langer, mit büschelförmigen Haaren versehener Schwimmfüße, von welchen die beiden ersten Paare sich später zu Fühlern umgestalten. Auch besitzen diese Jungen beim Ausschlüpfen nur ein mittleres Stirn- auge, zu welchem sich erst bei späteren Häutungen die seitlichen zusam- mengesetzten Augen gesellen. Die Gliederung des Leibes ist bei den ausgeschlüpften Larven kaum angedeutet und entwickelt sich mit den blattförmigen Kiemenfüßen erst bei den späteren Häutungen. Fossile Ueberreste dieser Ordnung kommen wahrscheinlich gar nicht vor; wenig- stens scheinen die Versteinerungen aus dem Kohlengebirge, die man den Gattungen Nebalia und Apus hat zutheilen wollen, noch viel zu un- vollständig gekannt, um sie mit Sicherheit hier einreihen zu können.
Die Familie der Blattkrebse(Apusida) trägt eine ungemein große Anzahl von Kiemenfüßen, welche fast den ganzen unteren Raum des Schildes ausfüllen, das bald ein großes, einfaches Kopfbrustschild, bald eine zweiklappige Schale bildet, die dann nur mit einem geringen Punkte des Rückens zusammenhängt. Bei den gewöhnlichen Blattkreb- sen ist der Körper so mit dem Schilde verwachsen, daß nur die Augen auf der oberen Fläche hervorstehen. Mundwerkzeuge und Fühler muß man auf der unteren Fläche suchen. Die Mundwerkzeuge bestehen aus einer sehr großen, viereckigen Oberlippe, neben welcher die kurzen, dreigliederigen Fühler stehen, aus einem Paar starker, dicker, gezäh- nelter Kiefern, und zwei Paar blättriger Kinnladen; der Hinterleib ist frei und trägt gewöhnlich ziemlich lange, fadenförmige Anhänge. Die Thiere dieser Familie erscheinen zuweilen plötzlich in süßen Ge- wässern und Pfützen und verschwinden wieder beim Eintrocknen der- selben, indem sie sich mit ihren Larven in den feuchten Schlamm des Bodens eingraben. Apus; Limnadia; Nebalia.
Die Familie der Kiemenfüße(Branchipida) wird von einigen wenigen, langgestreckten Gattungen gebildet, deren Körper vollkommen frei und in eine bedeutende Anzahl von Ringen zerfällt ist. Die Augen sind gestielt, die vorderen Fühlhörner oft zu hakenförmigen Organen umgewandelt, während die hinteren fadenförmtg sind. Es finden sich
langer, mit büſchelförmigen Haaren verſehener Schwimmfüße, von welchen die beiden erſten Paare ſich ſpäter zu Fühlern umgeſtalten. Auch beſitzen dieſe Jungen beim Ausſchlüpfen nur ein mittleres Stirn- auge, zu welchem ſich erſt bei ſpäteren Häutungen die ſeitlichen zuſam- mengeſetzten Augen geſellen. Die Gliederung des Leibes iſt bei den ausgeſchlüpften Larven kaum angedeutet und entwickelt ſich mit den blattförmigen Kiemenfüßen erſt bei den ſpäteren Häutungen. Foſſile Ueberreſte dieſer Ordnung kommen wahrſcheinlich gar nicht vor; wenig- ſtens ſcheinen die Verſteinerungen aus dem Kohlengebirge, die man den Gattungen Nebalia und Apus hat zutheilen wollen, noch viel zu un- vollſtändig gekannt, um ſie mit Sicherheit hier einreihen zu können.
