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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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seiner Unterfläche, nachdem sie ihn vorher fest angedrückt haben, kön-
nen sie auch diesen Fuß zum festen Ansaugen benutzen, und namentlich
die Arten mit napfförmigen Schalen besitzen diese Fähigkeit in so hohem
Grade, daß man vergebens versuchen würde, ein Seeohr oder eine
Schüsselschnecke mit den bloßen Händen vom Felsen loszureißen. Beim
Zurückziehen der Schnecke dient der Fuß meistens dazu, die Mündung
des Gehäuses zu verstopfen, und zu diesem Endzwecke ist häufig an
seinem hinteren Ende ein eigener Deckel (operculum) angebracht,
welcher in die Oeffnung des Gehäuses paßt und dieselbe vollständig
verschließt. Dieser beständig vorhandene Deckel, welcher wesentlich
mit zur Charakteristik der einzelnen Gattungen dient, hat bald eine
hornige, bald eine kalkige Beschaffenheit und ist stets aus concentrischen
Schichten gebildet, welche zuweilen sogar ebenfalls eine spiralige An-
ordnung haben. Nicht zu verwechseln mit diesem permanenten Deckel
sind diejenigen vorübergehenden, aus unregelmäßiger Kalkmasse
gebildeten Deckel, womit unsere Landschnecken im Winter ihr
Gehäuse schließen und die mit dem Beginne des Frühjahres beim
Aufhören des Winterschlafes von ihnen selbst wieder abgestoßen werden.
Gestalt und Ausbildung des Fußes sind außerordentlich verschieden
und können als gute Unterscheidungszeichen benutzt werden; genauer
betrachtet ist derselbe nur eine bedeutendere lokale Entwickelung der
Hautmuskelschicht, welche überall um den ganzen Körper der Schnecken
sich vorfindet und die auch namentlich die Mantelfalte, sowie die übri-
gen Theile des Körpers so äußerst contractil macht.

Das Nervensystem der Schnecken variirt in seiner specielleren
Anordnung ungemein, bleibt sich aber darin gleich, daß stets ein
Schlundring entwickelt ist, mit welchem verschiedene, in dem Körper
zerstreute Ganglien in Verbindung stehen. Bei allen Schnecken, welche
einen deutlichen, mit Augen und Fühlern versehenen Kopf besitzen, sind
an diesem Schlundringe zwei obere, dicht aneinandergedrängte, oft in
mehrere Abtheilungen getrennte, zuweilen aber auch zu einem einzigen
Knoten verschmolzene Ganglien zu erkennen, welche man als Gehirn
bezeichnen kann. Die unteren Knoten, welche den Schlundring com-
plettiren, sowie die Verbindungsstränge zwischen beiden Hälften, zeigen
eine besonders große Mannigfaltigkeit in Größe und Anordnung.
Bei den Kielfüßern sind die Verbindungsstränge ähnlich wie bei den
Muscheln sehr lang und die unteren Knoten sehr weit nach hinten
gerückt. Bei denjenigen Schnecken hingegen, wo Augen und Fühler

ſeiner Unterfläche, nachdem ſie ihn vorher feſt angedrückt haben, kön-
nen ſie auch dieſen Fuß zum feſten Anſaugen benutzen, und namentlich
die Arten mit napfförmigen Schalen beſitzen dieſe Fähigkeit in ſo hohem
Grade, daß man vergebens verſuchen würde, ein Seeohr oder eine
Schüſſelſchnecke mit den bloßen Händen vom Felſen loszureißen. Beim
Zurückziehen der Schnecke dient der Fuß meiſtens dazu, die Mündung
des Gehäuſes zu verſtopfen, und zu dieſem Endzwecke iſt häufig an
ſeinem hinteren Ende ein eigener Deckel (operculum) angebracht,
welcher in die Oeffnung des Gehäuſes paßt und dieſelbe vollſtändig
verſchließt. Dieſer beſtändig vorhandene Deckel, welcher weſentlich
mit zur Charakteriſtik der einzelnen Gattungen dient, hat bald eine
hornige, bald eine kalkige Beſchaffenheit und iſt ſtets aus concentriſchen
Schichten gebildet, welche zuweilen ſogar ebenfalls eine ſpiralige An-
ordnung haben. Nicht zu verwechſeln mit dieſem permanenten Deckel
ſind diejenigen vorübergehenden, aus unregelmäßiger Kalkmaſſe
gebildeten Deckel, womit unſere Landſchnecken im Winter ihr
Gehäuſe ſchließen und die mit dem Beginne des Frühjahres beim
Aufhören des Winterſchlafes von ihnen ſelbſt wieder abgeſtoßen werden.
Geſtalt und Ausbildung des Fußes ſind außerordentlich verſchieden
und können als gute Unterſcheidungszeichen benutzt werden; genauer
betrachtet iſt derſelbe nur eine bedeutendere lokale Entwickelung der
Hautmuskelſchicht, welche überall um den ganzen Körper der Schnecken
ſich vorfindet und die auch namentlich die Mantelfalte, ſowie die übri-
gen Theile des Körpers ſo äußerſt contractil macht.

