gen. c Magen. d Eier- stock mit der durchsichtigen Samenblase vom hinteren Ende. e Hinterfüße.
oder abgerundet, ohne daß man einen eigent- lichen Kopf unterscheiden könnte. Man sieht vorn auf diesem Kopfe zwei seitliche einfache Augen. Die Mundwerkzeuge dieser Thiere bestehen aus einem kurzen röhrenförmigen Rüssel, in dessen Innerem ein Stechapparat angebracht ist, der aus zwei kurzen spitzen Klingen besteht, die zusam- mengelegt einen dolchartigen Stachel bilden und durch mächtige, im Schlundkopfe angebrachte Muskeln vor- und rückwärts bewegt werden können. Der Darmkanal läuft gerade durch den Körper hindurch, hat aber eine Menge traubiger Anhänge an allen Seiten. Besondere Athemwerkzeuge und Kreislaufsorgane fehlen gänzlich. In dem kurzen Eierstocke, der unpaarig scheint und auf den nach hinten zu eine Samenblase folgen soll, (die aber wahrscheinlich nur eine Sa- mentasche ist) entwickeln sich stets nur wenige Eier zu gleicher Zeit. Die Thierchen legen ihre Eier bei der Häutung in die abgelegte Haut selbst, welche ihnen so zum Schutze dient. Die ausgeschlüpften Jun- gen sind den Alten vollkommen ähnlich, nur bei einer Gattung fehlt ihnen ein Paar Füße. Die Arten, welche im Moose und im Sande der Dachrinnen leben, können beim Austrocknen desselben Jahre lang im scheintodten Zustande verharren, und werden beim Zutritt von Wasser aufs Neue wieder zum Leben erweckt. Emydium; Milnesium; Macrobiotus; Arctiscon.
Die zahlreiche Ordnung der Milben (Acarina) begreift eine große Anzahl kleiner Thierchen, welche gewöhnlich schmarotzend sich umhertreiben, und durch die Einfachheit ihres ungegliederten Körpers sich auszeichnen. Kopf, Brust und Hinterleib sind stets in eine ein- zige Masse verschmolzen, auf deren Unterseite die acht Beine eingelenkt sind, die bei einer schmarotzenden Familie, sogar im ausgebildeten Zu- stande, gänzlich fehlen. Die Körperbedeckung dieser winzigen Thier- chen, deren größte Arten nur einige Linien Länge erreichen, ist ge- wöhnlich außerordentlich weich, nur bei einer einzigen Familie zeigt sie eine fast gläserne Sprödigkeit. Die Mundwerkzeuge bestehen gewöhnlich aus einem Rüssel, in welchem zwei scharfe klingenartige Stacheln verborgen sind, die zum Verwunden der Beute dienen. Zu- weilen ist der Rüssel, welcher diese Waffen trägt, förmlich gegliedert, und kann wie ein Fernrohr aus- und eingeschoben werden. Der Darmkanal, welcher auf diesen Rüssel folgt, hat stets vielfache seit- liche Anhänge, die meistens schon von Außen durch die Nüancen der
Vogt. Zoologische Briefe. I. 32
[Abbildung]
gen. c Magen. d Eier- ſtock mit der durchſichtigen Samenblaſe vom hinteren Ende. e Hinterfüße.
oder abgerundet, ohne daß man einen eigent- lichen Kopf unterſcheiden könnte. Man ſieht vorn auf dieſem Kopfe zwei ſeitliche einfache Augen. Die Mundwerkzeuge dieſer Thiere beſtehen aus einem kurzen röhrenförmigen Rüſſel, in deſſen Innerem ein Stechapparat angebracht iſt, der aus zwei kurzen ſpitzen Klingen beſteht, die zuſam- mengelegt einen dolchartigen Stachel bilden und durch mächtige, im Schlundkopfe angebrachte Muskeln vor- und rückwärts bewegt werden können. Der Darmkanal läuft gerade durch den Körper hindurch, hat aber eine Menge traubiger Anhänge an allen Seiten. Beſondere Athemwerkzeuge und Kreislaufsorgane fehlen gänzlich. In dem kurzen Eierſtocke, der unpaarig ſcheint und auf den nach hinten zu eine Samenblaſe folgen ſoll, (die aber wahrſcheinlich nur eine Sa- mentaſche iſt) entwickeln ſich ſtets nur wenige Eier zu gleicher Zeit. Die Thierchen legen ihre Eier bei der Häutung in die abgelegte Haut ſelbſt, welche ihnen ſo zum Schutze dient. Die ausgeſchlüpften Jun- gen ſind den Alten vollkommen ähnlich, nur bei einer Gattung fehlt ihnen ein Paar Füße. Die Arten, welche im Mooſe und im Sande der Dachrinnen leben, können beim Austrocknen deſſelben Jahre lang im ſcheintodten Zuſtande verharren, und werden beim Zutritt von Waſſer aufs Neue wieder zum Leben erweckt. Emydium; Milnesium; Macrobiotus; Arctiscon.
