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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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abbrechen, sich in die Haut einspießen und eine Art Nesselsucht veran-
lassen können; noch andere sind mit Dornen, Hörnern, oder biegsamen
Fortsätzen bedeckt, die ihnen sogar zuweilen beim Klettern behülflich
sind. Die Farben sind äußerst mannigfaltig und ändern sehr oft durch
die wiederholten Häutungen, welche während des Wachsthums der
Raupe stattfinden. Die meisten Raupen verpuppen sich gegen den
Herbst hin; -- nur einige verfallen im Spätsommer in eine Art Win-
terschlaf, aus dem sie erst im Frühling erwachen. Sie nähren sich
meist von Blättern und grünen Pflanzentheilen, wenige bohren in
Holz oder in Wurzeln; -- einige leben gesellig in Nestern und wan-
dern in Colonnen von einem Baume zum andern; die meisten sind
einsam und ohne weiteren besonderen Instinkt.

Zur Verpuppung sucht die Raupe einen sicheren, geschützten Ort,
meist an der Unterseite der Blätter und Zweige, in Spalten und
Ritzen, unter dem Moose oder in der Erde. Die meisten spinnen
entweder eine förmliche Hülse von Seide, zu welchem Zwecke sie den
Faden mehr oder minder regelmäßig schlingen, oder sie bleiben nackt,
und hängen sich dann bald einfach an dem Schwanzende auf, bald
schlingen sie sich einen Faden um die Mitte der Brust, so daß sie in
wagerechter Stellung sich befinden. Die Puppen sind hornig, vorn

[Abbildung] Fig. 773.

Eckige Puppe des Tag-
pfauenauges (Vanessa urticae.)

dicker, hinten geringelt und zugespitzt, und lassen
meist von außen die Flügel, die Füße und oft
auch den Rüssel erkennen. Durch mannigfal-
tige Hörner, Auswüchse, Stacheln u. s. w. er-
halten diese Puppen oft ein höchst bizarres An-
sehn. Die meisten Tagschmetterlinge, so wie
die kleinen Nachtschmetterlinge bleiben nur vier-
zehn Tage, bis einen Monat in der Puppe,
während die größeren Nachtschmetterlinge und
die Schwärmer meistens als Puppe überwin-
tern. Manche Puppen, welche in der Erde oder im Innern von Ge-
wächsen in Gängen sich befinden, die von der Raupe gebohrt wurden,
klettern gegen das Ende ihres Puppenstandes mittelst eigener Stacheln
an den Ringen in die Höhe bis an die Oberfläche, so daß der aus-
kriechende Schmetterling beim Sprengen der Puppenhaut unmittelbar
in das Freie gelangt; -- andere Puppen zerstören selbst mittelst ihrer
scharfen Fortsätze und Hörner die von der Raupe gesponnene Hülle,
und bei noch anderen erweicht der Schmetterling dieselbe, und durch-
bricht sie dann, bevor seine Flügel hart geworden sind.


abbrechen, ſich in die Haut einſpießen und eine Art Neſſelſucht veran-
laſſen können; noch andere ſind mit Dornen, Hörnern, oder biegſamen
Fortſätzen bedeckt, die ihnen ſogar zuweilen beim Klettern behülflich
ſind. Die Farben ſind äußerſt mannigfaltig und ändern ſehr oft durch
die wiederholten Häutungen, welche während des Wachsthums der
Raupe ſtattfinden. Die meiſten Raupen verpuppen ſich gegen den
Herbſt hin; — nur einige verfallen im Spätſommer in eine Art Win-
terſchlaf, aus dem ſie erſt im Frühling erwachen. Sie nähren ſich
meiſt von Blättern und grünen Pflanzentheilen, wenige bohren in
Holz oder in Wurzeln; — einige leben geſellig in Neſtern und wan-
dern in Colonnen von einem Baume zum andern; die meiſten ſind
einſam und ohne weiteren beſonderen Inſtinkt.

Zur Verpuppung ſucht die Raupe einen ſicheren, geſchützten Ort,
meiſt an der Unterſeite der Blätter und Zweige, in Spalten und
Ritzen, unter dem Mooſe oder in der Erde. Die meiſten ſpinnen
entweder eine förmliche Hülſe von Seide, zu welchem Zwecke ſie den
Faden mehr oder minder regelmäßig ſchlingen, oder ſie bleiben nackt,
und hängen ſich dann bald einfach an dem Schwanzende auf, bald
ſchlingen ſie ſich einen Faden um die Mitte der Bruſt, ſo daß ſie in
wagerechter Stellung ſich befinden. Die Puppen ſind hornig, vorn

[Abbildung] Fig. 773.

