aber zuweilen auch baumartige blindgeendete Verzweigungen. Es schei- nen diese Kanäle Vertreter der Athemorgane zu sein, von denen man eben so wenig wie von Kreislaufsorganen sonst eine Spur vor- findet.
Die Rippenquallen sollen Zwitter sein, wenigstens will man längs den Rippen unter den Wassergefäßen bandartige Streifen ge- sehen haben, welche abwechselnd in demselben Thiere Hoden oder Eier- stöcke sein sollen; -- eine Angabe, die ich bis zur weiteren Bestätigung sehr bezweifeln muß. Daß man an den genannten Stellen Eier fin- det, ist sicher, ob aber dieselben dort entstehen, oder die Wassergefäße nur zu ihrer Ausführung dienen, und ob ferner auf demselben Indi- viduum beide Geschlechter vereinigt sind, dürfte weniger glaubhaft sein. Ueber die Entwickelung der Rippenquallen ist durchaus gar nichts bekannt.
[Abbildung]
Fig. 263.
Beroe. Mit ausgestreckten Fangfäden.
Die Organisation dieser Thiere, die man häufig in Schwärmen in allen Meeren findet, ist so übereinstimmend, daß man keine beson- deren Ordnungen aufzustellen nöthig hat. Wir unterscheiden zwei Familien: die Gurkenquallen (Beroida) haben einen meist eiförmigen oder rundlichen Leib mit weitem Maule, großer Magenhöhle und acht Reihen Schwimmblätt- chen, welche in regelmäßig geordneten Linien vom Munde zum After laufen. Es sind sehr
[Abbildung]
Fig. 264.
Lesueuria vitrea in doppelt natürlicher Größe von der Seite ge- sehen. Das Thier hat vier längere und vier kür-
agile und zugleich auch sehr gefräßige Thiere, welche be- sonders den übrigen Quallen nachjagen. Beroe; Lesueuria; Medea.
Die Familie der Band- quallen (Callianirida) besitzt nur eine sehr kleine Mund- öffnung und einen äußerst engen Magen, dagegen mei- stens Fangarme und oft seit- liche Lappen, auf welchen die Schwimmblättchen angebracht sind. Meist finden sich vier solcher Lappen vor; zuweilen ist der Körper von oben nach unten zusammengedrückt und
aber zuweilen auch baumartige blindgeendete Verzweigungen. Es ſchei- nen dieſe Kanäle Vertreter der Athemorgane zu ſein, von denen man eben ſo wenig wie von Kreislaufsorganen ſonſt eine Spur vor- findet.
Die Rippenquallen ſollen Zwitter ſein, wenigſtens will man längs den Rippen unter den Waſſergefäßen bandartige Streifen ge- ſehen haben, welche abwechſelnd in demſelben Thiere Hoden oder Eier- ſtöcke ſein ſollen; — eine Angabe, die ich bis zur weiteren Beſtätigung ſehr bezweifeln muß. Daß man an den genannten Stellen Eier fin- det, iſt ſicher, ob aber dieſelben dort entſtehen, oder die Waſſergefäße nur zu ihrer Ausführung dienen, und ob ferner auf demſelben Indi- viduum beide Geſchlechter vereinigt ſind, dürfte weniger glaubhaft ſein. Ueber die Entwickelung der Rippenquallen iſt durchaus gar nichts bekannt.
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Fig. 263.
Beroe. Mit ausgeſtreckten Fangfäden.
Die Organiſation dieſer Thiere, die man häufig in Schwärmen in allen Meeren findet, iſt ſo übereinſtimmend, daß man keine beſon- deren Ordnungen aufzuſtellen nöthig hat. Wir unterſcheiden zwei Familien: die Gurkenquallen (Beroida) haben einen meiſt eiförmigen oder rundlichen Leib mit weitem Maule, großer Magenhöhle und acht Reihen Schwimmblätt- chen, welche in regelmäßig geordneten Linien vom Munde zum After laufen. Es ſind ſehr
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Fig. 264.
Lesueuria vitrea in doppelt natürlicher Größe von der Seite ge- ſehen. Das Thier hat vier längere und vier kür-
agile und zugleich auch ſehr gefräßige Thiere, welche be- ſonders den übrigen Quallen nachjagen. Beroe; Lesueuria; Medea.
Die Familie der Band- quallen (Callianirida) beſitzt nur eine ſehr kleine Mund- öffnung und einen äußerſt engen Magen, dagegen mei- ſtens Fangarme und oft ſeit- liche Lappen, auf welchen die Schwimmblättchen angebracht ſind. Meiſt finden ſich vier ſolcher Lappen vor; zuweilen iſt der Körper von oben nach unten zuſammengedrückt und
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aber zuweilen auch baumartige blindgeendete Verzweigungen. Es ſchei-
nen dieſe Kanäle Vertreter der Athemorgane zu ſein, von denen
man eben ſo wenig wie von Kreislaufsorganen ſonſt eine Spur vor-
findet.
Die Rippenquallen ſollen Zwitter ſein, wenigſtens will man
längs den Rippen unter den Waſſergefäßen bandartige Streifen ge-
ſehen haben, welche abwechſelnd in demſelben Thiere Hoden oder Eier-
ſtöcke ſein ſollen; — eine Angabe, die ich bis zur weiteren Beſtätigung
ſehr bezweifeln muß. Daß man an den genannten Stellen Eier fin-
det, iſt ſicher, ob aber dieſelben dort entſtehen, oder die Waſſergefäße
nur zu ihrer Ausführung dienen, und ob ferner auf demſelben Indi-
viduum beide Geſchlechter vereinigt ſind, dürfte weniger glaubhaft ſein.
Ueber die Entwickelung der Rippenquallen iſt durchaus gar nichts bekannt.
[Abbildung Fig. 263. Beroe.
Mit ausgeſtreckten
Fangfäden. ]
Die Organiſation dieſer Thiere, die man
häufig in Schwärmen in allen Meeren findet,
iſt ſo übereinſtimmend, daß man keine beſon-
deren Ordnungen aufzuſtellen nöthig hat. Wir
unterſcheiden zwei Familien: die Gurkenquallen
(Beroida) haben einen meiſt eiförmigen oder
rundlichen Leib mit weitem Maule, großer
Magenhöhle und acht Reihen Schwimmblätt-
chen, welche in regelmäßig geordneten Linien
vom Munde zum After laufen. Es ſind ſehr
[Abbildung Fig. 264. Lesueuria vitrea
in doppelt natürlicher Größe von der Seite ge-
ſehen. Das Thier hat vier längere und vier kür-]
agile und zugleich auch ſehr
gefräßige Thiere, welche be-
ſonders den übrigen Quallen
nachjagen. Beroe; Lesueuria;
Medea.
Die Familie der Band-
quallen (Callianirida) beſitzt
nur eine ſehr kleine Mund-
öffnung und einen äußerſt
engen Magen, dagegen mei-
ſtens Fangarme und oft ſeit-
liche Lappen, auf welchen die
Schwimmblättchen angebracht
ſind. Meiſt finden ſich vier
ſolcher Lappen vor; zuweilen
iſt der Körper von oben nach
unten zuſammengedrückt und
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/262>, abgerufen am 23.12.2024.
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