Die zahlreiche Ordnung der Milben (Acarina) begreift eine große Anzahl kleiner Thierchen, welche gewöhnlich ſchmarotzend ſich umhertreiben, und durch die Einfachheit ihres ungegliederten Körpers ſich auszeichnen. Kopf, Bruſt und Hinterleib ſind ſtets in eine ein- zige Maſſe verſchmolzen, auf deren Unterſeite die acht Beine eingelenkt ſind, die bei einer ſchmarotzenden Familie, ſogar im ausgebildeten Zu- ſtande, gänzlich fehlen. Die Körperbedeckung dieſer winzigen Thier- chen, deren größte Arten nur einige Linien Länge erreichen, iſt ge- wöhnlich außerordentlich weich, nur bei einer einzigen Familie zeigt ſie eine faſt gläſerne Sprödigkeit. Die Mundwerkzeuge beſtehen gewöhnlich aus einem Rüſſel, in welchem zwei ſcharfe klingenartige Stacheln verborgen ſind, die zum Verwunden der Beute dienen. Zu- weilen iſt der Rüſſel, welcher dieſe Waffen trägt, förmlich gegliedert, und kann wie ein Fernrohr aus- und eingeſchoben werden. Der Darmkanal, welcher auf dieſen Rüſſel folgt, hat ſtets vielfache ſeit- liche Anhänge, die meiſtens ſchon von Außen durch die Nüançen der
Vogt. Zoologiſche Briefe. I. 32
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0503"n="497"/><figurexml:id="figure-0503"prev="#figure-0502"><pxml:id="p-0503"prev="#p-0502">gen. <hirendition="#aq">c</hi> Magen. <hirendition="#aq">d</hi> Eier-<lb/>ſtock mit der durchſichtigen<lb/>
Samenblaſe vom hinteren<lb/>
Ende. <hirendition="#aq">e</hi> Hinterfüße.</p></figure><lb/>
oder abgerundet, ohne daß man einen eigent-<lb/>
lichen Kopf unterſcheiden könnte. Man ſieht<lb/>
vorn auf dieſem Kopfe zwei ſeitliche einfache<lb/>
Augen. Die <hirendition="#g">Mundwerkzeuge</hi> dieſer Thiere beſtehen aus einem<lb/>
kurzen röhrenförmigen Rüſſel, in deſſen Innerem ein Stechapparat<lb/>
angebracht iſt, der aus zwei kurzen ſpitzen Klingen beſteht, die zuſam-<lb/>
mengelegt einen dolchartigen Stachel bilden und durch mächtige, im<lb/>
Schlundkopfe angebrachte Muskeln vor- und rückwärts bewegt werden<lb/>
können. Der <hirendition="#g">Darmkanal</hi> läuft gerade durch den Körper hindurch,<lb/>
hat aber eine Menge traubiger Anhänge an allen Seiten. Beſondere<lb/><hirendition="#g">Athemwerkzeuge</hi> und Kreislaufsorgane fehlen gänzlich. In dem<lb/>
kurzen <hirendition="#g">Eierſtocke</hi>, der unpaarig ſcheint und auf den nach hinten zu<lb/>
eine Samenblaſe folgen ſoll, (die aber wahrſcheinlich nur eine Sa-<lb/>
mentaſche iſt) entwickeln ſich ſtets nur wenige Eier zu gleicher Zeit.<lb/>
Die Thierchen legen ihre Eier bei der Häutung in die abgelegte Haut<lb/>ſelbſt, welche ihnen ſo zum Schutze dient. Die ausgeſchlüpften Jun-<lb/>
gen ſind den Alten vollkommen ähnlich, nur bei einer Gattung fehlt<lb/>
ihnen ein Paar Füße. Die Arten, welche im Mooſe und im Sande<lb/>
der Dachrinnen leben, können beim Austrocknen deſſelben Jahre lang<lb/>
im ſcheintodten Zuſtande verharren, und werden beim Zutritt von<lb/>
Waſſer aufs Neue wieder zum Leben erweckt. <hirendition="#aq">Emydium; Milnesium;<lb/>
Macrobiotus; Arctiscon</hi>.</p><lb/><p>Die zahlreiche Ordnung der <hirendition="#b">Milben (<hirendition="#aq">Acarina</hi>)</hi> begreift eine<lb/>
große Anzahl kleiner Thierchen, welche gewöhnlich ſchmarotzend ſich<lb/>
umhertreiben, und durch die Einfachheit ihres ungegliederten Körpers<lb/>ſich auszeichnen. Kopf, Bruſt und Hinterleib ſind ſtets in eine ein-<lb/>
zige Maſſe verſchmolzen, auf deren Unterſeite die acht Beine eingelenkt<lb/>ſind, die bei einer ſchmarotzenden Familie, ſogar im ausgebildeten Zu-<lb/>ſtande, gänzlich fehlen. Die Körperbedeckung dieſer winzigen Thier-<lb/>