Eckige Puppe des Tag-
pfauenauges (Vanessa urticae.)

dicker, hinten geringelt und zugeſpitzt, und laſſen
meiſt von außen die Flügel, die Füße und oft
auch den Rüſſel erkennen. Durch mannigfal-
tige Hörner, Auswüchſe, Stacheln u. ſ. w. er-
halten dieſe Puppen oft ein höchſt bizarres An-
ſehn. Die meiſten Tagſchmetterlinge, ſo wie
die kleinen Nachtſchmetterlinge bleiben nur vier-
zehn Tage, bis einen Monat in der Puppe,
während die größeren Nachtſchmetterlinge und
die Schwärmer meiſtens als Puppe überwin-
tern. Manche Puppen, welche in der Erde oder im Innern von Ge-
wächſen in Gängen ſich befinden, die von der Raupe gebohrt wurden,
klettern gegen das Ende ihres Puppenſtandes mittelſt eigener Stacheln
an den Ringen in die Höhe bis an die Oberfläche, ſo daß der aus-
kriechende Schmetterling beim Sprengen der Puppenhaut unmittelbar
in das Freie gelangt; — andere Puppen zerſtören ſelbſt mittelſt ihrer
ſcharfen Fortſätze und Hörner die von der Raupe geſponnene Hülle,
und bei noch anderen erweicht der Schmetterling dieſelbe, und durch-
bricht ſie dann, bevor ſeine Flügel hart geworden ſind.


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[621/0627] abbrechen, ſich in die Haut einſpießen und eine Art Neſſelſucht veran- laſſen können; noch andere ſind mit Dornen, Hörnern, oder biegſamen Fortſätzen bedeckt, die ihnen ſogar zuweilen beim Klettern behülflich ſind. Die Farben ſind äußerſt mannigfaltig und ändern ſehr oft durch die wiederholten Häutungen, welche während des Wachsthums der Raupe ſtattfinden. Die meiſten Raupen verpuppen ſich gegen den Herbſt hin; — nur einige verfallen im Spätſommer in eine Art Win- terſchlaf, aus dem ſie erſt im Frühling erwachen. Sie nähren ſich meiſt von Blättern und grünen Pflanzentheilen, wenige bohren in Holz oder in Wurzeln; — einige leben geſellig in Neſtern und wan- dern in Colonnen von einem Baume zum andern; die meiſten ſind einſam und ohne weiteren beſonderen Inſtinkt. Zur Verpuppung ſucht die Raupe einen ſicheren, geſchützten Ort, meiſt an der Unterſeite der Blätter und Zweige, in Spalten und Ritzen, unter dem Mooſe oder in der Erde. Die meiſten ſpinnen entweder eine förmliche Hülſe von Seide, zu welchem Zwecke ſie den Faden mehr oder minder regelmäßig ſchlingen, oder ſie bleiben nackt, und hängen ſich dann bald einfach an dem Schwanzende auf, bald ſchlingen ſie ſich einen Faden um die Mitte der Bruſt, ſo daß ſie in wagerechter Stellung ſich befinden. Die Puppen ſind hornig, vorn [Abbildung Fig. 773. Eckige Puppe des Tag- pfauenauges (Vanessa urticae.)] dicker, hinten geringelt und zugeſpitzt, und laſſen meiſt von außen die Flügel, die Füße und oft auch den Rüſſel erkennen. Durch mannigfal- tige Hörner, Auswüchſe, Stacheln u. ſ. w. er- halten dieſe Puppen oft ein höchſt bizarres An- ſehn. Die meiſten Tagſchmetterlinge, ſo wie die kleinen Nachtſchmetterlinge bleiben nur vier- zehn Tage, bis einen Monat in der Puppe, während die größeren Nachtſchmetterlinge und die Schwärmer meiſtens als Puppe überwin- tern. Manche Puppen, welche in der Erde oder im Innern von Ge- wächſen in Gängen ſich befinden, die von der Raupe gebohrt wurden, klettern gegen das Ende ihres Puppenſtandes mittelſt eigener Stacheln an den Ringen in die Höhe bis an die Oberfläche, ſo daß der aus- kriechende Schmetterling beim Sprengen der Puppenhaut unmittelbar in das Freie gelangt; — andere Puppen zerſtören ſelbſt mittelſt ihrer ſcharfen Fortſätze und Hörner die von der Raupe geſponnene Hülle, und bei noch anderen erweicht der Schmetterling dieſelbe, und durch- bricht ſie dann, bevor ſeine Flügel hart geworden ſind.

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 621. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/627>, abgerufen am 27.11.2024.