eines eigentlichen Kopfes, der deutlich von dem Körper getrennt ist und meistens Fühler, bei einer Gattung sogar Augen trägt. Die Gattungen, welche besonders in den Polarmeeren der Nord- und Südsee wohnen, dienen hauptsächlich den Wallfischen zur Speise, und da das ganze Thierchen kaum einen Zoll lang ist, so kann man leicht ermessen, welche ungeheuere Massen von ihnen nöthig sind, um ihre riesigen Feinde zu ernähren. Es nähert sich diese Familie durch La- gerung des Afters und der Geschlechtsöffnung an der rechten Seite des Halses schon mehr den eigentlichen Schnecken. Clio; Pneumoderma.
Unterklasse der Kielfüßer. (Heteropoda.)
Diese Unterklasse begreift ebenfalls nur sehr wenige schwimmende Thiere mit spindelförmigem Körper, der ganz glasartig durchsichtig erscheint und zuweilen eine zierliche, kleine Schale besitzt, in welcher aber nur die Haupteingeweide verborgen sind. Das Schwimmorgan besteht aus einer kielartig zusammengedrückten Flosse, welche in der Mittellinie auf der Bauchseite angebracht ist. Beim Schwimmen wen- den die Thiere diese Flosse nach oben, während die Rückenfläche nach unten gedreht ist. Der Kopf ist deutlich, mit mehr oder minder aus- gebildeten Fühlern versehen, und trägt meistens zwei große Augen und einen langen Rüssel, an dessen vorderem Ende die mit Stacheln besetzte Zunge eingerollt liegt. Die oberen Ganglien des Nervenringes sind meist bedeutend entwickelt, die unteren weit nach hinten ge- schoben und liegen in der Nähe des Eingeweideknäuels, welcher bei den meisten Gattungen sich auf dem Rücken befindet. Die kammför- migen Kiemen liegen mit dem Herzen, der Leber und den Geschlechts- werkzeugen zusammen in diesem Knäuel. Wir unterscheiden drei Fa- milien. Die Atlantiden (Atlantida) besitzen eine schneckenartig gewundene Schale, in welche sich das Thier vollständig zurückziehen kann. Der mit Fühlern, Augen und einem kurzen Rüssel versehene Kopf sitzt auf einem verlängerten Halse, auf dessen Bauchseite der lanzettförmige, mit einem Saugnapfe versehene Schwimmlappen und noch ein zungen-
eines eigentlichen Kopfes, der deutlich von dem Körper getrennt iſt und meiſtens Fühler, bei einer Gattung ſogar Augen trägt. Die Gattungen, welche beſonders in den Polarmeeren der Nord- und Südſee wohnen, dienen hauptſächlich den Wallfiſchen zur Speiſe, und da das ganze Thierchen kaum einen Zoll lang iſt, ſo kann man leicht ermeſſen, welche ungeheuere Maſſen von ihnen nöthig ſind, um ihre rieſigen Feinde zu ernähren. Es nähert ſich dieſe Familie durch La- gerung des Afters und der Geſchlechtsöffnung an der rechten Seite des Halſes ſchon mehr den eigentlichen Schnecken. Clio; Pneumoderma.
Unterklaſſe der Kielfüſzer. (Heteropoda.)