chen, deren größte Arten nur einige Linien Länge erreichen, iſt ge-<lb/>
wöhnlich außerordentlich weich, nur bei einer einzigen Familie zeigt<lb/>ſie eine faſt gläſerne Sprödigkeit. Die <hirendition="#g">Mundwerkzeuge</hi> beſtehen<lb/>
gewöhnlich aus einem Rüſſel, in welchem zwei ſcharfe klingenartige<lb/>
Stacheln verborgen ſind, die zum Verwunden der Beute dienen. Zu-<lb/>
weilen iſt der Rüſſel, welcher dieſe Waffen trägt, förmlich gegliedert,<lb/>
und kann wie ein Fernrohr aus- und eingeſchoben werden. Der<lb/><hirendition="#g">Darmkanal</hi>, welcher auf dieſen Rüſſel folgt, hat ſtets vielfache ſeit-<lb/>
liche Anhänge, die meiſtens ſchon von Außen durch die Nüançen der<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Vogt. Zoologiſche Briefe. <hirendition="#aq">I.</hi> 32</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[497/0503]
[Abbildung gen. c Magen. d Eier-
ſtock mit der durchſichtigen
Samenblaſe vom hinteren
Ende. e Hinterfüße.]
oder abgerundet, ohne daß man einen eigent-
lichen Kopf unterſcheiden könnte. Man ſieht
vorn auf dieſem Kopfe zwei ſeitliche einfache
Augen. Die Mundwerkzeuge dieſer Thiere beſtehen aus einem
kurzen röhrenförmigen Rüſſel, in deſſen Innerem ein Stechapparat
angebracht iſt, der aus zwei kurzen ſpitzen Klingen beſteht, die zuſam-
mengelegt einen dolchartigen Stachel bilden und durch mächtige, im
Schlundkopfe angebrachte Muskeln vor- und rückwärts bewegt werden
können. Der Darmkanal läuft gerade durch den Körper hindurch,
hat aber eine Menge traubiger Anhänge an allen Seiten. Beſondere
Athemwerkzeuge und Kreislaufsorgane fehlen gänzlich. In dem
kurzen Eierſtocke, der unpaarig ſcheint und auf den nach hinten zu
eine Samenblaſe folgen ſoll, (die aber wahrſcheinlich nur eine Sa-
mentaſche iſt) entwickeln ſich ſtets nur wenige Eier zu gleicher Zeit.
Die Thierchen legen ihre Eier bei der Häutung in die abgelegte Haut
ſelbſt, welche ihnen ſo zum Schutze dient. Die ausgeſchlüpften Jun-
gen ſind den Alten vollkommen ähnlich, nur bei einer Gattung fehlt
ihnen ein Paar Füße. Die Arten, welche im Mooſe und im Sande
der Dachrinnen leben, können beim Austrocknen deſſelben Jahre lang
im ſcheintodten Zuſtande verharren, und werden beim Zutritt von
Waſſer aufs Neue wieder zum Leben erweckt. Emydium; Milnesium;
Macrobiotus; Arctiscon.
Die zahlreiche Ordnung der Milben (Acarina) begreift eine
große Anzahl kleiner Thierchen, welche gewöhnlich ſchmarotzend ſich
umhertreiben, und durch die Einfachheit ihres ungegliederten Körpers
ſich auszeichnen. Kopf, Bruſt und Hinterleib ſind ſtets in eine ein-
zige Maſſe verſchmolzen, auf deren Unterſeite die acht Beine eingelenkt
ſind, die bei einer ſchmarotzenden Familie, ſogar im ausgebildeten Zu-
ſtande, gänzlich fehlen. Die Körperbedeckung dieſer winzigen Thier-
chen, deren größte Arten nur einige Linien Länge erreichen, iſt ge-
wöhnlich außerordentlich weich, nur bei einer einzigen Familie zeigt
ſie eine faſt gläſerne Sprödigkeit. Die Mundwerkzeuge beſtehen
gewöhnlich aus einem Rüſſel, in welchem zwei ſcharfe klingenartige
Stacheln verborgen ſind, die zum Verwunden der Beute dienen. Zu-
weilen iſt der Rüſſel, welcher dieſe Waffen trägt, förmlich gegliedert,
und kann wie ein Fernrohr aus- und eingeſchoben werden. Der
Darmkanal, welcher auf dieſen Rüſſel folgt, hat ſtets vielfache ſeit-
liche Anhänge, die meiſtens ſchon von Außen durch die Nüançen der
Vogt. Zoologiſche Briefe. I. 32
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 497. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/503>, abgerufen am 24.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.