Die Familie der Zirpen(Cicadida) besteht aus dickleibigen Thie-
[Abbildung]
Fig. 684.
Große Singzirpe (Cicada perla).
ren mit großem querem Kopfe, die nur sehr kurze, borstenförmige Fühler von drei bis sechs Gliedern, runde vorgequollene, mittelgroße Augen und meist auch Neben- augen besitzen, die indessen oft fehlen, oder nur zwei, sehr selten drei sind. Der Schnabel ist kurz, dick, sehr nach hinten gezogen, so daß er zwischen den Vorder- füßen zu entspringen scheint. Der Vorder- rücken hat oft auffallende Fortsätze, Ver- längerungen und Dornen, ebenso die Stirn, welche zuweilen blasig vorgequol- len ist. Flügel sind stets in der Vierzahl vorhanden, meist glashell, die vorderen zuweilen mehr lederartig, die hinteren weicher, beide mit Netzadern durchzogen. Die Hinterbeine sind meist Springbeine, die Tarsen dreigliedrig, die Krallen breit. Sie leben alle auf Pflan- zen, deren Saft sie saugen, sind lebhaft und springen oder fliegen, während die Larven oft unbeweglich sitzen. Man unterscheidet folgende Unterfamilien:
Schaumzirpen (Cercopida). Körper meist kurz; Fühler drei- gliederig, vor den Augen eingelenkt; zwei Nebenaugen. Kopf hori- zontal gestellt, Stirn nach vorn gewendet, Rückenschildchen unbedeckt. Die Larven lassen ihren flüssigen Koth in Blasen aus dem After her- vortreten und bedecken sich so mit einem Tröpfchen Speichel, dem s. g. Kuckuksspeichel. Tettigonia; Cercopis; Aphrophora.
Buckelzirpen (Membracida). Der Kopf steht senkrecht, die Stirn ist nach unten, der Scheitel nach vorn gerichtet; der Vorderrü- cken mit großen Dornen, Fortsätzen, Buckeln u. s. w. versehen, die oft den ganzen Leib bedecken und wodurch die Thiere ein abenteuer- liches Ansehen erhalten. Vorderflügel meist häutig, mit parallelen Adern. Centrotus; Membracis; Darnis; Bocydium.
Leuchtzirpen (Fulgorida). Die Fühler sind unter den Augen neben den Wangen eingelenkt und meist unter einer Leiste, welche die Wangen von der Stirn trennt, verborgen. Der Kopf ist scharfkantig, oft in eine Spitze oder Blase vorgezogen, mit scharfen Leisten bedeckt;
Die Familie der Zirpen(Cicadida) beſteht aus dickleibigen Thie-
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Fig. 684.
Große Singzirpe (Cicada perla).
ren mit großem querem Kopfe, die nur ſehr kurze, borſtenförmige Fühler von drei bis ſechs Gliedern, runde vorgequollene, mittelgroße Augen und meiſt auch Neben- augen beſitzen, die indeſſen oft fehlen, oder nur zwei, ſehr ſelten drei ſind. Der Schnabel iſt kurz, dick, ſehr nach hinten gezogen, ſo daß er zwiſchen den Vorder- füßen zu entſpringen ſcheint. Der Vorder- rücken hat oft auffallende Fortſätze, Ver- längerungen und Dornen, ebenſo die Stirn, welche zuweilen blaſig vorgequol- len iſt. Flügel ſind ſtets in der Vierzahl vorhanden, meiſt glashell, die vorderen zuweilen mehr lederartig, die hinteren weicher, beide mit Netzadern durchzogen. Die Hinterbeine ſind meiſt Springbeine, die Tarſen dreigliedrig, die Krallen breit. Sie leben alle auf Pflan- zen, deren Saft ſie ſaugen, ſind lebhaft und ſpringen oder fliegen, während die Larven oft unbeweglich ſitzen. Man unterſcheidet folgende Unterfamilien:
Schaumzirpen (Cercopida). Körper meiſt kurz; Fühler drei- gliederig, vor den Augen eingelenkt; zwei Nebenaugen. Kopf hori- zontal geſtellt, Stirn nach vorn gewendet, Rückenſchildchen unbedeckt. Die Larven laſſen ihren flüſſigen Koth in Blaſen aus dem After her- vortreten und bedecken ſich ſo mit einem Tröpfchen Speichel, dem ſ. g. Kuckuksſpeichel. Tettigonia; Cercopis; Aphrophora.
