Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

Bild:
<< vorherige Seite


[Abbildung] Fig. 140.

Pentacrinus europaeus.
Eine Gruppe von jungen Haarsternen, während sie noch gestielt sind (Penta-
crinus europaeus
) auf einer Seepflanze sitzend. Das Thierchen links hat seine
Arme ausgebreitet und die obere Mundfläche dem Beschauer zugewendet; das mittlere
ist ganz zusammengezogen; das auf der rechten Seite ausgebreitet, von der Seite
gesehen. Um die Figuren nicht zu verwirren, hat man die Seitenstrahlen (pinnulae)
der zehn Arme nur in der Figur links, nicht aber bei den beiden andern darge-
stellt. a der Stiel; b der Körper aus Täfelchen gebildet; c die Arme; d der fünf-
strahlige Mund; e der After, am Ursprung des unparen Doppelstrahles gelegen.

Körper ist becherförmig, die untere dem Stiele zugewandte Fläche aus
einzelnen Kalktafeln gebildet, welche in der Mitte eine Höhle für die
Eingeweide lassen. Die obere Fläche des Bechers ist von einer leder-
artigen Haut überwölbt, in welcher sich mitten der Mund und zur
Seite der After befindet. An dem Rande des Körpers stehen Arme,
welche von den Tafeln, die den Becher bilden, ausgehen, meist sehr
beweglich sind, entfaltet und zusammengelegt werden können und zum
Ergreifen der Beute dienen. Diese Arme sind aus vielen einzelnen
Stücken zusammengesetzt, und tragen oft wieder besondere Aeste,
Zweige und Ranken, die auf den einzelnen Gliedern der Arme einge-
lenkt sind. Der Körper mit seinen zusammengelegten Armen hat be-
sonders bei einigen kurzarmigen Arten ganz die Form einer Lilien-
knospe auf langem Stengel.

Eine normale Seelilie kann man als zusammengesetzt aus vier
einzelnen Theilen ansehen: die Wurzel, womit das Thier an den
Boden befestigt ist, wird von einer kalkigen Masse gebildet, ähnlich
der Grundmasse, an der die Polypen aufsitzen. Sie erscheint meist als
eine Ausschwitzung ohne weitere specielle Ausbildung. Auf dieser Wur-


[Abbildung] Fig. 140.

Pentacrinus europaeus.
Eine Gruppe von jungen Haarſternen, während ſie noch geſtielt ſind (Penta-
crinus europaeus
) auf einer Seepflanze ſitzend. Das Thierchen links hat ſeine
Arme ausgebreitet und die obere Mundfläche dem Beſchauer zugewendet; das mittlere
iſt ganz zuſammengezogen; das auf der rechten Seite ausgebreitet, von der Seite
geſehen. Um die Figuren nicht zu verwirren, hat man die Seitenſtrahlen (pinnulae)
der zehn Arme nur in der Figur links, nicht aber bei den beiden andern darge-
ſtellt. a der Stiel; b der Körper aus Täfelchen gebildet; c die Arme; d der fünf-
ſtrahlige Mund; e der After, am Urſprung des unparen Doppelſtrahles gelegen.

Körper iſt becherförmig, die untere dem Stiele zugewandte Fläche aus
einzelnen Kalktafeln gebildet, welche in der Mitte eine Höhle für die
Eingeweide laſſen. Die obere Fläche des Bechers iſt von einer leder-
artigen Haut überwölbt, in welcher ſich mitten der Mund und zur
Seite der After befindet. An dem Rande des Körpers ſtehen Arme,
welche von den Tafeln, die den Becher bilden, ausgehen, meiſt ſehr
beweglich ſind, entfaltet und zuſammengelegt werden können und zum
Ergreifen der Beute dienen. Dieſe Arme ſind aus vielen einzelnen
Stücken zuſammengeſetzt, und tragen oft wieder beſondere Aeſte,
Zweige und Ranken, die auf den einzelnen Gliedern der Arme einge-
lenkt ſind. Der Körper mit ſeinen zuſammengelegten Armen hat be-
ſonders bei einigen kurzarmigen Arten ganz die Form einer Lilien-
knospe auf langem Stengel.

