hinter den Augen versteckt, meist zurückgeklappt. Der Rüssel zeigt eini- ges Abweichende von den übrigen Zweiflüglern; er liegt senkrecht unter der vorstehenden Kopfplatte und besteht aus einer zweiklappigen, gegliederten Scheide (Unterlippe) mit fünfgliedrigen Tastern, aus einer mittleren Hornspitze, der Zunge, und zwei seitlichen, diese umfassenden Spitzen, den Kinnbacken, welche mit der Zunge zusammen den Stachel bilden. Zur Seite finden sich noch zwei gegliederte Palpen, die den Kinnladen angehören. Die Beine sind lang, die Schenkel dick und besonders die Hinterbeine zum Springen tüchtig. Alle Flöhe sind Schmarotzer, aber nur die Weibchen stechen und saugen Blut. Die Larven finden sich in modernden, fauligen Stoffen, in den Ritzen der Dielen etc., sind madenartig, fußlos, springen indem sie sich im Kreise biegen und haben einen hornigen Kopf. Nach zwölf Tagen spinnen sie sich einen kleinen Cocon aus Seide, woraus sie nach etwa zwölf Tagen wieder als vollkommene Insekten hervorgehen.
Die Flöhe der Hunde, Katzen etc. sind specifisch verschieden von denen des Menschen, ebenso der Sandfloh (Chique), dessen Weibchen sich in heißen Gegenden unter die Nägel der Zehen eingräbt und dort seine Brut absetzt, die vorher den Hinterleib ungeheuer auftreibt.
Die Unterordnung der Puppengebärer (Pupipara) umfaßt eine kleine Anzahl merkwürdiger parasitischer Insekten, die besonders auf Vögeln und Säugethieren leben und zum Theil ungeflügelt, zum Theil aber auch geflügelt sind. Statt der zu einer Rüsselscheide um- gewandelten Unterlippe haben diese Insekten zwei seitliche Hornklappen, die wahrscheinlich umgewandelte Palpen sind. Zwischen diesen Klappen liegen auf einem kleinen Vorsprung zwei starke schuppige Hornborsten, die zum Stechen dienen. Die Fühler sind sehr verschieden gestaltet, bald in Form eines Knötchens, bald wie eine haarige Platte; sie stehen meist mit dem Rüssel auf einem deutlichen Vorsprung des Kopfes, hinter dem die Augen einen markirten Absatz bilden. Die Füße sind lang, stark, mit großen Krallen am Ende versehen, womit sich die Thiere in den Haaren und Federn ihrer Wohnunggeber festhaken. Einige haben Flügel und Schwingkolben, andere sind durchaus flügel- los. Der Hinterleib zeigt keine deutlichen Ringel, sondern nur eine weiche sehr dehnbare Haut.
Die Art und Weise der Fortpflanzung dieser Thiere ist sehr merk- würdig. Die Eierstöcke sind sehr kurz und mit wenigen Eiröhren versehen; die Eier selbst kommen nach der Befruchtung in den unte- ren, beutelartig ausgedehnten Theil der Scheide, wo sich die Embryo-
hinter den Augen verſteckt, meiſt zurückgeklappt. Der Rüſſel zeigt eini- ges Abweichende von den übrigen Zweiflüglern; er liegt ſenkrecht unter der vorſtehenden Kopfplatte und beſteht aus einer zweiklappigen, gegliederten Scheide (Unterlippe) mit fünfgliedrigen Taſtern, aus einer mittleren Hornſpitze, der Zunge, und zwei ſeitlichen, dieſe umfaſſenden Spitzen, den Kinnbacken, welche mit der Zunge zuſammen den Stachel bilden. Zur Seite finden ſich noch zwei gegliederte Palpen, die den Kinnladen angehören. Die Beine ſind lang, die Schenkel dick und beſonders die Hinterbeine zum Springen tüchtig. Alle Flöhe ſind Schmarotzer, aber nur die Weibchen ſtechen und ſaugen Blut. Die Larven finden ſich in modernden, fauligen Stoffen, in den Ritzen der Dielen etc., ſind madenartig, fußlos, ſpringen indem ſie ſich im Kreiſe biegen und haben einen hornigen Kopf. Nach zwölf Tagen ſpinnen ſie ſich einen kleinen Cocon aus Seide, woraus ſie nach etwa zwölf Tagen wieder als vollkommene Inſekten hervorgehen.
Die Flöhe der Hunde, Katzen etc. ſind ſpecifiſch verſchieden von denen des Menſchen, ebenſo der Sandfloh (Chique), deſſen Weibchen ſich in heißen Gegenden unter die Nägel der Zehen eingräbt und dort ſeine Brut abſetzt, die vorher den Hinterleib ungeheuer auftreibt.
