Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

Bild:
<< vorherige Seite


[Abbildung] Fig. 782.

Erebus limax.

lang, der Hinterleib ke-
gelförmig, dünn behaart,
meist nur mit eng an-
liegenden Schuppen be-
kleidet. Die Raupen
sind lang, gestreckt, oft
abgeplattet, kurz behaart
und meist von den Baum-
rinden, an denen sie sitzen,
schwer zu unterscheiden;
sie haben gewöhnlich sechszehn Füße und besonders lange Nachschieber;
ihre Puppen sind in einen laxen, schlecht gearbeiteten Cocon ein-
geschlossen. Noctua; Noctuella; Erebus; Triphaena; Catocala; Plusia;
Cucullia
.

Die Familie der Harpyen (Cerurida) besteht aus Nachtschmetter-
lingen mittlerer Größe mit meist dicht behaartem, dickem Leibe, zottig
haarigen Füßen, gekämmten Fühlern, deren Fiederhärchen oft sehr
lang sind, und breiten, auf der Oberseite dicht behaarten Flügeln, die
in der Ruhe dachförmig zusammengelegt werden. Die Raupen sind
höchst eigenthümlich gestaltet; der Kopf ist klein und kann ganz in die
folgenden Ringel zurückgezogen werden; die ächten Füße sind meistens
ziemlich lang, die vier falschen Mittelfußpaare sehr stark und kräftig,
die Nachschieber fehlen ganz und sind durch zwei zangenartige Fäden
am Hinterende des Körpers ersetzt. In der Ruhe halten sich die
dicken und kurzen Raupen meist nur auf den vier Mittelfußpaaren
und heben den Hinterleib sowohl, wie den Vordertheil des Körpers
in die Höhe, was ihnen ein höchst sonderbares Aussehen giebt. Die
Puppe ist in einen Cocon eingeschlossen, der mit abgenagten Holz-
theilchen durchwebt ist. Harpyia; Cerura.

Die Familie der Holzspinner (Hepiolida) umfaßt einige große,
dickleibige, dichtbeschuppte Nachtschmetterlinge mit gesägten oder ge-
zähnelten Fühlern, harten, schweren Flügeln, kurzem Rüssel und meist
unscheinbaren, schmutzigen Farben. Die langen, lederartig harten,
nackten, plattgedrückten Raupen bohren im Holz, oder nagen Wurzeln
ab, und können hierdurch bedeutenden Schaden anrichten; sie bilden
ein festes, grobes Gespinnste, in welches zernagte Pflanzentheile einge-
webt sind. Cossus; Hepiolus.

Die Familie der Spinner (Bombycida) umfaßt eine große An-


[Abbildung] Fig. 782.

Erebus limax.

lang, der Hinterleib ke-
gelförmig, dünn behaart,
meiſt nur mit eng an-
liegenden Schuppen be-
kleidet. Die Raupen
ſind lang, geſtreckt, oft
abgeplattet, kurz behaart
und meiſt von den Baum-
rinden, an denen ſie ſitzen,
ſchwer zu unterſcheiden;
ſie haben gewöhnlich ſechszehn Füße und beſonders lange Nachſchieber;
ihre Puppen ſind in einen laxen, ſchlecht gearbeiteten Cocon ein-
geſchloſſen. Noctua; Noctuella; Erebus; Triphaena; Catocala; Plusia;
Cucullia
.

Die Familie der Harpyen (Cerurida) beſteht aus Nachtſchmetter-
lingen mittlerer Größe mit meiſt dicht behaartem, dickem Leibe, zottig
haarigen Füßen, gekämmten Fühlern, deren Fiederhärchen oft ſehr
lang ſind, und breiten, auf der Oberſeite dicht behaarten Flügeln, die
in der Ruhe dachförmig zuſammengelegt werden. Die Raupen ſind
höchſt eigenthümlich geſtaltet; der Kopf iſt klein und kann ganz in die
folgenden Ringel zurückgezogen werden; die ächten Füße ſind meiſtens
ziemlich lang, die vier falſchen Mittelfußpaare ſehr ſtark und kräftig,
die Nachſchieber fehlen ganz und ſind durch zwei zangenartige Fäden
am Hinterende des Körpers erſetzt. In der Ruhe halten ſich die
dicken und kurzen Raupen meiſt nur auf den vier Mittelfußpaaren
und heben den Hinterleib ſowohl, wie den Vordertheil des Körpers
in die Höhe, was ihnen ein höchſt ſonderbares Ausſehen giebt. Die
Puppe iſt in einen Cocon eingeſchloſſen, der mit abgenagten Holz-
theilchen durchwebt iſt. Harpyia; Cerura.

