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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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in einer einfachen Querspalte sich öffnen. Bei einigen Milben, sowie
bei den Weberspinnen, existirt eine lange, meist hornige Ruthe, und
bei den Männchen gewöhnlich besondere Stacheln und Haftapparate.
Am merkwürdigsten sind die Begattungsorgane der männlichen Spin-
nen, die gewöhnlich weit kleiner sind, als die Weibchen, und oft nur
mit großer Gefahr ihre Brunst befriedigen können, indem bei vielen
Gattungen, wie z. B. den Kreuzspinnen, die Weibchen, wenn sie keine
Lust zur Begattung haben, oder auch unmittelbar nach derselben über
die schwächeren Männchen herfallen und sie ohne weiteres auffressen.
Bei anderen Gattungen freilich herrscht Eintracht zwischen beiden Ge-
schlechtern, so daß Männchen und Weibchen benachbarte Netze oder
selbst eine Zeit lang nur ein Netz gemeinschaftlich bewohnen. Bei den
männlichen Spinnen sind die Kiefertaster verdickt und enthalten in
ihrem letzten ausgehöhlten Gliede einen weichen, spiralig aufgerollten
Körper, zu dem sich meistens noch höchst seltsame hornige Stücke ge-
sellen, die bald wie Haken, bald wie Schüsseln oder Schalen aussehen,
und einen äußerst komplicirten Apparat darstellen, vermittelst dessen
die Männchen vor der Begattung die aus ihrer Geschlechtsöffnung
tropfenweise hervortretende Samenfeuchtigkeit auftupfen, und dann in
die weibliche Geschlechtsöffnung hineinbringen. Man hatte diese eigen-
thümliche Art der Begattung früher schon öfter beobachtet, aber da
man die Structur der Geschlechtstheile nicht hinlänglich genau kannte,
und namentlich auch die mikroskopische Analyse der Flüssigkeit in den
Tastern vernachlässigte, so hatte man diesen Akt nur für ein Vorspiel
gehalten, dem die eigentliche Begattung erst folgen sollte.

Die meisten Arachniden legen Eier, nur einige Milben und die
Skorpionen machen hiervon eine Ausnahme, indem bei ihnen die Eier
sich innerhalb der Eileiter soweit entwickeln, daß sie lebendige Jungen
gebären. Die Eier haben gewöhnlich eine rundliche Form, zuweilen
auch eine bedeutende Größe, und lassen das Keimbläschen nebst dem
einfachen Keimflecke in den Eileitern deutlich wahrnehmen. Die Ent-
wickelung des Embryo's hat sich überall, so weit sie genau beobachtet
ist, in der den Gliederthieren eigenthümlichen Weise gezeigt. Auf dem
meist lebhaft gefärbten, aus großen Dotterkörpern bestehenden Dotter
erhebt sich eine durchsichtige Keimschicht, an welcher sich zuerst die Rin-
gelabschnitte des Leibes erkennen lassen. Diese Keimschicht wächst nach
hinten über, und indem sie nach und nach den Dotter überzieht, lassen
sich an ihrer unteren Fläche die hervorsprossenden Beine, Kiefer, Füh-
ler und Taster wahrnehmen, die Anfangs nur wie Wülste aussehen,
sich aber allmählig durch Einschnürung gliedern. Die Entwickelung

in einer einfachen Querſpalte ſich öffnen. Bei einigen Milben, ſowie
bei den Weberſpinnen, exiſtirt eine lange, meiſt hornige Ruthe, und
bei den Männchen gewöhnlich beſondere Stacheln und Haftapparate.
Am merkwürdigſten ſind die Begattungsorgane der männlichen Spin-
nen, die gewöhnlich weit kleiner ſind, als die Weibchen, und oft nur
mit großer Gefahr ihre Brunſt befriedigen können, indem bei vielen
Gattungen, wie z. B. den Kreuzſpinnen, die Weibchen, wenn ſie keine
Luſt zur Begattung haben, oder auch unmittelbar nach derſelben über
die ſchwächeren Männchen herfallen und ſie ohne weiteres auffreſſen.
Bei anderen Gattungen freilich herrſcht Eintracht zwiſchen beiden Ge-
ſchlechtern, ſo daß Männchen und Weibchen benachbarte Netze oder
ſelbſt eine Zeit lang nur ein Netz gemeinſchaftlich bewohnen. Bei den
männlichen Spinnen ſind die Kiefertaſter verdickt und enthalten in
ihrem letzten ausgehöhlten Gliede einen weichen, ſpiralig aufgerollten
Körper, zu dem ſich meiſtens noch höchſt ſeltſame hornige Stücke ge-
ſellen, die bald wie Haken, bald wie Schüſſeln oder Schalen ausſehen,
und einen äußerſt komplicirten Apparat darſtellen, vermittelſt deſſen
die Männchen vor der Begattung die aus ihrer Geſchlechtsöffnung
tropfenweiſe hervortretende Samenfeuchtigkeit auftupfen, und dann in
die weibliche Geſchlechtsöffnung hineinbringen. Man hatte dieſe eigen-
thümliche Art der Begattung früher ſchon öfter beobachtet, aber da
man die Structur der Geſchlechtstheile nicht hinlänglich genau kannte,
und namentlich auch die mikroſkopiſche Analyſe der Flüſſigkeit in den
Taſtern vernachläſſigte, ſo hatte man dieſen Akt nur für ein Vorſpiel
gehalten, dem die eigentliche Begattung erſt folgen ſollte.

