der innere feststeht, während bei der Krebsscheere der umgekehrte Fall eintritt. Zwischen diesen beiden großen Scheeren stehen vorn an dem Kopfschilde die kleinen, ebenfalls scheerenförmigen Kieferfühler. Be- trachtet man die Unterseite eines Skorpions, so sieht man hinter den
[Abbildung]
Fig. 582.
Leib eines Skorpiones von unten. a Scheerenförmige Kieferfüh- ler. b Anfang der großen Scheeren (Taster). c Erstes und letztes Fuß- paar. e Geschlechtsöffnung. f Kämme. d Stigmen.
vier gleichgestalteten, mit Doppelkrallen endenden Füßen, welche auf die Scheeren folgen, und deren Basalglieder so hart aneinander stehen, daß sie zum Zerreiben der Nahrung dienen können, zwei eigen- thümliche kammartige Organe, deren Be- deutung noch nicht bekannt ist, zwischen denen sich aber die Geschlechtsöffnung be- findet. Die vier ersten Ringe des ange- schwollenen Hinterleibes tragen auf der Unterfläche die paarweise gestellten Schlitze, welche in die Lungensäcke führen. Der schwanzartig verlängerte Hinterleib endigt mit einem etwas angeschwollenen Gliede, das einen krummen, sehr scharfen und harten, hakenförmigen Stachel trägt, an dessen Spitze die Oeffnung der Giftdrüse sich befindet. Beim Gehen tragen die Skorpione diesen Theil des Schwanzes nach oben gebogen, so daß sie stets zum Stechen bereit sind. Sie nähren sich von Insekten, die größeren süd- lichen Arten auch von kleinen Reptilien und ähnlichen Thieren, die sie mit den Scheeren packen und dann mit dem Giftstachel tödtlich verwunden. Das Gift der größeren, südlichen Arten, welche die Länge eines gewöhnlichen Flußkrebses erreichen, kann sogar für den Menschen tödtlich werden. Scorpio; Buthus; Androctonus; Centrurus.
Die Geißelskorpione(Phrynida) wiederhohlen in gewisser Hin- sicht in der Reihe der krebsartigen Arachniden die Skorpionspinnen, indem sie ebenfalls nur drei ächte Fußpaare besitzen, während die Vorderfüße zu tasterartigen Organen umgewandelt sind. Die Kopf- brust dieser Thiere ist schildförmig, der deutlich abgesetzte, geringelte Hinterleib bald rundlich, bald länger und dann in eine vielgliederige Borste endigend. Die Taster sind außerordentlich dick, stark, nach
Vogt. Zoologische Briefe.I. 33
der innere feſtſteht, während bei der Krebsſcheere der umgekehrte Fall eintritt. Zwiſchen dieſen beiden großen Scheeren ſtehen vorn an dem Kopfſchilde die kleinen, ebenfalls ſcheerenförmigen Kieferfühler. Be- trachtet man die Unterſeite eines Skorpions, ſo ſieht man hinter den
[Abbildung]
Fig. 582.
Leib eines Skorpiones von unten. a Scheerenförmige Kieferfüh- ler. b Anfang der großen Scheeren (Taſter). c Erſtes und letztes Fuß- paar. e Geſchlechtsöffnung. f Kämme. d Stigmen.
vier gleichgeſtalteten, mit Doppelkrallen endenden Füßen, welche auf die Scheeren folgen, und deren Baſalglieder ſo hart aneinander ſtehen, daß ſie zum Zerreiben der Nahrung dienen können, zwei eigen- thümliche kammartige Organe, deren Be- deutung noch nicht bekannt iſt, zwiſchen denen ſich aber die Geſchlechtsöffnung be- findet. Die vier erſten Ringe des ange- ſchwollenen Hinterleibes tragen auf der Unterfläche die paarweiſe geſtellten Schlitze, welche in die Lungenſäcke führen. Der ſchwanzartig verlängerte Hinterleib endigt mit einem etwas angeſchwollenen Gliede, das einen krummen, ſehr ſcharfen und harten, hakenförmigen Stachel trägt, an deſſen Spitze die Oeffnung der Giftdrüſe ſich befindet. Beim Gehen tragen die Skorpione dieſen Theil des Schwanzes nach oben gebogen, ſo daß ſie ſtets zum Stechen bereit ſind. Sie nähren ſich von Inſekten, die größeren ſüd- lichen Arten auch von kleinen Reptilien und ähnlichen Thieren, die ſie mit den Scheeren packen und dann mit dem Giftſtachel tödtlich verwunden. Das Gift der größeren, ſüdlichen Arten, welche die Länge eines gewöhnlichen Flußkrebſes erreichen, kann ſogar für den Menſchen tödtlich werden. Scorpio; Buthus; Androctonus; Centrurus.