Eine normale Seelilie kann man als zuſammengeſetzt aus vier
einzelnen Theilen anſehen: die Wurzel, womit das Thier an den
Boden befeſtigt iſt, wird von einer kalkigen Maſſe gebildet, ähnlich
der Grundmaſſe, an der die Polypen aufſitzen. Sie erſcheint meiſt als
eine Ausſchwitzung ohne weitere ſpecielle Ausbildung. Auf dieſer Wur-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0159" n="153"/><figure><head>Fig. 140. </head><p><hi rendition="#aq">Pentacrinus europaeus.</hi><lb/>
Eine Gruppe von jungen Haar&#x017F;ternen, während &#x017F;ie noch ge&#x017F;tielt &#x017F;ind (<hi rendition="#aq">Penta-<lb/>
crinus europaeus</hi>) auf einer Seepflanze &#x017F;itzend. Das Thierchen links hat &#x017F;eine<lb/>
Arme ausgebreitet und die obere Mundfläche dem Be&#x017F;chauer zugewendet; das mittlere<lb/>
i&#x017F;t ganz zu&#x017F;ammengezogen; das auf der rechten Seite ausgebreitet, von der Seite<lb/>
ge&#x017F;ehen. Um die Figuren nicht zu verwirren, hat man die Seiten&#x017F;trahlen (<hi rendition="#aq">pinnulae</hi>)<lb/>
der zehn Arme nur in der Figur links, nicht aber bei den beiden andern darge-<lb/>
&#x017F;tellt. <hi rendition="#aq">a</hi> der Stiel; <hi rendition="#aq">b</hi> der Körper aus Täfelchen gebildet; <hi rendition="#aq">c</hi> die Arme; <hi rendition="#aq">d</hi> der fünf-<lb/>
&#x017F;trahlige Mund; <hi rendition="#aq">e</hi> der After, am Ur&#x017F;prung des unparen Doppel&#x017F;trahles gelegen.</p></figure><lb/>
Körper i&#x017F;t becherförmig, die untere dem Stiele zugewandte Fläche aus<lb/>
einzelnen Kalktafeln gebildet, welche in der Mitte eine Höhle für die<lb/>
Eingeweide la&#x017F;&#x017F;en. Die obere Fläche des Bechers i&#x017F;t von einer leder-<lb/>
artigen Haut überwölbt, in welcher &#x017F;ich mitten der Mund und zur<lb/>
Seite der After befindet. An dem Rande des Körpers &#x017F;tehen Arme,<lb/>
welche von den Tafeln, die den Becher bilden, ausgehen, mei&#x017F;t &#x017F;ehr<lb/>
beweglich &#x017F;ind, entfaltet und zu&#x017F;ammengelegt werden können und zum<lb/>
Ergreifen der Beute dienen. Die&#x017F;e Arme &#x017F;ind aus vielen einzelnen<lb/>
Stücken zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzt, und tragen oft wieder be&#x017F;ondere Ae&#x017F;te,<lb/>
Zweige und Ranken, die auf den einzelnen Gliedern der Arme einge-<lb/>
lenkt &#x017F;ind. Der Körper mit &#x017F;einen zu&#x017F;ammengelegten Armen hat be-<lb/>
&#x017F;onders bei einigen kurzarmigen Arten ganz die Form einer Lilien-<lb/>
knospe auf langem Stengel.</p><lb/>
          <p>Eine normale Seelilie kann man als zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzt aus vier<lb/>
einzelnen Theilen an&#x017F;ehen: die <hi rendition="#g">Wurzel</hi>, womit das Thier an den<lb/>
Boden befe&#x017F;tigt i&#x017F;t, wird von einer kalkigen Ma&#x017F;&#x017F;e gebildet, ähnlich<lb/>
der Grundma&#x017F;&#x017F;e, an der die Polypen auf&#x017F;itzen. Sie er&#x017F;cheint mei&#x017F;t als<lb/>
eine Aus&#x017F;chwitzung ohne weitere &#x017F;pecielle Ausbildung. Auf die&#x017F;er Wur-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[153/0159] [Abbildung Fig. 140. Pentacrinus europaeus. Eine Gruppe von jungen Haarſternen, während ſie noch geſtielt ſind (Penta- crinus europaeus) auf einer Seepflanze ſitzend. Das Thierchen links hat ſeine Arme ausgebreitet und die obere Mundfläche dem Beſchauer zugewendet; das mittlere iſt ganz zuſammengezogen; das auf der rechten Seite ausgebreitet, von der Seite geſehen. Um die Figuren nicht zu verwirren, hat man die Seitenſtrahlen (pinnulae) der zehn Arme nur in der Figur links, nicht aber bei den beiden andern darge- ſtellt. a der Stiel; b der Körper aus Täfelchen gebildet; c die Arme; d der fünf- ſtrahlige Mund; e der After, am Urſprung des unparen Doppelſtrahles gelegen.] Körper iſt becherförmig, die untere dem Stiele zugewandte Fläche aus einzelnen Kalktafeln gebildet, welche in der Mitte eine Höhle für die Eingeweide laſſen. Die obere Fläche des Bechers iſt von einer leder- artigen Haut überwölbt, in welcher ſich mitten der Mund und zur Seite der After befindet. An dem Rande des Körpers ſtehen Arme, welche von den Tafeln, die den Becher bilden, ausgehen, meiſt ſehr beweglich ſind, entfaltet und zuſammengelegt werden können und zum Ergreifen der Beute dienen. Dieſe Arme ſind aus vielen einzelnen Stücken zuſammengeſetzt, und tragen oft wieder beſondere Aeſte, Zweige und Ranken, die auf den einzelnen Gliedern der Arme einge- lenkt ſind. Der Körper mit ſeinen zuſammengelegten Armen hat be- ſonders bei einigen kurzarmigen Arten ganz die Form einer Lilien- knospe auf langem Stengel. Eine normale Seelilie kann man als zuſammengeſetzt aus vier einzelnen Theilen anſehen: die Wurzel, womit das Thier an den Boden befeſtigt iſt, wird von einer kalkigen Maſſe gebildet, ähnlich der Grundmaſſe, an der die Polypen aufſitzen. Sie erſcheint meiſt als eine Ausſchwitzung ohne weitere ſpecielle Ausbildung. Auf dieſer Wur-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/159
Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/159>, abgerufen am 05.12.2024.