fazettirten Hornhäuten versehen sind. Die Mundwerkzeuge sind in dieser Unterklasse gewöhnlich weit einfacher gestaltet, als bei der vor- herigen, und namentlich ist meist nur ein einziges Paar von Kau- füßen vorhanden, welches in der Mittellinie zu einer Art von Unter- lippe zusammengewachsen ist. Gewöhnlich finden sich sieben Fußpaare, die bei den meisten Gattungen in ihrer Form vollkommen gleich ge- staltet sind, bei anderen aber auch vielfache Abweichungen zeigen. Hinsichtlich der Respirationswerkzeuge finden sich die seltsamsten Ver- schiedenheiten, indem bei den einen dieselben ganz fehlen, bei anderen an der Basis der Füße besondere Kiemenplatten existiren, und bei einer dritten Gruppe die Bauchfüße im Ganzen zu Athemplatten umgestal- tet sind. Bei einigen Gattungen sind sogar eigenthümliche Luftröhren in diesen Platten entwickelt, welche hinsichtlich der Athmung einen An- schluß an die höheren Klassen der Gliederthiere vorbereiten. Die Entwickelung der Jungen hat bei dieser ganzen Klasse viele Aehnlich- keit mit derjenigen der Arachniden und Insekten. Der Embryo bildet zuerst eine schmale, lange Platte, welche mit der Rückseite über den gefärbten Dotter herübergekrümmt ist und Anfangs nur die Andeu- tungen der einzelnen Ringel gewahren läßt; allmählig sprossen Füh- ler, Augen und Füße hervor, während sich zugleich der Anfangs gliederlose Hinterleib unterscheiden läßt; der Embryo bleibt noch lange mit seiner Rückseite um den Dotter herumgekrümmt, dessen Reste sich sogar bei dem Ausschlüpfen noch erkennen lassen. Das junge Thier, welches das Ei verläßt, weicht nur hinsichtlich der Proportionen sei- ner einzelnen Körpertheile, vielleicht auch nach der Zahl der Füße, welche unter dem Bauche befestigt sind, von den erwachsenen Thieren ab, besteht also keine eigentliche Metamorphose, wie einige Unterord- nungen der zehnfüßigen Krebse.
Wir theilen diese Unterklasse hauptsächlich nach der Ausbildung des Hinterleibes und der Füße in drei Ordnungen, von denen die letzte mit ihren erdbewohnenden Gattungen, die förmliche Luftathmung besitzen, sich auf das engste an die Klasse der Tausendfüße anschließt.
Die Ordnung der Kehlfüßer (Laemodipoda) besteht nur aus wenigen Gattungen, die sich auf den ersten Blick durch den gänz-
fazettirten Hornhäuten verſehen ſind. Die Mundwerkzeuge ſind in dieſer Unterklaſſe gewöhnlich weit einfacher geſtaltet, als bei der vor- herigen, und namentlich iſt meiſt nur ein einziges Paar von Kau- füßen vorhanden, welches in der Mittellinie zu einer Art von Unter- lippe zuſammengewachſen iſt. Gewöhnlich finden ſich ſieben Fußpaare, die bei den meiſten Gattungen in ihrer Form vollkommen gleich ge- ſtaltet ſind, bei anderen aber auch vielfache Abweichungen zeigen. Hinſichtlich der Reſpirationswerkzeuge finden ſich die ſeltſamſten Ver- ſchiedenheiten, indem bei den einen dieſelben ganz fehlen, bei anderen an der Baſis der Füße beſondere Kiemenplatten exiſtiren, und bei einer dritten Gruppe die Bauchfüße im Ganzen zu Athemplatten umgeſtal- tet ſind. Bei einigen Gattungen ſind ſogar eigenthümliche Luftröhren in dieſen Platten entwickelt, welche hinſichtlich der Athmung einen An- ſchluß an die höheren Klaſſen der Gliederthiere vorbereiten. Die Entwickelung der Jungen hat bei dieſer ganzen Klaſſe viele Aehnlich- keit mit derjenigen der Arachniden und Inſekten. Der Embryo bildet zuerſt eine ſchmale, lange Platte, welche mit der Rückſeite über den gefärbten Dotter herübergekrümmt iſt und Anfangs nur die Andeu- tungen der einzelnen Ringel gewahren läßt; allmählig ſproſſen Füh- ler, Augen und Füße hervor, während ſich zugleich der Anfangs gliederloſe Hinterleib unterſcheiden läßt; der Embryo bleibt noch lange mit ſeiner Rückſeite um den Dotter herumgekrümmt, deſſen Reſte ſich ſogar bei dem Ausſchlüpfen noch erkennen laſſen. Das junge Thier, welches das Ei verläßt, weicht nur hinſichtlich der Proportionen ſei- ner einzelnen Körpertheile, vielleicht auch nach der Zahl der Füße, welche unter dem Bauche befeſtigt ſind, von den erwachſenen Thieren ab, beſteht alſo keine eigentliche Metamorphoſe, wie einige Unterord- nungen der zehnfüßigen Krebſe.