Die Familie der Holzſpinner (Hepiolida) umfaßt einige große,
dickleibige, dichtbeſchuppte Nachtſchmetterlinge mit geſägten oder ge-
zähnelten Fühlern, harten, ſchweren Flügeln, kurzem Rüſſel und meiſt
unſcheinbaren, ſchmutzigen Farben. Die langen, lederartig harten,
nackten, plattgedrückten Raupen bohren im Holz, oder nagen Wurzeln
ab, und können hierdurch bedeutenden Schaden anrichten; ſie bilden
ein feſtes, grobes Geſpinnſte, in welches zernagte Pflanzentheile einge-
webt ſind. Cossus; Hepiolus.

Die Familie der Spinner (Bombycida) umfaßt eine große An-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0632" n="626"/><figure><head>Fig. 782. </head><p><hi rendition="#aq">Erebus limax</hi>.</p></figure><lb/>
lang, der Hinterleib ke-<lb/>
gelförmig, dünn behaart,<lb/>
mei&#x017F;t nur mit eng an-<lb/>
liegenden Schuppen be-<lb/>
kleidet. Die Raupen<lb/>
&#x017F;ind lang, ge&#x017F;treckt, oft<lb/>
abgeplattet, kurz behaart<lb/>
und mei&#x017F;t von den Baum-<lb/>
rinden, an denen &#x017F;ie &#x017F;itzen,<lb/>
&#x017F;chwer zu unter&#x017F;cheiden;<lb/>
&#x017F;ie haben gewöhnlich &#x017F;echszehn Füße und be&#x017F;onders lange Nach&#x017F;chieber;<lb/>
ihre Puppen &#x017F;ind in einen laxen, &#x017F;chlecht gearbeiteten Cocon ein-<lb/>
ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en. <hi rendition="#aq">Noctua; Noctuella; Erebus; Triphaena; Catocala; Plusia;<lb/>
Cucullia</hi>.</p><lb/>
          <p>Die Familie der <hi rendition="#b">Harpyen</hi> (<hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Cerurida</hi></hi>) be&#x017F;teht aus Nacht&#x017F;chmetter-<lb/>
lingen mittlerer Größe mit mei&#x017F;t dicht behaartem, dickem Leibe, zottig<lb/>
haarigen Füßen, gekämmten Fühlern, deren Fiederhärchen oft &#x017F;ehr<lb/>
lang &#x017F;ind, und breiten, auf der Ober&#x017F;eite dicht behaarten Flügeln, die<lb/>
in der Ruhe dachförmig zu&#x017F;ammengelegt werden. Die Raupen &#x017F;ind<lb/>
höch&#x017F;t eigenthümlich ge&#x017F;taltet; der Kopf i&#x017F;t klein und kann ganz in die<lb/>
folgenden Ringel zurückgezogen werden; die ächten Füße &#x017F;ind mei&#x017F;tens<lb/>
ziemlich lang, die vier fal&#x017F;chen Mittelfußpaare &#x017F;ehr &#x017F;tark und kräftig,<lb/>
die Nach&#x017F;chieber fehlen ganz und &#x017F;ind durch zwei zangenartige Fäden<lb/>
am Hinterende des Körpers er&#x017F;etzt. In der Ruhe halten &#x017F;ich die<lb/>
dicken und kurzen Raupen mei&#x017F;t nur auf den vier Mittelfußpaaren<lb/>
und heben den Hinterleib &#x017F;owohl, wie den Vordertheil des Körpers<lb/>
in die Höhe, was ihnen ein höch&#x017F;t &#x017F;onderbares Aus&#x017F;ehen giebt. Die<lb/>
Puppe i&#x017F;t in einen Cocon einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, der mit abgenagten Holz-<lb/>
theilchen durchwebt i&#x017F;t. <hi rendition="#aq">Harpyia; Cerura</hi>.</p><lb/>
          <p>Die Familie der <hi rendition="#b">Holz&#x017F;pinner</hi> (<hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Hepiolida</hi></hi>) umfaßt einige große,<lb/>
