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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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rend dieser Zeit niemals, sondern häuten sich noch einmal nach dem
Verlassen der Puppe, begatten sich dann Abends, wo sie oft in un-
gemein zahlreichen Schwärmen an den Gewässern erscheinen, legen

[Abbildung] Fig. 720.

Larve einer Ephemera.

ihre Eier und sterben am nächsten Morgen. Die
Fühler sind sehr kurz, dreigliedrig, borstig; die Vor-
derflügel, weit größer als die Hinterflügel, werden
in der Ruhe aufrecht getragen; die Vorderfüße sehr
lang, dünn; die Tarsen viergliederig. Der sehr weiche
Hinterleib trägt zwei oder drei sehr lange Haarbor-
sten. Die Larven leben zwei bis drei Jahre im
Wasser, haben deutliche hornige Kiefer und zu bei-
den Seiten große Büschel von Tracheenkiemen, die
zugleich als Ruder dienen. Die fressenden Nymphen
unterscheiden sich von den Larven nur durch die Ru-
dimente der Flügel. Ephemera; Chloe.

Die letzte Familie dieser Ordnung ist die der Wasserjungfern

[Abbildung] Fig. 721.

Libellula indica, mit ausgebreiteten Flügeln.

(Libellulida), bekannt
wegen ihrer schlanken Ge-
stalt und den meist schö-
nen, durchsichtigen Schil-
lerfarben, welche ihre
Flügel zieren. Der
Kopf ist groß, breit; die
Augen ungeheuer, meist
in großer Ausdehnung
auf dem Scheitel genähert.
Die Fühler sind kurz,
borstenförmig, kürzer
als der Kopf, meist sie-
bengliedrig, zwischen oder vor den Augen eingesetzt; an ihrer Basis
stehen drei Punktaugen. Die Kauwerkzeuge sind ungemein entwickelt
und äußerst scharf gezähnt, in Uebereinstimmung mit der räuberischen
Lebensweise der Thiere. Die Oberlippe ist groß; die Kiefer dick, kurz,
oben hakig, weiter hinten gezähnelt; die Kinnladen innen haarig, an
der Spitze mit einem krummen Hornzahne und darunter mit fünf in

rend dieſer Zeit niemals, ſondern häuten ſich noch einmal nach dem
Verlaſſen der Puppe, begatten ſich dann Abends, wo ſie oft in un-
gemein zahlreichen Schwärmen an den Gewäſſern erſcheinen, legen

[Abbildung] Fig. 720.

Larve einer Ephemera.

ihre Eier und ſterben am nächſten Morgen. Die
Fühler ſind ſehr kurz, dreigliedrig, borſtig; die Vor-
derflügel, weit größer als die Hinterflügel, werden
in der Ruhe aufrecht getragen; die Vorderfüße ſehr
lang, dünn; die Tarſen viergliederig. Der ſehr weiche
Hinterleib trägt zwei oder drei ſehr lange Haarbor-
ſten. Die Larven leben zwei bis drei Jahre im
Waſſer, haben deutliche hornige Kiefer und zu bei-
den Seiten große Büſchel von Tracheenkiemen, die
zugleich als Ruder dienen. Die freſſenden Nymphen
unterſcheiden ſich von den Larven nur durch die Ru-
dimente der Flügel. Ephemera; Chloe.

Die letzte Familie dieſer Ordnung iſt die der Waſſerjungfern

[Abbildung] Fig. 721.

Libellula indica, mit ausgebreiteten Flügeln.

(Libellulida), bekannt
wegen ihrer ſchlanken Ge-
ſtalt und den meiſt ſchö-
nen, durchſichtigen Schil-
lerfarben, welche ihre
Flügel zieren. Der
Kopf iſt groß, breit; die
Augen ungeheuer, meiſt
in großer Ausdehnung
auf dem Scheitel genähert.
Die Fühler ſind kurz,
borſtenförmig, kürzer
als der Kopf, meiſt ſie-
bengliedrig, zwiſchen oder vor den Augen eingeſetzt; an ihrer Baſis
ſtehen drei Punktaugen. Die Kauwerkzeuge ſind ungemein entwickelt
und äußerſt ſcharf gezähnt, in Uebereinſtimmung mit der räuberiſchen
Lebensweiſe der Thiere. Die Oberlippe iſt groß; die Kiefer dick, kurz,
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[591/0597] rend dieſer Zeit niemals, ſondern häuten ſich noch einmal nach dem Verlaſſen der Puppe, begatten ſich dann Abends, wo ſie oft in un- gemein zahlreichen Schwärmen an den Gewäſſern erſcheinen, legen [Abbildung Fig. 720. Larve einer Ephemera.] ihre Eier und ſterben am nächſten Morgen. Die Fühler ſind ſehr kurz, dreigliedrig, borſtig; die Vor- derflügel, weit größer als die Hinterflügel, werden in der Ruhe aufrecht getragen; die Vorderfüße ſehr lang, dünn; die Tarſen viergliederig. Der ſehr weiche Hinterleib trägt zwei oder drei ſehr lange Haarbor- ſten. Die Larven leben zwei bis drei Jahre im Waſſer, haben deutliche hornige Kiefer und zu bei- den Seiten große Büſchel von Tracheenkiemen, die zugleich als Ruder dienen. Die freſſenden Nymphen unterſcheiden ſich von den Larven nur durch die Ru- dimente der Flügel. Ephemera; Chloe. Die letzte Familie dieſer Ordnung iſt die der Waſſerjungfern [Abbildung Fig. 721. Libellula indica, mit ausgebreiteten Flügeln.] (Libellulida), bekannt wegen ihrer ſchlanken Ge- ſtalt und den meiſt ſchö- nen, durchſichtigen Schil- lerfarben, welche ihre Flügel zieren. Der Kopf iſt groß, breit; die Augen ungeheuer, meiſt in großer Ausdehnung auf dem Scheitel genähert. Die Fühler ſind kurz, borſtenförmig, kürzer als der Kopf, meiſt ſie- bengliedrig, zwiſchen oder vor den Augen eingeſetzt; an ihrer Baſis ſtehen drei Punktaugen. Die Kauwerkzeuge ſind ungemein entwickelt und äußerſt ſcharf gezähnt, in Uebereinſtimmung mit der räuberiſchen Lebensweiſe der Thiere. Die Oberlippe iſt groß; die Kiefer dick, kurz, oben hakig, weiter hinten gezähnelt; die Kinnladen innen haarig, an der Spitze mit einem krummen Hornzahne und darunter mit fünf in

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 591. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/597>, abgerufen am 24.11.2024.