Das Thier einer Gienmuschel (Chama) aus der Schale genommen und von dem fast ringsum geschlossenen Man- tel eingehüllt. p der Fuß, welcher aus dem ihm entsprechenden Schlitze hervorgestreckt ist. r die Athemöff- nung, zur Einführung des Wassers bestimmt. e die Auswurfsöffnung. m die beiden Schließmuskeln der Schale.
Strecke und es bleiben dann nur einige Schlitze übrig, welche für den Mund und den Zutritt des den Athemorganen be- stimmten Wassers, für das Durchlassen des Bewegungsorganes oder Fußes und für den After bestimmt sind. Bei denje- nigen Muscheln, welche sich in Schlamm, Sand oder Steine einbohren, schließt sich der Mantel noch mehr, so daß er völlig sackförmig den Körper umschließt, keinen vorderen Mundschlitz hat, sondern nur nach hinten in zwei, mehr oder minder lange Röhren (Siphones) sich auszieht, von welchen die eine, die Athemröhre, das für die Kiemen bestimmte Wasser und damit auch die Nahrungsstoffe einzieht, die an- dere, die Afterröhre, dieses Wasser mit dem Unrathe wieder austreten läßt. Beide Röhren sind zuweilen in eine einzige Doppelröhre mit einander verwachsen und ihre Länge steht mit der Länge der Bohr- löcher, welche die Thiere sich machen, in Verhältniß. Die Tastwärz- chen und Fühler stehen in solchen Fällen bei mehr oder minder ge- schlossenem Mantel nur an den Rändern der Schlitze oder an der Mündung der Röhren.
Die Struktur des Mantels selbst ist nicht vollkommen erörtert. Die Hauptmasse der dünnen, an den freien Rändern verdickten Man- telblätter besteht aus mannigfach gekreuzten Sehnen und Muskelfasern, die von vielen Gefäßen und Nerven durchzogen werden. Auf seiner inneren Fläche ist der Mantel von stets flimmernden Wimpern besetzt, die sich überhaupt auf fast allen Oberflächen, inneren wie äußeren der Muschelthiere vorfinden und für das Athmen und Ernähren der- selben von der größten Bedeutung sind. In dem Mantelrande finden sich drüsige Bildungen, welche zur Absonderung der Stoffe dienen, aus denen die Schale zusammengesetzt ist. Man findet deßhalb zu den Zeiten, wo die Schalenbildung besonders lebhaft ist, eine milchige Flüssigkeit in dem Mantelrande, die mit Säuren aufbraust und vielen Niederschlag von kohlensaurem Kalke enthält. Die Umrisse des Man- tels zeigen sich bei den meisten Muscheln sehr deutlich auf der innern
[Abbildung]
Fig. 302.
Das Thier einer Gienmuſchel (Chama) aus der Schale genommen und von dem faſt ringsum geſchloſſenen Man- tel eingehüllt. p der Fuß, welcher aus dem ihm entſprechenden Schlitze hervorgeſtreckt iſt. r die Athemöff- nung, zur Einführung des Waſſers beſtimmt. e die Auswurfsöffnung. m die beiden Schließmuskeln der Schale.
Strecke und es bleiben dann nur einige Schlitze übrig, welche für den Mund und den Zutritt des den Athemorganen be- ſtimmten Waſſers, für das Durchlaſſen des Bewegungsorganes oder Fußes und für den After beſtimmt ſind. Bei denje- nigen Muſcheln, welche ſich in Schlamm, Sand oder Steine einbohren, ſchließt ſich der Mantel noch mehr, ſo daß er völlig ſackförmig den Körper umſchließt, keinen vorderen Mundſchlitz hat, ſondern nur nach hinten in zwei, mehr oder minder lange Röhren (Siphones) ſich auszieht, von welchen die eine, die Athemröhre, das für die Kiemen beſtimmte Waſſer und damit auch die Nahrungsſtoffe einzieht, die an- dere, die Afterröhre, dieſes Waſſer mit dem Unrathe wieder austreten läßt. Beide Röhren ſind zuweilen in eine einzige Doppelröhre mit einander verwachſen und ihre Länge ſteht mit der Länge der Bohr- löcher, welche die Thiere ſich machen, in Verhältniß. Die Taſtwärz- chen und Fühler ſtehen in ſolchen Fällen bei mehr oder minder ge- ſchloſſenem Mantel nur an den Rändern der Schlitze oder an der Mündung der Röhren.