Das Nervenſyſtem der Schnecken variirt in ſeiner ſpecielleren
Anordnung ungemein, bleibt ſich aber darin gleich, daß ſtets ein
Schlundring entwickelt iſt, mit welchem verſchiedene, in dem Körper
zerſtreute Ganglien in Verbindung ſtehen. Bei allen Schnecken, welche
einen deutlichen, mit Augen und Fühlern verſehenen Kopf beſitzen, ſind
an dieſem Schlundringe zwei obere, dicht aneinandergedrängte, oft in
mehrere Abtheilungen getrennte, zuweilen aber auch zu einem einzigen
Knoten verſchmolzene Ganglien zu erkennen, welche man als Gehirn
bezeichnen kann. Die unteren Knoten, welche den Schlundring com-
plettiren, ſowie die Verbindungsſtränge zwiſchen beiden Hälften, zeigen
eine beſonders große Mannigfaltigkeit in Größe und Anordnung.
Bei den Kielfüßern ſind die Verbindungsſtränge ähnlich wie bei den
Muſcheln ſehr lang und die unteren Knoten ſehr weit nach hinten
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[320/0326] ſeiner Unterfläche, nachdem ſie ihn vorher feſt angedrückt haben, kön- nen ſie auch dieſen Fuß zum feſten Anſaugen benutzen, und namentlich die Arten mit napfförmigen Schalen beſitzen dieſe Fähigkeit in ſo hohem Grade, daß man vergebens verſuchen würde, ein Seeohr oder eine Schüſſelſchnecke mit den bloßen Händen vom Felſen loszureißen. Beim Zurückziehen der Schnecke dient der Fuß meiſtens dazu, die Mündung des Gehäuſes zu verſtopfen, und zu dieſem Endzwecke iſt häufig an ſeinem hinteren Ende ein eigener Deckel (operculum) angebracht, welcher in die Oeffnung des Gehäuſes paßt und dieſelbe vollſtändig verſchließt. Dieſer beſtändig vorhandene Deckel, welcher weſentlich mit zur Charakteriſtik der einzelnen Gattungen dient, hat bald eine hornige, bald eine kalkige Beſchaffenheit und iſt ſtets aus concentriſchen Schichten gebildet, welche zuweilen ſogar ebenfalls eine ſpiralige An- ordnung haben. Nicht zu verwechſeln mit dieſem permanenten Deckel ſind diejenigen vorübergehenden, aus unregelmäßiger Kalkmaſſe gebildeten Deckel, womit unſere Landſchnecken im Winter ihr Gehäuſe ſchließen und die mit dem Beginne des Frühjahres beim Aufhören des Winterſchlafes von ihnen ſelbſt wieder abgeſtoßen werden. Geſtalt und Ausbildung des Fußes ſind außerordentlich verſchieden und können als gute Unterſcheidungszeichen benutzt werden; genauer betrachtet iſt derſelbe nur eine bedeutendere lokale Entwickelung der Hautmuskelſchicht, welche überall um den ganzen Körper der Schnecken ſich vorfindet und die auch namentlich die Mantelfalte, ſowie die übri- gen Theile des Körpers ſo äußerſt contractil macht. Das Nervenſyſtem der Schnecken variirt in ſeiner ſpecielleren Anordnung ungemein, bleibt ſich aber darin gleich, daß ſtets ein Schlundring entwickelt iſt, mit welchem verſchiedene, in dem Körper zerſtreute Ganglien in Verbindung ſtehen. Bei allen Schnecken, welche einen deutlichen, mit Augen und Fühlern verſehenen Kopf beſitzen, ſind an dieſem Schlundringe zwei obere, dicht aneinandergedrängte, oft in mehrere Abtheilungen getrennte, zuweilen aber auch zu einem einzigen Knoten verſchmolzene Ganglien zu erkennen, welche man als Gehirn bezeichnen kann. Die unteren Knoten, welche den Schlundring com- plettiren, ſowie die Verbindungsſtränge zwiſchen beiden Hälften, zeigen eine beſonders große Mannigfaltigkeit in Größe und Anordnung. Bei den Kielfüßern ſind die Verbindungsſtränge ähnlich wie bei den Muſcheln ſehr lang und die unteren Knoten ſehr weit nach hinten gerückt. Bei denjenigen Schnecken hingegen, wo Augen und Fühler

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/326>, abgerufen am 23.12.2024.