Wir theilen dieſe Unterklaſſe hauptſächlich nach der Ausbildung des Hinterleibes und der Füße in drei Ordnungen, von denen die letzte mit ihren erdbewohnenden Gattungen, die förmliche Luftathmung beſitzen, ſich auf das engſte an die Klaſſe der Tauſendfüße anſchließt.
Die Ordnung der Kehlfüßer (Laemodipoda) beſteht nur aus wenigen Gattungen, die ſich auf den erſten Blick durch den gänz-
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fazettirten Hornhäuten verſehen ſind. Die Mundwerkzeuge ſind in
dieſer Unterklaſſe gewöhnlich weit einfacher geſtaltet, als bei der vor-
herigen, und namentlich iſt meiſt nur ein einziges Paar von Kau-
füßen vorhanden, welches in der Mittellinie zu einer Art von Unter-
lippe zuſammengewachſen iſt. Gewöhnlich finden ſich ſieben Fußpaare,
die bei den meiſten Gattungen in ihrer Form vollkommen gleich ge-
ſtaltet ſind, bei anderen aber auch vielfache Abweichungen zeigen.
Hinſichtlich der Reſpirationswerkzeuge finden ſich die ſeltſamſten Ver-
ſchiedenheiten, indem bei den einen dieſelben ganz fehlen, bei anderen
an der Baſis der Füße beſondere Kiemenplatten exiſtiren, und bei einer
dritten Gruppe die Bauchfüße im Ganzen zu Athemplatten umgeſtal-
tet ſind. Bei einigen Gattungen ſind ſogar eigenthümliche Luftröhren
in dieſen Platten entwickelt, welche hinſichtlich der Athmung einen An-
ſchluß an die höheren Klaſſen der Gliederthiere vorbereiten. Die
Entwickelung der Jungen hat bei dieſer ganzen Klaſſe viele Aehnlich-
keit mit derjenigen der Arachniden und Inſekten. Der Embryo bildet
zuerſt eine ſchmale, lange Platte, welche mit der Rückſeite über den
gefärbten Dotter herübergekrümmt iſt und Anfangs nur die Andeu-
tungen der einzelnen Ringel gewahren läßt; allmählig ſproſſen Füh-
ler, Augen und Füße hervor, während ſich zugleich der Anfangs
gliederloſe Hinterleib unterſcheiden läßt; der Embryo bleibt noch lange
mit ſeiner Rückſeite um den Dotter herumgekrümmt, deſſen Reſte ſich
ſogar bei dem Ausſchlüpfen noch erkennen laſſen. Das junge Thier,
welches das Ei verläßt, weicht nur hinſichtlich der Proportionen ſei-
ner einzelnen Körpertheile, vielleicht auch nach der Zahl der Füße,
welche unter dem Bauche befeſtigt ſind, von den erwachſenen Thieren
ab, beſteht alſo keine eigentliche Metamorphoſe, wie einige Unterord-
nungen der zehnfüßigen Krebſe.
Wir theilen dieſe Unterklaſſe hauptſächlich nach der Ausbildung
des Hinterleibes und der Füße in drei Ordnungen, von denen die
letzte mit ihren erdbewohnenden Gattungen, die förmliche Luftathmung
beſitzen, ſich auf das engſte an die Klaſſe der Tauſendfüße anſchließt.
Die Ordnung der Kehlfüßer (Laemodipoda) beſteht nur
aus wenigen Gattungen, die ſich auf den erſten Blick durch den gänz-
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/479>, abgerufen am 23.12.2024.
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