Microstomum lineare. a die mit starken Wim- perhaaren ausgekleideten Flimmergruben, hinter welchen die beiden Augen stehen; b der Mund; c der After; d Eier; e Nessel- organe der Haut.
Wir theilen die Schnurwürmer in zwei Fa- milien. Die einen, die rüssellosen Schnurwür- mer(Microstomida), meist kleine schwimmende Würmer, die übrigens durchaus noch nicht voll- ständig untersucht sind, haben keinen vorstreckbaren Rüssel, einen geraden Darm und in der Haut zerstreute Nesselorgane ähnlich denen der Armpo- lypen. Der sehr ausdehnbare Mund liegt meist seitlich am vorderen Körperende. Ihren Augen- punkten fehlen brechende Medien; Nervensystem, Ge- fäßsysten sind kaum in Spuren entdeckt. Die eigentlichen Schnurwürmer(Nemertida) hinge- gen haben einen vorschiebbaren Rüssel und zei- gen alle jene anatomischen Eigenthümlichkeiten des Baues, deren wir bei der Ordnung erwähn- ten. Unter diesen giebt es Gattungen, wie die Borlasia, die an den Küsten von England und Frankreich vorkommt, welche eine Länge von 50 und mehr Fuß erreichen. Es halten sich diese großen Würmer tagsüber zusammengeballt unter Steinen auf, während sie Nachts wie es scheint ihrem Raube nachgehen.
Vogt. Zoologische Briefe. I. 14
[Abbildung]
Fig. 217.
Microstomum lineare. a die mit ſtarken Wim- perhaaren ausgekleideten Flimmergruben, hinter welchen die beiden Augen ſtehen; b der Mund; c der After; d Eier; e Neſſel- organe der Haut.
Wir theilen die Schnurwürmer in zwei Fa- milien. Die einen, die rüſſelloſen Schnurwür- mer(Microstomida), meiſt kleine ſchwimmende Würmer, die übrigens durchaus noch nicht voll- ſtändig unterſucht ſind, haben keinen vorſtreckbaren Rüſſel, einen geraden Darm und in der Haut zerſtreute Neſſelorgane ähnlich denen der Armpo- lypen. Der ſehr ausdehnbare Mund liegt meiſt ſeitlich am vorderen Körperende. Ihren Augen- punkten fehlen brechende Medien; Nervenſyſtem, Ge- fäßſyſten ſind kaum in Spuren entdeckt. Die eigentlichen Schnurwürmer(Nemertida) hinge- gen haben einen vorſchiebbaren Rüſſel und zei- gen alle jene anatomiſchen Eigenthümlichkeiten des Baues, deren wir bei der Ordnung erwähn- ten. Unter dieſen giebt es Gattungen, wie die Borlasia, die an den Küſten von England und Frankreich vorkommt, welche eine Länge von 50 und mehr Fuß erreichen. Es halten ſich dieſe großen Würmer tagsüber zuſammengeballt unter Steinen auf, während ſie Nachts wie es ſcheint ihrem Raube nachgehen.
Vogt. Zoologiſche Briefe. I. 14
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0215"n="209"/><figure><head>Fig. 217.</head><lb/><p><hirendition="#aq">Microstomum lineare.<lb/>
a</hi> die mit ſtarken Wim-<lb/>
perhaaren ausgekleideten<lb/>
Flimmergruben, hinter<lb/>
welchen die beiden Augen<lb/>ſtehen; <hirendition="#aq">b</hi> der Mund; <hirendition="#aq">c</hi> der<lb/>
After; <hirendition="#aq">d</hi> Eier; <hirendition="#aq">e</hi> Neſſel-<lb/>
organe der Haut.</p></figure><lb/><p>Wir theilen die Schnurwürmer in zwei Fa-<lb/>
milien. Die einen, die rüſſelloſen <hirendition="#b">Schnurwür-<lb/>
mer</hi><hirendition="#i"><hirendition="#aq">(Microstomida)</hi></hi>, meiſt kleine ſchwimmende<lb/>
Würmer, die übrigens durchaus noch nicht voll-<lb/>ſtändig unterſucht ſind, haben keinen vorſtreckbaren<lb/>
Rüſſel, einen geraden Darm und in der Haut<lb/>
zerſtreute Neſſelorgane ähnlich denen der Armpo-<lb/>
lypen. Der ſehr ausdehnbare Mund liegt meiſt<lb/>ſeitlich am vorderen Körperende. Ihren Augen-<lb/>
punkten fehlen brechende Medien; Nervenſyſtem, Ge-<lb/>
fäßſyſten ſind kaum in Spuren entdeckt. Die<lb/>
eigentlichen <hirendition="#b">Schnurwürmer</hi><hirendition="#i"><hirendition="#aq">(Nemertida)</hi></hi> hinge-<lb/>
gen haben einen vorſchiebbaren Rüſſel und zei-<lb/>
gen alle jene anatomiſchen Eigenthümlichkeiten<lb/>
des Baues, deren wir bei der Ordnung erwähn-<lb/>
ten. Unter dieſen giebt es Gattungen, wie die<lb/><hirendition="#aq">Borlasia</hi>, die an den Küſten von England und<lb/>
Frankreich vorkommt, welche eine Länge von 50<lb/>
und mehr Fuß erreichen. Es halten ſich dieſe<lb/>
großen Würmer tagsüber zuſammengeballt unter<lb/>
Steinen auf, während ſie Nachts wie es ſcheint<lb/>
ihrem Raube nachgehen.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><fwplace="bottom"type="sig">Vogt. Zoologiſche Briefe. <hirendition="#aq">I.</hi> 14</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[209/0215]
[Abbildung Fig. 217.
Microstomum lineare.
a die mit ſtarken Wim-
perhaaren ausgekleideten
Flimmergruben, hinter
welchen die beiden Augen
ſtehen; b der Mund; c der
After; d Eier; e Neſſel-
organe der Haut. ]
Wir theilen die Schnurwürmer in zwei Fa-
milien. Die einen, die rüſſelloſen Schnurwür-
mer (Microstomida), meiſt kleine ſchwimmende
Würmer, die übrigens durchaus noch nicht voll-
ſtändig unterſucht ſind, haben keinen vorſtreckbaren
Rüſſel, einen geraden Darm und in der Haut
zerſtreute Neſſelorgane ähnlich denen der Armpo-
lypen. Der ſehr ausdehnbare Mund liegt meiſt
ſeitlich am vorderen Körperende. Ihren Augen-
punkten fehlen brechende Medien; Nervenſyſtem, Ge-
fäßſyſten ſind kaum in Spuren entdeckt. Die
eigentlichen Schnurwürmer (Nemertida) hinge-
gen haben einen vorſchiebbaren Rüſſel und zei-
gen alle jene anatomiſchen Eigenthümlichkeiten
des Baues, deren wir bei der Ordnung erwähn-
ten. Unter dieſen giebt es Gattungen, wie die
Borlasia, die an den Küſten von England und
Frankreich vorkommt, welche eine Länge von 50
und mehr Fuß erreichen. Es halten ſich dieſe
großen Würmer tagsüber zuſammengeballt unter
Steinen auf, während ſie Nachts wie es ſcheint
ihrem Raube nachgehen.
Vogt. Zoologiſche Briefe. I. 14
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/215>, abgerufen am 23.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.