Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>


[Abbildung]

bildete Figur enthalten; im
Gliede b dagegen dieselbe weg-
gelassen und dafür die Aus-
führungsgänge der männli-
chen Organe dargestellt.

eigentliches Herz unterscheiden, nur bei den
höheren Familien findet man einzelne Ausbuch-
tungen der Stämme und meistens eine größere
Blase in der Umgebung des Central-Nerven-
systemes, so daß dieses förmlich im Blute gebadet erscheint. Bei die-
sen Familien haben denn auch die Gefäßstämme eine selbstständige
Contractilität und die Ernährungsflüssigkeit, das Blut, zeigt eine mehr
oder minder gesättigte rothe Färbung, während bei den niedern Fami-
lien die Ernährungsflüssigkeit ungefärbt ist und die Gefäße sich nur
äußerst schwierig unterscheiden lassen.

Bei allen Plattwürmern kommen Geschlechtsorgane vor und
zwar sind die Bandwürmer, die Saugwürmer und die Sohlenwürmer
Hermaphroditen, während bei den Schnurwürmern getrennte Geschlech-
ter vorhanden sind. Auch hier sind die Typen äußerst verschieden, so
daß wir dieselben bei den einzelnen Ordnungen behandeln müssen,
ebenso wie die Entwicklung der Eier und der Jungen, welche oft auf
die merkwürdigsten Zufälle angewiesen ist. Man wurde erst in der
neuesten Zeit auf die eigenthümlichen Larvenzustände und Wanderun-
gen, welche mit diesen Larvenzuständen verbunden sind, so wie auf
die Knospung und Ammenzeugung aufmerksam, welche bei den schma-
rotzenden Plattwürmern eine ungemein große Rolle spielt. In Folge
dieser, meist noch sehr unvollständigen Beobachtungen, ist zwar jetzt
schon die Klassifikation dieser Würmer eine durchaus andere geworden,
es kann aber wohl nicht bezweifelt werden, daß die Vervollständigung
dieser Entdeckungen noch manche große Aenderung hervorbringen
werde und daß wir viele jetzt noch weit von einander getrennte
Gattungen, die in ganz verschiedenen Thieren hausen, später als zu-
sammen gehörende Entwicklungsstufen eines und desselben Wesens
erkennen werden.

Wir theilen die Plattwürmer zuerst in zwei große Unterklassen,
die sich durch ihre Lebensart und die Beschaffenheit der Haut wesent-
lich unterscheiden: die schmarotzenden Plattwürmer und die
freien Plattwürmer, und jede dieser Unterklassen wieder in zwei
Ordnungen, die Bandwürmer und die Saugwürmer einerseits und
die Sohlenwürmer und Schnurwürmer andererseits.



[Abbildung]

bildete Figur enthalten; im
Gliede b dagegen dieſelbe weg-
gelaſſen und dafür die Aus-
führungsgänge der männli-
chen Organe dargeſtellt.

eigentliches Herz unterſcheiden, nur bei den
höheren Familien findet man einzelne Ausbuch-
tungen der Stämme und meiſtens eine größere
Blaſe in der Umgebung des Central-Nerven-
ſyſtemes, ſo daß dieſes förmlich im Blute gebadet erſcheint. Bei die-
ſen Familien haben denn auch die Gefäßſtämme eine ſelbſtſtändige
Contractilität und die Ernährungsflüſſigkeit, das Blut, zeigt eine mehr
oder minder geſättigte rothe Färbung, während bei den niedern Fami-
lien die Ernährungsflüſſigkeit ungefärbt iſt und die Gefäße ſich nur
äußerſt ſchwierig unterſcheiden laſſen.

