſtreut zwiſchen dem Fettkörper, und längs der Bauchſeite einen platten, breiten, hinten geſchloſſenen Kanal, der nach vorn in das Kopfſchild übergeht und mit einer ſchlitzartigen breiten Oeffnung, die weit größer als die Mund- öffnung iſt, unter dieſer ſich nach außen öffnet. Auf dieſem Kanal ſtehen drei bis fünf etwas gebogene Röhren, die einerſeits mit einer trompetenartig ausgeweiteten Mündung ſich frei in die Leibeshöhle öffnen, anderſeits in den Kanal, den wir den Brutkanal nennen, münden. Offenbar dient die unter dem Munde befindliche Schlitzöff- nung dieſes Kanals, die zwiſchen den Hinterleibsringen der Wespen hervorſteht, als Begattungsöffnung, durch welche das Männchen ſein hakenförmiges Glied von außen einführt. Die in der Leibeshöhle des Weibchens frei befindlichen Eier ent- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0640" n="634"/><figure><head>Fig. 806. 807. 808. 809. 810. 811. 812.</head><p><lb/> Weibchen, Larven, Maden u. Puppen von <hi rendition="#aq">Xenos Rossii.</hi> Fig. 806. u. 807. Das Weibchen<lb/> von der Bauchſeite und von der Seite. Man ſieht den dunkeln Brutkanal und die<lb/> durch ihn durchſchimmernden Röhren. Fig. 808. Die ſechsbeinige Larvenbrut von der<lb/> Bauchſeite, um beſonders die Füße mit ihren Haftlappen zu zeigen. Fig. 809. Erwach-<lb/> ſene männliche Made von der Bauchſeite. Fig. 810. u. 811. Männliche Puppe, vom<lb/> Bauch und von der Seite her. Das runde Stigma am Ende des Kopfſchildes und der<lb/> abſpringende vordere Deckel zeigen ſich deutlich. Fig. 812. Weibliche Made, ausge-<lb/> wachſen.</p></figure><lb/> dieſem Kopfſchilde ſteckt das Weibchen zwiſchen den Hinterleibs-<lb/> Ringen der Wespen in der Weiſe eingeklemmt, daß der wurmförmige<lb/> Leib in die Hinterleibshöhle frei hineinragt, der Vorderrand des Kopfes<lb/> aber nach außen ſchaut. Die Thiere ſcheinen ganz unbeweglich. Un-<lb/> terſucht man ihren Bau genauer, ſo findet man in der Leibeshöhle<lb/> außer dem blinden Darme eine Menge von Eiern zerſtreut zwiſchen<lb/> dem Fettkörper, und längs der Bauchſeite einen platten, breiten, hinten<lb/> geſchloſſenen Kanal, der nach vorn in das Kopfſchild übergeht und<lb/> mit einer ſchlitzartigen breiten Oeffnung, die weit größer als die Mund-<lb/> öffnung iſt, unter dieſer ſich nach außen öffnet. Auf dieſem Kanal<lb/> ſtehen drei bis fünf etwas gebogene Röhren, die einerſeits mit einer<lb/> trompetenartig ausgeweiteten Mündung ſich frei in die Leibeshöhle<lb/> öffnen, anderſeits in den Kanal, den wir den Brutkanal nennen,<lb/> münden. Offenbar dient die unter dem Munde befindliche Schlitzöff-<lb/> nung dieſes Kanals, die zwiſchen den Hinterleibsringen der Wespen<lb/> hervorſteht, als Begattungsöffnung, durch welche das Männchen ſein<lb/> hakenförmiges Glied von außen einführt.</p><lb/> <p>Die in der Leibeshöhle des Weibchens frei befindlichen <hi rendition="#g">Eier</hi> ent-<lb/> wickeln ſich in dieſer Leibeshöhle und es erzeugen ſich darin Larven,<lb/> die innerhalb der Mutter auskriechen, ſo daß oft der ganze Leib des<lb/> Weibchens mit ausgekrochenen Larven erfüllt iſt. Dieſe Larven ſind<lb/> ſehr klein, ſehr lebendig, von ſchieferblauer Farbe, weßhalb man ſie<lb/> durch die Bauchwände des Weibchens durchſchimmern ſieht. Sie krie-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [634/0640]
[Abbildung Fig. 806. 807. 808. 809. 810. 811. 812.
Weibchen, Larven, Maden u. Puppen von Xenos Rossii. Fig. 806. u. 807. Das Weibchen
von der Bauchſeite und von der Seite. Man ſieht den dunkeln Brutkanal und die
durch ihn durchſchimmernden Röhren. Fig. 808. Die ſechsbeinige Larvenbrut von der
Bauchſeite, um beſonders die Füße mit ihren Haftlappen zu zeigen. Fig. 809. Erwach-
ſene männliche Made von der Bauchſeite. Fig. 810. u. 811. Männliche Puppe, vom
Bauch und von der Seite her. Das runde Stigma am Ende des Kopfſchildes und der
abſpringende vordere Deckel zeigen ſich deutlich. Fig. 812. Weibliche Made, ausge-
wachſen.]
dieſem Kopfſchilde ſteckt das Weibchen zwiſchen den Hinterleibs-
Ringen der Wespen in der Weiſe eingeklemmt, daß der wurmförmige
Leib in die Hinterleibshöhle frei hineinragt, der Vorderrand des Kopfes
aber nach außen ſchaut. Die Thiere ſcheinen ganz unbeweglich. Un-
terſucht man ihren Bau genauer, ſo findet man in der Leibeshöhle
außer dem blinden Darme eine Menge von Eiern zerſtreut zwiſchen
dem Fettkörper, und längs der Bauchſeite einen platten, breiten, hinten
geſchloſſenen Kanal, der nach vorn in das Kopfſchild übergeht und
mit einer ſchlitzartigen breiten Oeffnung, die weit größer als die Mund-
öffnung iſt, unter dieſer ſich nach außen öffnet. Auf dieſem Kanal
ſtehen drei bis fünf etwas gebogene Röhren, die einerſeits mit einer
trompetenartig ausgeweiteten Mündung ſich frei in die Leibeshöhle
öffnen, anderſeits in den Kanal, den wir den Brutkanal nennen,
münden. Offenbar dient die unter dem Munde befindliche Schlitzöff-
nung dieſes Kanals, die zwiſchen den Hinterleibsringen der Wespen
hervorſteht, als Begattungsöffnung, durch welche das Männchen ſein
hakenförmiges Glied von außen einführt.
Die in der Leibeshöhle des Weibchens frei befindlichen Eier ent-
wickeln ſich in dieſer Leibeshöhle und es erzeugen ſich darin Larven,
die innerhalb der Mutter auskriechen, ſo daß oft der ganze Leib des
Weibchens mit ausgekrochenen Larven erfüllt iſt. Dieſe Larven ſind
ſehr klein, ſehr lebendig, von ſchieferblauer Farbe, weßhalb man ſie
durch die Bauchwände des Weibchens durchſchimmern ſieht. Sie krie-
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