Die Geißelſkorpione(Phrynida) wiederhohlen in gewiſſer Hin- ſicht in der Reihe der krebsartigen Arachniden die Skorpionſpinnen, indem ſie ebenfalls nur drei ächte Fußpaare beſitzen, während die Vorderfüße zu taſterartigen Organen umgewandelt ſind. Die Kopf- bruſt dieſer Thiere iſt ſchildförmig, der deutlich abgeſetzte, geringelte Hinterleib bald rundlich, bald länger und dann in eine vielgliederige Borſte endigend. Die Taſter ſind außerordentlich dick, ſtark, nach
Vogt. Zoologiſche Briefe.I. 33
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Kopfſchilde die kleinen, ebenfalls ſcheerenförmigen Kieferfühler. Be-
trachtet man die Unterſeite eines Skorpions, ſo ſieht man hinter den
[Abbildung Fig. 582.
Leib eines Skorpiones von unten.
a Scheerenförmige Kieferfüh-
ler. b Anfang der großen Scheeren
(Taſter). c Erſtes und letztes Fuß-
paar. e Geſchlechtsöffnung. f
Kämme. d Stigmen.]
vier gleichgeſtalteten, mit Doppelkrallen
endenden Füßen, welche auf die Scheeren
folgen, und deren Baſalglieder ſo hart
aneinander ſtehen, daß ſie zum Zerreiben
der Nahrung dienen können, zwei eigen-
thümliche kammartige Organe, deren Be-
deutung noch nicht bekannt iſt, zwiſchen
denen ſich aber die Geſchlechtsöffnung be-
findet. Die vier erſten Ringe des ange-
ſchwollenen Hinterleibes tragen auf der
Unterfläche die paarweiſe geſtellten Schlitze,
welche in die Lungenſäcke führen. Der
ſchwanzartig verlängerte Hinterleib endigt
mit einem etwas angeſchwollenen Gliede,
das einen krummen, ſehr ſcharfen und
harten, hakenförmigen Stachel trägt, an
deſſen Spitze die Oeffnung der Giftdrüſe
ſich befindet. Beim Gehen tragen die
Skorpione dieſen Theil des Schwanzes
nach oben gebogen, ſo daß ſie ſtets zum
Stechen bereit ſind. Sie nähren ſich von Inſekten, die größeren ſüd-
lichen Arten auch von kleinen Reptilien und ähnlichen Thieren, die
ſie mit den Scheeren packen und dann mit dem Giftſtachel tödtlich
verwunden. Das Gift der größeren, ſüdlichen Arten, welche die Länge
eines gewöhnlichen Flußkrebſes erreichen, kann ſogar für den Menſchen
tödtlich werden. Scorpio; Buthus; Androctonus; Centrurus.
Die Geißelſkorpione (Phrynida) wiederhohlen in gewiſſer Hin-
ſicht in der Reihe der krebsartigen Arachniden die Skorpionſpinnen,
indem ſie ebenfalls nur drei ächte Fußpaare beſitzen, während die
Vorderfüße zu taſterartigen Organen umgewandelt ſind. Die Kopf-
bruſt dieſer Thiere iſt ſchildförmig, der deutlich abgeſetzte, geringelte
Hinterleib bald rundlich, bald länger und dann in eine vielgliederige
Borſte endigend. Die Taſter ſind außerordentlich dick, ſtark, nach
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 513. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/519>, abgerufen am 23.07.2024.
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