Die Familie der Blattkrebſe(Apusida) trägt eine ungemein große Anzahl von Kiemenfüßen, welche faſt den ganzen unteren Raum des Schildes ausfüllen, das bald ein großes, einfaches Kopfbruſtſchild, bald eine zweiklappige Schale bildet, die dann nur mit einem geringen Punkte des Rückens zuſammenhängt. Bei den gewöhnlichen Blattkreb- ſen iſt der Körper ſo mit dem Schilde verwachſen, daß nur die Augen auf der oberen Fläche hervorſtehen. Mundwerkzeuge und Fühler muß man auf der unteren Fläche ſuchen. Die Mundwerkzeuge beſtehen aus einer ſehr großen, viereckigen Oberlippe, neben welcher die kurzen, dreigliederigen Fühler ſtehen, aus einem Paar ſtarker, dicker, gezäh- nelter Kiefern, und zwei Paar blättriger Kinnladen; der Hinterleib iſt frei und trägt gewöhnlich ziemlich lange, fadenförmige Anhänge. Die Thiere dieſer Familie erſcheinen zuweilen plötzlich in ſüßen Ge- wäſſern und Pfützen und verſchwinden wieder beim Eintrocknen der- ſelben, indem ſie ſich mit ihren Larven in den feuchten Schlamm des Bodens eingraben. Apus; Limnadia; Nebalia.
Die Familie der Kiemenfüße(Branchipida) wird von einigen wenigen, langgeſtreckten Gattungen gebildet, deren Körper vollkommen frei und in eine bedeutende Anzahl von Ringen zerfällt iſt. Die Augen ſind geſtielt, die vorderen Fühlhörner oft zu hakenförmigen Organen umgewandelt, während die hinteren fadenförmtg ſind. Es finden ſich
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0449"n="443"/>
langer, mit büſchelförmigen Haaren verſehener Schwimmfüße, von<lb/>
welchen die beiden erſten Paare ſich ſpäter zu Fühlern umgeſtalten.<lb/>
Auch beſitzen dieſe Jungen beim Ausſchlüpfen nur ein mittleres Stirn-<lb/>
auge, zu welchem ſich erſt bei ſpäteren Häutungen die ſeitlichen zuſam-<lb/>
mengeſetzten Augen geſellen. Die Gliederung des Leibes iſt bei den<lb/>
ausgeſchlüpften Larven kaum angedeutet und entwickelt ſich mit den<lb/>
blattförmigen Kiemenfüßen erſt bei den ſpäteren Häutungen. Foſſile<lb/>
Ueberreſte dieſer Ordnung kommen wahrſcheinlich gar nicht vor; wenig-<lb/>ſtens ſcheinen die Verſteinerungen aus dem Kohlengebirge, die man den<lb/>
Gattungen <hirendition="#aq">Nebalia</hi> und <hirendition="#aq">Apus</hi> hat zutheilen wollen, noch viel zu un-<lb/>
vollſtändig gekannt, um ſie mit Sicherheit hier einreihen zu können.</p><lb/><p>Die Familie der <hirendition="#b">Blattkrebſe</hi><hirendition="#aq">(<hirendition="#i">Apusida</hi>)</hi> trägt eine ungemein große<lb/>
Anzahl von Kiemenfüßen, welche faſt den ganzen unteren Raum des<lb/>
Schildes ausfüllen, das bald ein großes, einfaches Kopfbruſtſchild,<lb/>
bald eine zweiklappige Schale bildet, die dann nur mit einem geringen<lb/>
Punkte des Rückens zuſammenhängt. Bei den gewöhnlichen Blattkreb-<lb/>ſen iſt der Körper ſo mit dem Schilde verwachſen, daß nur die Augen<lb/>
auf der oberen Fläche hervorſtehen. Mundwerkzeuge und Fühler muß<lb/>
man auf der unteren Fläche ſuchen. Die Mundwerkzeuge beſtehen aus<lb/>
einer ſehr großen, viereckigen Oberlippe, neben welcher die kurzen,<lb/>
dreigliederigen Fühler ſtehen, aus einem Paar ſtarker, dicker, gezäh-<lb/>
nelter Kiefern, und zwei Paar blättriger Kinnladen; der Hinterleib<lb/>