Die Struktur des Mantels ſelbſt iſt nicht vollkommen erörtert. Die Hauptmaſſe der dünnen, an den freien Rändern verdickten Man- telblätter beſteht aus mannigfach gekreuzten Sehnen und Muskelfaſern, die von vielen Gefäßen und Nerven durchzogen werden. Auf ſeiner inneren Fläche iſt der Mantel von ſtets flimmernden Wimpern beſetzt, die ſich überhaupt auf faſt allen Oberflächen, inneren wie äußeren der Muſchelthiere vorfinden und für das Athmen und Ernähren der- ſelben von der größten Bedeutung ſind. In dem Mantelrande finden ſich drüſige Bildungen, welche zur Abſonderung der Stoffe dienen, aus denen die Schale zuſammengeſetzt iſt. Man findet deßhalb zu den Zeiten, wo die Schalenbildung beſonders lebhaft iſt, eine milchige Flüſſigkeit in dem Mantelrande, die mit Säuren aufbrauſt und vielen Niederſchlag von kohlenſaurem Kalke enthält. Die Umriſſe des Man- tels zeigen ſich bei den meiſten Muſcheln ſehr deutlich auf der innern
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[Abbildung Fig. 302.
Das Thier einer Gienmuſchel (Chama)
aus der Schale genommen und von
dem faſt ringsum geſchloſſenen Man-
tel eingehüllt. p der Fuß, welcher
aus dem ihm entſprechenden Schlitze
hervorgeſtreckt iſt. r die Athemöff-
nung, zur Einführung des Waſſers
beſtimmt. e die Auswurfsöffnung.
m die beiden Schließmuskeln der
Schale.]
Strecke und es bleiben dann nur einige
Schlitze übrig, welche für den Mund und
den Zutritt des den Athemorganen be-
ſtimmten Waſſers, für das Durchlaſſen
des Bewegungsorganes oder Fußes und
für den After beſtimmt ſind. Bei denje-
nigen Muſcheln, welche ſich in Schlamm,
Sand oder Steine einbohren, ſchließt ſich
der Mantel noch mehr, ſo daß er völlig
ſackförmig den Körper umſchließt, keinen
vorderen Mundſchlitz hat, ſondern nur
nach hinten in zwei, mehr oder minder
lange Röhren (Siphones) ſich auszieht, von
welchen die eine, die Athemröhre, das für
die Kiemen beſtimmte Waſſer und damit
auch die Nahrungsſtoffe einzieht, die an-
dere, die Afterröhre, dieſes Waſſer mit
dem Unrathe wieder austreten läßt. Beide
Röhren ſind zuweilen in eine einzige
Doppelröhre mit einander verwachſen und
ihre Länge ſteht mit der Länge der Bohr-
löcher, welche die Thiere ſich machen, in Verhältniß. Die Taſtwärz-
chen und Fühler ſtehen in ſolchen Fällen bei mehr oder minder ge-
ſchloſſenem Mantel nur an den Rändern der Schlitze oder an der
Mündung der Röhren.
Die Struktur des Mantels ſelbſt iſt nicht vollkommen erörtert.
Die Hauptmaſſe der dünnen, an den freien Rändern verdickten Man-
telblätter beſteht aus mannigfach gekreuzten Sehnen und Muskelfaſern,
die von vielen Gefäßen und Nerven durchzogen werden. Auf ſeiner
inneren Fläche iſt der Mantel von ſtets flimmernden Wimpern beſetzt,
die ſich überhaupt auf faſt allen Oberflächen, inneren wie äußeren
der Muſchelthiere vorfinden und für das Athmen und Ernähren der-
ſelben von der größten Bedeutung ſind. In dem Mantelrande finden
ſich drüſige Bildungen, welche zur Abſonderung der Stoffe dienen,
aus denen die Schale zuſammengeſetzt iſt. Man findet deßhalb zu den
Zeiten, wo die Schalenbildung beſonders lebhaft iſt, eine milchige
Flüſſigkeit in dem Mantelrande, die mit Säuren aufbrauſt und vielen
Niederſchlag von kohlenſaurem Kalke enthält. Die Umriſſe des Man-
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/299>, abgerufen am 23.07.2024.
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