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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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[Abbildung]

b Mund, umgeben von den fünf Fußpaa-
ren. a b Bauchfüße. c Kopfschild. q
Schwanzstiel. r Bauchschild.

faßt werden, und einem langen, stiel-
förmigen, ungegliederten Schwanz-
stachel, der an seinem hinteren Ende
scharf zugespitzt ist. Kopf- und Bauchschild bilden zusammen eine fast
rundliche Scheibe, so daß das Ganze der äußeren Körpergestalt einem
zum Werfen des Federballes bestimmten Schlagnetze nicht unähnlich
sieht. Das gewölbte Kopfschild zeigt auf der Mitte der Rückenseite
eine Leiste, an deren knopfförmigem Ende zwei sehr kleine, erhabene
Nebenaugen stehen und zwei Seitenleisten, zu deren Seiten sich die
halbmondförmigen, gewölbten, zusammengesetzten Augen zeigen, die
mithin ganz dieselbe Stellung einnehmen, wie die Augen der Trilobi-
ten. Das Bauchschild ist mit dem Kopfschilde auf einer queren Linie
eingelenkt, die sich zwischen den Leisten erstreckt, an deren Seiten die
Augen stehen. Die beiden hintern Seitenränder des Bauchschildes sind
mit gefiederten und beweglichen Stacheln besetzt; der in der Mitte ein-
gelenkte Schwanzstachel ist nach allen Seiten hin beweglich. Betrachtet
man das Thier von der unteren Seite, so sieht man in der Mitte
des Kopfbrustschildes den einfachen Mund, an dessen Rand unmittel-
bar die mit Scheeren bewaffneten Gehfüße eingelenkt sind. Ueber dem
Munde stehen in der Mittellinie, mit der Basis einander genähert,
zwei Fühler, die nur klein und zweigliedrig sind und deren Endglied
eine Scheere trägt. Hierauf folgen die fünf eigentlichen Fußpaare,
die einen höchst eigenthümlichen Bau zeigen; -- sie bestehen nämlich
aus sechs Gliedern, von denen das erste groß, breit und auf seiner
inneren Fläche mit einem festen Hornblatte versehen ist, das starke
Stacheln trägt, und beim Kauen gegen dasjenige der andern Seite
wirken kann. Die übrigen Glieder sind cylindrisch und enden in eine
dünne, schwache Scheere. Der fünfte Fuß hat ein sehr großes Basal-
glied, welches nach innen zu ebenfalls eine stark gezähnte Platte, eine
wahre Kinnlade trägt, nach außen hin aber mit einem geißelförmigen
Anhange besetzt ist. Diese fünf Fußpaare stellen demnach den voll-
endetsten Typus von Kaufüßen dar, indem sie wirklich durch ihre
Endglieder die einzigen Bewegungsorgane sind, während ihre An-
fangsglieder die einzigen Werkzeuge bieten, deren sich das Thier zum
Kauen und Zerkleinern der Beute bedienen kann.

Die untere Fläche des Bauchschildes trägt eine andere Art von
Anhängen, welche den Kiemenfüßen der Blattfüßer analog gebaut sind.
Es bestehen diese falschen Füße aus sechs schildförmigen Platten-
paaren, von welchen das erste die andern deckelförmig überragt und
keine Kieme trägt, während die fünf hinteren Paare auf ihrer Hinter-

Vogt. Zoologische Briefe. I. 29


[Abbildung]

b Mund, umgeben von den fünf Fußpaa-
ren. a b Bauchfüße. c Kopfſchild. q
Schwanzſtiel. r Bauchſchild.

faßt werden, und einem langen, ſtiel-
förmigen, ungegliederten Schwanz-
ſtachel, der an ſeinem hinteren Ende
ſcharf zugeſpitzt iſt. Kopf- und Bauchſchild bilden zuſammen eine faſt
rundliche Scheibe, ſo daß das Ganze der äußeren Körpergeſtalt einem
zum Werfen des Federballes beſtimmten Schlagnetze nicht unähnlich
ſieht. Das gewölbte Kopfſchild zeigt auf der Mitte der Rückenſeite
eine Leiſte, an deren knopfförmigem Ende zwei ſehr kleine, erhabene
Nebenaugen ſtehen und zwei Seitenleiſten, zu deren Seiten ſich die
halbmondförmigen, gewölbten, zuſammengeſetzten Augen zeigen, die
mithin ganz dieſelbe Stellung einnehmen, wie die Augen der Trilobi-
ten. Das Bauchſchild iſt mit dem Kopfſchilde auf einer queren Linie
eingelenkt, die ſich zwiſchen den Leiſten erſtreckt, an deren Seiten die
Augen ſtehen. Die beiden hintern Seitenränder des Bauchſchildes ſind
mit gefiederten und beweglichen Stacheln beſetzt; der in der Mitte ein-
gelenkte Schwanzſtachel iſt nach allen Seiten hin beweglich. Betrachtet
man das Thier von der unteren Seite, ſo ſieht man in der Mitte
des Kopfbruſtſchildes den einfachen Mund, an deſſen Rand unmittel-
bar die mit Scheeren bewaffneten Gehfüße eingelenkt ſind. Ueber dem
Munde ſtehen in der Mittellinie, mit der Baſis einander genähert,
zwei Fühler, die nur klein und zweigliedrig ſind und deren Endglied
eine Scheere trägt. Hierauf folgen die fünf eigentlichen Fußpaare,
die einen höchſt eigenthümlichen Bau zeigen; — ſie beſtehen nämlich
aus ſechs Gliedern, von denen das erſte groß, breit und auf ſeiner
inneren Fläche mit einem feſten Hornblatte verſehen iſt, das ſtarke
Stacheln trägt, und beim Kauen gegen dasjenige der andern Seite
wirken kann. Die übrigen Glieder ſind cylindriſch und enden in eine
dünne, ſchwache Scheere. Der fünfte Fuß hat ein ſehr großes Baſal-
glied, welches nach innen zu ebenfalls eine ſtark gezähnte Platte, eine
wahre Kinnlade trägt, nach außen hin aber mit einem geißelförmigen
Anhange beſetzt iſt. Dieſe fünf Fußpaare ſtellen demnach den voll-
endetſten Typus von Kaufüßen dar, indem ſie wirklich durch ihre
Endglieder die einzigen Bewegungsorgane ſind, während ihre An-
fangsglieder die einzigen Werkzeuge bieten, deren ſich das Thier zum
Kauen und Zerkleinern der Beute bedienen kann.

