Die Familie der Zünsler (Pyralida) besteht aus mottenartigen Schmetterlingen, deren Fühler bei
[Abbildung]
Fig. 779.
Rebenblatt mit verschiedeneu Zuständen des Rebenzünslers (Pyralis vitana). 4 Das Männchen, ruhend; 4a das Weibchen, fliegend; 4b erwachsene Raupe; 4c Eierhaufen; 4d und 4e Puppen.
den Männchen meist gekämmt oder gefiedert und deren Kiefertaster stets sehr deutlich sind. Die Flügel sind lang, schmal und bilden in der Ruhe ein Dreieck, dessen lang aus- gezogene Spitze der Kopf ist; die Beine sind sehr lang, stark ge- spornt; die Raupen nur vierzehn- beinig, haarig und spinnen sich eigene Cocons meistens auf der Unterseite der Blätter; manche Arten richten an Obstbäumen und Weinbergen große Verwüstungen an. Pyralis; Botys; Pyrausta; Hermidia.
Die Familie der Sackträger (Psychida) besteht nur aus einigen kleinen Schmetterlingen, deren Männchen gefiederte Fühler und stark behaarte Flügel besitzen und welche besonders durch ihre Lebens- art im Raupenzustande, sowie durch ihre eigenthümliche Fortpflan- zungsweise die Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben. Ihre Raupen, die meist nach Geschlechtern getrennt, eigene Futterplätze haben, bilden sich nämlich aus Grashalmen, Steinchen und anderen Stoffen einen langen Sack oder vielmehr eine walzenförmige Röhre, die je nach den Geschlechtern verschieden ist, so daß man schon an der Form der Säcke die männlichen und weiblichen Raupen unterscheiden kann. Die Raupen, welche in diesen Säcken stecken, zeigen nur das erste ächte Fußpaar vollkommen entwickelt, während die anderen rudimentär sind. Der Sack ist hinten offen, und bei der Verpuppung spinnt die Raupe ihn mit dem vorderen Ende irgendwo an, dreht sich aber dann her- um, so daß das Kopfende der Puppe der hinteren Oeffnung des Sackes entspricht. Die männlichen Puppen sind sehr lebhaft und be- wegen sich in dem Sacke hin und her, die weiblichen dagegen liegen still. Das Weibchen, welches aus diesen stillen Puppen auskriecht, ist fast vollkommen fußlos, madenförmig und zeigt keine Spur von Flügeln. Die Weibchen der einen Gattung (Psyche) verlassen den Sack niemals, sondern werden innerhalb desselben von dem Männchen,
Die Familie der Zünsler (Pyralida) beſteht aus mottenartigen Schmetterlingen, deren Fühler bei
[Abbildung]
Fig. 779.
Rebenblatt mit verſchiedeneu Zuſtänden des Rebenzünslers (Pyralis vitana). 4 Das Männchen, ruhend; 4a das Weibchen, fliegend; 4b erwachſene Raupe; 4c Eierhaufen; 4d und 4e Puppen.
den Männchen meiſt gekämmt oder gefiedert und deren Kiefertaſter ſtets ſehr deutlich ſind. Die Flügel ſind lang, ſchmal und bilden in der Ruhe ein Dreieck, deſſen lang aus- gezogene Spitze der Kopf iſt; die Beine ſind ſehr lang, ſtark ge- ſpornt; die Raupen nur vierzehn- beinig, haarig und ſpinnen ſich eigene Cocons meiſtens auf der Unterſeite der Blätter; manche Arten richten an Obſtbäumen und Weinbergen große Verwüſtungen an. Pyralis; Botys; Pyrausta; Hermidia.
