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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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Wir theilen die Schmetterlinge in zwei Unterordnungen: Tag-
schmetterlinge oder Keulenhörner (Rhopalocera), und Nachtschmetter-
linge (Heterocera), welche sich wieder in mannigfaltige Familien und
Unterfamilien scheiden.

Die Unterordnung der Nachtschmetterlinge (Heterocera)
zeigt Fühler von der verschiedensten Beschaffenheit, meist zwar borsten-
förmig, aber sonst doch von allen Formen bis zu derjenigen eines
vollkommenen Federbusches. Die Schmetterlinge schlagen niemals die
Flügel in der Ruhe senkrecht zusammen, sondern tragen sie bald ho-
rizontal, bald dachförmig, bald wie eine Glucke. Gewöhnlich befindet
sich am vorderen Rande des Unterflügels eine Borste, welche sich an
den Oberflügel anlegt und so ein festes Zusammenhalten der Flügel
bewirkt. Die meisten dieser Schmetterlinge fliegen Abends oder Nachts,
obgleich dies Gesetz durchaus nicht ausschließlich ist.

Die Familie der Federmotten (Pterophorida), hat borstenförmige,

[Abbildung] Fig. 774.

Orneodes hexadactyla.

[Abbildung] Fig. 775.

Pterophorus pentadactylus.

ziemlich lange Fühler, zugespitzte,
wenig behaarte Taster, nierenför-
mige, nach hinten ausgeschnittene
Augen, lange mit spitzen Sporen
besetzte Beine und einen langen,
dünnen Hinterleib. Sie zeichnen
sich vorzüglich durch eine Spaltung
der Flügel aus, indem die Hinter-
flügel stets, die Vorderflügel mei-
stens in einzelne fingerartige Theile
zerlegt sind, welche wie Federn auf
beiden Seiten mit Haaren besetzt
sind, und so das Ansehen eines Vo-
gelflügels geben. Die Raupen die-
ser niedlichen Thierchen sind klein,
nackt, haben sechszehn Füße, und
verwandeln sich in eine nackte, mit
Höckern besetzte Puppe, um die nur selten eine Seidenhülle gesponnen
wird. Orneodes; Pterophorus.


Wir theilen die Schmetterlinge in zwei Unterordnungen: Tag-
ſchmetterlinge oder Keulenhörner (Rhopalocera), und Nachtſchmetter-
linge (Heterocera), welche ſich wieder in mannigfaltige Familien und
Unterfamilien ſcheiden.

Die Unterordnung der Nachtſchmetterlinge (Heterocera)
zeigt Fühler von der verſchiedenſten Beſchaffenheit, meiſt zwar borſten-
förmig, aber ſonſt doch von allen Formen bis zu derjenigen eines
vollkommenen Federbuſches. Die Schmetterlinge ſchlagen niemals die
Flügel in der Ruhe ſenkrecht zuſammen, ſondern tragen ſie bald ho-
rizontal, bald dachförmig, bald wie eine Glucke. Gewöhnlich befindet
ſich am vorderen Rande des Unterflügels eine Borſte, welche ſich an
den Oberflügel anlegt und ſo ein feſtes Zuſammenhalten der Flügel
bewirkt. Die meiſten dieſer Schmetterlinge fliegen Abends oder Nachts,
obgleich dies Geſetz durchaus nicht ausſchließlich iſt.

Die Familie der Federmotten (Pterophorida), hat borſtenförmige,

[Abbildung] Fig. 774.

Orneodes hexadactyla.

[Abbildung] Fig. 775.

Pterophorus pentadactylus.

ziemlich lange Fühler, zugeſpitzte,
wenig behaarte Taſter, nierenför-
mige, nach hinten ausgeſchnittene
Augen, lange mit ſpitzen Sporen
beſetzte Beine und einen langen,
dünnen Hinterleib. Sie zeichnen
ſich vorzüglich durch eine Spaltung
der Flügel aus, indem die Hinter-
flügel ſtets, die Vorderflügel mei-
ſtens in einzelne fingerartige Theile
zerlegt ſind, welche wie Federn auf
beiden Seiten mit Haaren beſetzt
ſind, und ſo das Anſehen eines Vo-
gelflügels geben. Die Raupen die-
ſer niedlichen Thierchen ſind klein,
nackt, haben ſechszehn Füße, und
verwandeln ſich in eine nackte, mit
Höckern beſetzte Puppe, um die nur ſelten eine Seidenhülle geſponnen
wird. Orneodes; Pterophorus.


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[622/0628] Wir theilen die Schmetterlinge in zwei Unterordnungen: Tag- ſchmetterlinge oder Keulenhörner (Rhopalocera), und Nachtſchmetter- linge (Heterocera), welche ſich wieder in mannigfaltige Familien und Unterfamilien ſcheiden. Die Unterordnung der Nachtſchmetterlinge (Heterocera) zeigt Fühler von der verſchiedenſten Beſchaffenheit, meiſt zwar borſten- förmig, aber ſonſt doch von allen Formen bis zu derjenigen eines vollkommenen Federbuſches. Die Schmetterlinge ſchlagen niemals die Flügel in der Ruhe ſenkrecht zuſammen, ſondern tragen ſie bald ho- rizontal, bald dachförmig, bald wie eine Glucke. Gewöhnlich befindet ſich am vorderen Rande des Unterflügels eine Borſte, welche ſich an den Oberflügel anlegt und ſo ein feſtes Zuſammenhalten der Flügel bewirkt. Die meiſten dieſer Schmetterlinge fliegen Abends oder Nachts, obgleich dies Geſetz durchaus nicht ausſchließlich iſt. Die Familie der Federmotten (Pterophorida), hat borſtenförmige, [Abbildung Fig. 774. Orneodes hexadactyla.] [Abbildung Fig. 775. Pterophorus pentadactylus.] ziemlich lange Fühler, zugeſpitzte, wenig behaarte Taſter, nierenför- mige, nach hinten ausgeſchnittene Augen, lange mit ſpitzen Sporen beſetzte Beine und einen langen, dünnen Hinterleib. Sie zeichnen ſich vorzüglich durch eine Spaltung der Flügel aus, indem die Hinter- flügel ſtets, die Vorderflügel mei- ſtens in einzelne fingerartige Theile zerlegt ſind, welche wie Federn auf beiden Seiten mit Haaren beſetzt ſind, und ſo das Anſehen eines Vo- gelflügels geben. Die Raupen die- ſer niedlichen Thierchen ſind klein, nackt, haben ſechszehn Füße, und verwandeln ſich in eine nackte, mit Höckern beſetzte Puppe, um die nur ſelten eine Seidenhülle geſponnen wird. Orneodes; Pterophorus.

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 622. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/628>, abgerufen am 27.11.2024.