Die meiſten Arachniden legen Eier, nur einige Milben und die
Skorpionen machen hiervon eine Ausnahme, indem bei ihnen die Eier
ſich innerhalb der Eileiter ſoweit entwickeln, daß ſie lebendige Jungen
gebären. Die Eier haben gewöhnlich eine rundliche Form, zuweilen
auch eine bedeutende Größe, und laſſen das Keimbläschen nebſt dem
einfachen Keimflecke in den Eileitern deutlich wahrnehmen. Die Ent-
wickelung des Embryo’s hat ſich überall, ſo weit ſie genau beobachtet
iſt, in der den Gliederthieren eigenthümlichen Weiſe gezeigt. Auf dem
meiſt lebhaft gefärbten, aus großen Dotterkörpern beſtehenden Dotter
erhebt ſich eine durchſichtige Keimſchicht, an welcher ſich zuerſt die Rin-
gelabſchnitte des Leibes erkennen laſſen. Dieſe Keimſchicht wächſt nach
hinten über, und indem ſie nach und nach den Dotter überzieht, laſſen
ſich an ihrer unteren Fläche die hervorſproſſenden Beine, Kiefer, Füh-
ler und Taſter wahrnehmen, die Anfangs nur wie Wülſte ausſehen,
ſich aber allmählig durch Einſchnürung gliedern. Die Entwickelung

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[493/0499] in einer einfachen Querſpalte ſich öffnen. Bei einigen Milben, ſowie bei den Weberſpinnen, exiſtirt eine lange, meiſt hornige Ruthe, und bei den Männchen gewöhnlich beſondere Stacheln und Haftapparate. Am merkwürdigſten ſind die Begattungsorgane der männlichen Spin- nen, die gewöhnlich weit kleiner ſind, als die Weibchen, und oft nur mit großer Gefahr ihre Brunſt befriedigen können, indem bei vielen Gattungen, wie z. B. den Kreuzſpinnen, die Weibchen, wenn ſie keine Luſt zur Begattung haben, oder auch unmittelbar nach derſelben über die ſchwächeren Männchen herfallen und ſie ohne weiteres auffreſſen. Bei anderen Gattungen freilich herrſcht Eintracht zwiſchen beiden Ge- ſchlechtern, ſo daß Männchen und Weibchen benachbarte Netze oder ſelbſt eine Zeit lang nur ein Netz gemeinſchaftlich bewohnen. Bei den männlichen Spinnen ſind die Kiefertaſter verdickt und enthalten in ihrem letzten ausgehöhlten Gliede einen weichen, ſpiralig aufgerollten Körper, zu dem ſich meiſtens noch höchſt ſeltſame hornige Stücke ge- ſellen, die bald wie Haken, bald wie Schüſſeln oder Schalen ausſehen, und einen äußerſt komplicirten Apparat darſtellen, vermittelſt deſſen die Männchen vor der Begattung die aus ihrer Geſchlechtsöffnung tropfenweiſe hervortretende Samenfeuchtigkeit auftupfen, und dann in die weibliche Geſchlechtsöffnung hineinbringen. Man hatte dieſe eigen- thümliche Art der Begattung früher ſchon öfter beobachtet, aber da man die Structur der Geſchlechtstheile nicht hinlänglich genau kannte, und namentlich auch die mikroſkopiſche Analyſe der Flüſſigkeit in den Taſtern vernachläſſigte, ſo hatte man dieſen Akt nur für ein Vorſpiel gehalten, dem die eigentliche Begattung erſt folgen ſollte. Die meiſten Arachniden legen Eier, nur einige Milben und die Skorpionen machen hiervon eine Ausnahme, indem bei ihnen die Eier ſich innerhalb der Eileiter ſoweit entwickeln, daß ſie lebendige Jungen gebären. Die Eier haben gewöhnlich eine rundliche Form, zuweilen auch eine bedeutende Größe, und laſſen das Keimbläschen nebſt dem einfachen Keimflecke in den Eileitern deutlich wahrnehmen. Die Ent- wickelung des Embryo’s hat ſich überall, ſo weit ſie genau beobachtet iſt, in der den Gliederthieren eigenthümlichen Weiſe gezeigt. Auf dem meiſt lebhaft gefärbten, aus großen Dotterkörpern beſtehenden Dotter erhebt ſich eine durchſichtige Keimſchicht, an welcher ſich zuerſt die Rin- gelabſchnitte des Leibes erkennen laſſen. Dieſe Keimſchicht wächſt nach hinten über, und indem ſie nach und nach den Dotter überzieht, laſſen ſich an ihrer unteren Fläche die hervorſproſſenden Beine, Kiefer, Füh- ler und Taſter wahrnehmen, die Anfangs nur wie Wülſte ausſehen, ſich aber allmählig durch Einſchnürung gliedern. Die Entwickelung

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/499>, abgerufen am 26.11.2024.