Die Unterordnung der Puppengebärer (Pupipara) umfaßt eine kleine Anzahl merkwürdiger paraſitiſcher Inſekten, die beſonders auf Vögeln und Säugethieren leben und zum Theil ungeflügelt, zum Theil aber auch geflügelt ſind. Statt der zu einer Rüſſelſcheide um- gewandelten Unterlippe haben dieſe Inſekten zwei ſeitliche Hornklappen, die wahrſcheinlich umgewandelte Palpen ſind. Zwiſchen dieſen Klappen liegen auf einem kleinen Vorſprung zwei ſtarke ſchuppige Hornborſten, die zum Stechen dienen. Die Fühler ſind ſehr verſchieden geſtaltet, bald in Form eines Knötchens, bald wie eine haarige Platte; ſie ſtehen meiſt mit dem Rüſſel auf einem deutlichen Vorſprung des Kopfes, hinter dem die Augen einen markirten Abſatz bilden. Die Füße ſind lang, ſtark, mit großen Krallen am Ende verſehen, womit ſich die Thiere in den Haaren und Federn ihrer Wohnunggeber feſthaken. Einige haben Flügel und Schwingkolben, andere ſind durchaus flügel- los. Der Hinterleib zeigt keine deutlichen Ringel, ſondern nur eine weiche ſehr dehnbare Haut.
Die Art und Weiſe der Fortpflanzung dieſer Thiere iſt ſehr merk- würdig. Die Eierſtöcke ſind ſehr kurz und mit wenigen Eiröhren verſehen; die Eier ſelbſt kommen nach der Befruchtung in den unte- ren, beutelartig ausgedehnten Theil der Scheide, wo ſich die Embryo-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0608"n="602"/>
hinter den Augen verſteckt, meiſt zurückgeklappt. Der Rüſſel zeigt eini-<lb/>
ges Abweichende von den übrigen Zweiflüglern; er liegt ſenkrecht<lb/>
unter der vorſtehenden Kopfplatte und beſteht aus einer zweiklappigen,<lb/>
gegliederten Scheide (Unterlippe) mit fünfgliedrigen Taſtern, aus einer<lb/>
mittleren Hornſpitze, der Zunge, und zwei ſeitlichen, dieſe umfaſſenden<lb/>
Spitzen, den Kinnbacken, welche mit der Zunge zuſammen den Stachel<lb/>
bilden. Zur Seite finden ſich noch zwei gegliederte Palpen, die den<lb/>
Kinnladen angehören. Die Beine ſind lang, die Schenkel dick und<lb/>
beſonders die Hinterbeine zum Springen tüchtig. Alle Flöhe ſind<lb/>
Schmarotzer, aber nur die Weibchen ſtechen und ſaugen Blut. Die<lb/>
Larven finden ſich in modernden, fauligen Stoffen, in den Ritzen der<lb/>
Dielen etc., ſind madenartig, fußlos, ſpringen indem ſie ſich im Kreiſe<lb/>
biegen und haben einen hornigen Kopf. Nach zwölf Tagen ſpinnen<lb/>ſie ſich einen kleinen Cocon aus Seide, woraus ſie nach etwa zwölf<lb/>
Tagen wieder als vollkommene Inſekten hervorgehen.</p><lb/><p>Die Flöhe der Hunde, Katzen etc. ſind ſpecifiſch verſchieden von<lb/>
denen des Menſchen, ebenſo der Sandfloh (<hirendition="#aq">Chique</hi>), deſſen Weibchen<lb/>ſich in heißen Gegenden unter die Nägel der Zehen eingräbt und dort<lb/>ſeine Brut abſetzt, die vorher den Hinterleib ungeheuer auftreibt.</p><lb/><p>Die Unterordnung der <hirendition="#b">Puppengebärer (<hirendition="#aq">Pupipara</hi>)</hi> umfaßt<lb/>
eine kleine Anzahl merkwürdiger paraſitiſcher Inſekten, die beſonders<lb/>
auf Vögeln und Säugethieren leben und zum Theil ungeflügelt, zum<lb/>
Theil aber auch geflügelt ſind. Statt der zu einer Rüſſelſcheide um-<lb/>
gewandelten Unterlippe haben dieſe Inſekten zwei ſeitliche Hornklappen,<lb/>
die wahrſcheinlich umgewandelte Palpen ſind. Zwiſchen dieſen Klappen<lb/>
liegen auf einem kleinen Vorſprung zwei ſtarke ſchuppige Hornborſten,<lb/>
die zum Stechen dienen. Die Fühler ſind ſehr verſchieden geſtaltet,<lb/>
bald in Form eines Knötchens, bald wie eine haarige Platte; ſie ſtehen<lb/>
meiſt mit dem Rüſſel auf einem deutlichen Vorſprung des Kopfes,<lb/>