dickleibige, dichtbe&#x017F;chuppte Nacht&#x017F;chmetterlinge mit ge&#x017F;ägten oder ge-<lb/>
zähnelten Fühlern, harten, &#x017F;chweren Flügeln, kurzem Rü&#x017F;&#x017F;el und mei&#x017F;t<lb/>
un&#x017F;cheinbaren, &#x017F;chmutzigen Farben. Die langen, lederartig harten,<lb/>
nackten, plattgedrückten Raupen bohren im Holz, oder nagen Wurzeln<lb/>
ab, und können hierdurch bedeutenden Schaden anrichten; &#x017F;ie bilden<lb/>
ein fe&#x017F;tes, grobes Ge&#x017F;pinn&#x017F;te, in welches zernagte Pflanzentheile einge-<lb/>
webt &#x017F;ind. <hi rendition="#aq">Cossus; Hepiolus</hi>.</p><lb/>
          <p>Die Familie der <hi rendition="#b">Spinner</hi> (<hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Bombycida</hi></hi>) umfaßt eine große An-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[626/0632] [Abbildung Fig. 782. Erebus limax.] lang, der Hinterleib ke- gelförmig, dünn behaart, meiſt nur mit eng an- liegenden Schuppen be- kleidet. Die Raupen ſind lang, geſtreckt, oft abgeplattet, kurz behaart und meiſt von den Baum- rinden, an denen ſie ſitzen, ſchwer zu unterſcheiden; ſie haben gewöhnlich ſechszehn Füße und beſonders lange Nachſchieber; ihre Puppen ſind in einen laxen, ſchlecht gearbeiteten Cocon ein- geſchloſſen. Noctua; Noctuella; Erebus; Triphaena; Catocala; Plusia; Cucullia. Die Familie der Harpyen (Cerurida) beſteht aus Nachtſchmetter- lingen mittlerer Größe mit meiſt dicht behaartem, dickem Leibe, zottig haarigen Füßen, gekämmten Fühlern, deren Fiederhärchen oft ſehr lang ſind, und breiten, auf der Oberſeite dicht behaarten Flügeln, die in der Ruhe dachförmig zuſammengelegt werden. Die Raupen ſind höchſt eigenthümlich geſtaltet; der Kopf iſt klein und kann ganz in die folgenden Ringel zurückgezogen werden; die ächten Füße ſind meiſtens ziemlich lang, die vier falſchen Mittelfußpaare ſehr ſtark und kräftig, die Nachſchieber fehlen ganz und ſind durch zwei zangenartige Fäden am Hinterende des Körpers erſetzt. In der Ruhe halten ſich die dicken und kurzen Raupen meiſt nur auf den vier Mittelfußpaaren und heben den Hinterleib ſowohl, wie den Vordertheil des Körpers in die Höhe, was ihnen ein höchſt ſonderbares Ausſehen giebt. Die Puppe iſt in einen Cocon eingeſchloſſen, der mit abgenagten Holz- theilchen durchwebt iſt. Harpyia; Cerura. Die Familie der Holzſpinner (Hepiolida) umfaßt einige große, dickleibige, dichtbeſchuppte Nachtſchmetterlinge mit geſägten oder ge- zähnelten Fühlern, harten, ſchweren Flügeln, kurzem Rüſſel und meiſt unſcheinbaren, ſchmutzigen Farben. Die langen, lederartig harten, nackten, plattgedrückten Raupen bohren im Holz, oder nagen Wurzeln ab, und können hierdurch bedeutenden Schaden anrichten; ſie bilden ein feſtes, grobes Geſpinnſte, in welches zernagte Pflanzentheile einge- webt ſind. Cossus; Hepiolus. Die Familie der Spinner (Bombycida) umfaßt eine große An-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/632
Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 626. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/632>, abgerufen am 04.11.2024.