Dieſe Unterklaſſe begreift ebenfalls nur ſehr wenige ſchwimmende Thiere mit ſpindelförmigem Körper, der ganz glasartig durchſichtig erſcheint und zuweilen eine zierliche, kleine Schale beſitzt, in welcher aber nur die Haupteingeweide verborgen ſind. Das Schwimmorgan beſteht aus einer kielartig zuſammengedrückten Floſſe, welche in der Mittellinie auf der Bauchſeite angebracht iſt. Beim Schwimmen wen- den die Thiere dieſe Floſſe nach oben, während die Rückenfläche nach unten gedreht iſt. Der Kopf iſt deutlich, mit mehr oder minder aus- gebildeten Fühlern verſehen, und trägt meiſtens zwei große Augen und einen langen Rüſſel, an deſſen vorderem Ende die mit Stacheln beſetzte Zunge eingerollt liegt. Die oberen Ganglien des Nervenringes ſind meiſt bedeutend entwickelt, die unteren weit nach hinten ge- ſchoben und liegen in der Nähe des Eingeweideknäuels, welcher bei den meiſten Gattungen ſich auf dem Rücken befindet. Die kammför- migen Kiemen liegen mit dem Herzen, der Leber und den Geſchlechts- werkzeugen zuſammen in dieſem Knäuel. Wir unterſcheiden drei Fa- milien. Die Atlantiden (Atlantida) beſitzen eine ſchneckenartig gewundene Schale, in welche ſich das Thier vollſtändig zurückziehen kann. Der mit Fühlern, Augen und einem kurzen Rüſſel verſehene Kopf ſitzt auf einem verlängerten Halſe, auf deſſen Bauchſeite der lanzettförmige, mit einem Saugnapfe verſehene Schwimmlappen und noch ein zungen-
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eines eigentlichen Kopfes, der deutlich von dem Körper getrennt iſt
und meiſtens Fühler, bei einer Gattung ſogar Augen trägt. Die
Gattungen, welche beſonders in den Polarmeeren der Nord- und
Südſee wohnen, dienen hauptſächlich den Wallfiſchen zur Speiſe, und
da das ganze Thierchen kaum einen Zoll lang iſt, ſo kann man leicht
ermeſſen, welche ungeheuere Maſſen von ihnen nöthig ſind, um ihre
rieſigen Feinde zu ernähren. Es nähert ſich dieſe Familie durch La-
gerung des Afters und der Geſchlechtsöffnung an der rechten Seite
des Halſes ſchon mehr den eigentlichen Schnecken. Clio; Pneumoderma.
Unterklaſſe der Kielfüſzer. (Heteropoda.)
Dieſe Unterklaſſe begreift ebenfalls nur ſehr wenige ſchwimmende
Thiere mit ſpindelförmigem Körper, der ganz glasartig durchſichtig
erſcheint und zuweilen eine zierliche, kleine Schale beſitzt, in welcher
aber nur die Haupteingeweide verborgen ſind. Das Schwimmorgan
beſteht aus einer kielartig zuſammengedrückten Floſſe, welche in der
Mittellinie auf der Bauchſeite angebracht iſt. Beim Schwimmen wen-
den die Thiere dieſe Floſſe nach oben, während die Rückenfläche nach
unten gedreht iſt. Der Kopf iſt deutlich, mit mehr oder minder aus-
gebildeten Fühlern verſehen, und trägt meiſtens zwei große Augen
und einen langen Rüſſel, an deſſen vorderem Ende die mit Stacheln
beſetzte Zunge eingerollt liegt. Die oberen Ganglien des Nervenringes
ſind meiſt bedeutend entwickelt, die unteren weit nach hinten ge-
ſchoben und liegen in der Nähe des Eingeweideknäuels, welcher bei
den meiſten Gattungen ſich auf dem Rücken befindet. Die kammför-
migen Kiemen liegen mit dem Herzen, der Leber und den Geſchlechts-
werkzeugen zuſammen in dieſem Knäuel. Wir unterſcheiden drei Fa-
milien. Die Atlantiden (Atlantida) beſitzen eine ſchneckenartig gewundene
Schale, in welche ſich das Thier vollſtändig zurückziehen kann. Der
mit Fühlern, Augen und einem kurzen Rüſſel verſehene Kopf ſitzt auf
einem verlängerten Halſe, auf deſſen Bauchſeite der lanzettförmige,
mit einem Saugnapfe verſehene Schwimmlappen und noch ein zungen-
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/338>, abgerufen am 23.11.2024.
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