hinter dem die Augen einen markirten Abſatz bilden. Die Füße ſind<lb/>
lang, ſtark, mit großen Krallen am Ende verſehen, womit ſich die<lb/>
Thiere in den Haaren und Federn ihrer Wohnunggeber feſthaken.<lb/>
Einige haben Flügel und Schwingkolben, andere ſind durchaus flügel-<lb/>
los. Der Hinterleib zeigt keine deutlichen Ringel, ſondern nur eine<lb/>
weiche ſehr dehnbare Haut.</p><lb/><p>Die Art und Weiſe der Fortpflanzung dieſer Thiere iſt ſehr merk-<lb/>
würdig. Die Eierſtöcke ſind ſehr kurz und mit wenigen Eiröhren<lb/>
verſehen; die Eier ſelbſt kommen nach der Befruchtung in den unte-<lb/>
ren, beutelartig ausgedehnten Theil der Scheide, wo ſich die Embryo-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[602/0608]
hinter den Augen verſteckt, meiſt zurückgeklappt. Der Rüſſel zeigt eini-
ges Abweichende von den übrigen Zweiflüglern; er liegt ſenkrecht
unter der vorſtehenden Kopfplatte und beſteht aus einer zweiklappigen,
gegliederten Scheide (Unterlippe) mit fünfgliedrigen Taſtern, aus einer
mittleren Hornſpitze, der Zunge, und zwei ſeitlichen, dieſe umfaſſenden
Spitzen, den Kinnbacken, welche mit der Zunge zuſammen den Stachel
bilden. Zur Seite finden ſich noch zwei gegliederte Palpen, die den
Kinnladen angehören. Die Beine ſind lang, die Schenkel dick und
beſonders die Hinterbeine zum Springen tüchtig. Alle Flöhe ſind
Schmarotzer, aber nur die Weibchen ſtechen und ſaugen Blut. Die
Larven finden ſich in modernden, fauligen Stoffen, in den Ritzen der
Dielen etc., ſind madenartig, fußlos, ſpringen indem ſie ſich im Kreiſe
biegen und haben einen hornigen Kopf. Nach zwölf Tagen ſpinnen
ſie ſich einen kleinen Cocon aus Seide, woraus ſie nach etwa zwölf
Tagen wieder als vollkommene Inſekten hervorgehen.
Die Flöhe der Hunde, Katzen etc. ſind ſpecifiſch verſchieden von
denen des Menſchen, ebenſo der Sandfloh (Chique), deſſen Weibchen
ſich in heißen Gegenden unter die Nägel der Zehen eingräbt und dort
ſeine Brut abſetzt, die vorher den Hinterleib ungeheuer auftreibt.
Die Unterordnung der Puppengebärer (Pupipara) umfaßt
eine kleine Anzahl merkwürdiger paraſitiſcher Inſekten, die beſonders
auf Vögeln und Säugethieren leben und zum Theil ungeflügelt, zum
Theil aber auch geflügelt ſind. Statt der zu einer Rüſſelſcheide um-
gewandelten Unterlippe haben dieſe Inſekten zwei ſeitliche Hornklappen,
die wahrſcheinlich umgewandelte Palpen ſind. Zwiſchen dieſen Klappen
liegen auf einem kleinen Vorſprung zwei ſtarke ſchuppige Hornborſten,
die zum Stechen dienen. Die Fühler ſind ſehr verſchieden geſtaltet,
bald in Form eines Knötchens, bald wie eine haarige Platte; ſie ſtehen
meiſt mit dem Rüſſel auf einem deutlichen Vorſprung des Kopfes,
hinter dem die Augen einen markirten Abſatz bilden. Die Füße ſind
lang, ſtark, mit großen Krallen am Ende verſehen, womit ſich die
Thiere in den Haaren und Federn ihrer Wohnunggeber feſthaken.
Einige haben Flügel und Schwingkolben, andere ſind durchaus flügel-
los. Der Hinterleib zeigt keine deutlichen Ringel, ſondern nur eine
weiche ſehr dehnbare Haut.
Die Art und Weiſe der Fortpflanzung dieſer Thiere iſt ſehr merk-
würdig. Die Eierſtöcke ſind ſehr kurz und mit wenigen Eiröhren
verſehen; die Eier ſelbſt kommen nach der Befruchtung in den unte-
ren, beutelartig ausgedehnten Theil der Scheide, wo ſich die Embryo-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 602. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/608>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.