Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

Bild:
<< vorherige Seite

chen, so daß es oft sehr schwer fällt, auch in ganz durchsichtigen In-
sekten unter dem Mikroskope die Blutströme zu sehen.

Alle Insekten athmen zu jeder Zeit ihres Lebens Luft, und zwar

[Abbildung] Fig. 631.

Athemwerkzeuge einer Wasserwanze (Nepa).
a Umriß des Kopfes mit den Augen. b Die
abgeschnittenen Vorderbeine. c Stelle der Vor-
derflügel. d Hinterflügel. e Hinterbeine. f Stig-
men. g Seitliche Hauptluftröhrenstämme. h Luft-
röhrenblasen.

meistens durch besondere Oeff-
nungen, die man Stigmen
(Stigmata) genannt hat, und
die bei allen vollkommenen
Insekten ohne Ausnahme vor-
kommen. Diese Stigmen sind
kleine, rundliche oder längliche
Spaltöffnungen, die sich paar-
weise zu beiden Seiten des
Körpers finden, und sehr oft
durch eine besondere Färbung
ihrer Umgebung ausgezeichnet
sind. Meist sind sie mit einem
besonderen Hornringe einge-
faßt und können durch eigene
Muskelchen geöffnet und ge-
schlossen werden. Das Ein-
und Auspumpen von Luft
geschieht durch Ausdehnung
oder Verschiebung der Hinter-
leibsringe und man kann na-
mentlich bei solchen Insekten,
welche schwer fliegen, deutlich
beobachten, wie sie sich zu der
Erhebung in die Luft durch
Einpumpen von Luft vorbe-
reiten. Die Stigmen sind in
der Regel in den Verbindungs-
häuten der einzelnen Körper-
ringe angebracht, oft so ver-
steckt, daß sie bald unter den Flügeldecken, bald unter den Ringen des
Körpers aufgesucht werden müssen. Ihre Zahl richtet sich bei den
vollkommenen Insekten gewöhnlich nach der Zahl der sichtbaren Kör-
perringe; jedoch haben der Kopf und der letzte Hinterleibsring nie-
mals eine Spur von Stigmen, und an der Brust finden sich höchstens
nur zwei Paare. Von den Stigmen aus setzen sich eigene Luftröh-
ren
oder Tracheen in das Innere des Körpers nach allen Richtungen

chen, ſo daß es oft ſehr ſchwer fällt, auch in ganz durchſichtigen In-
ſekten unter dem Mikroſkope die Blutſtröme zu ſehen.

Alle Inſekten athmen zu jeder Zeit ihres Lebens Luft, und zwar

[Abbildung] Fig. 631.

Athemwerkzeuge einer Waſſerwanze (Nepa).
a Umriß des Kopfes mit den Augen. b Die
abgeſchnittenen Vorderbeine. c Stelle der Vor-
derflügel. d Hinterflügel. e Hinterbeine. f Stig-
men. g Seitliche Hauptluftröhrenſtämme. h Luft-
röhrenblaſen.