iſt frei und trägt gewöhnlich ziemlich lange, fadenförmige Anhänge.<lb/>
Die Thiere dieſer Familie erſcheinen zuweilen plötzlich in ſüßen Ge-<lb/>
wäſſern und Pfützen und verſchwinden wieder beim Eintrocknen der-<lb/>ſelben, indem ſie ſich mit ihren Larven in den feuchten Schlamm des<lb/>
Bodens eingraben. <hirendition="#aq">Apus; Limnadia; Nebalia</hi>.</p><lb/><p>Die Familie der <hirendition="#b">Kiemenfüße</hi><hirendition="#aq">(<hirendition="#i">Branchipida</hi>)</hi> wird von einigen<lb/>
wenigen, langgeſtreckten Gattungen gebildet, deren Körper vollkommen<lb/>
frei und in eine bedeutende Anzahl von Ringen zerfällt iſt. Die Augen<lb/>ſind geſtielt, die vorderen Fühlhörner oft zu hakenförmigen Organen<lb/>
umgewandelt, während die hinteren fadenförmtg ſind. Es finden ſich<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[443/0449]
langer, mit büſchelförmigen Haaren verſehener Schwimmfüße, von
welchen die beiden erſten Paare ſich ſpäter zu Fühlern umgeſtalten.
Auch beſitzen dieſe Jungen beim Ausſchlüpfen nur ein mittleres Stirn-
auge, zu welchem ſich erſt bei ſpäteren Häutungen die ſeitlichen zuſam-
mengeſetzten Augen geſellen. Die Gliederung des Leibes iſt bei den
ausgeſchlüpften Larven kaum angedeutet und entwickelt ſich mit den
blattförmigen Kiemenfüßen erſt bei den ſpäteren Häutungen. Foſſile
Ueberreſte dieſer Ordnung kommen wahrſcheinlich gar nicht vor; wenig-
ſtens ſcheinen die Verſteinerungen aus dem Kohlengebirge, die man den
Gattungen Nebalia und Apus hat zutheilen wollen, noch viel zu un-
vollſtändig gekannt, um ſie mit Sicherheit hier einreihen zu können.
Die Familie der Blattkrebſe (Apusida) trägt eine ungemein große
Anzahl von Kiemenfüßen, welche faſt den ganzen unteren Raum des
Schildes ausfüllen, das bald ein großes, einfaches Kopfbruſtſchild,
bald eine zweiklappige Schale bildet, die dann nur mit einem geringen
Punkte des Rückens zuſammenhängt. Bei den gewöhnlichen Blattkreb-
ſen iſt der Körper ſo mit dem Schilde verwachſen, daß nur die Augen
auf der oberen Fläche hervorſtehen. Mundwerkzeuge und Fühler muß
man auf der unteren Fläche ſuchen. Die Mundwerkzeuge beſtehen aus
einer ſehr großen, viereckigen Oberlippe, neben welcher die kurzen,
dreigliederigen Fühler ſtehen, aus einem Paar ſtarker, dicker, gezäh-
nelter Kiefern, und zwei Paar blättriger Kinnladen; der Hinterleib
iſt frei und trägt gewöhnlich ziemlich lange, fadenförmige Anhänge.
Die Thiere dieſer Familie erſcheinen zuweilen plötzlich in ſüßen Ge-
wäſſern und Pfützen und verſchwinden wieder beim Eintrocknen der-
ſelben, indem ſie ſich mit ihren Larven in den feuchten Schlamm des
Bodens eingraben. Apus; Limnadia; Nebalia.
Die Familie der Kiemenfüße (Branchipida) wird von einigen
wenigen, langgeſtreckten Gattungen gebildet, deren Körper vollkommen
frei und in eine bedeutende Anzahl von Ringen zerfällt iſt. Die Augen
ſind geſtielt, die vorderen Fühlhörner oft zu hakenförmigen Organen
umgewandelt, während die hinteren fadenförmtg ſind. Es finden ſich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/449>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.