Bei allen Plattwürmern kommen Geſchlechtsorgane vor und
zwar ſind die Bandwürmer, die Saugwürmer und die Sohlenwürmer
Hermaphroditen, während bei den Schnurwürmern getrennte Geſchlech-
ter vorhanden ſind. Auch hier ſind die Typen äußerſt verſchieden, ſo
daß wir dieſelben bei den einzelnen Ordnungen behandeln müſſen,
ebenſo wie die Entwicklung der Eier und der Jungen, welche oft auf
die merkwürdigſten Zufälle angewieſen iſt. Man wurde erſt in der
neueſten Zeit auf die eigenthümlichen Larvenzuſtände und Wanderun-
gen, welche mit dieſen Larvenzuſtänden verbunden ſind, ſo wie auf
die Knospung und Ammenzeugung aufmerkſam, welche bei den ſchma-
rotzenden Plattwürmern eine ungemein große Rolle ſpielt. In Folge
dieſer, meiſt noch ſehr unvollſtändigen Beobachtungen, iſt zwar jetzt
ſchon die Klaſſifikation dieſer Würmer eine durchaus andere geworden,
es kann aber wohl nicht bezweifelt werden, daß die Vervollſtändigung
dieſer Entdeckungen noch manche große Aenderung hervorbringen
werde und daß wir viele jetzt noch weit von einander getrennte
Gattungen, die in ganz verſchiedenen Thieren hauſen, ſpäter als zu-
ſammen gehörende Entwicklungsſtufen eines und deſſelben Weſens
erkennen werden.