meiſtens durch beſondere Oeff-
nungen, die man Stigmen
(Stigmata) genannt hat, und
die bei allen vollkommenen
Inſekten ohne Ausnahme vor-
kommen. Dieſe Stigmen ſind
kleine, rundliche oder längliche
Spaltöffnungen, die ſich paar-
weiſe zu beiden Seiten des
Körpers finden, und ſehr oft
durch eine beſondere Färbung
ihrer Umgebung ausgezeichnet
ſind. Meiſt ſind ſie mit einem
beſonderen Hornringe einge-
faßt und können durch eigene
Muskelchen geöffnet und ge-
ſchloſſen werden. Das Ein-
und Auspumpen von Luft
geſchieht durch Ausdehnung
oder Verſchiebung der Hinter-
leibsringe und man kann na-
mentlich bei ſolchen Inſekten,
welche ſchwer fliegen, deutlich
beobachten, wie ſie ſich zu der
Erhebung in die Luft durch
Einpumpen von Luft vorbe-
reiten. Die Stigmen ſind in
der Regel in den Verbindungs-
häuten der einzelnen Körper-
ringe angebracht, oft ſo ver-
ſteckt, daß ſie bald unter den Flügeldecken, bald unter den Ringen des
Körpers aufgeſucht werden müſſen. Ihre Zahl richtet ſich bei den
vollkommenen Inſekten gewöhnlich nach der Zahl der ſichtbaren Kör-
perringe; jedoch haben der Kopf und der letzte Hinterleibsring nie-
mals eine Spur von Stigmen, und an der Bruſt finden ſich höchſtens
nur zwei Paare. Von den Stigmen aus ſetzen ſich eigene Luftröh-
ren
oder Tracheen in das Innere des Körpers nach allen Richtungen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0544" n="538"/>
chen, &#x017F;o daß es oft &#x017F;ehr &#x017F;chwer fällt, auch in ganz durch&#x017F;ichtigen In-<lb/>
&#x017F;ekten unter dem Mikro&#x017F;kope die Blut&#x017F;tröme zu &#x017F;ehen.</p><lb/>
          <p>Alle In&#x017F;ekten athmen zu jeder Zeit ihres Lebens Luft, und zwar<lb/><figure><head>Fig. 631.</head><lb/><p>Athemwerkzeuge einer Wa&#x017F;&#x017F;erwanze (<hi rendition="#aq">Nepa</hi>).<lb/><hi rendition="#aq">a</hi> Umriß des Kopfes mit den Augen. <hi rendition="#aq">b</hi> Die<lb/>
abge&#x017F;chnittenen Vorderbeine. <hi rendition="#aq">c</hi> Stelle der Vor-<lb/>
derflügel. <hi rendition="#aq">d</hi> Hinterflügel. <hi rendition="#aq">e</hi> Hinterbeine. <hi rendition="#aq">f</hi> Stig-<lb/>
men. <hi rendition="#aq">g</hi> Seitliche Hauptluftröhren&#x017F;tämme. <hi rendition="#aq">h</hi> Luft-<lb/>
röhrenbla&#x017F;en.</p></figure><lb/>
mei&#x017F;tens durch be&#x017F;ondere Oeff-<lb/>
nungen, die man <hi rendition="#g">Stigmen</hi><lb/>
(<hi rendition="#aq">Stigmata</hi>) genannt hat, und<lb/>
die bei allen vollkommenen<lb/>
In&#x017F;ekten ohne Ausnahme vor-<lb/>
kommen. Die&#x017F;e Stigmen &#x017F;ind<lb/>
kleine, rundliche oder längliche<lb/>
Spaltöffnungen, die &#x017F;ich paar-<lb/>
wei&#x017F;e zu beiden Seiten des<lb/>
Körpers finden, und &#x017F;ehr oft<lb/>
durch eine be&#x017F;ondere Färbung<lb/>
ihrer Umgebung ausgezeichnet<lb/>
&#x017F;ind. Mei&#x017F;t &#x017F;ind &#x017F;ie mit einem<lb/>
be&#x017F;onderen Hornringe einge-<lb/>
faßt und können durch eigene<lb/>
Muskelchen geöffnet und ge-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en werden. Das Ein-<lb/>
und Auspumpen von Luft<lb/>
ge&#x017F;chieht durch Ausdehnung<lb/>
oder Ver&#x017F;chiebung der Hinter-<lb/>
leibsringe und man kann na-<lb/>
mentlich bei &#x017F;olchen In&#x017F;ekten,<lb/>
welche &#x017F;chwer fliegen, deutlich<lb/>
beobachten, wie &#x017F;ie &#x017F;ich zu der<lb/>
Erhebung in die Luft durch<lb/>
Einpumpen von Luft vorbe-<lb/>
reiten. Die Stigmen &#x017F;ind in<lb/>
der Regel in den Verbindungs-<lb/>
häuten der einzelnen Körper-<lb/>
ringe angebracht, oft &#x017F;o ver-<lb/>
&#x017F;teckt, daß &#x017F;ie bald unter den Flügeldecken, bald unter den Ringen des<lb/>
Körpers aufge&#x017F;ucht werden mü&#x017F;&#x017F;en. Ihre Zahl richtet &#x017F;ich bei den<lb/>
vollkommenen In&#x017F;ekten gewöhnlich nach der Zahl der &#x017F;ichtbaren Kör-<lb/>
perringe; jedoch haben der Kopf und der letzte Hinterleibsring nie-<lb/>
mals eine Spur von Stigmen, und an der Bru&#x017F;t finden &#x017F;ich höch&#x017F;tens<lb/>
nur zwei Paare. Von den Stigmen aus &#x017F;etzen &#x017F;ich eigene <hi rendition="#g">Luftröh-<lb/>
ren</hi> oder <hi rendition="#g">Tracheen</hi> in das Innere des Körpers nach allen Richtungen<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[538/0544] chen, ſo daß es oft ſehr ſchwer fällt, auch in ganz durchſichtigen In- ſekten unter dem Mikroſkope die Blutſtröme zu ſehen. Alle Inſekten athmen zu jeder Zeit ihres Lebens Luft, und zwar [Abbildung Fig. 631. Athemwerkzeuge einer Waſſerwanze (Nepa). a Umriß des Kopfes mit den Augen. b Die abgeſchnittenen Vorderbeine. c Stelle der Vor- derflügel. d Hinterflügel. e Hinterbeine. f Stig- men. g Seitliche Hauptluftröhrenſtämme. h Luft- röhrenblaſen.] meiſtens durch beſondere Oeff- nungen, die man Stigmen (Stigmata) genannt hat, und die bei allen vollkommenen Inſekten ohne Ausnahme vor- kommen. Dieſe Stigmen ſind kleine, rundliche oder längliche Spaltöffnungen, die ſich paar- weiſe zu beiden Seiten des Körpers finden, und ſehr oft durch eine beſondere Färbung ihrer Umgebung ausgezeichnet ſind. Meiſt ſind ſie mit einem beſonderen Hornringe einge- faßt und können durch eigene Muskelchen geöffnet und ge- ſchloſſen werden. Das Ein- und Auspumpen von Luft geſchieht durch Ausdehnung oder Verſchiebung der Hinter- leibsringe und man kann na- mentlich bei ſolchen Inſekten, welche ſchwer fliegen, deutlich beobachten, wie ſie ſich zu der Erhebung in die Luft durch Einpumpen von Luft vorbe- reiten. Die Stigmen ſind in der Regel in den Verbindungs- häuten der einzelnen Körper- ringe angebracht, oft ſo ver- ſteckt, daß ſie bald unter den Flügeldecken, bald unter den Ringen des Körpers aufgeſucht werden müſſen. Ihre Zahl richtet ſich bei den vollkommenen Inſekten gewöhnlich nach der Zahl der ſichtbaren Kör- perringe; jedoch haben der Kopf und der letzte Hinterleibsring nie- mals eine Spur von Stigmen, und an der Bruſt finden ſich höchſtens nur zwei Paare. Von den Stigmen aus ſetzen ſich eigene Luftröh- ren oder Tracheen in das Innere des Körpers nach allen Richtungen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/544
Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 538. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/544>, abgerufen am 15.08.2024.