Buckelzirpen (Membracida). Der Kopf ſteht ſenkrecht, die Stirn iſt nach unten, der Scheitel nach vorn gerichtet; der Vorderrü- cken mit großen Dornen, Fortſätzen, Buckeln u. ſ. w. verſehen, die oft den ganzen Leib bedecken und wodurch die Thiere ein abenteuer- liches Anſehen erhalten. Vorderflügel meiſt häutig, mit parallelen Adern. Centrotus; Membracis; Darnis; Bocydium.
Leuchtzirpen (Fulgorida). Die Fühler ſind unter den Augen neben den Wangen eingelenkt und meiſt unter einer Leiſte, welche die Wangen von der Stirn trennt, verborgen. Der Kopf iſt ſcharfkantig, oft in eine Spitze oder Blaſe vorgezogen, mit ſcharfen Leiſten bedeckt;
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Die Familie der Zirpen (Cicadida) beſteht aus dickleibigen Thie-
[Abbildung Fig. 684.
Große Singzirpe (Cicada perla).]
ren mit großem querem Kopfe, die nur
ſehr kurze, borſtenförmige Fühler von drei
bis ſechs Gliedern, runde vorgequollene,
mittelgroße Augen und meiſt auch Neben-
augen beſitzen, die indeſſen oft fehlen,
oder nur zwei, ſehr ſelten drei ſind. Der
Schnabel iſt kurz, dick, ſehr nach hinten
gezogen, ſo daß er zwiſchen den Vorder-
füßen zu entſpringen ſcheint. Der Vorder-
rücken hat oft auffallende Fortſätze, Ver-
längerungen und Dornen, ebenſo die
Stirn, welche zuweilen blaſig vorgequol-
len iſt. Flügel ſind ſtets in der Vierzahl
vorhanden, meiſt glashell, die vorderen
zuweilen mehr lederartig, die hinteren
weicher, beide mit Netzadern durchzogen.
Die Hinterbeine ſind meiſt Springbeine,
die Tarſen dreigliedrig, die Krallen breit. Sie leben alle auf Pflan-
zen, deren Saft ſie ſaugen, ſind lebhaft und ſpringen oder fliegen,
während die Larven oft unbeweglich ſitzen. Man unterſcheidet folgende
Unterfamilien:
Schaumzirpen (Cercopida). Körper meiſt kurz; Fühler drei-
gliederig, vor den Augen eingelenkt; zwei Nebenaugen. Kopf hori-
zontal geſtellt, Stirn nach vorn gewendet, Rückenſchildchen unbedeckt.
Die Larven laſſen ihren flüſſigen Koth in Blaſen aus dem After her-
vortreten und bedecken ſich ſo mit einem Tröpfchen Speichel, dem ſ. g.
Kuckuksſpeichel. Tettigonia; Cercopis; Aphrophora.
Buckelzirpen (Membracida). Der Kopf ſteht ſenkrecht, die
Stirn iſt nach unten, der Scheitel nach vorn gerichtet; der Vorderrü-
cken mit großen Dornen, Fortſätzen, Buckeln u. ſ. w. verſehen, die
oft den ganzen Leib bedecken und wodurch die Thiere ein abenteuer-
liches Anſehen erhalten. Vorderflügel meiſt häutig, mit parallelen
Adern. Centrotus; Membracis; Darnis; Bocydium.
Leuchtzirpen (Fulgorida). Die Fühler ſind unter den Augen
neben den Wangen eingelenkt und meiſt unter einer Leiſte, welche die
Wangen von der Stirn trennt, verborgen. Der Kopf iſt ſcharfkantig,
oft in eine Spitze oder Blaſe vorgezogen, mit ſcharfen Leiſten bedeckt;
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 570. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/576>, abgerufen am 26.06.2024.
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