Die untere Fläche des Bauchſchildes trägt eine andere Art von
Anhängen, welche den Kiemenfüßen der Blattfüßer analog gebaut ſind.
Es beſtehen dieſe falſchen Füße aus ſechs ſchildförmigen Platten-
paaren, von welchen das erſte die andern deckelförmig überragt und
keine Kieme trägt, während die fünf hinteren Paare auf ihrer Hinter-

Vogt. Zoologiſche Briefe. I. 29
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[449/0455] [Abbildung b Mund, umgeben von den fünf Fußpaa- ren. a b Bauchfüße. c Kopfſchild. q Schwanzſtiel. r Bauchſchild.] faßt werden, und einem langen, ſtiel- förmigen, ungegliederten Schwanz- ſtachel, der an ſeinem hinteren Ende ſcharf zugeſpitzt iſt. Kopf- und Bauchſchild bilden zuſammen eine faſt rundliche Scheibe, ſo daß das Ganze der äußeren Körpergeſtalt einem zum Werfen des Federballes beſtimmten Schlagnetze nicht unähnlich ſieht. Das gewölbte Kopfſchild zeigt auf der Mitte der Rückenſeite eine Leiſte, an deren knopfförmigem Ende zwei ſehr kleine, erhabene Nebenaugen ſtehen und zwei Seitenleiſten, zu deren Seiten ſich die halbmondförmigen, gewölbten, zuſammengeſetzten Augen zeigen, die mithin ganz dieſelbe Stellung einnehmen, wie die Augen der Trilobi- ten. Das Bauchſchild iſt mit dem Kopfſchilde auf einer queren Linie eingelenkt, die ſich zwiſchen den Leiſten erſtreckt, an deren Seiten die Augen ſtehen. Die beiden hintern Seitenränder des Bauchſchildes ſind mit gefiederten und beweglichen Stacheln beſetzt; der in der Mitte ein- gelenkte Schwanzſtachel iſt nach allen Seiten hin beweglich. Betrachtet man das Thier von der unteren Seite, ſo ſieht man in der Mitte des Kopfbruſtſchildes den einfachen Mund, an deſſen Rand unmittel- bar die mit Scheeren bewaffneten Gehfüße eingelenkt ſind. Ueber dem Munde ſtehen in der Mittellinie, mit der Baſis einander genähert, zwei Fühler, die nur klein und zweigliedrig ſind und deren Endglied eine Scheere trägt. Hierauf folgen die fünf eigentlichen Fußpaare, die einen höchſt eigenthümlichen Bau zeigen; — ſie beſtehen nämlich aus ſechs Gliedern, von denen das erſte groß, breit und auf ſeiner inneren Fläche mit einem feſten Hornblatte verſehen iſt, das ſtarke Stacheln trägt, und beim Kauen gegen dasjenige der andern Seite wirken kann. Die übrigen Glieder ſind cylindriſch und enden in eine dünne, ſchwache Scheere. Der fünfte Fuß hat ein ſehr großes Baſal- glied, welches nach innen zu ebenfalls eine ſtark gezähnte Platte, eine wahre Kinnlade trägt, nach außen hin aber mit einem geißelförmigen Anhange beſetzt iſt. Dieſe fünf Fußpaare ſtellen demnach den voll- endetſten Typus von Kaufüßen dar, indem ſie wirklich durch ihre Endglieder die einzigen Bewegungsorgane ſind, während ihre An- fangsglieder die einzigen Werkzeuge bieten, deren ſich das Thier zum Kauen und Zerkleinern der Beute bedienen kann. Die untere Fläche des Bauchſchildes trägt eine andere Art von Anhängen, welche den Kiemenfüßen der Blattfüßer analog gebaut ſind. Es beſtehen dieſe falſchen Füße aus ſechs ſchildförmigen Platten- paaren, von welchen das erſte die andern deckelförmig überragt und keine Kieme trägt, während die fünf hinteren Paare auf ihrer Hinter- Vogt. Zoologiſche Briefe. I. 29

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/455>, abgerufen am 23.12.2024.