Wir theilen die Plattwürmer zuerſt in zwei große Unterklaſſen,
die ſich durch ihre Lebensart und die Beſchaffenheit der Haut weſent-
lich unterſcheiden: die ſchmarotzenden Plattwürmer und die
freien Plattwürmer, und jede dieſer Unterklaſſen wieder in zwei
Ordnungen, die Bandwürmer und die Saugwürmer einerſeits und
die Sohlenwürmer und Schnurwürmer andererſeits.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0195" n="189"/><figure xml:id="figure-0195" prev="#figure-0194"><p xml:id="p-0195" prev="#p-0194">bildete Figur enthalten; im<lb/>
Gliede <hi rendition="#aq">b</hi> dagegen die&#x017F;elbe weg-<lb/>
gela&#x017F;&#x017F;en und dafür die Aus-<lb/>
führungsgänge der männli-<lb/>
chen Organe darge&#x017F;tellt.</p></figure><lb/>
eigentliches Herz unter&#x017F;cheiden, nur bei den<lb/>
höheren Familien findet man einzelne Ausbuch-<lb/>
tungen der Stämme und mei&#x017F;tens eine größere<lb/>
Bla&#x017F;e in der Umgebung des Central-Nerven-<lb/>
&#x017F;y&#x017F;temes, &#x017F;o daß die&#x017F;es förmlich im Blute gebadet er&#x017F;cheint. Bei die-<lb/>
&#x017F;en Familien haben denn auch die Gefäß&#x017F;tämme eine &#x017F;elb&#x017F;t&#x017F;tändige<lb/>
Contractilität und die Ernährungsflü&#x017F;&#x017F;igkeit, das Blut, zeigt eine mehr<lb/>
oder minder ge&#x017F;ättigte rothe Färbung, während bei den niedern Fami-<lb/>
lien die Ernährungsflü&#x017F;&#x017F;igkeit ungefärbt i&#x017F;t und die Gefäße &#x017F;ich nur<lb/>
äußer&#x017F;t &#x017F;chwierig unter&#x017F;cheiden la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Bei allen Plattwürmern kommen <hi rendition="#g">Ge&#x017F;chlechtsorgane</hi> vor und<lb/>
zwar &#x017F;ind die Bandwürmer, die Saugwürmer und die Sohlenwürmer<lb/>
Hermaphroditen, während bei den Schnurwürmern getrennte Ge&#x017F;chlech-<lb/>
ter vorhanden &#x017F;ind. Auch hier &#x017F;ind die Typen äußer&#x017F;t ver&#x017F;chieden, &#x017F;o<lb/>
daß wir die&#x017F;elben bei den einzelnen Ordnungen behandeln mü&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
eben&#x017F;o wie die Entwicklung der Eier und der Jungen, welche oft auf<lb/>
die merkwürdig&#x017F;ten Zufälle angewie&#x017F;en i&#x017F;t. Man wurde er&#x017F;t in der<lb/>
neue&#x017F;ten Zeit auf die eigenthümlichen Larvenzu&#x017F;tände und Wanderun-<lb/>
gen, welche mit die&#x017F;en Larvenzu&#x017F;tänden verbunden &#x017F;ind, &#x017F;o wie auf<lb/>
die Knospung und Ammenzeugung aufmerk&#x017F;am, welche bei den &#x017F;chma-<lb/>
rotzenden Plattwürmern eine ungemein große Rolle &#x017F;pielt. In Folge<lb/>
die&#x017F;er, mei&#x017F;t noch &#x017F;ehr unvoll&#x017F;tändigen Beobachtungen, i&#x017F;t zwar jetzt<lb/>
&#x017F;chon die Kla&#x017F;&#x017F;ifikation die&#x017F;er Würmer eine durchaus andere geworden,<lb/>
es kann aber wohl nicht bezweifelt werden, daß die Vervoll&#x017F;tändigung<lb/>
die&#x017F;er Entdeckungen noch manche große Aenderung hervorbringen<lb/>
werde und daß wir viele jetzt noch weit von einander getrennte<lb/>
Gattungen, die in ganz ver&#x017F;chiedenen Thieren hau&#x017F;en, &#x017F;päter als zu-<lb/>
&#x017F;ammen gehörende Entwicklungs&#x017F;tufen eines und de&#x017F;&#x017F;elben We&#x017F;ens<lb/>
erkennen werden.</p><lb/>
          <p>Wir theilen die Plattwürmer zuer&#x017F;t in zwei große Unterkla&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
die &#x017F;ich durch ihre Lebensart und die Be&#x017F;chaffenheit der Haut we&#x017F;ent-<lb/>
lich unter&#x017F;cheiden: die <hi rendition="#g">&#x017F;chmarotzenden Plattwürmer</hi> und die<lb/><hi rendition="#g">freien Plattwürmer</hi>, und jede die&#x017F;er Unterkla&#x017F;&#x017F;en wieder in zwei<lb/>
Ordnungen, die Bandwürmer und die Saugwürmer einer&#x017F;eits und<lb/>
die Sohlenwürmer und Schnurwürmer anderer&#x017F;eits.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[189/0195] [Abbildung bildete Figur enthalten; im Gliede b dagegen dieſelbe weg- gelaſſen und dafür die Aus- führungsgänge der männli- chen Organe dargeſtellt.] eigentliches Herz unterſcheiden, nur bei den höheren Familien findet man einzelne Ausbuch- tungen der Stämme und meiſtens eine größere Blaſe in der Umgebung des Central-Nerven- ſyſtemes, ſo daß dieſes förmlich im Blute gebadet erſcheint. Bei die- ſen Familien haben denn auch die Gefäßſtämme eine ſelbſtſtändige Contractilität und die Ernährungsflüſſigkeit, das Blut, zeigt eine mehr oder minder geſättigte rothe Färbung, während bei den niedern Fami- lien die Ernährungsflüſſigkeit ungefärbt iſt und die Gefäße ſich nur äußerſt ſchwierig unterſcheiden laſſen. Bei allen Plattwürmern kommen Geſchlechtsorgane vor und zwar ſind die Bandwürmer, die Saugwürmer und die Sohlenwürmer Hermaphroditen, während bei den Schnurwürmern getrennte Geſchlech- ter vorhanden ſind. Auch hier ſind die Typen äußerſt verſchieden, ſo daß wir dieſelben bei den einzelnen Ordnungen behandeln müſſen, ebenſo wie die Entwicklung der Eier und der Jungen, welche oft auf die merkwürdigſten Zufälle angewieſen iſt. Man wurde erſt in der neueſten Zeit auf die eigenthümlichen Larvenzuſtände und Wanderun- gen, welche mit dieſen Larvenzuſtänden verbunden ſind, ſo wie auf die Knospung und Ammenzeugung aufmerkſam, welche bei den ſchma- rotzenden Plattwürmern eine ungemein große Rolle ſpielt. In Folge dieſer, meiſt noch ſehr unvollſtändigen Beobachtungen, iſt zwar jetzt ſchon die Klaſſifikation dieſer Würmer eine durchaus andere geworden, es kann aber wohl nicht bezweifelt werden, daß die Vervollſtändigung dieſer Entdeckungen noch manche große Aenderung hervorbringen werde und daß wir viele jetzt noch weit von einander getrennte Gattungen, die in ganz verſchiedenen Thieren hauſen, ſpäter als zu- ſammen gehörende Entwicklungsſtufen eines und deſſelben Weſens erkennen werden. Wir theilen die Plattwürmer zuerſt in zwei große Unterklaſſen, die ſich durch ihre Lebensart und die Beſchaffenheit der Haut weſent- lich unterſcheiden: die ſchmarotzenden Plattwürmer und die freien Plattwürmer, und jede dieſer Unterklaſſen wieder in zwei Ordnungen, die Bandwürmer und die Saugwürmer einerſeits und die Sohlenwürmer und Schnurwürmer andererſeits.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/195
Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/195>, abgerufen am 05.12.2024.