Die Familie der Sackträger (Psychida) beſteht nur aus einigen kleinen Schmetterlingen, deren Männchen gefiederte Fühler und ſtark behaarte Flügel beſitzen und welche beſonders durch ihre Lebens- art im Raupenzuſtande, ſowie durch ihre eigenthümliche Fortpflan- zungsweiſe die Aufmerkſamkeit auf ſich gezogen haben. Ihre Raupen, die meiſt nach Geſchlechtern getrennt, eigene Futterplätze haben, bilden ſich nämlich aus Grashalmen, Steinchen und anderen Stoffen einen langen Sack oder vielmehr eine walzenförmige Röhre, die je nach den Geſchlechtern verſchieden iſt, ſo daß man ſchon an der Form der Säcke die männlichen und weiblichen Raupen unterſcheiden kann. Die Raupen, welche in dieſen Säcken ſtecken, zeigen nur das erſte ächte Fußpaar vollkommen entwickelt, während die anderen rudimentär ſind. Der Sack iſt hinten offen, und bei der Verpuppung ſpinnt die Raupe ihn mit dem vorderen Ende irgendwo an, dreht ſich aber dann her- um, ſo daß das Kopfende der Puppe der hinteren Oeffnung des Sackes entſpricht. Die männlichen Puppen ſind ſehr lebhaft und be- wegen ſich in dem Sacke hin und her, die weiblichen dagegen liegen ſtill. Das Weibchen, welches aus dieſen ſtillen Puppen auskriecht, iſt faſt vollkommen fußlos, madenförmig und zeigt keine Spur von Flügeln. Die Weibchen der einen Gattung (Psyche) verlaſſen den Sack niemals, ſondern werden innerhalb deſſelben von dem Männchen,
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Die Familie der Zünsler (Pyralida) beſteht aus mottenartigen
Schmetterlingen, deren Fühler bei
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Rebenblatt mit verſchiedeneu Zuſtänden des
Rebenzünslers (Pyralis vitana).
4 Das Männchen, ruhend; 4a das
Weibchen, fliegend; 4b erwachſene Raupe;
4c Eierhaufen; 4d und 4e Puppen.]
den Männchen meiſt gekämmt oder
gefiedert und deren Kiefertaſter ſtets
ſehr deutlich ſind. Die Flügel ſind
lang, ſchmal und bilden in der
Ruhe ein Dreieck, deſſen lang aus-
gezogene Spitze der Kopf iſt; die
Beine ſind ſehr lang, ſtark ge-
ſpornt; die Raupen nur vierzehn-
beinig, haarig und ſpinnen ſich eigene
Cocons meiſtens auf der Unterſeite
der Blätter; manche Arten richten
an Obſtbäumen und Weinbergen
große Verwüſtungen an. Pyralis;
Botys; Pyrausta; Hermidia.
Die Familie der Sackträger
(Psychida) beſteht nur aus einigen
kleinen Schmetterlingen, deren
Männchen gefiederte Fühler und
ſtark behaarte Flügel beſitzen und welche beſonders durch ihre Lebens-
art im Raupenzuſtande, ſowie durch ihre eigenthümliche Fortpflan-
zungsweiſe die Aufmerkſamkeit auf ſich gezogen haben. Ihre Raupen,
die meiſt nach Geſchlechtern getrennt, eigene Futterplätze haben, bilden
ſich nämlich aus Grashalmen, Steinchen und anderen Stoffen einen
langen Sack oder vielmehr eine walzenförmige Röhre, die je nach
den Geſchlechtern verſchieden iſt, ſo daß man ſchon an der Form der
Säcke die männlichen und weiblichen Raupen unterſcheiden kann. Die
Raupen, welche in dieſen Säcken ſtecken, zeigen nur das erſte ächte
Fußpaar vollkommen entwickelt, während die anderen rudimentär ſind.
Der Sack iſt hinten offen, und bei der Verpuppung ſpinnt die Raupe
ihn mit dem vorderen Ende irgendwo an, dreht ſich aber dann her-
um, ſo daß das Kopfende der Puppe der hinteren Oeffnung des
Sackes entſpricht. Die männlichen Puppen ſind ſehr lebhaft und be-
wegen ſich in dem Sacke hin und her, die weiblichen dagegen liegen
ſtill. Das Weibchen, welches aus dieſen ſtillen Puppen auskriecht,
iſt faſt vollkommen fußlos, madenförmig und zeigt keine Spur von
Flügeln. Die Weibchen der einen Gattung (Psyche) verlaſſen den
Sack niemals, ſondern werden innerhalb deſſelben von dem Männchen,
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 624. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/630>, abgerufen am 27.11.2024.
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